Wöllrieder Hof

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Wöllrieder Hof
Ortstyp Weiler
Gemeinde Rottendorf
Landkreis Würzburg
Regierungsbezirk Unterfranken
Freistaat Bayern
Land Deutschland
Kfz-Kennzeichen
Ehemaliges Wappen
Wappen Wöllried.jpg
Blick von der Roßsteige in Gerbrunn auf den Wöllrieder Hof (2024)
Wöllrieder Hof (2017)
Wöllrieder Hof (2017)

Der Wöllrieder Hof (Gut Wöllried) ist ein Ortsteil der Gemeinde Rottendorf im Landkreis Würzburg unmittelbar an der östlichen Stadtgrenze zu Würzburg.

Geografie

Geografische Lage

Der Wöllrieder Hof liegt an der Kreisstraße WÜ 28 am Hang, der zur Landleite hin abfällt und deren Tal sich an Gerbrunn vorbei nach Randersacker zieht.

Geschichte

Historische Aufnahme des Wöllrieder Hofes

Der Gutshof Wöllried ist denkmalgeschützt und wird erstmals 1230 in einer Urkunde von Fürstbischof Hermann I. von Lobdeburg erwähnt. Dieser nahm im Gut Wöllried das Kloster Veßra gegen die Ansprüche des Ritters Hartmann von Erdorf in Schutz. Eine Ansiedlung muss schon längere Zeit vorher bestanden haben. Als Siechenhaus [1] für Aussätzige („domus leprosorum in Velderiede“) [2] findet der Wöllrieder Hof 1252 Erwähnung. [3] Im Jahre 1333 wird der Würzburger Franziskaner-Minorit Werner von Rothenburg als Prokurator des Siechenhauses genannt. 1342 übernahm das Würzburger Bürgerspital den Wöllrieder Hof bis zum 2. September 1376, als Gerhard von Schwarzburg diesen übernahm (und im Gegenzug das zum Bürgerspital gehörende Dorf Laub [4] von der Steuerpflicht befreite). [5]

Angetrieben durch die aussichtslose Lage der verarmten Bauern, pachtete Professor Philipp Adam Ulrich das Gut und baute es zum landwirtschaftlichen Mustergut aus. Er revolutionierte das jahrhundertealte Agrarsystem, indem er den Kartoffelanbau und den Anbau von Klee als Zwischenfrucht im unterfränkischen Raum eingeführte.

1803 wurde das Gut von der kurpfalz-bayerischen Übergangsregierung nach Rottendorf eingemeindet und gehört auch mit der Wiederkehr der bayerischen Herrschaft 1814 weiterhin zu Rottendorf. Ebenfalls 1814 erwarb der jüdischen Bankier Jakob von Hirsch für 42.000 Gulden. Nach seinem Tod wurde das Gut 1841 an seinen Sohn Joël Jakob von Hirsch auf Gereuth, später dann an Salomon und Moritz von Hirsch weitergegeben. Im Laufe der folgenden Jahre wechselte das Gut immer wieder seinen Besitzer. 1932 erwarb der Ingenieur Karl Röder [6], der an der technischen Hochschule in Hannover als Professor lehrte, das Hofgut.

In der Nacht vom 18. auf den 19. Juli 1935 brach ein großes Feuer aus, welches sich über den ganzen Hof ausweitete. Während einige Gebäude die Katastrophe überstanden, wurden der Kuh- und Schafstall völlig zerstört und dabei einige Tiere getötet. Am 4. August 1943 gewährte Professor Karl Röder der Stadt Würzburg ein Vorkaufsrecht.

1977 kam der Gutshof mit seinen 174 Hektar Fläche in den Besitz der Stadt Würzburg. 1986 erwarben Josefine und Roman Roth eine Ackerfläche von 6 Hektar direkt am Hof sowie zwei Feldscheunen. Im Laufe der nächsten Jahre erwarb die Familie Roth immer weitere Flächen und Gebäude des Wöllrieder Guts. Sohn Wolfgang Roth sanierte im Zusammenhang mit der Gründung eines eigenen Betriebs seit 1994 zwei Feldscheunen und errichtete eine neue Lagerhalle für Getreide und Maschinen. Bis 2008 betrieb der Landwirtschaftsmeister und seit 2002 amtierende Stadtrat von Würzburg mit Familienangehörigen erfolgreich eine Erdbeerplantage auf dem Gelände. Auf Grund des großen Wachstums anderer landwirtschaftlicher Bereiche wurde das Geschäftsfeld „Erdbeeren“ aufgegeben. Im Jahr 1999 erwarb Wolfgang Roth erneut Flächen und zwei Scheunen, die anschließend saniert wurden. 2003 wurde eine neue Halle errichtet, die mit Bruchstein verkleidet wurde und nun die Lücke zu den in Hufeisenform angeordneten Gebäuden des oberen Hofgutes schließt. Der Wöllrieder Hof wird seit 2000 auf Grund seiner zentralen Lage zur Einlagerung von Ernteerträgen aus der Agroservice GbR und zur Aufbewahrung von Maschinen bzw. Geräten genutzt. Mit dem Bau von zwei weiteren Hallen 2010 und 2011 konnte Roth das Fassungsvermögen von bisher 3.000 Tonnen Getreide erheblich vergrößern.

Im Jahre 2014 erwarb Wolfgang Roth nach dem Ableben des Pächters Hans Mager auch die westlichen zu Würzburg gelegenen Flächen mit dem ehemaligen Haupthof des Gutes. Heute dienen die Gebäude der gehobenen Eventgastronomie.

Namensgeber

Der Name Wöllried deutet auf eine Siedlungsstätte an einem Sumpfgelände hin. Schon frühere Namensformen wie Welderied (1230) und Velderied (1245) zeigen als Grundwort „ried“ an, das im Mittelhochdeutschen das Wort Schilfrohr, Sumpf- oder Riedgras, aber auch der damit bewachsene Grund bezeichnet. „Welde“ oder „Velde“ können als Feld oder Fläche interpretiert werden.

Wappen

Der weit ausfallende Helmschmuck ist ein Hinweis auf das Zeitalter der Fürstbischöfe; das den Helm bekrönende Kreuz ist eine Referenz an das Bürgerspital zum Heiligen Geist. Die Kartoffelblüte links unten erinnert an die Errungenschaften des Professors Philipp Adam Ulrich. Der Hirsch steht für die jüdische Familie Hirsch, die einst Besitzer des Gutes waren. Links davon der Fränkische Rechen. Der Fisch soll an den Ottonischen Stamm der Adelsfamilie von Lobdeburg erinnern.

Baubeschreibung

Das Herrenhaus ist ein zweigeschossiger, verputzter Massivbau mit Walmdach und Glockentürmchen von Ende des 18. Jahrhunderts. Die Scheune ist ein Bruchsteinmauerwerksbau mit Halbwalmdach aus gleicher Zeit und die Nebengebäude stammen aus dem 18./19. Jahrhundert.

Vereine

  • Reiterclub Wöllrieder Hof e.V. (Gut Wöllried 1)

Wirtschaft und Infrastruktur

Unternehmen

  • Brauchbar gGmbH, Landschafts-und Gartenbau (Gut Wöllried 2)
  • Gut Wöllried Veranstaltungs GmbH (Gut Wöllried 13)
  • Team Orange Wertstoffhof Wöllrieder Hof (Gut Wöllried 17)

Verkehr

Der Hof liegt direkt an der alten Bundesstraße 8 zwischen Würzburg und Rottendorf.

ÖPNV

Bus.png Nächste Bushaltestelle: Rottendorf/Wöllrieder Hof


Siehe auch

Quellen und Literatur

  • Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege, Baudenkmäler in Rottendorf, Nr. D-6-79-185-20
  • Irene Meeh: Der Wöllrieder Hof und seine Entwicklung. In: Rottendorf - 1933 bis 2015. Hrsg.: Gemeinde Rottendorf 2015, ISBN: 9783000526183, S. 145 ff. [7]
  • Angela Treiber: Der Wöllriederhof. In: Rottendorf - Zur Geschichte einer unterfränkischen Gemeinde. Hrsg.: Gemeinde Rottendorf, Selbstverlag, Rottendorf 1991, S. 173 ff. [7]

Weblinks

Einzelnachweise, Erläuterungen und Hinweise

  1. Mitterwieser: Zur Geschichte des Wöllriederhofes und der übrigen Leprosen- oder Sondersiechenhäuser Würzburgs, Archiv des Historischen Vereins für Unterfranken und Aschaffenburg 52 (1910)
  2. Bruno Rottenbach: 660 Jahre Bürgerspital. In: 15 Jahrhunderte Würzburg. Hrsg. von Heinz Otremba, Echter Verlag, Würzburg 1979, S. 268-280; S. 269b
  3. Franz Gerstner: Die Spinne im Netz europäischer Verkehrslinien, in: 15 Jahrhunderte Würzburg, hrsg. von Heinz Otremba, Echter Verlag, Würzburg 1979, S. 396-409, S. 400
  4. Wikipedia-Artikel: Laub (Prichsenstadt)
  5. Bruno Rottenbach: 660 Jahre Bürgerspital. In: 15 Jahrhunderte Würzburg. Hrsg. von Heinz Otremba, Echter Verlag, Würzburg 1979, S. 268-280; S. 273 f. (Randspaltentext)
  6. Karl Röder (* 16. November 1881 in Mainbernheim; † 1965) war ein deutscher Maschinenbau-Ingenieur und Konstrukteur von Dampfturbinen. Weitere Informationen bei Wikipedia [1].
  7. 7,0 7,1 Die Chroniken von Rottendorf können im Bürgerbüro im Rathaus der Gemeinde Rottendorf käuflich erworben werden.

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