St. Johannes der Täufer (Sonderhofen)

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Katholische Pfarrkirche St. Johannes der Täufer in Sonderhofen
Sonderhofen Sankt Johannes der Taeufer.jpg
Kirchenraum von St. Johannes der Täufer

Die Pfarrkirche St. Johannes der Täufer ist das katholische Gotteshaus der Gemeinde Sonderhofen im Ochsenfurter Gau.

Patrozinium

Johannes der Täufer, lateinisch Johannes Baptista (geboren etwa 5 v. Chr.; gestorben um 30 bzw. vor 36 n. Chr.) war ein jüdischer Bußprediger, der um 28 n. Chr. in Galiläa und Judäa auftrat. Die Anhängerschaft von Johannes war zahlreich, darunter auch Jesus von Nazaret, der sich durch ihn taufen ließ. Der Gedenktag von Johannes dem Täufer ist am 24. Juni. [1]

Vorgeschichte

Bereits im Jahre 741/742 wird in der Schenkungsurkunde von Karlmann an Bischof Burkard Sonderhofen mit einer eigenen Kirche erwähnt. 1283 wurde an der Stelle des heutigen Kirchenbaus ein romanischer Neubau aus Stein errichtet. Die Johanneskirche wird in Ablassurkunden vom 13. März 1287, 16. Februar 1290 und im Juni 1319 genannt. Mit diesem Neubau fand auch der Patroziniumswechsel von St. Remigius zum heiligen Johannes dem Täufer statt. Der romanische Bau wurde in der Echterzeit gotisiert und ab 1700 barockisiert.

1749 wurde die Baufälligkeit des Kirchturms feststestellt. Der Turm wurde jedoch nicht saniert, sondern nur notdürftig ausgebessert. Stattdessen wurde wegen des bedrückenden Platzmangels ein Neubau des Langhauses beschlossen.

Baugeschichte

Der Grundstein wurde 1757 gelegt, Architekt war der Würzburger Hofarchitekt Johann Michael Fischer. Das bisherige Kirchenschiff wurde zum Chor umfunktioniert und ein neues Langhaus angefügt. 1758 wurde mit der Innenausstattung begonnen.

Außenfassade

Das Kirchenportal und die Steinurnen der katholischen Pfarrkirche wurden 1764 von Johann Georg Auwera geschaffen. Über dem Portal steht im Türsturz zu lesen Domus Dei (Haus Gottes). Darüber sehen wir ein Dreieck mit einem Auge, welches das Zeichen des Dreifaltigen Gottes ist. Dieses wird von einem jeweils links und rechts stehenden Engel verehrt. Weiter oben folgt das Wappen des Würzburger Fürstbischofs Adam Friedrich von Seinsheim, eine Schöpfung von Johann Michael Joseph van der Auwera aus dem Jahr 1757. Den Abschluss bildet die Darstellung der Unbefleckten Empfängnis (Immakulata), der Herzogin von Franken. Über der Marienfigur steht geschrieben S. Virgo sine macula (Heilige Jungfrau ohne Makel) und gleich darunter Sis a nobis benedicta (du sollst von uns gepriesen sein). Sie ist eine Schöpfung des Auber Bildhauers Mathäus Haslinger aus dem Jahre 1759[2]

Beteiligte Künstler an der Innenausstattung

Der Auftrag für den neuen Hochaltar wurde an Johann Michael Joseph van der Auwera aus Aub vergeben, allerdings gab es schon kurz nach der Aufstellung Ärger mit der Statik des neuen Altars. 1779 stürzte der Kirchturm ein und beschädigte den Chor schwer. Dies war auch das Ende des Auwera-Altars. Renovierungsarbeiten am Chor, der bei dieser Gelegenheit größere Fenster erhielt, waren die Folge. Auf den Turm verzichtete man; dieser wurde erst in den Jahren 1841 bis 1843 neu errichtet. Den Auftrag für einen neuen Hochaltar erhielt Johann Peter Wagner. Von ihm stammen ebenfalls die Seitenaltäre (1764/65) und der Taufstein. Die Altarblätter mit der Darstellung der Heiligen Maria Magdalena und der Krönung Mariä von Oswald Onghers wurden von den 1701 entstandenen Vorgängeraltären übernommen. Joseph Anton Petrolli, der aus dem Umkreis von Materno Bossi kam, stuckierte die Decke des Chorraums und überarbeitete die bereits vorhandene Kanzel mit Stuckmarmor. Die Fresken im Chorraum malte Georg Anton Urlaub im Jahre 1757.

1894 verlieh der Kirchenmaler und Stuckateur Fritz Bayerlein dem Kirchenschiff sein heutiges Aussehen.

Trotz der unterschiedlichen Stilepochen des Barock im 18. Jahrhundert und des Historismus im 19. Jahrhundert ist es gelungen, der Kirche St. Johannes ein einheitliches Raumgefühl zu geben, das sich einem einzigen Thema widmet: dem Leben und der theologischen Bedeutung von Johannes dem Täufer.

Kirchenraum

Die Kanzel von St. Johannes aus dem Jahre 1758 ist ein Meisterwerk von Antonio Petrolli. Auf dem Kanzelkorb sitzt links Moses mit den Gesetzestafeln; er verkörpert das Gesetz des Alten Testmentes. Elia, der auf der rechten Seite zu finden ist, steht für das Eintreten für die Rechte Gottes. In der Erscheinung und den Predigten des Täufers Johannes wurde die „Reinkarnation“ dieser beiden Propheten gesehen. Zwischen den beiden Propheten sind die vier Evangelisten mit ihren Symbolen abgebildet: Lukas mit einem Stier, Markus mit einem Löwen, Johannes mit einem Adler und Matthäus mit einem geflügelten Menschen. [3]

Die drei göttlichen Tugenden Glaube (Kelch), Hoffnung (Anker) und Liebe (Mutter mit Kind) sind am Kanzelaufgang zu sehen. An der Rückwand der Kanzel abgebildet ist Johannes der Täufer mit Lamm und Stab (Ecce agnus dei = Seht das Lamm Gottes) als Hinweis auf die durch Christus bewirkte Erlösung von den Sünden. Den Schalldeckel der Kanzel schmücken zwei tänzelnde Engel, einer davon hält das Neuen Testament in die Höhe, auf dem der Anfang des Johannes-Evangeliums zu lesen ist.

Im Zentrum der Decke des Chorraumes finden wir abermals die Bezugnahme auf die Propheten Moses und Elia: Hier ist die Verklärung Jesu am Berg Tabor dargestellt. Durch Johannes den Täufer, der sich selbst als Vorläufer Jesu bezeichnet, geht die „Reinkarnationskraft" der beiden Propheten Moses und Elia auf Jesus über. Aus diesem Grunde erscheinen Moses und Elia Jesus noch einmal unmittelbar vor seinem Weg zum Berg Golgotha.

Die Lebensgeschichte von Johannes dem Täufer ist in den vier Rundbildern des Kirchenschiffs dargestellt: Links vorne verkündet sein Vater Zacharias, dass das Kind Johannes heißen soll [4]. Rechts vorne begegnen wir Johannes bei der Predigt. In der linken hinteren Ecke mit Blick auf die Orgel setzt sich Johannes mit König Herodes wegen dessen Ehe auseinander. Rechts hinten ist die Enthauptung des Johannes im Kerker des Herodes dargestellt.

Das Deckenfresko im Zentrum des Kirchenschiffs zeigt uns die Szene, als die schwangere Maria zur schwangeren Elisabeth, der Mutter von Johannes dem Täufer kommt und sie begrüßt [5].

Das Lukas-Evangelium schildert die Lebensgeschichte von Johannes dem Täufer am genauesten, aber auch die anderen drei Evangelisten Matthäus, Markus und Johannes erzählen am Anfang von Johannes. Das ist auch der Grund, weshalb die vier Evangelisten auf Bildern in den Ecken des Chorraums zu sehen sind: Matthäus mit einem geflügelten Menschen, Markus mit einem Löwen, Lukas mit einem Stier und Johannes mit einem Adler. [3] Beim Einsturz des Kirchenturms 1779 wurden die beiden Kartuschen hinter dem Hochaltar mit Matthäus und Markus zerstört und von Franz Andreas Thalheimer 1782 ersetzt. Da 1937 festgestellt wurde, dass Regen und insbesondere Schneewasser in die Kirchendecke eingedrungen war, erfolgte 1969 eine Restaurierung der Deckengemälde durch den Kunstmaler Curd Lessig von der Firma Fuchs in Würzburg. Die Restaurierung der Firma Menna (Würzburg) im Jahre 1987 bezog sich im wesentlichen auf die Stuckumrahmung des Chorbildes und der Kartuschen.

Nicht nur der Taufstein zeigt das zentrale Lebensbild der Lebensgeschichte von Johannes dem Täufer, sondern auch die Mitte des Hochaltars: „Als er am Jordan die Umkehr verkündet und die Taufe zur Vergebung der Sünden praktiziert, kommt auch Jesus aus Nazareth, um sich taufen zu lassen. Die Taufe von Johannes allerdings ist nur ein Bußzeichen. Zur Verbindlichkeit der Sündenvergebung kommt es erst durch den Erlösertod Jesu." [6] Johann Peter Wagner deutet dies, indem das Wasser, das Jesus von Johannes über den Kopf gegossen wird symbolisch hinunterfließen lässt auf einen Beichtstuhl, der im Hochaltar hinter dem vorgeschobenen Altartisch mit dem Tabernakel verborgen ist.

Auf der linken Seite von Johannes dem Täufer steht dessen Vater Zacharias (mit dem Weihrauchfass), rechts seine Mutter Elisabeth. An der linken Außenseite sehen wir den heiligen Karl Borromäus [7], an der rechten Außenseite den heiligen Johannes von Nepomuk [8], den Heiligen des Beichtgeheimnisses.

Das Thema „Umkehr und Buße“, welches wir bereits im Hochaltar finden, setzt sich in den beiden Seitenaltären von Johann Peter Wagner fort. Am linken Seitenaltar sehen wir den heiligen Petrus mit dem Himmelsschlüssel und den heiligen Paulus mit dem Schwert. In ihrer „Binde- und Lösegewalt" beruft sich die römisch-katholische Kirche auf diese beiden Apostel. Im Altarblatt von Oswald Onghers ist die Himmelfahrt Mariens dargestellt; die Himmelfahrt, die allen verheißen ist, die sich über Umkehr und Buße auf den Weg der Anteilnahme an der Erlösung Christi begeben.

Die Figuren am rechten Seitenaltar stellen den Schächer Dismas mit dem Kreuz [9] und den bußfertigen Einsiedler Hieronymus mit seinem Löwen [10] dar. Das Altarblatt von Oswald Onghers zeigt uns die heilige Maria Magdalena als barfüßige Einsiedlerin, die von Engeln mit dem Heiligsten Altarsakrament gestärkt wird.

Auf der linken Seite des Chorbogens steht eine Marienfigur aus dem Rokoko, dessen Schöpfer nicht bekannt ist. Ihr gegenüber liegend auf der rechten Seite des Chorbogens steht der heilige Josef, den Johann Michael Joseph van der Auwera um das Jahr 1751 geschaffen hat.

An den Wänden des Kirchenschiffs befinden sich die Statuen des heiligen Wendelin [11], des heiligen Antonius von Padua [12] und des heiligen Georg [13].

Blut-Madonna von Re (Piemont)

Im Altarraum hängt an der linken Wand über dem Chorgestühl eine Kopie der Madonna der Wallfahrtskiche Re in Oberitalien aus dem 14. Jahrhundert. Die dortige Wallfahrt entstand durch einen Bilderfrevel am 29. April 1494, als es durch einen Steinschlag beschädigt wurde und in dessen Folge Blutaustritt am Bild zu erkennen war. Das Sonderhöfer Gemälde entstand laut Signatur 1693 durch Caspar Baltasar. Wie das Bild nach Sonderhofen kam, ist nicht bekannt, wieder gefunden wurde es Jahr 1982 auf dem Dachboden des ehemaligen Pfarrhauses.

Geläut

Das vierstimmige Geläut stammt aus dem Jahr 1956 und von der Glockengießerei Perner in Passau, die Josefsglocke wurde bereits 1930 von der Glockengießerei Gebrüder Klaus aus Heidingsfeld gegossen.

  • Christkönigsglocke: Schlagton: dis´, Gewicht: 1286 Kilogramm.
  • Johannesglocke: Schlagton: fis´, Gewicht: 730 Kilogramm.
  • Josefsglocke: Schlagton: gis´, Gewicht: unbekannt.
  • Marienglocke: Schlagton: h´, Gewicht: ebenfalls nicht bekannt.

Pfarrgebiet

Zum Pfarrgebiet gehört nur der Altort der Gemeinde Sonderhofen.

Pfarreiengemeinschaft

St. Johannes der Täufer gehört zur Pfarreiengemeinschaft „Zu den Schutzengeln im Gau“.

Seelsorger

► Siehe Seelsorger Sonderhofen

Siehe auch

Quellen und Literatur

  • Katholisches Pfarramt Hl. Schutzengel Gaukönigshofen (Hrsg.): Kirchenführer St. Johannes der Täufer Sonderhofen, Ostern 2012 (Text: Pfarrer Klaus König)
  • Georg Menth: Die Bildhauerfamilie Auwera in Aub. Stadt Aub: Kunst und Geschichte, Band 2, Aubanusverlag, Wolfratshausen 1987
  • Hans-Peter Trenschel: Schätze kirchlicher Kunst zwischen Main und Tauber (Bavaria Antiqua), 2. Auflage, München 1983
  • Georg Anton Urlaub - ein fränkischer Maler im Banne Tiepolos, Hrsg.: Mainfränkisches Museum Würzburg, Sonderausstellung des Mainfränkischen Museums Würzburg, 24. April - 23. Juni 1996, 270 S., Mainfränkisches Heft 95
  • Sonderhofen in geschichtlicher Zeit auf sonderhofen.de

Weblinks

Einzelnachweise, Erläuterungen und Hinweise

  1. Weitere Informationen zu Johannes dem Täufer bei Wikipedia [1].
  2. Pfarramt Sonderhofen, GR 1759, fol 49
  3. 3,0 3,1 Symbole der Evangelisten
    Auf vielen Bildern werden die vier Evangelisten mit ihren jeweiligen Symbolen dargestellt: Matthäus mit einem Menschen oder Engel, Markus mit einem Löwen, Lukas mit einem Stier, Johannes mit einem Adler. Diese vier Bilder sind der Offenbarung des Johannes (4, 6) entnommen, wo es in einer Vision des Gottesthrones heißt: „Das erste Lebewesen glich einem Löwen, das zweite einem Stier, das dritte sah aus wie ein Mensch, das vierte glich einem fliegenden Adler." Auch die Darstellung der vier Wesen mit Flügeln ist dieser Bibelstelle entnommen. Der Kirchenlehrer Hieronymus (347 bis 419) ordnete die vier Lebewesen den einzelnen Evangelisten zu, indem er auf die Anfänge ihrer Evangelien verwies: Matthäus beginnt mit dem Stammbaum und der Menschwerdung Jesu, daher der Mensch. Markus stellt an den Anfang seines Textes die Bußpredigt des Johannes, der wie ein Löwe seine Stimme in der Wüste erschallen lässt. Lukas berichtet zuerst vom Opferdienst des Priesters Zacharias, so dass der Stier als Opfertier zu seinem Attribut wurde. Und Johannes schließlich beginnt mit dem Prolog über das Wort Gottes und schwingt sich in einer Art „geistigem Höhenflug" wie der Adler in Höhen, die die anderen nicht erreichen.
    Außer dieser Zuordnung zu den Evangelisten symbolisieren alle vier Wesen in der gemeinsamen Darstellung Jesus Christus selbst, dessen vier wichtigste Heilstaten in den Evangelientexten bezeugt werden: Der Mensch ist Abbild der Menschwerdung, der Stier bedeutet seinen Opfertod, der Löwe die Auferstehung und der Adler seine Himmelfahrt.
    (Quelle: Würzburger katholisches Sonntagsblatt).
  4. Die Verheißung der Geburt des Täufers in Lk. 1,5.5 [2]
  5. Informationen zu „Mariä Heimsuchung“ bei Wikipedia [3]
  6. Katholische Pfarramt Hl. Schutzengel Gaukönigshofen (Hrsg.): Kirchenführer St. Johannes der Täufer Sonderhofen, Ostern 2012 (Text: Pfarrer Klaus König), S. 7
  7. Informationen über Karl Borromäus bei Wikipedia [4]
  8. Informationen über Johannes von Nepomuk bei Wikipedia [5]
  9. Dismas (auch Dysmas, Dimas oder seit dem Mittelalter Dumachus; † um 30 in Jerusalem) ist in der christlichen Tradition der Name des mit Jesus gekreuzigten „guten" Verbrechers oder Schächers, der nach dem Lukasevangelium am Kreuz Reue gezeigt hat, wofür ihm Jesus das Paradies versprochen hat (Lk. 23,39ff [6]).
  10. Informationen zu Hieronymus bei Wikipedia [7]
  11. Informationen über den heiligen Wendelin bei Wikipedia [8]
  12. Informationen über den heiligen Antonius von Padua bei Wikipedia [9]
  13. Informationen über den heiligen Georg bei Wikipedia [10]

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