Waldkapelle Maria vom Berge Karmel (Würzburg)

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Ansicht der Waldkapelle vom Rothweg
Schmiedeeisernes Eingangstor zum Vorplatz der Waldkapelle

Die Waldkapelle Maria vom Berge Karmel ist ein Baudenkmal im Stadtbezirk Steinbachtal. Sie wurde von Eduard und Kunigunde Scheller gestiftet und am 22. April 1912 eingeweiht. Heute kümmert sich die 1998 von Anna Scheller, Tochter des Ehepaars Scheller, errichtete Scheller-Stiftung um die Erhaltung und Pflege der Waldkapelle.

Lage

Die Kapelle steht auf Privatgrund mit der Adresse Rothäckerweg 22. Der Zugang erfolgt über einen Fußweg vom westlichen Abschnitt des Rothwegs.

Geschichte

Vorgeschichte

Am oberen Dallenberg, wo die Äcker der Rothhöhe sich als öde, steinige Halde erstreckten, hatte im Jahre 1898 der Würzburger Kunstschlossermeister Eduard Scheller (* 28. März 1877) und seine Ehefrau Kunigunde, geb. Roth (* 27. März 1879) ein größeres Gelände erworben und sich ein Sommerhaus gebaut. Vom Steinbachtal führte der Herrgottsweg (später Hans-Sachs-Weg) hinauf zu diesem Grundstück. Hier verbrachte die Familie Scheller die Sommermonate in der freien Natur, allerdings auch ohne Versorgung mit Strom, Gas und fließendem Wasser. Einziger Nachbar war der Würzburger Bildhauer Arthur Schleglmünig, ein Freund der Familie. Er bewohnte im Sommer auf dieser Höhe seinen „Rittersitz“ (Tuskulum).

Erst im Jahre 1902 wurde die Straßenbahnlinie bis ins Steinbachtal (Waldhaus) ausgebaut. In den vorhergehenden Jahre bedeutete die Entfernung von der Stadt immerhin einen Fußmarsch von gut einer Stunde. Weiter war noch der Weg zur nächsten Kirche nach St. Burkard oder St. Laurentius nach Heidingsfeld, wohin die Scheller's zum Sonntagsgottesdienst gingen. Vor allem aber vermisste die fromme Familie, die gewohnt war, täglich den Gottesdienst in der Karmelitenkirche zu besuchen, die Maiandachten. Aus diesem Grunde beschlossen Eduard Scheller und seine Ehefrau Kunigunde im Jahre 1911 ihre eigene Kapelle gleich neben dem Sommerhaus zu erbauen. Sie sollte den Namen „Waldkapelle“ tragen und „unserer lieben Frau vom Berge Karmel“ und den beiden größten Heiligen des Karmelitenordens, der Hl. Theresia von Avila und dem Hl. Johannes vom Kreuz geweiht sein.

Mit unermüdlichem Eifer sparte die ganze Familie für ihre Kapelle. Eduard Scheller hatte urspünglich an den Bau einer Privatkapelle (oratorium privatum) gedacht, die auch die Begräbnisstätte der Familie Scheller werden sollte, allerdings konnte die Genehmigung des Bischöfliches Ordinariats nur für eine öffentliche Kapelle erlangt werden.

1912 bis 1955

Die Grundsteinlegung erfolgte am 9. Januar 1912 durch P. Prior Justinus Maria a.S. Teresia vom Orden der unbeschuhten Karmeliten zu Würzburg. Am 22. April 1912 wurde die Waldkapelle, ebenfalls durch P. Prior Justinus Maria a.S. Teresia, eingeweiht. Bereits am Sonntag der folgenden Woche besuchte der Würzburger Bischof Ferdinand von Schlör die Waldkapelle.

In den Kriegsjahren 1914/1918 wurden 1916 die Glocken der Waldkapelle für Kriegszwecke eingezogen und eingeschmolzen. Der Verlust der Glocken veranlasste Eduard Scheller Anfang der 1920er Jahre nach Ende des Ersten Weltkriegs zwei neue Glocken für die Waldkapelle anzuschaffen. In den 1930er Jahren wurde die von Otto Rückert geschaffene, zwischenzeitlich aber abgeblätterte Bemalung der Kapelle durch einen an die Decke gemalten Sternenhimmel ersetzt.

1934 bedingten die einsetzende Überalterung und die Personalnot der Würzburger Karmeliten die Übernahme der geistlichen Betreuung der Waldkapelle durch die Würzburger Augustiner unter ihrem Provinzial Engelbert Eberhard. Am 28. März 1941 ernannte Bischof Matthias Ehrenfried den Augustinerpater Polykarp Seidel zum rector ecclesiae der Waldkapelle.

Für die Waldkapelle brachte der Zweite Weltkrieg 1939/1945 im Jahre 1942 wiederum den Verlust der Glocken. Am 15. März 1945 schaffte Eduard Scheller für die Waldkapelle ein neues Harmonium an. Anstelle der im Zweiten Weltkrieg eingezogenen Glocken der Waldkapelle formte Eduard Scheller 1946 Eisenröhren zu Glocken und hängte diese in der Waldkapelle auf. Gleichzeitig ließ er den Innenraum weiß tünchen. Am 13. Juni 1955 verstarb Eduard Scheller. Zu seinem und seiner bereits früher verstorbenen Ehefrau Kunigunde Gedenken schuf Arthur Schleglmünig ein Epitaph, das im Innern der Waldkapelle angebracht wurde.

1955 bis 1992

Am 30. Oktober 1955 teilte Pfarrer Adeodat Mack den zur Messfeier in der Waldkapelle versammelten Gottesdienstbesuchern mit, dass die regelmäßigen Gottesdienst in der Waldkapelle in Zukunft entfallen würden und in ihr nur noch gelegentlich mit Genehigung des Pfarramts St. Bruno Einzelgottesdienste gefeiert werden dürften. Das Bischöfliche Ordinariat entschied, dass das seelsorgerische Bedürfnis der Gläubigen und der Ausflügler im Bereich der Pfarrei St. St. Bruno mit der einstweiligen Notkirche im Vilbigsgarten und mit der Kapelle Marienruhe der Erlöserschwestern im Hinteren Steinbachtal hinreichend erfüllt sei und deshalb für die Waldkapelle die Bestimmung gelten sollte, dass noch im Monat Mai 1956 an Sonn- und Feiertagen das Hl. Messopfer gefeiert wird, nach Ablauf dieses Monats aber kein öffentliches Messopfer in der Waldkapelle mehr statthaft ist und öffentliche religiöse Feierlichkeiten in der Waldkapelle der Genehmigung der Pfarrei St. Bruno bedürfen. In der Waldkapelle wurde es daraufhin still. In ihr fanden nur noch jeweils im Mai 1956 die Innungsgottesdienste der Schuhmacher und Bäcker, gelegentlich Familiengottesdienste, Maiandachten und ausnahmsweise Taufen und Trauungen statt.

Am 30. November 1981 stellte das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege die Waldkapelle unter Denkmalschutz. In seinem Testament vermachte Alois Josef Clemens Scheller, der am 2. August 1918 als Sohn von Eduard und Kunigunde Scheller, auf Vorschlag seiner Schwester Anna Scheller das Grundstück mit Sommerhaus und Waldkapelle der Katholischen Kirchenstiftung St. Bruno mit der Auflage, dass der Grundstücksteil mit der Kapelle und deren Umgriff und Zugang nicht veräußert werden darf und für die Öffentlichkeit zugänglich zu halten ist, jede Zweckentfremdung der Kapelle zu unterbleiben hat und die Kapelle als Gebetsstätte erhalten werden muss.

Renovierung 1992 bis 1994

Waldkapelle mit Vorplatz
Blick vom Vorplatz auf die Waldkapelle

Anfang der 1990er Jahre machten sich die beim Bau der Waldkapelle ungenügend stabilisierten Fundamente und schlecht isolierten Mauern bemerkbar. Die Außenwände zeigten Mauerrisse, der Außenputz bröckelte ab und das Dach war undicht geworden. Die 1902 als Bürgervereinigung gegründete „Talgemeinde Steinbachtal“, zu deren satzungsmäßigen Aufgaben auch die Erhaltung von Natur-, Kultur- und Baudenkmälern im Steinbachtal gehört, leitete deswegen im Herbst 1991 die dringenst erforderliche Renovierung der Waldkapelle ein. Nach einer Ortsbesichtigung am 30. Juni 1992 erstellte Diözesanbaumeister Hans Schädel über deren erschreckendes Ergebnis einen Baufallsbericht. Die Kosten für die Sanierung und Renovierung wurden auf 211.200,- DM geschätzt, die durch die Diözese Würzburg bezuschusst wurden. Ebenso bezuschussten das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege und das städtische Kulturamt die Renovierung. Durch freiwilligen Arbeitseinsatz konnten rund 30.000,- DM eingespart werden. Die Renovierung der Waldkapelle dauerte bis 1994. Die 1946 von Eduard Scheller aus Eisenrohren hergestellten beiden Glocken wurden zur Erinnerung erhalten und auf der linken Seite der Waldkapelle vor der Sakristei verwahrt. Zwei neue Glocken für die Waldkapelle wurden von der Passauer Glockengießerei Rudolf Perner geschaffen. Die große Friedensglocke wurde von Franz und Anny Graf, die kleinere Ave-Maria-Glocke von Anna Scheller gestiftet. Die Glockenweihe nahm am 12. April 1994 der damalige Regens des Würzburger Priesterseminars Dr. Karl Hillenbrand vor.

Scheller-Stiftung

Am 20. Februar 1998 errichtete die zwischenzeitlich 94jährige Anna Scheller aus Sorge um den Erhalt der Waldkapelle aus Eigenmitteln die nicht rechtsfähige, treuhänderische vom Würzburger Bischöflichen Stuhl verwaltete gemeinnützige Scheller-Stiftung mit dem Zweck, die Waldkapelle zu pflegen und zu erhalten.

Patrozinium

Die Kapelle ist neben Maria vom Berge Karmel auch der Hl. Teresia von Avila und dem Hl. Johannes vom Kreuz geweiht.

Baubeschreibung

„Waldkapelle, kleiner quadratischer Satteldachbau mit fluchtendem rundem Chorschluss, Giebelreiter mit Zwiebelhaube, Putzmauerwerk unter Verwendung von Steingussfiguren, historisierend, Eduard Scheller, 1911-12; mit Ausstattung.“

Links vom Kapelleneingang verewigte sich der Würzburger Bildhauer Arthur Schleglmünig mit dem Relief „Musizierende Engel“. Von ihm stammen auch die Putten auf den Säulen des Eingangstores.

Innenraum

Die innere Ausstattung wurde von Arthur Schleglmünig gestaltet, der ein Freund der Familie Scheller war; außerdem wollte auch er für die Sonntage ein Gotteshaus in der Nähe. Der Altar wurde von ihm 1912 geschaffen und gespendet. Der Tabernakel ist eine ausdrucksvolle Werkarbeit von Eduard Scheller aus dem Jahre 1911. Die in das Kupferblech geprägten Ähren und Weinreben mit den Trauben haben sich ausgezeichnet gehalten. Weitere Arbeiten von Arthur Schleglmünig sind die Statue des Hl. Josefs mit dem stehenden Jesuskind, rechts von der Eingangstüre ein Epitaph für Eduard und seine Ehefrau Kunigunde Scheller sowie seine zweite Ehefrau Josephine Scheller und der Kreuzweg (als Abdruck des von ihm für St. Peter und Paul geschaffenen Kreuzwegs).

Ein besonderes Kunstwerk ist ein verzierter Glasschrein mit der Nachbildung des „Prager Jesuleins“, das Eduard Scheller 1912 von den Schwestern des Prager Karmelitenordens anlässlich der Lieferung einer geschmiedeten Kommunionbank für deren neue Niederlassung in Prag erworben hatte. Die Bekleidung wurde in den 1930er und 1990er Jahren von den Karmelitinnen des Klosters Himmelspforten originalgetreu erneuert.

Siehe auch

Quellen und Literatur

  • Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege, Baudenkmäler in Würzburg, Nr. D-6-63-000-479
  • Werner Dettelbacher: Von der Fähre zum Steg: Eine Informationsschrift über das Naherholungsgebiet Steinbachtal, anläßlich der feierlichen Eröffnung der Sebastian-Kneipp-Steges, am 22. Juli 1978, Würzburg 1978, Werbe-Verlag Ingrid Beck, S. 31.
  • Dieter Salch: Zur Geschichte der Waldkapelle. 1. Auflage, Würzburg 2010
  • Talgemeinde Steinbachtal Würzburg (Hrsg.): Die Geschichte der Waldkapelle im Steinbachtal - 100 Jahre Geschichte Steinbachtal „Die Schellers-Waldkapelle am Rothweg“, 2. überarbeitete Auflage, Würzburg 1998
  • Talgemeinde Steinbachtal Würzburg (Hrsg.): Waldkapelle im Steinbachtal. Die Renovierung unseres Bergkirchleins 1992 - 1994. Würzburg 1994

Weblinks

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