St. Michael (Holzkirchen)
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Die katholische Pfarrkirche St. Michael ist neben der Klosterkirche das zweite wichtige Kirchengebäude in Holzkirchen.
Patrozinium
Die Pfarrkirche ist dem Erzengel Michael geweiht. Michael war nach der Überlieferung der Engel mit dem Schwert, der Adam und Eva aus dem Paradies trieb und den Lebensbaum bewachte (1. Mose 3, 23 - 24). Patrozinium ist am 29. September.
Geschichte
Als Fürstbischof Julius Echter von Mespelbrunn 1612 die Pfarrei Holzkirchen errichtete, war außer der Klosterkirche, eine Vorgängerin der heutigen Rundkirche, noch eine andere auf dem Berg gegen Remlingen hin gelegene Kirche vorhanden, welche vorher von den „lutherischen Predigern“ für ihre Predigt benutzt wurde. Die Zeit ihrer Erbauung ist unbekannt. Sie bestand jedoch schon 1588. Es wird nämlich erwähnt, dass aus Wüstenzell in diesem Jahr eine Glocke für diese Kirche ausgeliehen wurde. 1626 forderte Wüstenzell seine Glocke zurück. So war nur noch eine kleine Schelle am Turm, die aber nicht bis ins Dorf hinunter zu hören war. Da sich auch der Friedhof um die Kirche befand, hielt man die Leichengottesdienste dort ab. Diese „Berg- oder Schlosskirche“, wie die Chronik sie nennt, wurde von Julius Echter zur Pfarrkirche bestimmt. Die Kirche muss also noch in einem guten Zustand gewesen sein.
Gegen Ende des 17. Jahrhunderts war die Kirche sehr baufällig. Unter Fürstbischof Johann Philipp von Greiffenclau-Vollraths erfolgte der Neubau der Kirche. Besondere Verdienste erwarb sich hier Propst Ildefons von Havichorst (1678 – 1697), der aus Lüneburg stammte. Unter Pfarrer Pater Michael Scheffer OSB aus Kloster Fulda, der 1700 die Pfarrei Holzkirchen übernahm, konnte 1707 der Neubau der Kirche begonnen und 1708 vollendet werden. Am 8. Oktober 1717 weihte sie Weihbischof Johann Bernhard Mayer ein.
Durch die Mildtätigkeit des Posthalters Heinrich Horn aus Roßbrunn wurde 1888 die Kirche restauriert. Die Arbeiten führten aus der Kirchenmaler Christian Schlittenbauer aus München, der Vergolder Heinrich Desch und die Malerbrüder Wolf aus Würzburg. Die Sakristei wurde ebenfalls erst später angebaut.
1954 wurden unter Pfarrer Heinrich Bäuml das Dach umgedeckt und neue Dachrinnen angebracht, sowie die Fenster erneuert. 1957 erfolgte eine Innenrenovierung, die bis zum Patrozinium 1958 abgeschlossen war. Es wurden die beschädigten Deckengemälde von Kunstmaler Ludwig Gramberger restauriert. Die Altargemälde und die Vergoldungen der Statuen wurden erneuert, im Hauptschiff ein Teil des Bodens mit neuen Platten belegt und neue Kirchenbänke angeschafft. 1959 erneuerte man anlässlich der Visitation der Pfarrei durch Bischof Josef Stangl das Kirchenportal. Jedoch schon 1968 musste, infolge starker Verwitterungserscheinungen, die Kirchentüre mit Kupferblech beschlagen werden. 1964 bekam die Kirche elektrisches Licht. Das Dach der Kirche wurde 2011 erneuert.
Baubeschreibung
Die katholische Pfarrkirche St. Michael ist ein Saalbau mit eingezogenem Chor und einem Dachreiter als Glockenturm aus dem Jahre 1707/1708 von Frater Anton Prayer OSB unter Mitwirkung von Joseph Greissing. Dem stilistischen Befund nach ist Greissing auch als Entwurfsverfasser anzusehen, zumindest seine maßgebliche Beteiligung an der Planung ist zu veranschlagen. Auffällig sind die recht starr und altertümlich wirkenden Pilaster am Außenbau, die nach Art mancher Renaissancewerk nicht mit Hilfe einer Ausbauchung im leichten Bogenschwung geschwellt sind, sondern linear konisch zulaufen. Außerdem ist diese Verjüngung extrem stark ausgeprägt. [1] Ansonsten zeigen sich neben Allgemeingut einige für Greissing typische Formen, am deutlichsten die Fensterverdachungen, die Nische über dem Hauptportal, die charakteristische Verknüpfung des Seitenportals mit dem darüberliegenden Fenster oder der zweiachsig ausgelegte quadratische Dachreiter.
Ausstattung
- Deckengemälde: Da Pfarrer Michael Scheffer für Kunst etwas übrig hatte, ließ er die flache Decke der Kirche vom Deckenmaler Lazaro Maria Sanguinetti aus Koblenz bemalen, dem der Maurer Johann Eberth von Holzkirchen bei der Errichtung der Kaltdecke und Ausführung des Gemäldes als Handlanger zur Seite stand. Das Hauptgemälde stellt mit St. Michael den Sturz der Engel, die kleinen runden Bilder in den vier Ecken des Langhauses alt- und neutestamentliche Engelszenen dar. Vorne links „Erzengel Raphael mit Tobias auf der Reis“, rechts „Mariä Verkündigung“, hinten links „Ismael und Hagar in der Wüste“ und rechts „Petrus im Gefängnis“.
- Die Altäre fertigte der Meister Andreas Prell aus Wien zusammen mit dem Schreiner Jörg Hauck aus Trennfeld. Das Hauptbild des Hochaltars „Mariä Himmelfahrt“ und das Schutzengelbild über dem linken Seitenaltar stammt vom Würzburger Hofmaler Johann Adam Remele. Ein über dem Hochaltar früheres Annabild und das der 14 Nothelfer über dem rechten Seitenaltar sind nicht mehr vorhanden.
Das jetzige 14 Nothelferbild malte 1888 Andreas Leimgrub aus Würzburg. Die Vergoldung des Hochaltars, der Mutter-Gottesstatue und des Hl. Michael fertigte Meister Joseph Eckhart aus Bregenz. Die Seitenaltäre vergoldete Maler Jakob König aus Karlstadt.
Geläut
Zwei anscheinend bereits vorhandene Glocken wurden 1888 umgegossen. Die größere wurde dem Hl. Michael geweiht.
Bildergalerie
Pfarreiengemeinschaft
Die Pfarrei St. Michael mit ihren Filialen St. Maria und St. Johannes der Täufer in Wüstenzell und St. Paulus in Remlingen gehört zur Pfarreiengemeinschaft Hl. Benedikt zwischen Tauber & Main.
Seelsorger
Siehe auch
- Baudenkmäler in Holzkirchen
- Joseph Greissing
- Katholisches Pfarrhaus Holzkirchen
- Kirchengebäude im Landkreis Würzburg
- Pastoraler Raum Würzburg links des Mains
- St. Maria (Holzkirchen)
Quellen und Literatur
- August Amrhein: Das Landkapitel Lengfurt, Franconia Sacra. Geschichte und Beschreibung des Bisthums Würzburg. Würzburg 1896, S. 216 ff. (Online-Fassung)
- Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege, Baudenkmäler in Holzkirchen, D-6-79-149-16
- Festschrift: 1250 Jahre Holzkirchen 775-2025. Hrsg.: Gemeinde Holzkirchen im Juni 2025, S. 79 ff.
- Geschichte der Pfarrkirche St. Michael auf www.holzkirchen-ufr.de
- Johannes Mack: Der Baumeister und Architekt Joseph Greissing. Mainfränkischer Barock vor Balthasar Neumann (= Quellen und Darstellungen zur fränkischen Kunstgeschichte. Band 16). Gesellschaft für Fränkische Geschichte e.V., Würzburg 2008, S. 616 ff.
Weblinks
- Erzengel Michael in Heiligenlexikon.de
- Internetseiten der Pfarreiengemeinschaft Hl. Benedikt zwischen Tauber & Main
Erläuterungen und Hinweise
<references /
Kartenausschnitt
- ↑ Greissing bildet Pilaster entweder ohne jegliche Schwellung bzw. Verjüngung oder aber versieht er sie mit einer der klassischen Säule nachgebildeten Entasis mit gerundetem Kontur.