Karl Guido Braun

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Dr. Dr. Karl Guido Robert Braun (* 31. Dezember 1841 in Aschaffenburg; † 24. Oktober 1909 in Würzburg) war Jurist, katholischer Theologe, Dompfarrer, Domkapitular und Regens am Priesterseminar.

Leben und Wirken

Karl Braun besuchte von 1851 bis 1859 das Gymnasium in Aschaffenburg. Nach kurzem Studium am Aschaffenburger Lyzeum wechselte der im Wintersemester 1860/61 an die Universität München und studierte ab dem Sommersemester 1861 an der Universität Würzburg. Nach philosophischen Kursen begann er im Herbst 1861 das Studium der Katholischen Theologie und trat gleichzeitig in das Priesterseminar ein. Am 6. August 1864 wurde er zum Priester geweiht. Die folgenden Jahre als Kaplan u.a. in Neustadt, Schweinfurt und Untereuerheim waren von größeren Unterbrechungen wegen längerer Erkrankungen begleitet. 1868 wird er als Jurist promoviert. Am 28. April 1873 wurde er zum Assistenten im Priesterseminar ernannt. In dieser Zeit fand er auch Gelegenheit zur theologischen Weiterbildung. 1876 wurde er zum Doktor der Theologie promoviert. Am 1. Oktober 1879 rückte er zum Subregens des Priesterseminars auf. Am 16. April 1886 berief ihn Bischof Franz Joseph von Stein zum Regens. In dieser Zeit begann Braun sich für die soziale Frage zu interessieren, die auch im Mittelpunkt seiner Tätigkeit als Dompfarrer stehen sollte, zu dem er am 27. Dezember 1889 ernannt wurde. Bis zu seinem Tod ging er dieser Aufgabe mit Energie und Konfliktbereitschaft nach.

Ablehnung der katholischen Aufklärung

An der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert stellten sich für die Würzburger Kirche neue Fragen und Herausforderungen. Die Sozialdemokratie begann die Massen zu begeistern und von der Kirche zu lösen. Bischöfe, Priester und engagierte Laien erkannten diese Problematik und unternahmen gewaltige Anstrengungen, die katholische Bevölkerung an die Kirche zu binden. Von geistlichen Institutionen und kirchlichen Medien wurden Vereine und Verbände geschaffen, jedoch führte diese binnenkatholische Orientierung mehr zu einer selbst gewählten Isolation und einer bewussten Abgrenzung gegen moderne Ideen und Strömungen. Fortschrittliche Kräfte in der katholischen Kirche stellten sich die Frage nach der Zukunft der Kirche in einer sich verändernden Welt und stießen damit auf den vehementen Widerstand der konservativen Kreise. Gerade Würzburg wurde zu einem Zentrum der Auseinandersetzung zwischen beiden Positionen. Der Grund dafür lag in der Person des Würzburger Theologieprofessors Hermann Schell. Der wohl schärfste Gegner Schells in der Bischofsstadt Würzburg war der Dompfarrer Karl Braun.

Karl Braun fühlte sich berufen, gegen die Reformkräfte auf allen Ebenen anzutreten. Ging es zuerst um den literarischen Kampf in der Öffentlichkeit, drängte Braun schließlich darauf, dass gegen die Reformer von seiten des Bischofs und der Kurie disziplinarisch eingegriffen wurde. Braun warf Schell vor, das Verhältnis von kirchlicher Lehre und geschichtlicher Fortentwicklung falsch zu beurteilen; völlig unverständlich war Braun Schells positive Beurteilung des Liberalismus und der modernen Kulturentwicklung. Die Gründe für die Unterlegenheit des Katholizismus suchte Braun nicht im katholischen Gottes-, Kirchen- und Weltverständnis, sondern waren für ihn eine Wirkung der äußeren Anfeindungen und Ausgrenzungen durch den Liberalismus und Protestantismus. [1]

Ursprünglich war Braun sehr frustriert darüber, dass Bischof Ferdinand von Schlör und das Domkapitel nicht zu einem offensiveren Vorgehen gegen die Reformer bereit waren. Für Braun war Schell das Haupt einer gefährlichen theologischen und innerkirchlichen Richtung, das ausgeschaltet werden musste. Besonders als es 1903 nach einer Audienz Schells bei Papst Pius X. schien, der Würzburger Theologe habe seinen Frieden mit Rom gefunden, gehörte Braun zu den Personen, die eine neue Runde der Auseinandersetzung einläuteten.

Die extreme, wenig vermittelnde Haltung in seinen kirchenpolitischen und theologischen Auseinandersetzungen versperrte Braun einen weiteren Aufstieg in der Hierarchie. Die bayerische Regierung wünschte keine Persönlichkeit, welche die Auseinandersetzung verschärfte. Als 1901 der Posten des Würzburger Dompropstes zur Neubesetzung anstand, wurde von Braun nach den Worten des Kultusministers Robert von Landmann deswegen abgesehen, „weil er für die kurialen Bestrebungen sich seither ziemlich empfänglich erwiesen und dabei auch immer die wünschenswerte Duldsamkeit an den Tag gelegt hat.“ [2]

Als 1904 die Stelle des Domdechanten in Würzburg frei wurde, schlug Bischof Ferdinand von Schlör hierfür Dompfarrer Braun vor, [3] jedoch auch dieses Mal sah das Ministerium von einer Ernennung Brauns ab.

Soziales Engagement

Das sozial-karitative Engagement Karl Guido Brauns wird allgemein anerkannt. In praktischen Dingen brachte er eine Offenheit und Flexibilität an den Tag, die man ihm kaum zugetraut hätte. Auf Braun geht die Gründung des Katholischen Arbeitervereins in Würzburg zurück, dessen erster Präses er wurde. Als solcher erwarb er sich auch Verdienste um die Entwicklung des „Sozialen Katholozismus“ in Würzburg, u.a. der Schaffung einer Sterbekasse, einer Krankenzuschusskasse und eines Volksbüros. Seiner Initiative ist auch die Errichtung vieler Zweigvereine im Bistum Würzburg zu verdanken. [4]

Der Katholische Frauenbund brachte mit Dompfarrer Braun 1908 die Gründung des Säuglings- und Kleinkinderheimes am Mönchberg auf den Weg.

Quellen und Literatur

Einzelnachweise und Hinweise

  1. Braun, Carl: Distinguo. Mängel und Übelstände im heutigen Kathalozismus nach Professor Dr. Schell in Würzburg und dessen Vorschläge zu ihrer Heilung. Ein Wort zur Verständigung. Mainz 1897, S. 4
  2. Bayerisches Hauptstaatsarchiv (BayHStA) MK 39098, 6. April 1901 Minister von Landmann an Prinzregent Luitpold
  3. BayHStA MK 39100, 22. Jan. 1904, Bischof Schlör an Kultusminister v. Wehner
  4. Zur Entwicklung der katholischen Arbeiterorganisation in Würzburg vgl. Peter Keller: Die Geschichte der katholischen Arbeitervereine in Unterfranken von 1884-1934. Würzburg 1976
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