Mainviertel
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Das Mainviertel (umgangssprachlich: Meeviertel) zählt zu den ältesten Ansiedlungen im Würzburger Stadtgebiet. Es erstreckt sich am linken Mainufer von der Löwenbrücke bis zur Friedensbrücke sowie den Hang des Marienbergs hinauf bis zur Festung Marienberg. Das Mainviertel ist ein Bereich des Stadtbezirks Altstadt, bis 1990 bestand das Mainviertel als separater Stadtteil.
Lage
Das Mainviertel ist der einzige linksmainische Stadtteil der Altstadt. Es erstreckt sich zwischen Main und Marienberg von der Bastion im Süden bis zum Gelände der Landesgartenschau im Norden.
Geschichte
Auf dem Marienberg fanden sich Reste einer alten keltischen Fliehburg (um 1000 v.Chr.). Unterhalb der späteren Festung entstand ab der Mitte des 8. Jahrhundert ein Siedlungsgebiet. Etwas nördlich liegt die Furt (an der Stelle der Alten Mainbrücke), welche zum dort gleichzeitig entstehenden Siedlungsgebiet führt. 748 entsteht das St.-Andreas-Kloster (heute St. Burkard). Das Kloster brannte aber ab und wurde an gleicher Stelle ab 1033 neu erbaut. 1010 wurde im Mainviertel die Fischerzunft gegründet. Allgemein hatte die Fischerei im Mainviertel einen hohen Stand, da viele Bewohner dieser Zunft angehörten. In Folge dessen gab es in diesem Stadtteil auch zahlreiche Fischerhäuser, von denen heute nur noch die Schiffbäuerin existiert. Die Würzburger nannten ihr Meeviertel deshalb auch Fischerviertel. 1133 wird die Mainbrücke erbaut. Möglicherweise wohnte Friedrich I. Barbarossa während der Hochzeitsfeierlichkeiten in seinem Königshof östlich der Festung am Schottenanger. Dieser Hof geht 1219 in den Besitz des Deutschen Ordens über.
Das Mainviertel wurde früher auch Viertel in der Kunbach oder Viertel zu St. Burkhard (umgangssprachlich: Burkarder Viertel) genannt [1] und war aufgeteilt in die Siedlungen Kühbach (villa superior S. Burchardi) und Niedernhofen (vicus inferior). [2] [3]
- 1134 errichteten irische Benediktiner eine Herberge zur Verpflegung von Pilgern. 1139 wurde dort das Benediktinerkloster St. Jakob gegründet.
- Am 15. April 1558 wurde Bischof Melchior Zobel von Giebelstadt und sein Kämmerer im Mainviertel erschossen. 1663 wird der Westchor von St. Burkard unter Fürstbischof Johann Philipp von Schönborn abgebrochen. Der Platz wurde für neue Befestigungsmauern und einen Umlaufkanal benötigt.
- In den 1730er Jahren zog das Brauhaus in das von Balthasar Neumann umgebaute fürstliche Waschhaus in die Schloßgasse 3 um. Am 1. Juli 1863 geht das königliche Hofbräuhaus in den Besitz eines Bamberger Bierbrauereibesitzers über.
- 1809/10 wird in der Burkarderstraße ein Militärgefängnis im klassizistischen Stil gebaut. 1857 wird es zum Frauenzuchthaus. Als die französischen Truppen unter Napoleon vom bayerischen Heer aus der Kernstadt zurückgedrängt wurden, zogen sie sich am 26. Oktober 1813 in das Mainviertel zurück. Erst am 28. März 1814 konnten die Franzosen aus Würzburg verdrängt werden.
Historische Abbildungen
Blick von der Burkarderstraße auf den Oberen Mainkai
Blick auf die Festung Marienberg und die Türme der Don Bosco-Kirche (1986) (© Roland Pleier)
Vereine und Organisationen
Veranstaltungen
- In unregelmäßigen Abständen findet das traditionelle Fischerstechen vor der Leonhard-Frank-Promenade statt.
- Alle zwei Jahre ist auf der Bastion hinter der Umweltstation das Fairtrade Festival.
- Der Sommerzauber an einem Wochenende im Juli auf dem Gelände der Landesgartenschau 1990 vor dem Zeller Tor wird veranstaltet durch die Carneval-Freunde-Zellerau 1975 e.V.. Das Fest beinhaltet unter anderem musikalische Unterhaltung, gastronomische Angebote, die Castingshow ZsdN (Zellerau sucht das Nachwuchstalent) und ein Abschlussfeuerwerk.
Kulturelle Einrichtungen
- Jugendkulturhaus Cairo, Fred-Joseph-Platz 3
- WuF-Zentrum (Queeres Zentrum Würzburg), Nigglweg 2
Museen und Galerien
- Festung Marienberg mit dem Mainfränkischen Museum und dem Fürstenbaumuseum
- Kunstgalerie der Vereinigung Kunstschaffender Unterfrankens e.V. im Spitäle, Zeller Straße 1
- Ausstellung im ehemaligen Atelier des Bildhauers Lothar C. Forster, Spitalgasse 16
- Historischer Saal der Fischerzunft, Saalgasse 6
Bildungseinrichtungen
Sportanlagen
Kirchen
- St. Burkard (katholische Pfarrkirche)
- Deutschhauskirche (evang.-luth. Kirche)
- Don Bosco-Kirche (auch St. Jakob oder Schottenkirche genannt, kath. Klosterkirche der Salesianer Don Boscos)
Medien
In der ehemaligen kostenlosen Stadtteilzeitung Meeviertel-Anzeiger wurden monatlich Bürgerinformationen aus den Stadtteilen von Würzburg und Umgebung veröffentlicht.
Grünanlagen/Naherholung
- Entlang des Mainufers zieht sich die begrünte Leonhard-Frank-Promenade (Fußgängerbereich mit Radweg).
- Im Nordwesten wird das Mainviertel vom Gelände der Landesgartenschau 1990 umschlossen. Es erstreckt sich von der Eingangspyramide an der Friedensbrücke bis zur Festung.
- Über die Tellsteige gelangt man zur Neutorwiese.
- An der Kirche St. Burkard beginnt der Weinwanderweg durch die Weinlagen Schloßberg und Leiste, der auch bis zur Festung führt.
- Vor dem Burkarder Tor befindet sich eine kleine Grünanlage mit einem Teich. Es handelt sich hierbei um das letzte verbliebene Stück des früheren Umlaufkanals.
Verkehr
ÖPNV
Mehrere Haltestellen der Straßenbahn befinden sich rund um das Viertel: Die Wörthstraße im Westen, die Haltestellen Nautiland und Talavera im Norden, die Haltestelle Rathaus auf der anderen Mainseite und im Süden die Haltestelle Löwenbrücke. Direkt angefahren wird das Mainviertel lediglich von der Buslinie 7 (Sanderring-Zellerau). Die Buslinie 9 verkehrt im Sommerhalbjahr von der Residenz durch die Zellerau zur Festung.
Hauptstraßen
Die linksmainische Uferstraße (Saalgasse bzw. Dreikronenstraße) durchquert das Viertel in Nord-Süd-Richtung zwischen der Friedensbrücke und der Löwenbrücke. Eine weitere Hauptverkehrsstraße ist die Zeller Straße, welche die Uferstraße und die Alte Mainbrücke mit der Zellerau verbindet.
Parken
Das Parkhaus Alte Mainbrücke mit 124 Stellplätzen befindet sich unmittelbar neben dem Spitäle. Ein gebührenpflichtiger Parkplatz besteht vor dem Nautiland.
Fahrradverkehr
Entlang der Burkarderstraße und Leonhard-Frank-Promenade führt ein Radweg mit überregionaler Anbindung.
Sonstiges
- Am Fred-Joseph-Platz 2 befindet sich die Würzburger Jugendherberge.
- Zeller Torhaus
Unterwegs in Würzburg (Video)
„Unterwegs in Würzburg im Mainviertel (Teil 2)“ von wuerzburg-fotos.de am 25. März 2018
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Siehe auch
Literatur
- Georg Meyer-Erlach: Das Mainviertel in Würzburg. In: Die Mainlande, 3. Jahrgang (1952) S. 3
- Jörg Lusin: Würzburg, wie es früher war. Band 1. Mainpresse Zeitungsverlagsgesellschaft mbH & Co, Würzburg 1999
- Jörg Lusin: Würzburg, wie es früher war. Band 2. Mainpresse Zeitungsverlagsgesellschaft mbH & Co, Würzburg 2000
Einzelnachweise
- ↑ Lorenz Fries: „Geschichte, Namen, Geschlecht, Leben, Thaten und Absterben der Bischöfe von Würzburg und Herzoge zu Franken, auch was während der Regierung jedes Einzelnen derselben Merkwürdiges sich ereignet hat.“ (1848) S. 640
- ↑ Main-Post: „Versteckt an „heimblichen Orthen““ (9. Januar 2017)
- ↑ Franz Xaver von Wegele: „Historisches Album der Stadt Würzburg: zweiunddreissig photographische Ansichten“, Stahel, 1867, S. 7, Anm. 2