Antonio Giuseppe Bossi
Antonio Giuseppe Bossi (* 1699 in Porto Ceresio/Lombardei; † 10. Februar 1764 in Würzburg) war im 18. Jahrhundert Hofstuckateur in Würzburg.
Leben und Wirken

Ab 1734 arbeitete der, von Balthasar Neumann aus Mainz nach Würzburg geholte [1], Stuckateur Bossi unter dem Hofmaler Johann Rudolf Byss zunächst an der Schönbornkapelle, jedoch zeichnete sich ab, dass das Talent Bossis auf stuckplastischem Gebiet seine Fähigkeiten der Malerei bei weitem überwog. Im Jahre 1735 wurde er unter dem Fürstbischof Friedrich Karl von Schönborn Hofstuckateur und begleitete Balthasar Neumann im April des gleichen Jahres auf seiner Reise nach Wien. Bis 1757 arbeitete er ununterbrochen als Figurenplastiker an der Würzburger Residenz und leitete deren Ausstuckierung. Daneben hatte er noch zahlreiche Aufträge für Kirchen in Würzburg und Unterfranken. Seit 1757 war der stets kränkliche Meister geistesgestört und wohnte im Juliusspital, das er nur für seine Arbeiten verließ.
Genre
Antonio Bossi ist der geniale Schöpfer der Würzburger Rokokodekorationen. Durch die Kunst des Hofmalers Johann Rudolf Byss wandte sich sein Dekorationsstil von der italienischen Formensprache ab. Seine Ornamentik erfuhr in eigenwillig persönlichen Formen eine Abwandlung vom Bandelwerk [2] der 1730er Jahre bis zur aufgelösten Rocaille [3] in der Mitte des 18. Jahrhunderts. Jede seiner Entwicklungsstufen weist einzigartige Höhepunkte auf wie die Hofkirche (1735 - 1743), die Südzimmer der Residenz mit dem Spiegelkabinett (nach Entwurf von Johann Georg Wolfgang van der Auwera) (1741, 1945 zerstört) und den Weißen Saal (1744). Obwohl Antonio Bossi nach 1745 den Höhepunkt seines Schaffens überschritten hatte, gelangen ihm dennoch vereinzelte bedeutende Werke wie dem Kaisersaal der Residenz (1749 - 1751) oder dem Hochaltar der Schlosskirche in Werneck (1751).
Mit dem Würzburger Bildhauer Johann Georg Wolfgang van der Auwera (1708 - 1756) schuf er das sogenannte Würzburger Rokoko.
Werke
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Nordseite des Treppenaufgangs im Westflügel mit Stuckplastiken der Kardinaltugenden Gerechtigkeit und Klugheit von Antonio Giuseppe Bossi, um 1760. Stuckaturen von Mitarbeitern aus seiner Werkstatt.
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Südseite des Treppenaufgangs im Westflügel mit Stuckplastiken der Kardinaltugenden Tapferkeit und Mäßigung von Antonio Giuseppe Bossi, um 1760. Stuckaturen von Mitarbeitern aus seiner Werkstatt.
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Stuckplastik der Kardinaltugend Gerechtigkeit (mit Waage) von Antonio Giuseppe Bossi, um 1760
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Stuckplastik der Kardinaltugend Klugheit (mit Spiegel) von Antonio Giuseppe Bossi, um 1760
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Stuckplastik der Kardinaltugend Tapferkeit (mit Helm und Keule) von Antonio Giuseppe Bossi, um 1760
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Stuckplastik der Kardinaltugend Mäßigung (die Wein mit Wasser verdünnt) von Antonio Giuseppe Bossi, um 1760
- St. Peter und Paul: Kanzel, geschaffen um 1745/50. Rekonstruktion der am 16. März 1945 zerstörten Kanzel. Die Plastiken wurden von Johann Georg Wolfgang van der Auwera geschaffen, die Ornamentik von Antonio Giuseppe Bossi.
- Ansicht vor der Innenrenovierung der Kirche in den Jahren 2015/2016
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Gesamtansicht der Kanzel
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Kanzelkonsole mit den vier Evangelisten
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Kanzelkonsole mit den vier Evangelisten
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Kanzel-Rückwand mit goldstrahlendem Relief Christi, der von vier Apostelgestalten umgeben und schwebend dargestellt ist (Himmelfahrtsdarstellung)
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Konsolabschluss des Schalldeckels der Kanzel
- Ansicht nach der Innenrenovierung der Kirche in den Jahren 2015/2016
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Gesamtansicht der Kanzel
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Gesamtansicht der Kanzel von der Empore
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Kanzelkonsole mit den vier Evangelisten
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Kanzel-Rückwand mit goldstrahlendem Relief Christi, der von vier Apostelgestalten umgeben und schwebend dargestellt ist (Himmelfahrtsdarstellung)
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Konsolabschluss des Schalldeckels der Kanzel
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Blick von der Empore auf den Konsolabschluss des Schalldeckels der Kanzel
Gedenken
Bossi ist Teil der Gedenkgruppe „Künstler und Baumeister des 18. Jahrhunderts“ Am Pleidenturm.
Siehe auch
Quellen
Einzelnachweise und Erläuterungen
- ↑ Philipp Schrepfer: Das Würzburger Handwerk im Wandel der Zeiten, in: 15 Jahrhunderte Würzburg, hrsg. von Heinz Otremba, Echter Verlag, Würzburg 1979, S. 374-381, S. 380
- ↑ Laub- und Bandelwerk, Dekor in Form von Schleifen und wehenden, flatternden Bändern, mitunter verschlungen und verflochten oder mäanderartig ausgeführt. Bisweilen ist das Bandelwerk mit Laubranken, Girlanden oder Festons kombiniert. Als Stilelement üblich wurde das Bandelwerk aber erst in der Zeit zwischen 1710 und 1740.
- ↑ Rocaille ist das kunstwissenschaftliche Fachwort für muschelförmige Ornamente. Häufig sind Verbindungen mit Blatt- und Rankendekorationen.
