Emy Roeder
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Prof. Emy Roeder (* 30. Januar 1890 in Würzburg; † 7. Februar 1971 in Mainz) war Bildhauerin, eine Künstlerin des Expressionismus und Meisterin der modernen Plastik.
Leben und Wirken
Roeder entstammte einer Würzburger Kaufmannsfamilie, auf ihr Geburtshaus am Unteren Markt (heute Markt-Apotheke) weist eine Inschrift hin. Ihr früher Wunsch, eine künstlerische Laufbahn einzuschlagen wurde von den Eltern unterstützt. Sie besuchte die Zeichenschule des Polytechnischen Zentralvereins.
Künstlerisches Schaffen
Die Grundlagen der Steinbearbeitung lernte sie beim Würzburger Bildhauer Arthur Schleglmünig. Neben der Portraitmalerei entwickelte sie einen ganz eigenen Stil bildhauerischen Schaffens. Ihre figürlichen Werke erscheinen klassisch-zeitlos und weisen klare Linienführungen auf. Die erste öffentliche Anerkennung erhielt Roeder 1920 mit der Verleihung des Preises der Preußischen Akademie.
Roeders künstlerischer Werdegang führte sie unter anderem über München, Worpswede und Oberammergau nach Berlin, wo Hugo Lederer ihr Meister war. Von 1912 bis 1914 war sie Schülerin von Bernhard Hoetger in Darmstadt. Während der Nazi-Zeit lebte sie in Paris, Rom und Florenz, wo sie von 1935 bis 1944 lebte und ein Stipendium der Villa Romana erhielt. 1937 wurden ihre Werke in Deutschland als „entartet“ eingestuft und verboten. Roeder wurde daraufhin in Italien interniert. [1] 1950 kehrte sie nach Deutschland zurück. Sie ließ sich in Mainz nieder, wo sie an der Landeskunstschule unterrichtete. 1963 erhielt sie den Professorentitel.
Ehrungen und Würdigungen
- 1920: Preis der Preußischen Akademie
- 1936: Villa-Romana-Preis
- 1960: Silberne Stadtplakette
- 1960: Bundesverdienstkreuz
- 1962: Großer Kunstpreis der Stadt Mainz
- 1962: Ehrenbürgerin der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz
- 1966: Kulturpreis der Stadt Würzburg
- 1970: Ehrenring der Stadt Würzburg
Nachlass
Emy Roeder war die bedeutendste Würzburger Künstlerin der Klassischen Moderne. Obwohl sie nach ihrer Jugendzeit in Würzburg in Berlin, Florenz, Rom und nach dem Zweiten Weltkrieg in Mainz lebte, vermachte die 1971 verstorbene Bildhauerin in Verbundenheit zu ihrer Stadt ihren bedeutenden künstlerischen Nachlass der Städtischen Galerie Würzburg. Ihre Werke verwahrt und pflegt, „nach anfänglicher politischer Zurückhaltung“ [2], heute das Museum im Kulturspeicher Würzburg. Dort werden in der städtischen Sammlung 104 Plastiken, mehr als 770 Zeichnungen und sämtliche noch vorhandene Gussformen und Gipse aus ihrem Besitz aufbewahrt; außerdem hat das Museum die Gussrechte inne.
Letzte Ruhestätte
Emy Roeder fand ihre letzte Ruhestätte auf dem Würzburger Hauptfriedhof.
Posthume Würdigung
Nach ihr wurde die Emy-Roeder-Straße im Stadtbezirk Frauenland benannt.
Siehe auch
Quellen
- Frauen in Würzburg. Stadtführer und Lesebuch. Hrsg.: Gleichstellungsstelle der Stadt Würzburg. Echter Verlag, Würzburg 1996. S. 75ff
- Würzburger Porträts. Hrsg. Heinz Otremba. Echter Verlag, Würzburg 1982
- Josef Kern: Die Bildende Kunst abseits der Zentren, in: Unterfränkische Geschichte, hrsg. von Peter Kolb und Ernst-Günter Krenig, Band 5/2, Echter Verlag, Würzburg 2002, S. 247-316, S. 306
Literatur
- Die Kulturpreise der Stadt Würzburg 1965 - 2007. Kulturpreisträger, Kulturförderpreisträger, Kulturmedaillenträger. Hrsg.: Ulrich Wagner. Sonderveröffentlichungen des Stadtarchivs Würzburg Band 5. Schöningh, Würzburg 2007. ISBN: 978-3-87717-795-2
- Beate Reese: Auf der Suche nach Ausdruck und Form. Emy Roeder (1890–1971) und die Plastik ihrer Zeit. Städtische Galerie, Würzburg 2004. ISBN: 3-928155-48-2
- Inge Meidinger-Geise (Hrsg.): Frauengestalten in Franken. Weidlich, Würzburg 1985. ISBN: 3-8035-1242-5
- Emy Roeder. Bildwerke, Handzeichnungen. Ausstellung der Städtischen Galerie Würzburg. 5. Juli - 30. August 1981. Hrsg.: Städtische Galerie. Stürtz, Würzburg 1981.
- Heinrich Ragaller: Emy Roeder. Bildwerke, Handzeichnungen. Städtische Galerie, Würzburg 1981.
- Hanswernfried Muth: Emy Roeder. 1890-1971. Eine Bildhauerin aus Würzburg. Echter, Würzburg 1978.
- Emy Roeder. Plastiken und Grafik. Ausstellung zum 80. Geburtstag der Künstlerin. Oktober 1969 - Februar 1970. Hrsg.: Städtische Galerie. Stürtz, Würzburg 1969.
- Hanswernfried Muth: Emy Roeder. Stürtz, Würzburg ca. 1969.
- Friedrich Gerke, Emy Roeder: Emy Roeder. Eine Werkbiographie mit einem Gesamtkatalog der Bildwerke und Zeichnungen. Steiner, Wiesbaden 1968.
Weblinks
- Biografie auf hdbg.eu
- Ausführliche Biografie auf den Internetseiten der Galerie Ostendorff
- Museum im Kulturspeicher zum Nachlass Emy Roeders
Einzelnachweise
- ↑ Heinrich Ragaller: Zur Kunst des 19. und 20. Jahrhunderts in Würzburg, in: 15 Jahrhunderte Würzburg, hrsg. v. Heinz Otremba, Echter Verlag, Würzburg 1979, S. 353-373, S. 363
- ↑ Josef Kern: Die Bildende Kunst abseits der Zentren, in: Unterfränkische Geschichte, hrsg. von Peter Kolb und Ernst-Günter Krenig, Band 5/2, Echter Verlag, Würzburg 2002, S. 247-316, S. 306