Kurie Altlobdeburg
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Die Kurie Altlobdeburg (auch: Lobdeburg) war ein Domherrnhof in der Würzburger Altstadt.
Lage
Die Kurie Altlobdeburg befand sich an der Nordseite der Hofstraße, östlich der Abzweigung der Domerpfarrgasse. Er grenzte nach Norden an die Kurie Kugelberg, nach Osten an die Kurie Katzenwicker. In der Domerpfarrgasse gegenüber lag die Kurie Osternach, in der Hofstraße die Kurie Grindlach und zur Weide sowie die Kurie Neulobdeburg.
Die alte Bezeichnung war Distrikt II, Nr. 599 [1], die heutige Bezeichnung ist Hofstraße 9 und 11 und Domerpfarrgasse 2.
Namensgeber
Das Geschlecht derer von Lobdeburg ist im 13. Jahrhundert mit sechs Familienangehörigen im Würzburger Domkapitel vertreten. Fast alle brachten es zu hohen Würden, Otto I. von Lobdeburg und Hermann I. von Lobdeburg wurden Bischöfe von Würzburg. Obwohl mindestens ein Vertreter dieser Familie den später „Lobdeburg“ genannten Hof bewohnt haben muss, ist keiner als Besitzer urkundlich erwähnt.
Geschichte
Besitzer des Hofes waren u.a. die Herren von Wertheim, Rieneck, Truchseß, Liechtenstein und Schwarzenberg. Im Bauernkrieg 1525 wurde die Kurie von Bauern und 1563 von den Spießgesellen Wilhelms von Grumbach beim sogenannten „Grumbacheinfall“ in die Stadt geplündert. Im Schwedenkrieg 1632 wurde die Kurie Altlobdeburg anlässlich der Quartiersuche des schwedischen Reichskanzlers Axel Oxenstierna bezeichnet „als ein gar alter und schlechter Hof, nur für etliche Pferde gut“
1712 kaufte der Mainzer Kurfürst und Erzbischof Lothar Franz von Schönborn den Hof an. Damit endete die Verwendung des weiträumigen Hofes als Domherrnkurie. Grund für die Säkularisation des Hofes war der Wunsch Lothar Franz von Schönborn, aus ihm ein „Familienhaus für sein Geschlecht zu erbauen“. Zu diesem Zwecke hatte er bereits das angrenzende größere Teilstück der schon säkularisierten Kurie Kugelberg von ihrem Besitzer, dem Oberstallmeister Johann Werner Schenk von Stauffenberg gekauft, den Hof Lobdeburg wollte er gegen ein ihm gehörendes Grundstück und Haus am Rennweg austauschen. Auf dieses Grundstück hatte wiederum der amtierende Fürstbischof Johann Philipp von Greiffenclau ein Auge geworfen, um das Gelände seiner an dieser Stelle geplanten Residenz vergrößern zu können.
Dem Grundstückstausch der Bischöfe stimmte das Domkapitel zu und die Kurie Altlobdeburg wurde Lothar Franz von Schönborn und seiner Familie als Privateigentum überlassen, allerdings musste der Fürstbischof für den abgegangenen Domherrnhof seinen Privathof am Plönlein als Ausgleich abgeben und zusätzlich einige daran angrenzende und abzubrechende Häuser. Aus der Zusammenlegung dieser Grundstücke entstand durch Neubau die Kurie Neulobdeburg.
Der ehemalige Domherrnhof Altlobdeburg wurde allerdings nie in einen Schönborn'schen Privathof umgebaut, denn der Neffe des Kurfürsten, Johann Philipp Franz von Schönborn, war 1719 zum Fürstbischof von Würzburg gewählt worden und hatte sein bauliches Interesse dem Neubau der Residenz zugewandt. Ähnlich war es bei seinem Bruder Friedrich Karl von Schönborn, der ihm als Fürstbischof nachfolgte. Der säkularisierte Domherrnhof wurde in der Nachfolgezeit von der Familie nur als Absteigequartier genutzt, vermietet und schließlich verkauft.
Historische Abbildungen
Baubeschreibung
- ► Eine detaillierte Baubeschreibung der Kurie Altlobdeburg ist dem Buch von Jörg Lusin (siehe Abschnitt „Quellen und Literatur“) zu entnehmen.
Nach der Säkularisation
1802 baute ihn der Gastwirt Franz Fritz aus zum „Gasthof zum Herzog zu Franken“, der später Gasthof zum Bayerischen Hof genannt wurde. [2] 1806 und 1812 fanden Konferenzen von Kaiser Napoleon mit seinen hier einquartierten Generälen statt. Johann Wolfgang von Goethe wohnte 1815 in dem renommierten Gasthof. Ab 1897 war das Areal im Eigentum von Anton Memminger, dem Begründer der Bayerischen Landeszeitung, ab 1912 war Thomas Memminger der Hausbesitzer.
Beim Bombenangriff auf Würzburg am 16. März 1945 wurde die Anlage zerstört und danach eingerissen.
Heutige Nutzung
In den 1970er Jahren errichtete auf dem Areal die Städtische Sparkasse Würzburg ihre Firmenzentrale. In ihren Räumen ist noch das puttenflankierte Schönbornwappen des ehemaligen Domherrnhofes vorhanden. Die Hausmadonna des Domherrnhofes befindet sich heute am Westflügel des Rathauses im Innenhof.
Siehe auch
Quellen und Literatur
- Jörg Lusin: Die Baugeschichte der Würzburger Domherrnhöfe. Hrsg.: Freunde Mainfränkischer Kunst und Geschichte e.V., Würzburger Diözesangeschichtsverein, Würzburg 1984, S. 73 ff. (Stadtbücherei Würzburg Drk 1 Lus)
- Thomas Memminger: Würzburgs Straßen und Bauten. 2. Auflage, Gebrüder Memminger Verlagsbuchhandlung, Würzburg 1921, S. 86