Kloster Himmelspforten

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Klosterkirche Himmelspforten
Kreuzgang im Exerzitienhaus

Kloster Himmelspforten ist ein Kloster im Stadtbezirk Zellerau und das einzige Frauenkloster aus der Zeit des Mittelalters in Würzburg, das sich in seiner Anlage bis in die Gegenwart erhalten hat.

Vorgeschichte

Mit Urkunde von vor dem 15. März 1231 stiftete Bischof Hermann von Lobdeburg (1225-1254), Stifter mehrer Klöster, mit Zustimmung des Kapitels auf dem Gebiet des Bistums das Kloster Himmelspforten und bestimmte das Kloster für Zisterzienserinnen. Zur Bewahrung der Ordensregeln wurde das Kloster Himmelspforten dem Abt von Ebrach anvertraut.

Dieses Kloster, auf lateinisch „coeliporta“, wurde in Himmelstadt am Main eingerichtet. Der Name ist ein Wortspiel mit diesem Ortsnamen. 1248 verließen die Nonnen dieses Kloster und zogen in das aufgelassene Kloster Schönau bei Gemünden/Main. Als Grund dafür gaben sie mangelnde Sicherheit und ständige Belästigungen am alten Standort an.

Das Zisterzienserinnenkloster bis zur Säkularisation

Daraufhin entschloss sich der Würzburger Bischof zur Verlegung des Klosters und schenkte den Nonnen am 22. September 1250 ein Grundstück vor den Stadtmauern von Würzburg in der Schottenau. Papst Innozenz IV. erteilte am 31. Mai 1251 seine Erlaubnis zur Transferierung des Klosters. Nachdem auch das Generalkapitel des Zisterzienserordens 1252 zugestimmt hatte, wurde diese zwischen September 1252 und 1253 vollzogen. In dieses Kloster konnten auch nicht adelige Frauen eintreten und sogar den Rang einer Äbtissin erringen.

In der Regierungszeit des Bischofs Albrecht II. von Hohenlohe (1350-1372) wurde das Kloster durch Aufständische gebrandschatzt und große Teile wurden zerstört. Danach ging es an den Wiederaufbau, der auch den Kreuzgang mit einschloss. 1360 erlangte die Zisterze von Kaiser Karl IV. ein großes Schutzprivileg.

Die durch Martin Luther hervorgerufene Reformation wirkte sich im Kloster zunächst kaum aus. Äbtissin war zu dieser Zeit Sophie von Grumbach († 1526).

Eine Blütezeit des Klosters begann unter der Regierung des Fürstbischofs Julius Echter von Mespelbrunn (1573-1617). Es erfolgte ein Umbau im Stil der Renaissance. Auch den 30 Jahre andauernden Glaubenskrieg des 17. Jahrhunderts in Deutschland - der während der Regierungszeit von vier Würzburger Fürstbischöfen tobte - überstand das Kloster ohne großen Schaden.

Die 1803 dort lebenden 35 Nonnen wurden unter Fürstbischof Georg Karl von Fechenbach (1795-1808) von der Säkularisation getroffen und mussten das Kloster verlassen, erlebten die Enteignung und Auflösung des klösterlichen Besitzes durch Verkauf und Versteigerung.

Säkulare Zwischennutzung von 1804 bis 1844

In den leerstehenden Klostergebäuden wurde in folge ein Militärlazarett eingerichtet und anschließend eine Tabak- und Farbenfabrik. Diesen Zustand sagten die unverheirateten Geschwister Götz aus Margetshöchheim und Röll aus Dettelbach den Kampf an. Sie erwarben in der Amtszeit des Bischofs Georg Anton von Stahl (1840-1870) das Klosterareal im Jahr 1844 zum Zwecke einer Wiedergründung des Klosters Himmelspforten.

Das Karmelitinnenkloster ab 1844

Durch Vermittlung von Karmelitenpatres kamen drei Nonnen aus dem in Österreich gelegenen Kloster Gmunden am Traunsee nach Himmelspforten und wagten einen Neuanfang. Sie gründeten das erste Kloster des Ordens auf deutschem Boden nach der Säkularisation durch Napoleon. 1925 zogen die Schwestern in einen kleineren Neubau an der Ostseite der Klosterkirche um, da der Altbau für die - nach der Ordensregel - höchstens 21 Schwestern eines Karmels zu groß war. Die historischen Gebäude fanden schließlich als Exerzitienhaus Himmelspforten der Diözese Verwendung. Im Zweiten Weltkrieg wurde die ganze Anlage schwer zerstört. Kaum waren die gröbsten Schäden beseitigt, nistete sich der Holzbockkäfer im Dachstuhl der Kirche ein und brachte das Dach fast zum Einsturz. Die Kirche musste 1956 wieder geschlossen werden. Da die Finanzmittel knapp waren, die Schwestern aber zwischenzeitlich schon reichliche Kenntnisse im Bauhandwerk erworben hatten, trugen sie eigenhändig den befallenen Dachstuhl ab, ersetzten ihn durch ein Stahlfaltdach und renovierten bei dieser Gelegenheit gleichzeitig die ebenfalls befallene Kassettendecke aus dem 17. Jahrhundert. Am 15. August 1969 konnte die Klosterkirche wieder ihrer Bestimmung übergeben werden. Aus Anlass dieses feierlichen Ereignisses erhielt die Kirche ihr ehemaliges Patrozinium aus Zisterzienserzeit „Aufnahme Mariens in den Himmel" wieder zurück. Von 1844 bis 1969 war der Heilige Nikolaus von Myra Patron der Kirche. Die Ordensschwestern waren bis in die 1980er Jahre mit einem hohen Anteil an Eigenleistung mit dem Wiederaufbau beschäftigt.

Historische Aufnahmen

Äbtissinnen bis 1804

  • Gertraud I. (1231-1263) (erste Äbtissin in Würzburg)
  • Petrissa (1263-1289)
  • Mezza (1289-1312)
  • Elisabeth I. (1312-1316)
  • Kunegund I. (um 1316-1329)
  • Elisabeth II. von Grumbach (1329-1342)
  • Gertraud II. Edle von Heidingsfeld (1342-1351)
  • Elisabeth III. Silbert (1351-1358), erste nichtadelige Äbtissin
  • Margreth I. Gräfin von Rieneck (1358-1371)
  • Kunegund II. von Grumbach (1371-1374)
  • Katharina Füchs (1374-1392)
  • Margreth II. Trabet (1392-1408)
  • Margreth III. von Flache (1408-1419)
  • Margreth IV. Trabet (1419-1438)
  • Barbara I. Vaet (1438-1459)
  • Barbara II. Völck (1459-1482)
  • Anna I. von Thünfeld (1482-1498)
  • Margareth V. von Bestenberg (1498-1501)
  • Sophie I. von Grumbach (1501-1526)
  • Kunegund III. Voit von Rieneck (1526-1550)
  • Magdalena von Lauffenholz (1550-1557)
  • Gertrud III. von Sande (1557-1559)
  • Veronika von Hettersdorf (1559-1581)
  • Amalie von Aulenbach (1581–1589)
  • Katharina II. Zwybeth (1589-1630)
  • Anna II. Baunach (1630-1657)
  • Cäcilia Söllner (1657-1669)
  • Bernarda Elisabeth III. Edle Dorn von Doberslawitz (1669-1672)
  • Johanna Dietz (1672-1715)
  • Sophia II. Honick (1715-1757)
  • Maria Innocentia Grumbach, (1757–1766)
  • Maria Antonia Oesterreicher (1766-1769)
  • Maria Constanz Eyrich (1769-1790)
  • Maria Augustina Münch (1790 bis zur Säkularisation 1804)

Priorinnen ab 1844 (Auszug)

Klosterkirche

Die Klosterkirche Aufnahme Mariens in den Himmel ist ein langgezogener frühgotischer Bau, ursprünglich 1276 geweiht. Er wurde in der Renaissancezeit verändert und hat einen Dachreiter sowie einen abgesetzten Chor. Das Innere wird im Westen von der Sepultur (früher: Chor der Laienschwestern) und der darüber gebauten Nonnenempore eingenommen.

Tagesablauf im Kloster

Ein normaler Tag der Karmelitinnen beginnt um 5.30 Uhr mit dem Gebet der Laudes [1] und der Terz [2]. Über den Tag verteilt folgen die weiteren Teile des Stundengebets, die Messfeier, zwei Stunden der Betrachtung und geistliche Lesungen. Neben dem Gebet widmen die Schwestern sich auch den anfallenden Hausarbeiten im Kloster. Außerdem betreiben sie eine Kerzenwerkstatt. [3]

Kontakt

Karmelitinnenkloster Himmelspforten
Mainaustraße 40
97082 Würzburg
Telefon: 0931 - 42178
Telefax: 0931 - 41 73 851
E-Mail: karmelitinnenkloster@bistum-wuerzburg.de

Siehe auch

Quellen

  • Hanswernfried Muth: Würzburg Himmelspforten - Diözesanexerzitienheim und Karmelitinnenkloster ; ehemals Zisterzienserinnenkloster München, Schnell & Steiner 1974 (UB Würzburg)
  • Hermann Hoffmann: Urkundenregesten zur Geschichte des Zisterzienserinnenklosters Himmelspforten 1231-1400 Würzburg, Schöningh 1962 (UB Würzburg)
  • Joachim Heinrich Jäck, Wahres Bild der Klöster, wie sie ehemals gewesen sind, und wie sie hätten seyn sollen, Dresch Bamberg/Aschaffenburg 1827, Band 2, S. 80
  • Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege, Baudenkmäler in Würzburg, Nr. D-6-63-000-309

Weblinks

Einzelnachweise und Erläuterungen

  1. Die Laudes (Plural von lat. laus ‚Lob‘), auch Morgenhore oder Morgenlob, sind das Morgengebet der katholischen Kirche, der altkatholischen, der anglikanischen und der evangelisch-lutherischen Kirchen. Sie bestehen aus Hymnus, Psalmen, Schriftlesung, Benedictus, Bitten, Vaterunser, Tagesgebet und Segen.
  2. Terz (von lat. tertia hora = dritte Stunde) ist eine der drei sogenannten Kleinen Horen (Terz, Sext, Non) im Stundengebet der katholischen Kirche.
  3. Würzburger Katholisches Sonntagsblatt Nr. 18 vom 4. Mai 2014, S. 18

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