St. Nepomuk und St. Wendelin (Strüth)

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Katholische Filialkirche St. Nepomuk und St. Wendelin im Röttinger Stadtteil Strüth

Die Filialkirche St. Nepomuk und St. Wendelin ist das katholische Gotteshaus des Röttinger Stadtteils Strüth im Ochsenfurter Gau.

Patrozinium

Die katholische Filialkirche verfügt über ein Doppelpatronat:

  1. Der Hl. Johannes Nepomuk (* um 1345 in Pomuk bei Pilsen; † 20. März 1393 in der Moldau in Prag) war katholischer Geistlicher und starb als Märtyrer. Gedenktag ist am 20. März.
  2. Der Hl. Wendelin (* um 555 in Schottland; † 617 (?) in Tholey) war Eremit und Abt in Tholey. Gedenktag ist der 21. Oktober.

Geschichte

Der Ort gehörte kirchlich schon immer zum Pfarrsprengel von St. Kilian und Gefährten (Röttingen). Noch am 19. Juni 1737 hatte der Schultheiß von Strüth in einer Bittschrift darüber geklagt, dass „weder Kirche noch Kapelle, weder Glocken noch Uhr, weder Schulhaus noch Schulmeister“ in Strüth zu finden seien. Auf Betreiben von Pfarrer Adam Wagner, der auf seinen Wegen von seinem Pfarrort Stalldorf nach Röttingen die Not der Strüther kennengelernt hatte, wurde durch mehrere Kollekten, an denen er sich selbst mit 2.000 fränkischen Gulden [1] beteiligte, der Grundstock gelegt, damit in Strüth eine Kapelle errichtet werden konnte. 1742 wurde die erste Kapelle in Strüth errichtet, noch als Außenposten der Pfarrei Röttingen.

Nach der Errichtung der Kirche fehlte noch der Priester, der das Hl. Opfer in der neuen Kirche feierte. Die Geistlichen Räte Dr. Braun und Huber hatten beim Besuch des Kapitels Ochsenfurt die neue Kirche in Strüth besichtigt. Sie hatten alles für gut befunden und versprachen ihr Möglichstes zu tun, um der Gemeinde zu einem eigenen Kaplan zu verhelfen.

Am 29. Dezember 1747 richtete der Schultheiß Valentin Frieß ein Gesuch an den Pfarrer Adam Englerth von Röttingen, dass die „actus parochiales“ (Kindstaufen, Beerdigungen, Trauungen usw.) künftig in Strüth gehalten werden dürften. Diese Bitte wurde am 17. Januar 1748 vom Geistlichen Rat genehmigt und die Filiale bekam eine eigene Agende zum Geschenk. Am 19. April 1757 wagte der Schultheiß und das Gericht von Strüth einen neuen Schritt. Sie baten den Fürstbischof Adam Friedrich von Seinsheim um die Anweisung eines eigenen Kaplans für Strüth. Ihr Gesuch begründeten sie mit dem weiten, beschwerlichen Weg, mit den Gefahren dieses Weges durch den naheliegenden Wald, ferner mit der Beschränkung der Pfarrkirche in Röttingen, die aus Mangel an Mitteln und wegen des Krieges [2] nicht größer gebaut werden könne. Die beiden Röttinger Bürgermeister Sebastian Lochner und Peter Lochner begutachteten dieses Gesuch und bezeichneten es „als eine große Gnade für Röttingen, wenn Strüth einen eigenen Kaplan erhält“.

Als Gehalt standen für den Kaplan die erforderlichen Mittel bereit, und zwar die 2.000 fränkischen Gulden von Pfarrer Wagner (die für den Kirchenbau verwendeten 500 fl waren inzwischen wieder aufgestockt), weitere 400 fl wollte die Gemeinde aufbringen, so dass gut 100 fl Zinsen für den Kaplan anfielen. Ebenso verpflichtete sich die Gemeinde für die Verpflegung des Kaplans aufzukommen: Sie wollte Wein, das nötige Holz zur Beheizung, Gemüse und Schmalz stellen. Dem Gesuch um einen eigenen Kaplan wurde damals nicht stattgegeben. Am 3. November 1777 wurde der Pfarrer von Röttingen um eine Erklärung gebeten, ob er gewillt sei, einen zweiten Kaplan in das Pfarrhaus aufzunehmen.

Von 1766 an hatte die Filialgemeinde Strüth an den Sonn- und Feiertagen eigenen Gottesdienst durch den Benefiziat von Röttingen, denn in den Kirchenrechnungen von 1766 an finden sich fast alljährlich die Posten von 40 fl für den jährlichen Gottesdienst an Sonn- und Feiertagen. Zeitweise mussten die Strüther auch wieder nach Röttingen.

Der Schultheiß Uhl von Klingen führte endlich eine Änderung herbei. Er setzte es durch, dass Magdalene Rosine Ulsamer von Röttingen eine von ihr gemachte Stiftung zu Gunsten eines neuen Benefizium in Röttingen zurücknahm und ihr beträchtliches Vermögen zur Errichtung einer Pfarrei in Strüth vermachte. Ganz uneigennützig hatte Schultheiß Uhl nicht gehandelt. Er hatte einen Sohn im Priesterseminar in Würzburg, weshalb er sich bereit erklärte, ein Pfarrhaus in Strüth bei Mitwirkung der Einwohner zu bauen (1778). Dafür beanspruchte er als „Fundator“ der Pfarrei das jus praesentandi (= Vorschlagsrecht bei Besetzung von Ämtern), welches ihm für das erste Mal zustanden wurde.

Sein Sohn Egid Uhl versah zurerst von Röttingen aus seine Stelle. Am 27. Juli 1782 zog Egid Uhl als erster Pfarrer von Strüth in das neue Pfarrhaus ein.

Baubeschreibung

Die Kirche ist ein Saalbau mit eingezogenem Chor, Walmdach und Dachreiter mit Glockendach (sog. „Mainzer- oder Spessartstil“), im Stil des Barock mit Ausstattung. Die Kirche wurde 1952 auf die heutige Größe erweitert.

Innenraum

Blick in den Innenraum der Kirche

Hochaltar

Über hoher Predella [3] ein Aufbau mit vier gedrehten Säulen (die Paare jeweils gegenläufig). Seitlich auf Konsolen stehen die Evangelisten Johannes (links) und Matthäus (rechts), jeweils von goldenem Blattwerk überspannt. Im Zentrum ein oval gerahmtes Ölgemälde mit der Apotheose [4] des Hl. Johannes Nepomuk. Im Rahmenscheitel und den beiden oberen Zwickeln Cherubim. Im Auszug von Rankenwerk gerahmter Tondo [5]: Brustbild Gottvaters mit der Weltkugel. Seitlich die freistehenden Figuren der Evangelisten Lukas (links) und Markus (rechts). Als Aufsatz, von einem Kreuz bekrönt, das Wappen des Würzburger Bischofs Matthias Ehrenfried. Tabernakel flankiert von zwei Engelsatlanten, die das Expositorium [6] stützen. Das Expositorium ist eingefasst mit Akanthus und Bandelwerk. Als Binnenrahmung für den Aussetzungsthronus zwei Puttenhermen und zwei Cherubim.

Die Architektur ist marmoriert in Rotbraun, die Säulen in Blaugrau, das Dekor ist vergoldet. Die Evangelisten sind weiß gefasst, die Säume und Attribute vergoldet. Putten und Cherubim sind farbig gefasst, die Flügel vergoldet. Die Vögel am Tabernakel sowie die Tuniken und Flügel der Atlantenengel sind versilbert.

Der Mittelteil über dem Tabernakel bis zum Gesims ist alt und wurde 1940 bei der Antiquitätenhandlung Vornau in Würzburg gekauft; im selben Jahr wurde das Bild des Hl. Johannes Nepomuk von Gramberger erworben. Die Ergänzungen des Altars und die Gesamtgestaltung wurden entworfen vom Architekten Michael Niedermeier. Die Schreinerarbeiten fertigte Philippp Sendelbach, die Bildhauerarbeiten Franz Lieb, beide Würzburg, Reibeltgasse. Fassung und Vergoldung von Adam Weber, Würzburg. Am 15. Februar 1945 wurde der Altar von Würzburg nach Strüth gebracht und aufgestellt. Tabernakel, seitliche Figuren und Auszugsbild fehlten bei der Altarweihe am 10. Oktober 1945 noch.

Bildergalerie

Geläut

Im Dachreiter befinden sich zwei Glocken:

  1. Glocke mit Inschrift est tempus tacendi, est tempus loquendi [7]
  2. Glocke mit Inschrift Hl. Josef, bitte für uns
Beide Glocken wurden 1945 bei der Firma K. Hamm/Regensburg gegossen.

Öffnungszeiten

  • Die Kirche ist Sonntags untertags geöffnet.
  • Der Schlüssel kann ggfs. bei Fam. Leuchs (neben der Kirche) abgeholt werden.

Pfarrgebiet

Zum Pfarrgebiet gehört nur der Röttinger Stadtteil Strüth.

Pfarreiengemeinschaft

Pfarreiengemeinschaft TauberGau

St. Nepomuk und St. Wendelin gehört zur Pfarreiengemeinschaft TauberGau.

Seelsorger (Auswahl)

Siehe auch

Quellen und Literatur

Weblinks

Erläuterungen und Hinweise

  1. Hubert Emmering: Währung (bis 1800). auf historisches-lexikon-bayerns.de
  2. Gemeint ist der Siebenjährige Krieg von 1756 bis 1763.
  3. Eine Predella ist ein meist hölzerner flacher Sockel, der auf dem Altartisch, der Mensa, in christlichen Kirchen steht und den eigentlichen Altaraufsatz, das Retabel, trägt.
  4. Apotheose (altgriechisch ἀποθέωσις apothéōsis „Vergottung“) bezeichnet ursprünglich die Vergöttlichung, d. h. die Erhebung eines Menschen zu einem Gott oder Halbgott, wird aber auch nur zur Beschreibung einer Verherrlichung oder Verklärung verwendet.
  5. Ein Tondo (das oder der Tondo; Mehrzahl: Tondi oder Tondos) oder Rundbild ist ein kreisrundes Bildwerk. Ein Tondo kann als Gemälde oder Relief gestaltet sein. Das Wort ist abgeleitet vom italienischen rotondo für „rund“ (lateinisch rotundus) und davon eine abgekürzte Form.
  6. Barocke Altäre besaßen in der Regel auf dem Tabernakel eine Expositionsnische (Expositorium), in der das Altarkreuz stand und die bei der Aussetzung des Allerheiligsten die Monstranz oder das Ziborium aufnahm.
  7. „Es ist eine Zeit zu schweigen und eine Zeit zu reden“ (aus: Lobrede auf den Heiligen Johannes von Nepomuck da man desselben Festtag in der kaiserlich-königlichen Stadt Stein mit größter Feyerlichkeit begieng im Jahre 1769, vorgetragen von Gottlieb Hörmanseder, Crems 1769)

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