Erasmus Neustetter

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Epitaph für Erasmus Neustetter (mit der Comburg) im Kiliansdom
Grabplatte für Erasmus Neustetter im Kiliansdom

Erasmus Neustetter genannt Stürmer, auch Neustädter, (* 7. November 1523 in Schönfeld/Hollfeld; † 3. Dezember 1594 in Würzburg) war ein katholischer Theologe und Bibliophiler.

Familiäre Zusammenhänge

Die Familie gehörte der fränkischen Reichsritterschaft an. Sein Vater war Sebastian Neustetter, seine Mutter Elisabeth, geborene von Wolmershausen. Seine Brüder waren Pankraz (1510-1557) und Ernst († 1565), er hatte einen Neffen namens Johann Christoph (1570-1638).

Leben und Wirken

Studien

Erasmus Neustetter wuchs bei dem verwandten Würzburger Domherren Daniel Stiebar von Buttenheim (1503-1555) auf. Er erwarb umfassende Kenntnisse in alten und neuen Sprachen. Bildungsreisen führten ihn nach Italien, Frankreich und in die Niederlande. Er studierte an der Universität Leiden und später an der Universität Bologna, ohne allerdings einen akademischen Titel zu erwerben.

Aufstieg in hohe Ämter

Im Würzburger Raum füllte Erasmus verschiedenste geistliche Ämter aus und wurde später auch mit verschiedenen anderen Aufgaben betraut. Er war unter anderem Landrichter des kaiserlichen Landgerichts in Würzburg von 1559 bis 1564. Im Auftrag des Fürstbischofs war er Gesandter bei Verhandlungen im Zweiten Markgrafenkrieg 1553 und im Zusammenhang mit den Grumbachschen Händeln 1563. Er war beteiligt an verschiedenen Reformen sowohl in geistlichen wie auch in weltlichen Einrichtungen, dabei führte er erfolgreich finanzielle wie administrative Veränderungen ein. 1567 gehörte er dem Geheimen Rat des Hochstifts Würzburg an. Mit einer eigens in Rom eingeholten Erlaubnis von Papst Julius III. führte er Visitationen und Reformen in den Klöstern der Diözese Würzburg durch. Er wurde 1559 zum Propst am Stift Haug gewählt und 1565 Propst des Stiftes Gangolf in Bamberg. Er zählte auch zu den Bamberger Domherren.

Rückzug nach Comburg

Erasmus bezog in der Politik der Fürstbischöfe eine teilweise kritische Position. Seine Erziehung war von humanistischen Werten geprägt. Bezüglich der von den Bischöfen teils hartnäckig betriebenen Rekatholisierung [1] nahm er die Haltung der Ireniker [2] ein. Er teilte auch nicht die Ansicht, die Jesuiten zur Neubelebung des Glaubens in Würzburg anzusiedeln. Differenzen in finanziellen Fragen trugen weiterhin zu einem angespannten Verhältnis zu Fürstbischof Friedrich von Wirsberg und seinem Nachfolger Julius Echter von Mespelbrunn bei. Erasmus zog sich zunehmend aus der Tagespolitik zurück.

Bereits 1545 war Erasmus Stiftsherr des Ritterstiftes Comburg geworden. Er stieg 1551 zum Dechant auf und wurde 1583 Propst. Auf der Comburg [3] verfolgte Erasmus das ehrgeizige Ziel, durch zahlreiche Baumaßnahmen die Burg nach den Vorstellungen des Himmlischen Jerusalem zu gestalten, der Kreuzgarten sollte zu einem Paradiesgarten werden. Es gelang ihm, eine bedeutende Gelehrtenbibliothek einzurichten, dazu erwarb er den Buchbestand des Oswald von Eck, der heute in Überresten in der Württembergischen Landesbibliothek verwahrt wird. Als Mäzen förderte er junge Literaten wie Musiker. In seinem Testament bedachte er jeweils vier mittellose Theologiestudenten mit einem Stipendium. Den Würzburger Jesuiten vermachte er ein Legat. Die von diesem Geld angeschafften Bücher erhielten auf den Einband das Wappen Neustetters aufgeprägt, gewöhnlich vom Buchbinder Hans Herolt. Die Universitätsbibliothek besitzt zahlreiche solche Bände.

Rektor der Universität

In späten Jahren bekleidete er das Amt des Rektors der wiederbegründeten Universität Würzburg (1589 - 1591).

Grabmal im Würzburger Dom

Erasmus wurde im Kiliansdom bestattet. Die überlieferte Leichenpredigt hielt der Jesuit Nicolaus Serarius. Im südlichen Seitenschiff des Domes befindet sich seine bronzene Grabplatte, im nördlichen Seitenschiff sein Epitaph. Sie stammen aus der Hand des Künstlers Erhard Barg, der wahrscheinlich auch für ein weiteres Denkmal zu Ehren von Erasmus verantwortlich ist. Dieses stand ursprünglich in der Bartholomäuskirche in Hollfeld und ist heute im Diözesanmuseum Bamberg ausgestellt.

Posthume Würdigung

Nach ihm wurde die Veranstaltungshalle der Gemeinde Rottendorf, die Erasmus-Neustetter-Halle, benannt.

Siehe auch

Quellen und Literatur

  • Franz Xaver von Wegele: Neustetter, Erasmus von. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 23, Duncker & Humblot, Leipzig 1886, S. 557 f.
  • Claus Bernet: Neustetter, Erasmus. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 21, Bautz, Nordhausen 2003, ISBN: 3-88309-110-3, Sp. 1047–1054.
  • Heinzjürgen N. Reuschling: Die Regierung des Hochstifts Würzburg 1495-1642. Echter Verlag, Würzburg 1984, S. 289, ISBN: 3-429-00804-2

Weblinks

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