Wasserschloss Erlach

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Luftaufnahme des Wasserschlosses in Erlach
Blick auf Erlach mit seinem Wasserschloss (© Ronald Jenkner)
Wasserschloss Erlach

Das Wasserschloss Erlach befindet sich im gleichnamigen Ortsteil Erlach der Stadt Ochsenfurt. Es steht unter Denkmalschutz.

Geschichte

Wasserschloss (1910)

Im Laufe seiner Geschichte kam das Wasserschloss Erlach, so wie die Bevölkerung des dazugehörenden Ortes, in den Besitz verschiedener unterfränkischer Herrschaftsgeschlechter und blickt somit auf eine wechselvolle Geschichte zurück. Mit Hartwig von Erlach tauchte 1151 der Name der Schlosses auf der wasserreichen Hochfläche nördlich von Ochsenfurt zum ersten Mal urkundlich auf. Im 14. Jahrhundert wurde an Stelle der ursprünglichen Anlage ein Neubau errichtet. 1484 [1] gab der Würzburger Fürstbischof Rudolf II. von Scherenberg seinem Röttinger Amtmann Philipp von Seinsheim das Schloss als Lehen. Im Verlauf des Bauernkrieges wurde das Schloss 1525 zerstört und erst nach 1545 vom damaligen Dorfherrn Christoph von Seinsheim wiederaufgebaut. Etwa 200 Jahre lang herrschten die fränkischen Herren von Seinsheim im Wasserschloss. Friedrich Ludwig von Seinsheim richtete eine erste katholische Kapelle ein. Deren Funktion war jedoch nur von kurzer Dauer, da sein Oberlehensherr Markgraf von Brandenburg die Benutzung des Betsaals untersagte. 1663 ging der Besitz an die Fürsten von Schwarzenberg über. Für etwa 150 Jahre verblieb das Schloss im Besitz der Fürstenfamilie zu Schwarzenberg, die im früheren Rittersaal wieder eine katholische Kapelle einrichtete.

Im 19. Jahrhundert wurde die Anlage schließlich zum symbolischen Preis von einem Taler an die katholische Kirche verkauft, die es zunächst als katholische Schule und Lehrerwohnung nutzte.

1913/1914 wurde die Kapelle in die jetzige Form umgebaut, wofür unter anderem die Erkeröffnung im Chorraum zugemauert wurde. Die letzte Sanierung der Kapelle geht auf das Jahr 1992 zurück. 2002 wurden Pfarrsaal mit kleiner Küche und Jugendraum im Erdgeschoss eingerichtet. 2007 erfolgte die Sanierung des markanten Erkers an der Südwestseite. 2009 wurde die Schlosswohnung modernisiert. 2016/2017 wurden Brücke und Sakristei saniert.

Baubeschreibung

Brücke über den Ringgraben
Bergfried

Das Schloss ist eine achteckige, zweigeschossige Anlage mit Satteldächern, westlichem Renaissanceerker. Die Anlage stammt im Kern aus dem 12. und 13. Jahrhundert. Das Schloss wurde nach teilweiser Zerstörung im Bauernkrieg wiederhergestellt und bis ins 18. Jahrhundert immer wieder ausgebaut. Um das ehemalige Wasserschloss ist heute noch ein umlaufender Ringgraben erkennbar, der nicht mehr mit Wasser gefüllt ist und etwa einen Meter mit Erdreich aufgefüllt wurde. Nach starken Niederschlägen sammelt sich im Graben allerdings noch reichlich Wasser. Die Gebäude umgeben einen unregelmäßigen Schlosshof mit dem quadratischen, aus massiven Buckelquadern errichteten Bergfried aus dem 14. Jahrhundert, der mit sechs Geschossen und 32 Metern Gesamthöhe die gesamte Schlossanlage überragt. Das Dach des Turms ziert ein Doppelkreuz mit Wetterfahne.

Das Einfallstor mit Korbbogenabschluss liegt ebenso wie eine dazugehörige Brücke an der Nordseite. Eine Besonderheit der Brücke ist, dass man an ihr die Entwicklung des Schlosses ablesen kann: Während der ältere Teil des Übergangs wie auch der Bergfried in Muschelkalk ausgebildet ist, diente für den jüngeren Teil Sandstein als Baustoff. An dieser Stelle überwand ursprünglich eine hölzerne Zugbrücke den Graben, deren Lager man bei der letzten Sanierung der Brücke 2016 entdeckte. Die unterschiedlichen Baumaterialien sind der besonderen geologischen Lage Erlachs zu verdanken, da es in der Gemarkung Steinbrüche für Sandstein wie auch für Muschelkalk gab.

Am Obergeschoss auf der Südwestseite fällt ein Erker auf, dessen Sockel von einem Pfeiler zum Boden hin abgestützt ist. Die Innenseite des Erkers ist zugemauert, dieser kann deshalb heute nur noch von außen über eine Leiter betreten werden. Ebenfalls im Obergeschoss wurde der einstige Rittersaal später zu einer Kapelle Maria Immaculata umgebaut. Diese ist mit einer sehenswerten Rokokoausstattung von 1750 ausgestattet und beheimatet eine der ältesten Darstellungen des Wasserschlosses.

Wasser für den Schlossgraben

Das Schloss liegt am südlichen Rand eines ehemaligen Feuchtgebietes. In Erlach gab es früher viel Wasser, so heißt es in alten Überlieferungen „Erlach an den sieben Seen“. Eine der ersten Quellen, die vermutlich auch von den ersten Ansiedlern genutzt wurde, dürfte die noch bis 1962 sprudelnde „Wasserstelle“ im Schlossgraben gewesen sein. Bei Gefahr konnte der Ringgraben über entsprechende Zuleitungen aus Eichenholz aus höher gelegenen Seen geflutet werden. Beim Ausheben einer Güllegrube im ehemaligen Schlossgutshof fand man 1993 Reste der Eichenholzleitungen.

Der Bau der Ortskanalisation, eingebrachte Drainagen und die Auffüllung des Schlossgrabens Mitte des 20. Jahrhunderts um einen Meter führten dazu, dass dieser heute weitgehend trockengelegt ist. Nach ergiebigen Regenfällen bleibt das Wasser auch heute noch einige Tage stehen und man bekommt eine gute Vorstellung vom ehemaligen Wassergraben. [2]

Bildstock und Epitaphien

Der Bildstock im Eingangsbereich des Schlosses zeigt eine von Spitzkielbogen umrahmte spätgotische Reliefdarstellung der Kreuzigung Christi mit Maria und Johannes und Märtyrern. Neben Maria der hl. Erasmus, einer der 14 Nothelfer, im bischöflichen Ornat mit seinem Attribut: einer Winde mit aufgedrehten Eingeweiden. Neben Johannes der hl. Sebastian, nackt bis auf den Lendenschurz, an einen Baum gebunden, verehrt als Nothelfer gegen Seuchen, insbesondere Pest. Darunter das Entstehungsjahr, eingraviert in gotischen Minuskeln: 1483. Links darunter das Wappen der damaligen Burgherren, der Ritter von Seinsheim: drei senkrechte Balken.

Der Bildstock, ein „Gebet in Stein“, zeigt feine Steinmetzarbeit, ausdrucksvolle Gestalten in ihrem körperlichen und seelischen Schmerz, die Pein des überdehnten Körpers Christi, die ausgerenkten Arme und des gebrochenen Hauptes, die Erschütterung des Johannes, das tiefe Leid der Maria, Innigkeit und Trauer.

Spätgotische Bildstöcke sind eine Seltenheit. Ein ähnlicher aus der gleichen Zeit, wahrscheinlich vom gleichen Meister, ist leider verschollen; er stand an der Zeubelrieder Steige.

Im Eingangsbereich an der Südostseite des Schlosses wurden drei Epitaphien (Grabdenkmale) untergebracht. Die Epitaphien aus dem 17. Jahrhundert wechselten zwei Mal den Standort: Vom alten Friedhof an der Johanniskirche (Simultankirche) wurden sie zum gegenwärtigen Friedhof am Ortsrand versetzt. 1969 mussten die Denkmale jedoch aufgrund der Friedhofserweiterung weichen. 1975 platzierte man die Grabdenkmale im Gewölbe des Eingangsbereichs, wo die Grabplatten heute vor der Witterung geschützt sind. 1992 wurden die Epitaphien zuletzt saniert.

Heutige Nutzung

Auch gegenwärtig ist das Wasserschloss noch Eigentum der katholischen Kirche. Die heutige Nutzung ist sehr vielfältig: Im Keller befinden sich Lagerräume von verschiedenen Erlacher Bürgern. Im Erdgeschoss beheimatet es einen Pfarrsaal und einen Jugendraum. Im früheren Rittersaal im 1. Obergeschoss ist die Kapelle untergebracht. Dazugehörig gibt es im Schloss eine Sakristei. In den ehemaligen Räumlichkeiten der Schule in den Obergeschossen befindet sich heute eine große vermietete Schlosswohnung (zeitweise waren es zwei Wohnungen).

Mehrere Jahre erklangen deshalb Geigen in den geschichtsträchtigen Räumen. Der Komponist Florian Meierott lebte mit seiner Familie in dieser romantischen Umgebung. Das Erlacher Wasserschloss bot für ihn und seine Meisterschüler, die aus der ganzen Welt kommen, einen idealen Übungsrahmen. Meierott ist mittlerweile in die „Villa Paganini“ nach Kitzingen umgezogen und die Räume werden anderweitig vermietet.

Bildergalerie

Siehe auch

Literatur

  • Walter Schilling: Die Burgen, Schlösser und Herrensitze Unterfrankens, Echter Verlag GmbH, Würzburg 2012, ISBN: 978-3-429-03516-7
  • Ursula Pfistenmeister: Wehrhaftes Franken - Burgen, Kirchenburgen, Stadtmauern, Band 2: um Würzburg, Verlag Hans Carl, Nürnberg 2001, ISBN: 3-418-00386-9
  • Martin Brandl: Vom hohlen Zahn zur Goldkrone – Restaurierung des spätgotischen Erkers am ehemaligen Wasserschloss von Erlach. Hrsg. vom Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege. In: Denkmalpflege Informationen. Nr. 138, November 2007, S. 23 ff., München 2007.

Quellen

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Auf einer Informationstafel im Schlosshof wird das Jahr 1466 angegeben.
  2. Informationstafel am Wasserschloss Erlach

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