Geschichte der Mainfähren

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Die Geschichte der Mainfähren im Stadtgebiet Würzburg und im Landkreis Würzburg beginnt im Mittelalter und setzt sich bis in die heutige Zeit fort.

Verkehrsbedeutung

Die Mainfähren waren zur Überquerung des Flusses von großer Bedeutung, da im Mittelalter Brücken lediglich in Ochsenfurt und Würzburg existierten. Die ersten Mainfähren wurden ab Anfang des 15. Jahrhunderts zwischen den meisten gegenüberliegenden Anrainergemeinden entlang des Mains eingerichtet, die über keinen Brückenübergang verfügten oder in dessen Nähe lagen. Neben dieser so genannten Querfahr gab es auch eine Marktfahr, in der per Fährschelch Waren und Güter in die nächstgrößere Gemeinde zum Beispiel nach Würzburg zum Verkauf gebracht wurden.

Konkurrenz im Fährverkehr

Insbesondere an den räumlich relativ nahe beinander liegenden Fähren in Sommerhausen und Eibelstadt tobte ein Konkurrenzkampf um Fährpassagiere und den daraus resultierenden Einnahmen. Dies ist umso verständlicher, da jede der Fähren unterschiedlichen Fährherren gehörte. So sahen es die Winterhäuser nicht gerne, wenn Bauern aus dem Ochsenfurter Gau über Fuchsstadt kommend, die Eibelstädter Fähre bevorzugten, da auf diese sämtliche linksmainischen Zufahrtswege hinführten. Bereits 1458 musste das Landgericht in Würzburg einen Fährstreit um die Fahrrechte schlichten. Als sich die Schenken von Limpurg auch noch der Reformation anschlossen, wurden die Spannungen noch heftiger. Am 6. Januar 1525 gipfelten im Bauernkrieg die Streitigkeiten in körperlicher Gewalt an Fuchsstädter Bauern auf dem Nachhauseweg, die von Winterhäusern verprügelt und ausgeraubt wurden, weil sie die Eibelstädter Fähre benutzt hatten. Die Streitigkeiten verringerten sich, nachdem ab 1814 alle Fähren durch das Königreich Bayern verwaltet wurden, ebbten aber erst Anfang des 20. Jahrhunderts endgültig ab. [1]

Funktionsweise strömungsangetriebener Fähren

Vor Erfindung von Dampfmaschine und Dieselmotor wurden die Mainfähren durch Muskelkraft oder ohne eigenen Antrieb nach den Gesetzen der Strömungsmechanik betrieben, entweder als Fährbaumfähre oder als Gierseilfähre. Voraussetzung für diese beiden Antriebsarten war ein Gewässer mit hinreichend Fließgeschwindigkeit und die Positionierung der Fähranleger möglichst direkt gegenüber auf gleicher Höhe. Die Fährbaumfähre muss nach dem Ablegen mit dem Fährbaum ein kurzes Stück stromaufwärts gestakt und dann gedreht werden. Durch Wahl des richtigen Anstellwinkels des Steuerruders bewegt sich die Fähre von selbst leicht schräg zum gegenüberliegenden Ufer. Die Wasserkraft der Strömung wird durch das Ruderblatt zum Teil in den Vortrieb der Fähre umgelenkt. Die Gierseilfähre hängt an Leitrollen an einem über dem Fluss gespannten Drahtseil, meist mit zwei Leinen befestigt. Durch die Fixierung am Seil kann die Fähre nahezu rechtwinklig ebenfalls durch Anstellen des Ruders allein durch die Strömung übergesetzt werden. Nachteil ist, dass das Gierseil für den normalen Schiffsverkehr eine maximale Höhenbegrenzung von Schiff und Ladung darstellt, wogegen der Nachteil der Fährbaumvariante zum einen der Einsatz von Muskelkraft und zum anderen ein genaues Anvisieren des gegenüberliegenden Ufers bedarf.

Mainfähren im Betrieb

Im Stadtgebiet Würzburg gibt es keine aktive Fährverbindung mehr. Im Landkreis existieren heute noch eine Personenfähre und zwei Autofähren.

Autofähren

Personenfähre

Ehemalige Mainfähren

In Fließrichtung des Mains existierten in der Geschichte folgende Querverbindungen für Güter- und Personenverkehr in Stadt und Landkreis:

Temporäre Fähren

Gelegentlich wurden Mainüberfahrten nur vorübergehend eingerichtet, wenn besondere Ereignisse und Umstände dies erforderten.

  • Während der Belagerung der Festung und des Mainviertels im Deutschen Krieg 1866 wurden das Burkarder Tor und das Zeller Tor für Privatfuhrwerke gesperrt. Damit konnte der Main nicht an der Alten Mainbrücke überquert werden. Flussaufwärts konnte auf die Mainfähre Heidingsfeld ausgewichen werden. Flussabwärts wurde „eine Fähre bei Talavera aufgestellt, die von Morgens 5 Uhr bis Abends 8 Uhr Fuhrwerk übersetzt.“ [2]
  • Im November 1875 gab das kgl. Straßen- und Flussbauamt bekannt: „Nachdem in Folge des Hafenbaus bei Würzburg das Bett des Maines auf die Länge des neuen Staatshafens gegen Westen verlegt, der bisherige Fahrweg zum Hafen verwendet und mittels eines Damms abgeschlossen wurde, war auch die Verlegung des Ziehwegs nöthig. Alle Schiffseigenthümer, welche mainaufwärts fahren, können daher den bisherigen Ziehweg nur bis zur Hafeneinfahrt benützen und haben, wenn sie den hiesigen Umlaufskanal passiren wollen, die Zugpferde vom rechten auf das linke Ufer übersetzen zu lassen. Ausnahmsweise und ohne daß hierauf von Seiten der Schiffer ein Recht begründet werden kann, hat die kgl. Staatsregierung eine Fähre zur Disposition gestellt.“ [3]

Siehe auch

Quellen

Für die freundliche Unterstützung bedanken wir uns beim Archiv der Marktgemeinde Randersacker.

Literatur

  • Franz Schicklberger: Wan khörd d'Mäi? Uns khörd d'Mäi, Aus dem Leben der Eibelstadter mit ihrem Main nach archivalischen Quellen, Eibelstadt 1998, S. 8 ff.

Weblinks

Mainfähren auf fjordfaehren.de

Einzelnachweise

  1. Die Eibelstädter Fähre als Stein des Anstoßes. In: Franz Schicklberger: Wan khörd d'Mäi? Uns khörd d'Mäi, Aus dem Leben der Eibelstadter mit ihrem Main nach archivalischen Quellen, Eibelstadt 1998, S. 11 ff.
  2. Würzburger Journal, 18. Juli 1866
  3. Würzburger Stadt- und Landbote, 16. Dezember 1875
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