St. Vitus (Hilpertshausen)

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Südost-Ansicht der kath. Pfarrkiche St. Vitus in Hilpertshausen
Nordwest-Ansicht der kath. Pfarrkirche St. Vitus

Die katholische Pfarrkirche St. Vitus befindet sich am Veiter Berg im Unterpleichfelder Ortsteil Hilpertshausen.

Patrozinium

Die Pfarrei ist St. Vitus (deutsch: Heiliger Veit) geweiht. Vitus (* in Mazzara auf Sizilien; † 303 auf Sizilien) ist einer der 14 Nothelfer und Märtyrer. Er wurde als zwölfjähriger Knabe mit seiner Amme Crescentia und seinem Lehrer Modestus in Öl gesotten. Das Patrozinium ist am 15. Juni.

Geschichte

Bereits um 1334 wird in Hilpertshausen eine Kapelle des Agnetenklosters erwähnt. Das älteste Gotteshaus wurde 1610 als Kapelle St. Viti von den ortsansässigen Jesuiten am höchsten geografischen Punkt des Dorfes errichtet. Das spätere spätbarocke Gotteshaus entstand, ebenfalls von den Jesuiten errichtet, in den Jahren 1719 bis 1721 in den charakteristischen Stilformen des seinerzeitigen Hochfürstlich Würzburgischen Stadt- und Landbaumeisters Joseph Greissing, den damals bevorzugten Baumeister der Würzburger Jesuiten. Zwar sind zu diesem eher bescheidenen Landkirchenbau bis jetzt keine aussagekräftigen Archivalien bekannt geworden, doch handelt es sich von den Stilformen her ganz eindeutig um ein Bauwerks Greissings.

Erst am 30. Juni 1726 erfolgte die offizielle Weihe des schon längst benutzten Gebäudes durch Weihbischof Johann Bernhard Mayer. Am 3. September 1796 wurde das Kirchengebäude durch französische Revolutionstruppen beschädigt. [1] Am 7. Januar 1804 wurde die selbständige Pfarrkuratie Hilpertshausen mit der Filiale Rupprechtshausen errichtet. 1886 erfolgte ein Neubau der Sakristei an der Ostseite des Chors durch Maurermeister Adam Schömig aus Rimpar.

Unter der Leitung von Günter Marquart aus Würzburg fand von 1975 bis 1977 eine Gesamtrenovierung der Kirche statt. Die letzte grundlegende Außenrestaurierung war 2014.

Baubeschreibung

Westfassade und Hauptportal der kath. Pfarrkirche St. Vitus

Die kleine Saalkirche zu drei Achsen mit eingezogenem, dreiseitig geschlossenem Chor und Dachreiter auf dem Chordach zeigt mit ihrem geschrägten Übergang vom Langhaus zum Chor ein sehr charakterisches Motiv Greissings Architektur, das er bereits an der 1714 verakkordierten Schlosskirche St. Michael zu Albersdorf bringt und das in Mainfranken offenbar in jener Zeit noch kein anderer Baumeister anwendet. Geradezu idealtypisch für Greissings Stil steht auch das Hauptportal mit seinem Dreiecksgiebel. Der Urspung von dessen mit Akanthusornamentik und einem geflügelten Engelskopf bereicherten Formen ist wiederum eindeutig im Stuck des Kiliansdoms zu Würzburg durch Pietro Magno zu suchen, einer der bevorzugten Quellen für Greissings Bauzier. Deutliche Zuschreibungsmerkmale bilden noch der gezackte Sturzkontur des Nebenportals [2], die geohrten, im Rundbogen geschlossenen Fenstergewände mit ihren zierlichen Engelsköpfen am Keilstein sowie die durchweg aus seinem Repertoire stammenden Profile. Leider wurden 1886 das ursprünglich den Westgiebel bekrönende steinerne Abschlussgesims entfernt und die Front im obersten Teil entstellend umgearbeitet. [3]

Die Sakristei ist am Chorraum angebaut. Das Gebäude ist von einer Kirchhofmauer aus Bruchsteinmauerwerk aus dem 18. Jahrhundert umfriedet. Auf dem Friedhof befinden sich Grabmäler des 19. und frühen 20. Jahrhunderts.

Bildergalerie

Innenraum

Blick von der Orgelempore auf den Innenraum der kath. Pfarrkirche St. Vitus
Innenraum mit Kanzel und Altären der kath. Pfarrkirche St. Vitus

Laut Aussage eines Ortskundigen stammen sowohl der Hochaltar wie auch die Kanzel aus den Jahren 1726/27 vom Sommeracher Holzbildhauer Matthias Sporer. Der Hochaltar (auch Vitusaltar) mit seinem viersäuligen Aufbau zeigt im Altarblatt eine Darstellung aus dem Leben des Hl. Vitus. Die beiden Seitenaltäre mit je viersäuligem Aufbau aus dem Jahr 1788 sind eine Stiftung des Schultheiss Michael Straus und des Heiligenmeisters Josef Zimmermann. Im Altarblatt des linken Seitenaltars (auch Josephsaltar) ist der Hl. Joseph mit dem Jesusknaben dargestellt. Am Kanzelkorb befinden sich Skulpturen der vier Evanglisten Matthäus, Markus, Lukas und Johannes mit ihren Symbolen. [4] An der Rückwand der Kanzel IHS-Monogramm und zwei geflügelte Engel, unter dem Schalldeckel die Heiliggeisttaube, als Bekrönung eine Figur des Christus Salvator. Das Deckengemälde zeigt die „Aufnahme Mariens in den Himmel“ und ist ein Werk der Künstler Kaspar Lessing und Anton Ranzinger aus dem Jahre 1905.

Die Orgel stammt aus der 1. Hälfte des 18. Jahrhunderts. Sie ist mit 8 Registern ausgestattet und wurde im Jahre 1833 von der Pfarrei Ettleben gebraucht erworben. Um das Jahr 1892 wurde sie durch die Firma Adam Grünsfelder (1861-1934) aus Ochsenfurt umgebaut und um 2 Register erweitert.

Geläut

Das Geläut der Kirche besteht aus zwei historischen Glocken. Eine davon wurde im Zweiten Weltkrieg für Kriegszwecke eingezogen, jedoch nicht mehr eingeschmolzen. Sie kehrte im Winter 1946/47 zurück. [5]

  • Große Glocke, Christusglocke, gegossen 1736, Schlagton fis', Durchmesser 66 cm, Umschrift: IN NOMINE IESU OMNE GENU FLECTATUR A(NN)O 1736, IHS-Monogramm und Herz mit drei Nägeln an der Flanke, darunter Umschrift: MANN LEÜTET IN DIE KIRCH MICH ALLHIER ZU S VEITH, DAMIT GEPRIESEN WERD DER HERR ZU IEDERZEIT, gegenüber die Gießerkartusche mit Umschrift: GOSS MICH IOHANN ADAM ROTH IN W(ÜRZBURG)
  • Kleine Glocke, Annaglocke, gegossen 1785, Schlagton a', Durchmesser 46,4 cm, Umschrift: S ANNA ORA PRO NOBIS A(NN)O 1785, Relief der Anna Selbdritt an der Flanke, Fries mit herzförmigem Rankenornament.

Seelsorger (Auszug)

Pfarrgebiet

Das Pfarrgebiet der Pfarrei umfasst Hilpertshausen und Rupprechtshausen mit der Filialkirche St. Nikolaus (Rupprechtshausen), sowie zwei Aussiedlerhöfe.

Pfarreiengemeinschaft

PG Fährbrück Logo.JPG

Die Pfarrei St. Vitus in Hilpertshausen gehört zur Pfarreiengemeinschaft Fährbrück im Pastoralen Raum Bergtheim-Fährbrück.

Siehe auch

Quellen und Literatur

Weblinks

Einzelnachweise, Erläuterungen und Hinweise

  1. Siehe hierzu: Schlacht von Würzburg
  2. Siehe auch: Main-Post: „Restaurierung der Kirchentüren in Hilpertshausen“ (8. November 2023)
  3. Diözesanarchiv Würzburg, Matrikeln Hilpertshausen, Bd. 1, S. 94
  4. Symbole der Evangelisten
    Auf vielen Bildern werden die vier Evangelisten mit ihren jeweiligen Symbolen dargestellt: Matthäus mit einem Menschen oder Engel, Markus mit einem Löwen, Lukas mit einem Stier, Johannes mit einem Adler. Diese vier Bilder sind der Offenbarung des Johannes (4, 6) entnommen, wo es in einer Vision des Gottesthrones heißt: „Das erste Lebewesen glich einem Löwen, das zweite einem Stier, das dritte sah aus wie ein Mensch, das vierte glich einem fliegenden Adler.“ Auch die Darstellung der vier Wesen mit Flügeln ist dieser Bibelstelle entnommen. Der Kirchenlehrer Hieronymus (347 bis 419) ordnete die vier Lebewesen den einzelnen Evangelisten zu, indem er auf die Anfänge ihrer Evangelien verwies: Matthäus beginnt mit dem Stammbaum und der Menschwerdung Jesu, daher der Mensch. Markus stellt an den Anfang seines Textes die Bußpredigt des Johannes, der wie ein Löwe seine Stimme in der Wüste erschallen lässt. Lukas berichtet zuerst vom Opferdienst des Priesters Zacharias, so dass der Stier als Opfertier zu seinem Attribut wurde. Und Johannes schließlich beginnt mit dem Prolog über das Wort Gottes und schwingt sich in einer Art „geistigem Höhenflug“ wie der Adler in Höhen, die die anderen nicht erreichen.
    Außer dieser Zuordnung zu den Evangelisten symbolisieren alle vier Wesen in der gemeinsamen Darstellung Jesus Christus selbst, dessen vier wichtigste Heilstaten in den Evangelientexten bezeugt werden: Der Mensch ist Abbild der Menschwerdung, der Stier bedeutet seinen Opfertod, der Löwe die Auferstehung und der Adler seine Himmelfahrt.
    (Quelle: Würzburger katholisches Sonntagsblatt)
  5. Robert Roos: Unterpleichfeld und was dazu gehört im kirchlichen und historischen Bereich. Gemeinde Unterpleichfeld, 2015, S. 123 ff.

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