St. Ägidius (Gelchsheim)
(Weitergeleitet von D-6-79-135-1)
Dies ist die bestätigte sowie die neueste Version dieser Seite.
Die Pfarrkirche St. Ägidius ist das katholische Gotteshaus der Marktgemeinde Gelchsheim.
Patrozinium
Der Heilige Ägidius von St. Gilles (* um 640 in Athen; † 1. September wahrscheinlich 720 im heutigen Saint-Gilles) war zunächst ein griechischer Kaufmann und später Abt der Abtei Saint-Gilles in Südfrankreich. Er gehört zu den 14 Nothelfern und ist zuständig für eine gute Beichte und für stillende Mütter. Im Mittelalter war er einer der populärsten Heiligen. Patrozinium ist am 1. September.
Geschichte
Die Bauzeit der ersten schon 1464 als Pfarrkirche bezeugte Kirche unbekannt. Die katholische Pfarrkirche St. Ägidius gründet in den Fundamenten des Kirchturms aus dem Jahr 1492. Bei einem Großbrand, der 1664 den Ort heimsuchte, fiel auch die Pfarrkirche den Flammen zum Opfer. Den Wiederaufbau und Umbau führte der Deutsche Orden unter Einbeziehung des bisheringen Turmstils 1666 aus. In den Jahren 1937 und 1946 wurde die Pfarrkirche innen renoviert; besonders die Altäre erhielten eine Form, welche dem Realschematismus der Gesamtstruktur gut angeglichen war.
Im Oktober 1972 wurde mit dem Neubau begonnen. Das Kirchenschiff musste abgebrochen werden. Lediglich der alte Turm und die Westfassade mit dem Portal und zwei Fenstern blieben erhalten. Zur Sicherung des freistehenden Turmes wurden die angrenzenden Fundamente des neuen Kirchenschiffs sowie ein Teil der Decke bis Mitte Dezember von einer Würzburger Firma in Beton gefertigt. Im Mai 1973 war der Rohbau soweit fertig, und im Juni konnte Richtfest gefeiert werden. Die Weihe fand am 8. Juni 1974 durch Weihbischof Alfons Kempf statt.
Historische Bildergalerie
Baugeschichte und Architektur des Kirchturms
Der vom Deutschen Orden, welcher das Patronat über die Pfarrkirche innehatte, erbaute Kirchturm hebt sich durch seine eigene Bauweise auffällig ab von den Kirchtürmen der näheren und weiteren Umgebung mit ihren Echtertürmen. Die Eigenart des Kirchturm charakterisiert das „Deutschherrliche“ an dieser Kirche.
Der Turm hat vier Geschosse mit Gurtsimsen auf einem quadratischen Grundriss. Das oberste Geschoss, das Glockengeschoss, bildet ein Achteck mit Blenden an acht Seiten; diese sind im Vorhangbogen geschlossen. Die spitzbogigen Schallfenster besitzen Mittelpfosten und Maßwerk. Bekrönt wird der Turm mit einem achtseitigen Helm mit Laterne.
Innenraum
Beschreibung
Die Prozessionsfigur einer Maria Immakulata zwischen Altarraum und Orgel stammt von Johann Georg Auwera aus den 1760er Jahren [1], die Figur der Anna Selbdritt von Johann Anton Esterbauer. Der ehemalige neuromanische Hochaltar erhielt ein Altarkreuz von Karl Clobes, die bunten Glasfenster stammen von Willi Götz. Im Inneren befinden sich große Wappen und Gedenksteine von Amtsmännern des Deutschherrenordens und des in der Kirche begrabenen Deutschordensbaudirektor Franz Joseph Roth.
Bildergalerie
Pfarrgebiet
Zum Pfarrgebiet gehört Gelchsheim und die Kapelle St. Johannes Nepomuk.
Seelsorger (Auswahl)
- Kaspar Spenkuch (1527-1531) und (1536-1553)
- Andreas Willacker (1564-1569)
- Sebastian Markhart (1577-1578)
- Balthasar Tonsor, gen. Scherer (1598-1602)
- Valentin Gassenfarth (1622-1625)
- Johann Külsamer (1626-1644)
- Kaspar Reuß (1648-1654)
- Adam Enckert (1654-1657)
- Daniel Wahler (1657-1660)
- Johann Philipp Rösner (1660-1662)
- Johann Jakob Lichtenstern (1681-1685)
- Jakob Sebastian Breun (1685-1688)
- Johann Mez (1688-1703)
- Johann Kaspar Molitor (1703-1721)
- Johann Melchior Klenckner (1722-1731)
- Johann Christophorus Braun (1731-1754)
- Franz Anton Hüetl (1756-1767)
- Johann Caspar Pfeiffer (1767-1778)
- Valentin Baunach (1788-1813)
- Johann Leonhard Henninger (1823-1831)
- Joseph Werner (um 1833-1840)
- Johann Zwißler (1841-1854)
- Georg Heinrich Schaam (1854) Pfarrverweser
- Michael Bäuerlein (1854-1886)
- Johann Adam Schott (1886-1887) Pfarrverweser
- Karl Sattes (1887-1894)
- Ludwig Hofmann (1894-1914)
- Georg Kömm (1914-1929)
- Stephan Schüppert (1929-1944)
- Paul Brand (1944/45) Pfarrverweser
- Josef Kampfmann (1945-1964)
- Lothar Brunnquell (1964-1992)
- Norbert Stroh (1992-2006)
- Gregor Sauer (2007-2023)
Pfarreiengemeinschaft
St. Ägidius gehört zur Pfarreiengemeinschaft Aub-Gelchsheim.
Siehe auch
- Baudenkmäler in Gelchsheim
- Gelchsheim
- Kirchengebäude im Landkreis Würzburg
- Ölbergkapelle (Gelchsheim)
- Pfarreien im Pastoralen Raum Ochsenfurt
Quellen und Literatur
- Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege, Baudenkmäler in Gelchsheim, Nr. D-6-79-135-1
- Georg Menth: Die Bildhauerfamilie Auwera in Aub. Stadt Aub: Kunst und Geschichte, Band 2, Aubanusverlag, Wolfratshausen 1987, S. 108 und 116
Weblinks
- St. Ägidius auf den Internetseiten der Gemeinde Gelchsheim
- Ägidius von St. Gilles in Wikipedia
- Kirchturm der katholischen Pfarrkirche St. Ägidius im DenkmalAtlas 2.0
Erläuterungen
- ↑ Die Figur war bis zum jüngsten Kirchenumbau im Kindergarten verwahrt, wurde zu Prozessionen verwendet und in den Marienmonaten Mai und Oktober in die Kirche gebracht; sie war als Tragfigur konzipiert, d.h. Rücken vergoldet und viereeckiger, an den Seiten zum Achteck abgeschrägter Sockel mit Löchern für die Flügelschrauben, um die Statue am Traggestell zu befestigen; in der Kehlung des Sockels Marienmonomgramm. Fassung: Sternenkranz aus vergoldetem Blech, Gewand vergoldet, Saum punziert, Sockel schwarz, Schlange ursprünglich silber, in den 1970er Jahren grün angestrichen. Eine der besten und elegantesten Figuren Johann Georg Auweras.