Blindeninstitutsstiftung
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Die Blindeninstitutsstiftung bietet für blinde und sehbehinderte Kinder, Jugendliche und Erwachsene schulische wie berufliche Bildung, Maßnahmen zur Integration sowie die Betreuung in Tagesstätten, Internaten und Heimen. Die Stiftung geht auf den 1853 in Würzburg gegründeten Blindenobsorgeverein zurück und ist heute überregional tätig.
Geschichte
Die Blindeninstitutsstiftung geht zurück auf den „Verein zur Beförderung der Kreisblindenanstalt für Unterfranken und Aschaffenburg“, der am 19. April 1853 durch Graf Moritz von Bentheim-Tecklenburg in Würzburg ins Leben gerufen wurde. Die Mitglieder des Vereins legten den ideellen und finanziellen Grundstock für die heutige Blindeninstitutsstiftung. Am 4. Dezember 1853 eröffnete der Verein eine erste kleine Schul- und Ausbildungsstätte für Blinde am Pleicherkirchplatz. Im Februar 1854 wurde dann die Gründung eines Kreis-Blinden-Instituts durch das Kgl. Staatsministerium genehmigt und die Anstalt, um deren Belange sich unter anderem der Würzburger Augenarzt Heinrich Adelmann einsetzte, konnte ein Haus mit Garten am Rennweger Tor anmieten. [1] 1858 wurde von der bayerischen Regierung die Leitung übernommen. Der Verein blieb unter dem Namen „Blindenobsorgeverein 1853 e.V.“ Förderer der Anstalt. 1923 fiel die Leitung an die örtlichen Gremien zurück. Die Einrichtungen in den Bereichen Erziehung und Unterricht sowie Beschäftigung und Verpflegung hilfsbedürftiger Blinder wurden unter wechselnder Bezeichnung weitergeführt, seit 1954 als „Blindeninstitutsstiftung Würzburg“.
Seit 1969 gehört auch die Früherziehung und Frühförderung blinder und sehbehinderter Kinder zum Aufgabengebiet der Stiftung. Als die in der Franz-Ludwig-Straße 19/21 befindlichen Räumlichkeiten nicht mehr ausreichten, entstand das Zentrum am Greinberg. [2]
1973 erfolgte eine Neuausrichtung der Blindeninstitutsstiftung auf das Bildungs-, Wohn- und Arbeitsangebot für Menschen mit Blindheit, Sehbehinderung und weiteren Behinderungen. Aufgrund des Bedarfs an spezifischer Förderung und um wohnortnahe Angebote für Menschen mit diesen komplexen Einschränkungen anzubieten, wurden weitere Institute in Bayern und Südthüringen gegründet. Heute hat die Blindeninstitutsstiftung Institute in Würzburg, Elsenfeld (bei Aschaffenburg), Rückersdorf (bei Nürnberg), Kulmbach, Regensburg, München und Schmalkalden. Daher wurde der Zusatz Würzburg im Stiftungsnamen gestrichen.
Einrichtungen auf dem Areal Ohmstraße

Anfang Oktober 1975 bot das Oberpflegeamt der Stiftung Juliusspital Würzburg der Blindeninstitutsstiftung ein Grundstück am Greinberg in Würzburg an. Im Februar 1976 fasste dieses Amt den Beschluss, der Blindeninstitutsstiftung die für ihr Neubauvorhaben benötigte Fläche von ca. 7 Hektar am Greinberg zu verkaufen. Anlässlich der 125-Jahr-Feier der Blindeninstitutsstiftung wurde der Grundstein am 20. April 1978 gelegt. Das Richtfest konnte am 29. April 1982 gefeiert werden. Das Schulgebäude (Haus 1) wurde ab September 1982 (Beginn des Schuljahres 1982/83) bezogen, ebenso die Gebäude 12 (Verwaltung, Küche, Kantine), 13 (Personalwohnungen, Zivildienstleistende) und 14 (Wohnküche, Energiezentrale, Werkstätten für das Handwerk).
Mit dem verstärkten Abgang von Schülern aus den Schulen für mehrfachbehinderte Blinde wurden Nachsorgeeinrichtungen (Werkstatt für Sehgeschädigte mit dem dazugehörigen Wohnraum) notwendig. Die Blindeninstitutsstiftung hat zu diesem Zweck in Würzburg in unmittelbarem Anschluss an ihr Gelände am Greinberg weitere Grundstücke (ca. 20.000 m²) erworben, um diese Einrichtungen für erwachsene mehrfachbehinderte Blinde zu errichten. Der erste Bauabschnitt der Werkstatt für Sehgeschädigte wurde zum 31. August 1992 mit 64 Plätzen in Betrieb genommen. Die Einweihung erfolgte am 2. Juli 1993. Der zweite Bauabschnitt mit 56 Plätzen wurde am 28. Juli 1997 eingeweiht. Seitdem werden die Angebote ständig erweitert.
Die ausführliche Geschichte der Blindeninstitutsstiftung kann HIER heruntergeladen werden.
In Würzburg betreut die Stiftung das Förderzentrum für Sehgeschädigte (Graf-zu-Bentheim-Schule), Wohnangebote für Kinder und Jugendliche, eine Therapieabteilung und einen Erwachsenenbereich (Werkstatt und Förderstätte für Sehgeschädigte mit Wohnangeboten), einen mobilen Blinden- u. Sehbehindertendienst (MSD), eine heilpädagogische Tagesstätte, eine Frühförderstelle für blinde oder seh- und mehrfachbehinderte Kinder und das Beratungszentrum Sehen sowie Medienzentrum mit Hilfsmittelberatung.
Auf dem Gelände befinden sich zwei Kunstwerke des Bildhauers Lothar Forster auf dem Jahre 1983:
Ursprünglicher Standort
Das ursprüngliche Gebäude des Blindeninstituts befindet sich in der Franz-Ludwig-Straße 21. Der Bau ist seit 1908 im Besitz der Blindeninstitutsstiftung. Nach dem Umzug des Instituts in die Ohmstraße ist hier noch eine Nebenwerkstatt und der guckmal!-Laden untergebracht. In der Denkmalliste des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege ist das Gebäude unter der Denkmal-Nr. D-6-63-000-150 wie folgt aufgeführt:
Das Blindenheim in der Franz-Ludwig-Straße ist ein dreigeschossiger Walmdachbau, Putzmauerwerk mit Sandsteingliederung über Kalksteinsockel im Stil der Neurenaissance aus dem Jahr 1885.
Kontakt
- Blindeninstitutsstiftung
- Ohmstraße 7
- 97076 Würzburg
- Telefon 0931 - 2092 - 161
- Telefax 0931 - 2092 - 251
Siehe auch
- Baudenkmäler in Würzburg
- Blindenobsorgeverein 1853 - Förderverein der Blindeninstitutsstiftung e.V.
- Erinnerungsmal „Zusammenhalt“
- Graf-zu-Bentheim-Schule
- Stiftungsnetzwerk Würzburg
- Villa Richard-Wagner-Straße 1
Quellen und Literatur
- Wolfgang Drave und Hans Neugebauer (Hrsg.): Die Blindeninstitutsstiftung. Ihre Geschichte. Edition Bentheim der Johann Wilhelm Klein-Akademie GmbH, Würzburg 2021
- Main-Post: „Damit alle lernen: Wie das Blindeninstitut in Würzburg entstand“ (14. Februar 2021)
- Peter Kolb: Die unterfränkischen Stiftungen, Mainfränkische Studien Band 66, Freunde Mainfränkischer Kunst und Geschichte e.V., Würzburg 2000, S. 58 f.
- Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege, Baudenkmäler in Würzburg, Nr. D-6-63-000-150
Weblinks
- Internetseiten des Blindeninstituts Würzburg
- Stiftungen auf stiftungen.bayern.de
- Blindenheim im DenkmalAtlas 2.0
Einzelnachweise
- ↑ Thomas Sauer und Ralf Vollmuth: Briefe von Mitgliedern der Würzburger Medizinischen Fakultät im Nachlaß Anton Rulands. Quellen zur Geschichte der Medizin im 19. Jahrhundert mit Kurzbiographien, Würzburger medizinhistorische Mitteilungen 9 (1991), S. 135-206, S. 144-147
- ↑ Heinz Michler: Bildung wird in Würzburg großgeschrieben. Von der Lateinschule bis zum modernen Schul- und Bildungswesen: Schwerpunkte einer Entwicklung, in: 15 Jahrhunderte Würzburg, hrsg. v. Heinz Otremba, Echter Verlag, Würzburg 1979, S. 298-309, S. 301b („Private Sondervolksschule für Sehbehinderte,lernbehinderte und geistigbehinderte Blinde sowie stark Sehgeschädigte mit schulvorbereitender Einrichtung“) und 308 f.