Noell GmbH

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Ehemaliges Firmenlogo der Noell Crane Systems GmbH

Die Noell Stahl- und Maschinenbau GmbH Würzburg war ein bedeutender Industriebetrieb der Schwerindustrie in Würzburg.

Geschichte

Schmiede

Der Schmiedemeister Johann Matthias Nöll [1] aus Wiesbaden übernimmt im September 1824 die Schmiede des Schmiedemeisters Wirth in der Neubaugasse (IV. Distrikt Nr. 100, heute Neubaustraße 22) in Würzburg. Er erhält die "Schmiedeconcession" und wird Würzburger Bürger. [2]

Waggonfabrik

Ab 1851 begann Noell mit dem Bau von Eisenbahnwagen und -zubehör, später auch durch Pferdebahnwagen vorübergehend ergänzt, und lieferte u. a. bis nach München und Hamburg. Matthias Noell und sein Bruder Georg Heinrich David errichteten 1853 eine Wagenhalle und Werkstätte vor dem Rennwegertor in der Nähe des Milchgartens (Platz'scher Garten). Das Gelände wurde von der Rottendorfer Straße, dem Gerbrunner Weg (später Dürerstraße) und der Bahnstrecke Würzburg-Treuchtlingen begrenzt. Ein Bahnschluss bestand jedoch nicht. Das Unternehmen wurde in Würzburg als „Eisenbahn-Wagenfabrik“ der „Gebrüder NoeIl“ bekannt.

Am 1. Juli 1854 wurde die Bahnstrecke Würzburg-Bamberg eröffnet, am 1. Oktober die Bahnstrecke Würzburg-Aschaffenburg. Die darauf verkehrenden Züge bestanden aus, auch von der Noell'schen Fabrik  [3] vor den Toren der Stadt gebauten, Personenwagen. Es waren Einzel­Coupe-Wagen, in der 1. und 2. Klasse in geschlossener Bauart, die 3. Klasse war offen. Daneben wurden von Noell auch Güterwagen gebaut. Von 1853 bis 1868 wurden 1270 Stück verschiedene Personen- und Güterwagen gebaut. 1868 lag die Produktionskapazität bei 240 Wagen pro Jahr, die von etwa 165 Arbeitern gebaut wurden.. [4]

Brückenbauer

1879 wurde der Stahlbrückenbau als neuer Produktionszweig eröffnet. 1879/80 war eines der ersten realisierten Objekte die Grombühlbrücke in Würzburg. 1881 firmierte Noell unter Georg Noell & Co. Maschinen- und Eisenbahnbedarfsfabrik und Brückenbauanstalt, beendete die Waggonfertigung und konzentrierte sich auf Eisenbahnbedarf (Signale, Weichen, Kreuzungen). Der vom Eisenbahnbau stark beeinflusste Brückenbau gewann an Bedeutung. 1886 zog das Unternehmen in die neue Fabrik in der Aumühlstraße (heutige Nürnberger Straße) mit Gleisanschluss über den Kohlenhof.

Um die Jahrhundertwende wurde die Produktpalette um Stahlhochbau und Objekte der Hebe- und Fördertechnik erweitert.

Stahlwasserbau

Durch den 1921 beginnenden Ausbau des Mains zur Großschifffahrtsstraße und die Inangriffnahme der Neckar-Kanalisierung bekam Noell nun bedeutende Auf­träge im Stahlwasserbau. Im Zweiten Weltkrieg fungierte Noell als Zulieferer für den U-Boot- und Flugzeugbau und stellte Lafetten für Schwergeschütze her. Am 16. März 1945 wurden beim Angriff auf Würzburg sämtliche Produktionsstätten zerstört.

Eines der ersten Projekte nach dem Krieg war die Errichtung einer Kuppel-Stahlkonstruktion für den Wiederaufbau der Würzburger Residenz. Nach 1955 verlor der Sektor Eisenbahnausrüstung für Noell an Bedeutung. Im allgemeinen wirtschaftlichen Aufwärtstrend kamen vermehrt Aufträge im Stahlhochbau (Industriebau, Hallenbau mit Schwerpunkten Werk- und Kranhallen; genormte Hallenkonstruktionen) sowie Expansion im Kranbau (besonders schwere Maschinenhaus-Laufkrane, Kraftwerks- und Hüttenwerkskrane), sowie die Ausweitung des Stahlbrückenbaues und im Stahlwasserbau Antriebe für Wehre und Schleusen.

Nukleartechnik

1967 begann der Einstieg in die Nukleartechnik. 1971 lief die Planung und der Baubeginn des heutigen Werkes in der Dürrbachau an. 1973 firmierte der Betrieb unter Gg. Noell GmbH und sämtliche Geschäftsanteile wurden an die Salzgitter-Gruppe verkauft. 1977 wurde das Liefer- und Leistungsprogramm auf Lager- und Systemtechnik ausgeweitet. Durch den Erwerb maßgeblicher Anteile an der Firma KRC im Jahr 1981 wurden die Aktivitäten in der Umwelttechnik ausgebaut. 1989 wurden die Geschäftsanteile der Salzgitter von der Preussag übernommen. 1992 begann die Noell-KRC Umwelttechnik GmbH in der Rauchgasreinigung zum führenden Unternehmen in Deutschland zu werden.

Ende des Unternehmens

Mit der Umbenennung des Unternehmens 1995 in Preussag Noell GmbH begann das Ende der Noell GmbH und die Zerschlagung des Konzerns. Ab jetzt standen nicht mehr der unternehmerische Erfolg im Vordergrund, sondern lediglich der finanzielle. Die Preussag Noell GmbH wurde zu einer Holding-Gesellschaft umstrukturiert. 2000 wurde der Zweig Wasserbau in eine neue Firma übergeführt, 2004 trennte sich die Preussag von ihren Anlagenbau-Aktivitäten. Neue Eigentümerin des Unternehmens wurde die Babcock Borsig AG, Oberhausen. Am 1. Januar 2007 war Schluss mit dem Stahlbau der Firma Noell.

Teilbereiche und Einzelfirmen nach der Zerschlagung des Unternehmens

  • Babcock Noell (zu Bilfinger gehörig) ist heute in den Produktbereichen Nuklearservice, Nuklear-, Magnet- und Umwelttechnik weltweit tätig Mit ca. 300 Mitarbeitern, die überwiegend im Ingenieurbereich beschäftigt sind, reicht das Leistungsspektrum von der Entwicklung, Planung, Lieferung und Inbetriebnahme bis zum Betrieb der gelieferten Anlagen und Einrichtungen. Daraus haben sich auch einige kleinere Ingenieurbüros entwickelt.
  • Im August 2000 wurden die Bereiche Stahlwasserbau der damaligen DSD Dillinger Stahlbau GmbH Saarlouis und der Noell Stahl- und Maschinenbau GmbH Würzburg zusammengeführt und 2004 unter dem Dach der DSD Steel Group als eigenständiges Unternehmen DSD Noell GmbH gegründet. Heute hat sich dieser Betrieb auf Stahlwasserbauausrüstungen in Wasserstraßen, Wehranlagen und Wasserkraftanlagen spezialisiert. Kleinere Ingenieurbüros als Outsorcing-Erfolge ergänzen die Spuren des NOELL-Stammbaums.
  • Die Firma KRC Umwelttechnik wurde 1999 abgewickelt.
  • Die im Dezember 2000 gegründete Firma Noell Crane Systems (NCS) hatte sich spezialisiert auf den Sonderkranbau und gut am Markt behauptet, bis sie letztlich erst an eine italienische, später an eine französische Firma verkauft wurde und der Name Noell 2005 ausgelöscht wurde. Verblieben ist ein Verwaltungs- und Planungsbüro mit ca. 100 Beschäftigten der NKM Noell GmbH als sogenanntes Head Office Würzburg in Veitshöchheim.
  • Die Firma TEREX Noell Mobile Systems GmbH (früher: zu KONE CRANES zugehörig) fertigt auf dem Gelände in der Dürrbachau Kräne und Protalhubwagen für die Containerverladung und -umstellung in Häfen.
  • Die Lagertechnik firmiert als SSI Schäfer Noell Systems GmbH mit Sitz im I_Park Klingholz in Giebelstadt.

Kontakt

Bilfinger Noell GmbH
Alfred-Nobel-Straße 20
97082 Würzburg

ÖPNV

Bus.png Nächste Bushaltestelle: Werk Noell


Siehe auch

Weblinks

Einzelnachweise

  1. In den älteren Quellen überwiegt die Schreibweise „Nöll“, während ab der Gründung der Waggonfabrik die Schreibweise „Noell“ auftritt, die sich schließlich durchgesetzt hat.
  2. Intelligenzblatt für den Unter-Mainkreis des Königreichs Bayern, Beilage zu Nr. 68 vom 26. Juni 1824, S. 1056 und Nr. 69 vom 1. Juli 1824, S. 1375
  3. Dieter Schäfer: Ein wirtschaftliches Zentrum seit tausend Jahren, in: 15 Jahrhunderte Würzburg, hrsg. von Heinz Otremba, Echter Verlag, Würzburg 1979, S. 382-395, S. 387 (Lithographie um 1855)
  4. Organ für die Fortschritte des Eisenbahnwesens, Neue Folge Bd. VI, C. W. Kreidel, 1868, S. 66
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