Friedrich Koenig

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Johann Friedrich Gottlob Koenig
Gedenktafel am Kloster Oberzell

Johann Friedrich Gottlob Koenig (* 17. April 1774 in Eisleben; † 17. Januar 1833 in Oberzell) war Buchdrucker und Erfinder der Schnellpresse. Er war Mitbegründer von Koenig & Bauer, des ältesten Druckmaschinenherstellers der Welt.

Leben und Wirken

Obwohl Koenigs Eltern einfache Bauern waren, durfte er wegen seiner überdurchschnittlichen Begabung neben der Volksschule auch den Privatunterricht eines Pfarrers in Eisleben besuchen. Seine Familie geriet nach dem frühen Tod des Vaters in noch ärmlichere Verhältnisse; trotzdem wurde ihm der Besuch des Gymnasiums ermöglicht. Bei seinem Abgang wurden dem jungen Koenig besondere Kenntnisse in Mechanik und Mathematik bescheinigt.

1790 begann er bei der traditionsreichen Buchdruckerei „Breitkopf & Härtel“ in Leipzig eine Ausbildung zum Buchdrucker. Ein Studium konnte er sich aufgrund seiner finanziellen Verhältnisse nicht leisten. Bereits nach viereinhalb Jahren konnte er die Lehre abschließen. Normalerweise dauerte diese Ausbildung damals fünf Jahre.

Das Interesse an Druckmaschinen bestimmte den weiteren Lebensweg Koenigs, auch wenn er nicht sofort in seinem Beruf zu arbeiten begann, sondern bei Hochschulvorlesungen hospitierte, um sich weiterzubilden. 1802 schloss er einen Vertrag mit seinem Jugendfreund Friedrich Riedel ab, um in seiner Heimatstadt eine Buchhandlung mit angegliederter Druckerei einzurichten. Später wurde jedoch vereinbart, das dazu bestimmte Geld in die Entwicklung einer verbesserten manuellen Buchdruckmaschine zu investieren. 1803 begann er in Suhl mit der Konstruktion einer maschinenbetriebenen Druckpresse, die aber nur als funktionsschwache Holzkonstruktion ausgeführt werden konnte („Suhl-Presse“). Im vorindustriellen Deutschland mangelte es sowohl an ausreichenden Kenntnissen in der Metallverarbeitung, als auch am nötigen Kapital, um Koenigs Ideen praktisch umzusetzen.

Londoner Jahre

1806 übersiedelte er deshalb nach London und schloss 1807 einen Vertrag mit dem englischen Druckereibesitzer Thomas Bensley zur Nutzung seiner Erfindungen ab. Koenig lernte in London den Feinmechaniker und Naturwissenschaftler Andreas Friedrich Bauer (* 1783; † 1860) kennen, der aus Stuttgart stammte und 1805 zu Ausbildungszwecken in die britische Hauptstadt gekommen war. In England hatte die industrielle Revolution bereits in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts begonnen – etwa 50 Jahre vor Deutschland und Frankreich – und die englische Ingenieurskunst galt um 1800 als unerreicht. Mit Bensleys Kapital und Bauers mechanischen Kenntnissen konnte man darangehen, die „Suhl-Presse“ vollständig mit speziell gefertigten Metallteilen zu bauen.

Ein Ergänzungsvertrag vom 9. September 1809 zwischen Koenig und Bensley regelte, dass die Drucker Richard Taylor (* 1781; † 1858) und Thomas Woodfall (* 1774; † 1848) der Gesellschaft zum Druckmaschinenbau beitraten, und bestimmte Andreas Bauer zu Koenigs rechtmäßigem Erben im Todesfall. 1810 ließen Koenig & Bauer eine Tiegeldruckmaschine patentieren, die sie 1811 fertigstellten. Die Maschine verfügte über ein Farbwerk, das mit Hilfe von Walzen die Druckfarbe verteilte und auf die Druckform auftrug. Im selben Jahr gelang der erste maschinelle Druck eines Buches.

1812 erfand Koenig die Zylinderschnellpresse, die den Buchdruck revolutionierte. Am 29. November 1814 wurde die Londoner „Times“ als erste Tageszeitung der Welt mit dieser Zylinderdruckmaschine sowie mit Dampfmaschinenkraft hergestellt, denn ihr innovativer Verleger John Walter (der Jüngere) hatte Friedrich Koenig eine Maschine abgekauft. Nachdem Koenig diverse Patente erworben hatte, überwarf er sich mit seinen Finanziers: Diese wollten die patentierten Druckmaschinen ausschließlich in ihren eigenen Druckereien einsetzen, während Koenig an der industriellen Herstellung hoher Stückzahlen seiner Maschinen interessiert war.

Unternehmensgründung Koenig & Bauer

Im Jahre 1817 siedelte er wieder nach Deutschland über und gründete mit seinem Geschäftspartner Andreas Friedrich Bauer im ehemaligen Kloster Oberzell die Maschinenfabrik Koenig & Bauer. Am 27. August 1817 schrieb Koenig an seinen Freund Bauer: „Oberzell im Schneegestöber ist noch immer a fine middle-aged lady, aber Oberzell im August bei Sonnenschein ist a first-rate beauty of 18 years [...]. Hier in Oberzell ist der Amboss, worauf wir unser Glück schmieden müssen.“ [1] 1828 richtete Friedrich Koenig in der Klostermühle Münsterschwarzach die erste Papierfabrik im Königreich Bayern ein.

Familiäre Zusammenhänge

Büste von Friedrich Koenig

Friedrich Koenig hatte mit seiner Frau Fanny Koenig eine Tochter Luise Koenig (1830–1928), deren Sohn Oskar Bolza (1857–1942) Mathematiker wurde.

Unter Koenigs Söhnen Wilhelm Koenig (* 1826; † 1894) und Friedrich Koenig jr. (* 1829; † 1924) entwickelte sich im 19. Jahrhundert die Fabrik sehr erfolgreich. Sie bauten Buchdruckerschnellpressen und seit 1876 Rotationsmaschinen. Koenig & Bauer kaufte 1919 die Schnellpressenfabrik L. Kaisers Söhne in Mödling bei Wien auf. Seit 1920 firmiert das Unternehmen als Aktiengesellschaft.

Wilhelm Koenigs Schwiegersohn, Albrecht Bolza hatte einen Sohn, Hans Bolza (1889–1986), der 1919 seine Tätigkeit bei Koenig & Bauer begann. Ende 2007 beschäftigte die Koenig & Bauer AG 8.250 Arbeitnehmer weltweit an 9 Standorten und erzielte 2006 einen Umsatz von 1,704 Mrd. Euro.

Letzte Ruhestätte

Friedrich König wurde auf dem Klosterfriedhof Oberzell beigesetzt. Nach seinem Tod führten Andreas Bauer und seine Witwe Fanny Koenig (* 9. April 1808 in Saalfeld (Thüringen); † 1. April 1882 in Oberzell) die Geschäfte weiter.

Posthume Würdigung

In Würzburg ist seit 1974 das Friedrich-Koenig-Gymnasium nach dem Erfinder und Unternehmer benannt und die Friedrich-Koenig-Straße im Neuen Hafen. In seiner Geburtsstadt Eisleben wurde ihm ein Denkmal gesetzt und auch in Waldbüttelbrunn gibt es im Gewerbegebiet Kiesäcker eine nach ihm benannte Straße.

Druckkapazität

Dampfschnellpresse von Friedrich Koenig aus dem Jahre 1814

Die Tabelle vergleicht die maximale Seitenzahl, die mit den von Koenig erfundenen Druckmaschinen pro Stunde gedruckt werden konnten, mit der Produktionskapazität der älteren, handbetriebenen Druckerpressen:

Handbetriebene Pressen Dampfbetriebene Maschinen
Gutenberg-Presse
um 1600
Stanhope-Presse
um 1800
Koenig-Maschine
1812
Koenig-Maschine
1813
Koenig-Maschine
1814
Koenig-Maschine
1818
Drucke pro Stunde 240 [2] 480 [3] 800 [4] 1100 [5] 2000 [6] 2400 [6]

Siehe auch

Zitate

  • Friedrich Koenig: „Wir neigen dazu, zu vergessen, dass Glück nicht das Ergebnis davon ist, etwas zu bekommen, das wir nicht besitzen, sondern vielmehr das anzuerkennen und wertzuschätzen, das wir besitzen.” (engl. „We tend to forget that happiness doesn't come as a result of getting something we don't have, but rather of recognizing and appreciating what we do have.”) (zitiert nach: Amit Kothari: quotationsbook.com, London)
  • „Der körperlich eher schmächtige Koenig ersann die maschinengetriebene Druckerpresse auch aus ganz eigennützigem Antrieb: In seiner Lehrzeit litt er oft unter der kraftanstrengenden Bedienung der alten Handpressen.” (Christian Vordemann: Die Maschinen, die das Geld drucken, Münchner Merkur, 10. Juni 2005)

Literatur

  • Helfried Barnikel: Friedrich Koenig, ein früher Industriepionier in Bayern : die Gründung der ersten Druckmaschinenfabrik der Welt (Oberzell bei Würzburg 1817) und der ersten Maschinenpapierfabrik in Bayern (Münsterschwarzach 1828). Univ., Diss., München 1965. - 436, XI S.
  • Albrecht Bolza: Friedrich Koenig : der Erfinder der Druckmaschine, ein Pionier der deutschen Maschinenindustrie. VDI-Verl., Berlin 1933. - 30 S. - (Abhandlungen und Berichte / Deutsches Museum ; 5,1)
  • Hans Bolza: Friedrich Koenig und die Erfindung der Druckmaschine, in: Technikgeschichte, Bd. 34, Nr. 1 (1967), S. 79–89
  • Theodor Goebel: Friedrich Koenig und die Erfindung der Schnellpresse. Schnellpressenfabrik Koenig & Bauer AG, Würzburg 1956. - XX, 553 S.
  • Friedrich Kasischke: Friedrich Koenig Erfinder der Druckmaschine : und Vollender der Gutenbergschen Druckkunst. Koenig & Bauer, Würzburg 1999. - 481 S.
  • George Naumann: A. F. Bauer : 1783 – 1860. Schnellpressenfabrik Koenig & Bauer AG, Würzburg 1960. - 88 S. - (enth.: Die Ersten Druckmaschinen von Friedrich Koenig und Andreas Friedrich Bauer. Nachdr. der Ausg. Leipzig : Brockhaus, 1851)
  • Hans Popp: Friedrich Koenig und die Erfindung der Schnellpresse. J. Beltz, Langensalza (u.a.) 1934. - 32 S. - (Bogen-Lehr- und Lesebuch für Buchdrucker)
  • Sigurd Rabe: Die Erfindung der Druckmaschine durch den Deutschen Friedrich Koenig. 5.–9. Tsd., Lühe, Leipzig (u.a.) 1942. - 35 S. - (In Deutschlands Namen ; 7)
  • Max Rößler: Friedrich Koenig : d. Erfinder d. Schnellpresse. Echter, Würzburg 1982. - 55 S.
  • Hans-Jürgen Wolf: Geschichte der Druckpressen, Interprint, Frankfurt am Main 1974

Weblinks

Einzelnachweise

  1. zit. aus: Dieter Schäfer: Ein wirtschaftliches Zentrum seit tausend Jahren, in: 15 Jahrhunderte Würzburg, hrsg. von Heinz Otremba, Echter Verlag, Würzburg 1979, S. 382-395, S. 387b.
  2. Wolf (1974), S. 67f.
  3. Bolza (1967), S. 80
  4. Bolza (1967), S. 83
  5. Bolza (1967), S. 87
  6. 6,0 6,1 Bolza (1967), S. 88

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