Petersbau
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Der Petersbau (die ehemalige Fürstbischöfliche Münze) im Stadtbezirk Altstadt ist eine nach den Plänen von Antonio Petrini ab 1691 errichtete Dreiflügelanlage mit Frühbarockgliederung. Beim Bombenangriff auf Würzburg am 16. März 1945 zerstört, wurde sie von 1954 bis 1955 wieder aufgebaut.
Schutzgerüst seit November 2024
Der Gebäudekomplex ist seit November 2024 von einem Baugerüst mit blauer Netzabdeckung eingehüllt. Der Grund sind dringende Sanierungsarbeiten. Bei einer routinemäßigen Kontrolle des Gebäudes im Juli 2024 wurden nach starken Regenfällen am Eingang der Schule am Boden liegende Fassadenteile vorgefunden. Nach einer Begutachtung der Fassade wurden massive Zerstörungen der Natursteinelemente festgestellt. Um Unfälle oder Verletzungen durch herabfallende Fassadenteile zu vermeiden, entschied sich die Stadt daher für die sofortige Errichtung eines Schutzgerüsts. [1]
Geschichte
Im Jahre 1689 erließ Fürstbischof Johann Gottfried von Guttenberg die Weisung zur Errichtung des „Seminarium Godefrideum“. Die Pläne hierzu wurden vom Architekten Antonio Petrini entworfen. 1691 wurden von Maurermeister Christian Hermann die Arbeiten begonnen und in den Folgejahren vollendet.
Im Petersbau waren, als das Universitätsgebäude saniert wurde, von 1697 bis 1704 das Priesterseminar und das adelige Erziehungsinstitut „Collegium nobilum“. Ab 1704 beherbergte der Bau an der Peterpfarrgasse ein Heim für emeritierte Priester. Im westlichen Teil an der Münzstraße (damals Münzgasse) wurde die fürstbischöfliche Münze untergebracht, in der bis zum Jahr 1816 fränkische Münzen geprägt wurden.
Von 1730 bis 1749 war hier auch die Würzburger Gobelinmanufaktur eingerichtet.
1770 wurde von Fürstbischof Adam Friedrich von Seinsheim in Würzburg das erste staatliche Schullehrerseminar im süddeutschen Raum eröffnet. Die ersten neun Lehrerkandidaten wurden ab 1770 im universitätseigenen Münzgebäude unterrichtet. Als die Raumnot im Münzgebäude allerdings immer enger wurde, siedelte die Lehrerausbildung 1819 für zwei Jahre in die Kartause Engelgarten über und anschließend ins Augustinerkloster.
Im Jahre 1814 übernahm die Universität den Westflügel des Anwesens und verpachtete ihn nach Auflösung der „Münze“ 1816 an den Tabakfabrikanten Joseph Schürer, der in diesem Bau eine Rauch- und Schnupftabakfabrik einrichtete. 1857 wurde die Firma Eigentümerin des Hauses.
1870 erwarb die Stadt Würzburg das Anwesen von der Firma Schürer für 50.000 Gulden und baute es nach Beendigung des Deutsch-Französischen Krieges 1870/71 mit einem Kostenaufwand von rund 80.000 Gulden zum „Sanderschulhaus“ um.
Im Ersten Weltkrieg von 1914 bis 1918 diente das Haus als Soldatenunterkunft. Beim Bombenangriff auf Würzburg am 16. März 1945 brannte der Petershof vollständig aus. Nach den Plänen des Städtischen Hochbauamtes wurde das Haus, von dem nur die Keller und Straßenfronten verwendet werden konnten, in den Jahren 1954/55 als „Städtische Mädchenmittelschule“ und Hilfsschule (Leo-Deeg-Schule) wiederaufgebaut.
Im Jahre 1967 übernahm die „Peterschule“ das Haus und von 1980 bis zu ihrem Umzug in die Sanderau nutzte die „Leo-Deeg-Schule“ das ganze Gebäude.
Baubeschreibung
Wie bei anderen Petrini-Bauten (z.B. Bechtolsheimer Hof), ist auch der Petersbau eine gradlinige, großflächige und klar gegliederte dreiflügelige Anlage mit Walmdach. Die gesamte Anlage war ursprünglich komplett zweigeschossig, das Schulhaus wurde später allerdings um ein Geschoss erhöht.
Beim Petersbau kehrt auch das Motiv der durchgehenden Fensterachsen wieder. Im Gegensatz zum Bechtolsheimer Hof finden wir am Petersbau aber keine Fensterbrüstungen. Das Gesims wird gebildet aus wechselweise auftretenden Dreiecks- und Segmentgiebeln. Die Ecken bestehen aus Bossenmauerwerk. Der ursprüngliche Bau war zweistöckig.
Das Barockportal auf der Westseite zeigt im gebrochenen Giebelaufsatz zwei Putten, die das Wappen des Fürstbischofs Johann Gottfried von Guttenberg halten. Auf den Halbsegmentgiebelschenkeln stehen die Figuren der Apostelfürsten, links der Heilige Petrus, rechts der Heilige Paulus.
Bildergalerie
Heutige Nutzung
Bis zum April 2023 war im Petersbau Eingang Münzstraße das Domizil der Volkshochschule Würzburg und Umgebung, die in die Juliuspromenade 68 umzog, um Platz für zusätzliche Klassenräume für das Röntgen-Gymnasium und Wirsberg-Gymnasium zu machen. Bereits zu Beginn des Schuljahres 2023/2024 konnten die beiden Gymnasien in die Klassenräume einziehen. Der Fachbereich Schule der Stadt Würzburg investierte hier in den Umbau von Verwaltungs- zu Klassenzimmern, in die Ausstattung mit neuer Beleuchtung, Malerarbeiten und in die Technik zur digitalen Vernetzung, außerdem wurden undichte Fenster getauscht. „Hier wurde ein weiterer Schulstandort geschaffen“, freute sich Bürgermeisterin Judith Roth-Jörg über die zügige Abwicklung innerhalb ihres Schulreferats, „mit dessen Platzangebot die beiden Gymnasien gut aufgestellt den Wechsel ins G9 vollziehen können.“ [2]
Weiterhin im Petersbau befinden sich das Theater Hobbit, der Studiengang Fachübersetzer der Technische Hochschule Würzburg-Schweinfurt und der Paritätische Wohlfahrtsverband, Landesverband Bayern e.V..
Siehe auch
Quellen und Literatur
- Lucia Longo: Antonio Petrini - Ein Barockarchitekt in Franken. Verlag Schnell & Steiner München-Zürich 1985
- Hanswernfried Muth: Antonio Petrini - Ein Baumeister des Barock. - Ein Liebhaberdruck aus dem Echterhaus 1968
- Thomas Memminger: Würzburgs Straßen und Bauten. 2. Auflage Gebrüder Memminger Verlagsbuchhandlung, Würzburg 1921, S. 279
- Felix Mader: Die Kunstdenkmäler von Bayern. Unterfranken und Aschaffenburg. XII. Stadt Würzburg. Hrsg.: Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege, R. Oldenbourg Verlag, München/Wien 1981 (Unveränderter Nachdruck der Ausgabe München 1915), S. 516 f.
Einzelnachweise
- ↑ Main-Post: „Auffälliges Gerüst, aber keine Bauarbeiten: Was an der ehemaligen vhs in der Münzstraße in Würzburg los ist“ (7. November 2024)
- ↑ Pressemitteilung der Stadt Würzburg: „Für Wirsberg- und Röntgen-Gymnasium - Stadt schafft weiteren Schulstandort in der alten und neuen Peterschule“ (1. Dezember 2023)