Allerheiligen (Püssensheim)
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Die katholische Kuratie Allerheiligen im Prosselsheimer Ortsteil Püssensheim liegt erhöht am Ortsrand und ist ab der Brunnenstraße über Treppen erreichbar.
Patrozinium
In den östlichen Kirchen gab es schon seit Anfang des 4. Jahrhundert Allerheiligenfeste, bei den Byzantinern zunächst als „Herrentag aller Heiligen“ am Sonntag nach Pfingsten. Es galt, bei der Fülle der Märtyrer nach den Verfolgungen keinen zu vergessen. In der westlichen Kirche weihte Bonifatius IV. am 13. Mai 609 (oder 610) das Pantheon in Rom - zuvor das Heiligtum der antiken Götterwelt - der Jungfrau Maria und allen Heiligen und ordnete eine jährliche Feier an. Patrozinium ist am 1. November.
Geschichte
Bereits 1466 ist in der sog. Bischof-Scherenberg-Liste eine eigenständige Pfarrei in Püssensheim dokumentiert. Kirche und Kirchhof bildeten eine kleine Kirchenburg, die noch 1602 erkennbar war. Die Verwüstungen durch Plünderungen und Brände während des 30jährigen Kriegs, die alle drei Ortschaften Prosselsheim, Seligenstadt und Püssensheim betroffen haben, sind auch an dem kleinen Kirchlein von Püssensheim nicht ausgeblieben. Noch 1669 waren die drei Altäre der Kirche geschändet und Püssensheim war damals mit Dipbach und Prosselsheim der Pfarrei Escherndorf zugewiesen (1668-1675).
Fürstbischof Konrad Wilhelm von Wernau die Kirche ab 1684 neu erbauen. In seiner kurzen Regierungszeit konnte sie aber nicht fertiggestellt werden, da der Fürstbischof bereit 1684 verstarb. Als man die neue Kirche 1687 weihte, wurde das steinerne Wappenbild des regierenden Fürstbischofs Johann Gottfried von Guttenberg wohl über dem Portal angebracht. 1852 wurde die Kirche um zwei Fensterachsen verlängert. Dabei musste man das Wappen abnehmen. Als Lokalkaplan Erwin von Welden 1949 den Friedhof erneuern ließ, setzte man das Guttenberger Wappen neben den Eingang des Friedhofs in die Mauer ein. Nach dem Neubau der Kirche wurde eine barocke Innenausstattung vorgenommen. 1852 nahm Pfarrer Franz Josef Schmidt eine Erweiterung der Kirche vor, indem er ein sehr altes, direkt vor der Kirche liegendes Haus mit Stallungen abbrechen ließ.
Nach den Schäden des Zweiten Weltkriegs erneuerte man den Turm im Osten des Schiffs 1954 auf quadratischem Grundriss im damals modernen, nüchternen Stil, mit Schlitzen und Mauerlöchern statt Fenstern. In den Jahren 1959/1960 erfolgte eine Umgestaltung der Kirche. Als Hochaltar verwendete man die sehr alte und schöne Pietà (um 1420). Das barocke Orgelgehäuse, das wohl aus der Zeit der Kirchenerneuerung von 1684-1687 oder kurz danach zu datieren ist, blieb erhalten, ebenso die versilberte und vergoldete Tragmadonna aus der Zeit des Rokoko.
Baubeschreibung
„Katholische Filialkirche Allerheiligen, Saalbau mit eingezogenem Chor, nachgotisch, um 1600, 1864 erweitert, Chorturm mit Pyramidendach erneuert; mit Ausstattung. Kirchhofmauer mit Wappenstein, Bruchsteinmauerwerk, wohl 17. Jahrhundert. Bildstock, Reliefaufsatz mit Kreuzigung, Rückseite mit Pietà, auf Säule über Tischsockel, Sandstein, bez. 1725.“
Bildergalerie
Geläut
Von Glocken wird in den Quellen erst nach der Vergrößerung der Kirche 1852 und dem Bau eines Dachreiters auf dem neuen Teil des Langhauses 1865 berichtet. Zu der einen vorhandenen Glocke wurden unter Pfarrer Franz-Josef Schmitt zwei neue Glocken erworben, am 18. November 1865 geweiht und in den Turm gebracht. Schon ein Jahr später, 1866, fand in Dipbach ein Großbrand statt, der den Turm der Kirche einäscherte. Zwei Glocken zersprangen im Feuer. Die Püssensheimer schenkten sofort eine ihrer neuen Glocken den Dipbachern.
Während des Ersten Weltkrieges, am 23. Juni 1917, mussten sich die Püssensheimer von zwei Glocken für Kriegszwecke trennen. Unter Lokalkaplan Josef Fleischer bestellte die Kirchenverwaltung 1921 eine neue Glocke bei der Glockengießerei Gebrüder Klaus in Heidingsfeld, die am 2. April 1922 durch Lokalkaplan Josef Fleischer geweiht wurde. Auch im Zweiten Weltkrieg mussten die Glocken abgegeben werden. 1948 erwarb die Kirchengemeinde eine Glocke aus Prosselsheim. Pfarrer Josef Knapp konnte 1957 zwei weitere Glocken weihen, da die Kirche seit 1954 wieder einen Turm besaß, der ein Geläut von vier Glocken aufnehmen konnte. Eine große Bronzeglocke (g) mit einem Durchmesser von 103 cm, 675 kg schwer und am 3. April 1954 dem Hl. Kilian geweiht, der seit Kaplan Nikolaus Maierhöfer (1929-1936) Dorfpatron ist, soll an die Gefallenen der beiden Weltkriege erinnern. Die Bronzeglocke trägt in der Mitte die Inschrift: „Gemeinde Püssensheim ihren gefallenen und vermissten Kriegern zum Gedächtnis + 1957 + Und am unteren Glockenrand steht: „+ Mehr uns St. Kilian das Glaubenslicht + Den Toten Kriegern erfleh ein gnädig Gericht +“. Der Frankenpatronin ist die kleinere Glocke (d) mit einem Durchmesser von 69 cm geweiht.
Pfarreisprengel
Die Kuratie Allerheiligen ist für die katholischen Christen des Prosselsheimer Ortsteils Püssensheim zuständig und gehört zur Pfarrei St. Bartholomäus (Prosselsheim).
Pfarreiengemeinschaft
Die Kuratie Allerheiligen in Püssensheim gehört zur Pfarreiengemeinschaft Volk Gottes an Pleichach und Main.
Seelsorger (Auswahl)
- Hubert Boritzka (1972-1980)
- Hermann Emge (1998-2005)
- Herbert Roßmark (2005-2011)
- Alfred Singer (2011-2012)
- Helmut Rügamer (seit 2012)
Siehe auch
- Baudenkmäler in Prosselsheim
- Bildstock An der Kirche (Püssensheim)
- Friedhof Püssensheim
- Kirchengebäude im Landkreis Würzburg
- Pastoraler Raum Bergtheim-Fährbrück
- Püssensheim
Quellen und Literatur
- Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege, Baudenkmäler in Prosselsheim, Nr. D-6-79-174-33
- Christine Demel: 1250 Jahre Prosselsheim mit Seligenstadt und Püssensheim. Selbstverlag Gemeinde Prosselsheim 1992, S. 423 ff.
Weblinks
- Allerheiligen Püssensheim auf den Internetseiten des Pastoralen Raums Bergtheim-Fährbrück
- Alle Heiligen in Heiligenlexikon.de
- Filialkirche Allerheiligen im DenkmalAtlas 2.0