Mainfähre Erlabrunn
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Die Mainfähre Erlabrunn verband 560 Jahre lang als Wagen- und Personenfähre die Gemeinde Erlabrunn über den Main mit dem gegenüberliegenden Thüngersheimer Ortsteil Staustufe.
Geschichte
Seit 1421 gibt es Hinweise auf eine Fähre, die vom Ort zur gegenüberliegenden Seite fuhr. Als am 27. April 1699 ein Gewitter aufzog und viele Erlabrunner von den Weinbergen auf der gegenüberliegenden Mainseite zurück in den Ort wollten, stieß die Fähre mit einem Schiff zusammen und sank. 27 Personen konnten bei dem Fährunglück gerettet werden, 23 Personen wurden tot geborgen.
Die Mainüberfahrt nach Erlabrunn lag früher in der Hand von Thüngersheimer Fischern. Eine Niederschrift von 1881 besagt, dass für die nächsten zwei Jahre die Überfahrt Adam Kümmert zugesprochen wird. Er zahlte jährlich an die Gemeinde, die Eigentümerin der Fähre war, 10 Mark und behielt die Einnahmen für sich. 1856/57 entrichteten Michael Ludwig und Franz Kümmet 30 Gulden fränkisch (fl.) und 26 Pfennig auf ein Jahr an die Gemeinde, als Pachtgeld für die Gemeindefähre.
Der Zeitpunkt, an dem die Erlabrunner Mainüberfahrt nicht mehr von den Thüngersheimer Fischern sondern von der Gemeinde Erlabrunn allein betrieben wurde, ist nicht bekannt. Es hatten mehr Erlabrunner Feldbesitz auf der Thüngersheimer Seite als umgekehrt. Daher war die Wagenfähre für den landwirtschaftlichen Verkehr vor allem der Erlabrunner Bauern von Bedeutung. Zudem wollten die Leute von Erlabrunn zum Haltepunkt Erlabrunn, der auf der anderen Mainseite lag. Im Winter, wenn das Radfahren zur Arbeitsstelle bei Koenig & Bauer in Zell a. Main schwierig war, wichen viele auf Fähre und Zug aus. Bei ganz schlechten Straßenverhältnissen nutzten auch Oberleinacher die Fähre.
In den Karten von 1905 bis 1954 ist die Fähre noch als Wagenfähre verzeichnet, danach nur noch als Personentransportmittel. Tatsächlich war die Fähre nach dem November 1936, als der Fußgängersteg der Erlabrunner Staustufe freigegeben wurde, nur noch für Fuhrwerke notwendig. Sie wurde dann auch schon für Motorfahrzeuge zur Überfahrt benutzt. Mit der Zeit tauschten oder verkauften die Erlabrunner ihre Felder auf der Thüngersheimer Seite und so fuhr die Fähre zuletzt nur noch am Montag, Mittwoch und Samstag.
Ende des Fährbetriebs
Am 6. November 1961 überquerte die Erlabrunner Fähre den Main nach 560 Jahren Betrieb zum letzten Mal.
Heutige Spuren
Im Ortsteil Staustufe erinnert die Straße Am Fährweg an die Querschiffer-Tradition.
Siehe auch
Quellen und Literatur
- Richard Glaab: Thüngersheim - Gegenwart und Vergangenheit einer mainfränkischen Winzergemeinde. Hrsg.: Gemeinde Thüngersheim, 1982, S. 70 f.
- 900 Jahre Thüngersheim, Chronik zum Ortsjubiläum, 1998