Hotel Schwan

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Hotel Schwan
Hotel Schwan (Ansicht vom Wasser aus)
Hotel Schwan
Häfelesmarkt am Oberen Mainkai mit dem Hotel Schwan (um 1900)
Oberer Mainkai mit dem Hotel Schwan (vor 1914)
Ausblick von der Terrasse des Hotel Schwan (damals noch das Gasthaus zum Weißen Schwan)
Hotel Schwan in der Büttnergasse (1920)

Das Hotel Schwan war ein bis 1937 bestehendes Hotel mit Restaurant und Terrasse am Oberen Mainkai in der Würzburger Altstadt (alte Nr.: III. Distrikt 303, 312; später Büttnerstraße 28 [1]). Beim Bombenangriff auf Würzburg am 16. März 1945 wurde es fast ganz zerstört.

Geschichte

Auf der Fläche des heutigen Wöhrl-Kaufhauses wurde 1528 das fürstbischöfliche Mauthaus (oder Zollhaus) errichtet, in dem der Zoll für eingeführte Waren zu erlegen war. Als es zu klein geworden war, entstand 1584 unter Fürstbischof Julius Echter von Mespelbrunn, dem Dompropst und Domdekan Neidhard von Thüngen und dem Domstiftssenior Erasmus Neustetter ein neues Gebäude, das spätere „Hotel zum Schwan“. Der älteste Teil des Hotels war ein turmartiger Mittelbau mit einem wappengeschmückten Giebel, das einstige Spiegeltor, das nach Beschluss des Würzburger Rates vom 18. Mai 1584 anstelle eines älteren Tores mit gleichen Namen aus städtischen Mitteln errichtet wurde. Dieses Tor musste jeder passieren, der mit Waren vom Main in die Stadt wollte.

Schon zu dieser Zeit bestand neben dem Neubau im Nachbarhaus in der Ecke am Spiegeltor der Gasthof „Zum weißen Schwan“, dessen Wirt Sebastian Schreck war. Laut einer Urkunde vom 1. September 1576 pachtete er noch das neben seiner Behausung gelegene Eichhäuslein für einen Jahreszins von 1 Gulden vom Rate der Stadt Würzburg. Als er 1607 starb, führte seine Witwe die Schwanenwirtschaft weiter und im Februar 1614 boten ihre Erben der Stadt Würzburg das Anwesen zum Kauf an, die sofort zugriff, „weil sie dem Spiegeltor gar wohl gelegen war“ und es nach kurzem Handeln für 800 Gulden erwarb. Schon am 25. März meldet das Ratsprotokoll: „Ist bezahlt“.

Bereits vor dem Kaufabschluss hatte sich der Stadtbaumeister bei Einsichtnahme des Hauses überzeugen müssen, dass es sehr baufällig war. Nach dem Kauf nahm die Stadt eine grundlegende Sanierung des Gebäudes vor und verpachtete dann die Wirtschaft. Trotz der großen baulichen Verbesserung gelang es dem Rate nicht, eine den aufgewandten hohen Kosten entsprechende Rente zu erzielen; nur 45 Gulden jährliches Bestandsgeld bewilligte der erste Pächter Veit Krieg. Seine Wirtschaft war aber übel bestellt. Er blieb die Miete schuldig und verlangte noch obendrein nach 1 ½ Jahren eine Ermäßigung des rückständigen und des ferner zu zahlenden Betrags. Von seiner Schuld erließ ihm der Rat 17 Gulden und war äußerst froh darüber, ihn im Herbst 1616 loszuwerden und in der Person des Philipp Schmidt einen neuen Pächter zu finden, der zehn Jahre auf dem Schwan blieb.

Dann folgte für kurze Zeit Georg Bundenlew und 1627 Michael Zink, der sich endlich auch zur Zahlung einer höheren Miete von 60 Gulden verstand. Mit den Wirren des Dreißigjährigen Krieges ging es auch der Gastwirtschaft deutlich schlechter. Zwar ließ der für ein „Hotel“ so überaus nötige Fremdenverkehr in Würzburg zu jener Zeit nichts zu wünschen übrig, aber er brachte dem Schwanenwirt Zink doch nicht die zahlungsfähigen Gäste, die ihm willkommen gewesen wären. Seine Einnahmen gingen immer weiter zurück, so dass dem Rate nichts anderes übrig blieb, als die Pachtsumme auf die Hälfte herabzusetzen. 1633 konnte Zink „wegen geringer Losung“ nicht einmal diesen niedrigen Hauszins aufbringen, denn seitdem zur größeren Sicherheit gegen feindliche Überfälle das Spiegeltor mit Erde zugeschüttet worden war, ging es mit dem Geschäft steil bergab und Zink gab das Geschäft auf. Die noch schuldigen 42 Gulden schenkte ihm der Rat und überließ das Haus dem städtischen Kasten-und Stubendiener Hans Dreß als Wohnung, „weil keine Wirtschaft diesmals darinnen zu treiben ist“.

Bis zum Ende des Dreißigjährigen Krieges bemühten sich noch mehrere Wirte um den Schankbetrieb, doch es gelang keinen den „Schwanen“ zu halten, denn mit der Wirtschaft war nichts zu verdienen. Recht anschaulich schildert dies ein Beständner 1643 mit den Worten: „Der gemeine Mann, sonderlich die Flösser und dergleichen mehr gehen in die Heckenwirtshäuser und andere Winkel, sodaß ich in einem Vierteljahr kaum einen Eimer Wein auszapfte, da das Obermaintor nun zum dritten Mal - seit einem Jahr - versperrt worden ist.“

Die räumlichen Verhältnisse des Schwans scheinen zu jener Zeit noch recht bescheiden gewesen zu sein. Als am 11. August 1658 Kaiser Leopold I. von seiner in Frankfurt am Main erfolgten Krönung nach Würzburg kam und Unterkunft für sein Gefolge in den Würzburger Gast- und Bürgerhäusern beschafft werden musste, konnte der Schwanenwirt nur „4 gerichtete Betten und Stallung für 2 Pferde“ zur Verfügung stellen. Andere gleichzeitige Berichte lassen den Zustand des Gasthofes in noch ungünstigerem Lichte erscheinen.

Als im Jahre 1663 die Notwendigkeit kostspieliger Erneuerungsbauten aufkam, wollte der Rat anfangs überhaupt kein Geld mehr in das unrentable Haus hineinstecken, sondern es verkaufen. Er gab aber bald diesen Gedanken auf - vermutlich konnte er keinen Käufer finden - und entschloss sich, den größten Teil des Gasthofes neu zu erbauen. Der Plan hierzu wurde am 28. März 1663 dem Fürstbischof Johann Philipp Franz von Schönborn vorgelegt, der im Beisein des gerade zu Besuch hier weilenden Pfalzgrafen von Sulzbach und eines Grafen von Hohenlohe denselben genehmigte. Kurz darauf schon begann der Steinmetz Sebastian Billinger mit den Ausführungen. Die Zimmerarbeiten hatte der Stadtzimmermeister Mathes Knapp übernommen und im Hochsommer des Jahres 1664 wurden die Bauarbeiten abgeschlossen.

Da man mit dem Verpachten des Gebäudes in der Vergangenheit schlechte Erfahrungen gemacht hatte, sah der Rat der Stadt hiervon ganz ab und beschloss, den Schwan „in eigener Regie“ zu betreiben. Hierfür wurde zu Michaelis 1664, also am 29. September, der Feldgeschworene Andreas Wilhelm Bauer zuerst auf ein Vierteljahr zur Probe und danach definitiv als „eines Ehrbaren Rats Weinschenk zum Schwanen“ unter folgenden Bedingungen angenommen: „Er soll sich des Logiments oder Wirtshauses gebrauchen; der Verdienst aus Speisen und Schlafgeld gehört ihm allein; für Ausschenken eines jeden Fuders Wein bekommt er 1 ½ Gulden vergütet und außerdem werden ihm zur Feuerung 6 Karren Holz und für Licht 3 Gulden gewährt.“ Zur Beaufsichtigung und Kontrolle des Wirts waren noch zwei Ratsherren als Inspektoren aufgestellt, die alles bestens in Acht nehmen und die Abrechnung mit ihm machen mussten.

Der Rat hatte sich, wenn auch keine goldenen Berge, so doch einen ordentlichen Gewinn aus seiner Schenke erhofft. Aber auch hierin sah er sich wieder getäuscht. Bauer ließ es sich sehr gut gehen und blieb mit der Bezahlung der verzapften Weine im Rückstand, da er das eingenommene Geld zum Ankauf eines Hauses benutzt hatte. So hatten auch die zwei Ratsherren, die ihn als Inspektoren kontrollieren sollten, nicht verhindern können, dass Andreas Wilhelm Bauer nach sieben Jahren mit 476 Gulden im Rückstand war. Im August 1671 kündigte er seinen Vertrag auf und ließ den „Schwan“ im Stich, um sich ferner der „Gans“ auf der anderen Mainseite zu widmen.

Auch keiner der nachfolgenden Pächter blieb sehr lange und so beschloss der Rat im Jahre 1681 das Wirtshaus zu veräußern. Hierzu fand sich schneller als erwartet die Gelegenheit. Kurz vor Weihnachten 1681 verlangte, wie das Ratsprotokoll meldet, ein hiesiger Bürgersmann zu wissen, ob das Schwanen-Wirtshaus zu kaufen und wie hoch der Preis sei. Man entschied sich, es für 2000 Gulden öffentlich auszuschreiben und dann dem Höchstbietenden den Zuschlag zu gewähren. Soweit kam es aber gar nicht. In der Ratssitzung vom 5. Januar 1682 ließ nämlich Herr Johann Barthel Bornschlegel, Hofmetzger und - was für die rasche Abwicklung dieses Geschäfts wohl nicht ohne Einfluss - Bruder eines Ratsherrn erklären, dass er den Gasthof für seinen Sohn Johann Adam kaufen und dafür 2000 Gulden zahlen wolle, 600 bar und den Rest in jährlichen Raten von 200 Gulden. Zwar blieb dieses Gebot um den sechsten Teil hinter dem erhofften Preis zurück, jedoch hatten die Herren des Rats doch nichts eiligeres zu tun, als zuzustimmen. Wenn Bornschlegel 1000 Gulden anzahle, sollte der Verkauf schon nachmittags vollzogen sein.

Bornschlegel wartete auch nicht lange auf Entscheide der Baukommission, sondern ließ zur besseren Erschließung des Turmes über dem Tor einen Treppenturm in der Büttnergasse aufrichten und mit seinem Wappen schmücken; an der Westseite bebaute er ungefragt zwei städtische Bauplätze mit Stallungen, die er nach langem Feilschen der Stadt nur mit 30 Gulden (statt mit 50 Gulden) bezahlte.

Unter der Leitung von Johann Adam Bornschlegel entwickelte sich der Schwan schnell zum ersten Gasthof der Stadt, was sich daraus ersehen lässt, dass sein Besitzer bereits 1692 von allen Würzburger Wirten die höchste Gewerbesteuer zu entrichten hatte. Von seinen Erben ging der gut renommierte Gasthof im Jahre 1735 an Johann Franz Merkel über, der sich aufgrund seiner Verdienste um den fränkischen Weinhandel adeln ließ.

Da der Betrieb einer Gaststätte mit Herberge nicht standesgemäß war, verkaufte Merkel an Johann Felix Krämer. In einer Zeit, die absolute Tag- und Nachtruhe noch nicht zum Kriterium eines Hotels erhoben hatte, rühmte man die herrliche Aussicht von der Terrasse (über Bornschlegels Stallungen) auf die Burkarder Kirche und die Festung, das „Menschengewimmel“ am Ufer, wo Mittwoch- und Samstagfrüh das Marktschiff aus Ochsenfurt anlegte. Zur Alten Mainbrücke hin war an Kiliani der Markt der Häfner aus dem ganzen Hochstift Würzburg.

Im Laufe der Zeit ging das Hotel durch verschiedene Hände. Bereits im 18. Jahrhundert soll das Hotel so berühmt gewesen sein, dass selbst Fürstlichkeiten bei ihrer Reise durch Würzburg dort abstiegen. Im Wettbewerb mit dem Fränkischen Hof, dem späteren Russischer Hof, wurde das Hotel zur ersten Adresse am Platze.

Am 24. September 1852 kaufte Karl Zier, der Kommandant des Landwehrbataillons war, das Anwesen für 30.000 Gulden. Als Zier, der ein ansehliches Vermögen mit dem Hotel erworben hatte, sich 1872 zur Ruhe setzte, erwarb das Hotel am 12. Februar 1872 Johann Michael Kißkalt aus Nürnberg, der es im Jahre 1881 einem ersten und 1884 einem zweiten Umbau unterzog, wobei auf die bestehende Bausubstanz weitestgehend Rücksicht genommen wurde. Nach erfolgreicher Tätigkeit, während der das Hotel seinen alten und guten Ruf voll bewahrte und bestärkte, übergab er es am 1. Dezember 1909 an seinen dritten Sohn Gustav Kißkalt. Unter dessen Führung wurden neben Modernisierungen im Innern des Hauses und einem weitgehendem Umbau der Säle, der Eingang in Verbindung mit einem zeitgemäßen Vestibül an den Mainkai verlegt. Das elegante Restaurant mit Terrasse war der „Treffpunkt der besten Gesellschaft“. In seinem Gästebuch standen die Namen berühmter Persönlichkeiten.

Der Mainkai war um 1900 ein bevorzugter Spazierweg für die Würzburger. Hier konnte man, ohne durch Autos oder Fuhrwerke gestört zu werden, die ausgestellten Waren der Häfelesweiber in Ruhe betrachten. 1923 musste der Häfelesmarkt allerdings in die Innenstadt umziehen, da sich die Gäste des „Hotels Schwan“ über das „rustikale“ Verhalten der Frauen beschwert hatten.

Ab 1. Juli 1919 war das Hotel im Besitz des Herrrn Josef Wiesler.

Ende des Hotelbetriebs

1937 verschwand die Inschrift „Hotel au cigne - Gasthaus zum Schwan“ und die damalige Deutsche Arbeitsfront (DAF), die Einheitsgewerkschaft, hielt dort Einzug. Statt der Ober im Frack sah man jetzt Funktionäre mit Schaftstiefeln und Braunhemden, statt kalten Büffets bot man KdF-Reisen nach Norwegen und Mallorca an, und wo einst die Rezeption war, da prangte ein Plakat mit dem Wunsch: „Gebt mir vier Jahre Zeit, und ihr werdet Deutschland nicht wiedererkennen!“ Beim Bombenangriff auf Würzburg am 16. März 1945 wurde es fast ganz zerstört und nicht wieder aufgebaut.

Bildergalerie

Siehe auch

Quellen und Literatur

Einzelnachweise und Hinweise

  1. bzw. Büttnersgasse 26/28 (Telephon-Anlage Würzburg: Verzeichniss der Sprechstellen, Nr. 1 - abgeschlossen am 30. September 1887, Königl. Universitätsdruckerei von H. Stürtz, Würzburg 1887, S. 18: „Schwane-Hôtel“)

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