Robert von Welz

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Robert von Welz

Prof. Dr. Robert Anton Ritter von Welz (* 15. Dezember 1814 in Kelheim/Donau; † 12. November 1878 in Würzburg) war Mediziner, Erfinder eines der ersten Inhalierapparate für die Äthernarkose und Würzburgs erster Professor der Augenheilkunde.

Familiäre Zusammenhänge

Robert von Welz wurde als achtes Kind des aus einem Münnerstädter Geschlecht stammenden katholischen königlich-bayerischen Landrichters Aloys Peter von Welz (* 23. März 1773; † 3. Mai 1828) und dessen Ehefrau, der aus München stammenden Freiin Josephine von Chlingensperg (* 25. Dezember 1778; † 25. Januar 1845) in Kelheim geboren. Der Adelstitel stammt von Roberts Großvater, Andreas Anton Welz (1749-1814), der 1787 in München in den „Kurpfalzbaierischen Ritterstand mit dem Prädikat Edler“ erhoben wurde. [1]

Leben und Wirken

Robert besuchte die Kelheimer Volksschule und anschließend das Humanistische Gymnasium in Regensburg. Nach dem Tod seines Vaters zog die Familie 1829 nach Würzburg, wo Robert auf das dortige Humanistische Gymnasium ging, mit der Note „vorzüglich würdig“ das Abitur bestand und ab 1832 an der Universität Würzburg zunächst Naturwissenschaften studierte, bevor er sich dem Medizinstudium zuwandte. Er bestand im Januar 1841 sein Examen, begann das letzte Jahr seiner Praktikumszeit an der Medizinischen Poliklinik und legte im Oktober 1841 seine dort unter Carl Friedrich von Marcus verfasste medizingeschichtliche Dissertation („Des Asklepiades von Bithynien Gesundheitsvorschriften“) vor. Im Januar 1842 erhielt er die ärztliche Approbationsurkunde.

Von 1842 bis 1847 arbeitete er als Hilfsarzt in der medizinischen Abteilung des Juliusspitals und (ab 1843) als Assistent des bedeutenden Chirurgen Cajetan von Textor. Nach bestandener medizinischer Abschlussprüfung im Jahre 1844 erhielt er 1847 die Erlaubnis zur Eröffnung einer eigenen Praxis.

Forschungsreisen

Zwischen 1843 und 1850 bereiste Robert von Welz, aufgrund seiner herausragenden Leistungen im Studium unterstützt durch Reisestipendien, Paris und Wien zu Forschungszwecken. In Paris befasste er sich unter anderem mit der Syphilis, wobei er mit dem französischen Chirurgen und Syphilis-Experten Philippe Ricord (1800-1889) [2] in einen über Jahre anhaltenden wissenschaftlichen Streit über die Übertragbarkeit der Syphilis geriet [3], und komplettierte nebenher sein Wissen auf dem Gebiet der Zahntechnik, in Wien mit dem Fach Gerichtsmedizin.

Professor in Würzburg - Die Welz-Klinik

Im Dezember 1848 habilitierte sich Robert von Welz an der Medizinischen Fakultät der Universität Würzburg mit einer gerichtsmedizinischen Arbeit [4] über die Ursachen des Zusammenfallens der Lunge bei Verletzungen des Brustkorbs und über eine apparative Lungenfunktionsprobe, mit der bei einem Verdacht auf Tötung eines Neugeboren festgestellt werden kann, ob ein angeblich totgeborenes Kind nach der Geburt schon geatmet habe. Am 25. Februar 1849 wurde Welz vom bayerischen König zum Privatdozenten der Medizinischen Fakultät ernannt. Nachdem er von seiner Forschungsreise nach Wien zurückgekehrt war, begann Welz im Wintersemester 1850/51 seine Tätigkeit als Privatdozent in Würzburg. Er arbeitete hier zunächst auf zahntechnischen Gebiet, hielt Vorlesungen über Zahnheilkunde, Syphilis [5] sowie pharmazeutische Themen und führte Kurse zur Perkussion (Abklopfen) und Auskultation (Abhorchen) von Patienten durch, bis er sich ab 1854 beinahe ausschließlich der Augenheilkunde zuwandte und vom Wintersemester 1855/56 an augenheilkundliche Kurse abhielt. Bestens befreundet war er seit seinem Aufenthalt in Paris mit Albrecht von Graefe (1828-1870), einem Mitbegründer der deutschen Augenheilkunde, welcher bereits im November 1851 eine private Augenklinik in Berlin errichtet hatte und bei dem sich Robert von Welz im Wintersemester 1854/55 auf dem Gebiet der Ophthalmologie (Augenheilkunde) ausbilden ließ.

1855 eröffnete Robert von Welz in Würzburg selbst eine kleine private Augenheilanstalt. Jeweils in den Sommermonaten der folgenden Jahre besuchte Graefe die Welz'sche Augenklinik, um seinen Freund mit Rat und Tat zu unterstützen. [6] Nach Bartholomäus von Siebolds ersten, bereits 1807 gemachten, und Cajetan von Textors vergeblichen Versuchen, ist es das Verdienst des Ritters von Welz, die Ophthalmologie in Würzburg etabliert zu haben. Bemühungen des Würzburger Professors für Chirurgie und Augenheilkunde Heinrich Adelmann (* 17. August 1807 in Würzburg; † 8. November 1884) um eine selbstständige Augenheilanstalt waren - im Gegensatz zu denen seines Konkurrenten Robert von Welz - nicht von Erfolg gekrönt. Auch Anton Friedrich Freiherr von Tröltsch (* 3. April 1829 in Schwabach; † 9. Januar 1890 in Würzburg), der ebenfalls eine Privataugenklinik in Würzburg betrieb, war als Augenarzt kein sonderlicher Ruhm beschieden. Der Erfolg des Ritters von Welz war dabei sicher durch die bei schwierigen Operationen helfende Hand des Freundes Albrecht von Graefe mitbegünstigt. [7]

Die ehemalige Augenklinik in der Klinikstraße 6
Das (rote) Gebäude der ehemaligen Augenklinik im Jahre 2016

1857 zog die private Welz'sche Augenklinik in das, nachdem Professor August Schenk es nicht mehr für seine botanischen Forschungen benutzte [8], freigewordene und durch Robert von Welz erworbene, um ein Stockwerk erweiterte und umgebaute Entbindungshaus (ein ab 1777 für das Juliusspital als „Epileptikerhaus“ und ab 1805 als Entbindungsklinik von Adam Elias von Siebold benutztes Gebäude) in der Klinikgasse 6 (bis 1870 noch als Obere Wallgasse 6 - und zuvor als „Distr. I, Nr. 267“ - bezeichnet und der heutigen Klinikstraße entsprechend) um. Erstmals verfügt damit Würzburg über eine Augenklinik.

Zum außerordentlichen Professor wurde er - nach mehrmaligen Anträgen ab Mai 1853 - erst am 1. April 1857 ernannt. Seine Lehrtätigkeit umfasste dabei vor allem die Augen- und die Zahnheilkunde. Am 24. Dezember 1866 ernannte der bayerische König Ludwig den Ritter von Welz zum ordentlichen Professor der Augenheilkunde. Somit erhielt Robert von Welz den ersten Lehrauftrag für dieses Fach an der Universität Würzburg.

Als Hilfsarzt seiner von ihm weiterhin geführten, nur mäßig von der Universität finanziell unterstützten, privaten Augenklinik stellte Robert von Welz auf eigene Kosten im Januar 1876 Josef Schneider ein, für den er im Oktober 1876 eine bezahlte Assistentenstelle beim Senat der Universität erwirkte. Welz hatte dem ihn vordem täglich besuchenden ehemaligen Friseur, dessen Geschicklichkeit ihm aufgefallen war, zuvor zum Medizinstudium geraten.

Nachfolger des Robert von Welz wurde, nachdem Josef Schneider noch einige Wochen nach Welz' Tod den Klinikbetrieb aufrecht erhalten hatte und der Welz-Schüler und Privatdozent Friedrich Helfreich (1842-1927) [9], für die medizinische Fakultät kommissarisch die Augenklinik leitete, am 1. April 1879 Julius von Michel.

Nachlass

Robert von Welz gründete 1865 die Marienstiftung zur Heilung von armen Augenkranken in Würzburg, woraus dann auch der 1874 von ihm gestiftete Von Graefe'sche Preis [10] (1938 erloschen und ab 1940 wieder vergeben) mitfinanziert wurde.

1875 hatte er in Kelheim zur Erinnerung an seine Mutter die bis zum Ende des 19. Jahrhunderts bestehende Josefinenstiftung für Bedürftige ins Leben gerufen.

Bereits in seinem am 10. April 1869 aufgesetzten Testament vermachte er seine Wohnung mit allen Gerätschaften und die private Augenklinik der Universität. Seine Klinik, die nach Welz' Tod von der Universität übernommen wurde und 1901 an den heutigen Röntgenring umzog, wurde somit 1878 Würzburgs erste eigene [11] Universitätsaugenklinik.

Allianzwappen der Chlingensperg auf Berg (links) und der Welz (recht)

Das Welz-Haus (mit dem Doppelwappen der Familie Welz-Chlingensperg über der Eingangstür) in der Klinikstraße 6, das als „Welz'sches Marienstift“ [12] und Bestandteil der „Marienstiftung“ testamentarisch an die Universität ging, diente dann der Universitätsklinik bis 1935 als Frauenklinik, war von 1938 bis zum Bombenbrand am 16. März 1945 Ort des Instituts für Vererbungswissenschaft und Rassenforschung (später Rassenbiologisches Institut [13]) und nach dem Wiederaufbau von 1953/54 bis Mitte der 1960er Jahre das Mathematische Institut, bevor es der Medizinischen Poliklinik angegliedert wurde.

Forschung und Entwicklung

Welz'scher Ätherapparat (aus: Robert Ritter von Welz: Die Einathmung der Aether-Dämpfe ...", Würzburg 1847)

Robert von Welz erforschte schon als Student und intensiver ab 1843 Arzneimittelwirkungen an sich und anderen. Er machte sich auch einen Namen als Entwickler von medizinischen Geräten (so z.B. einem in Würzburg hergestellten „Enukleationslöffel“ und experimentierte wahrscheinlich bereits im Januar 1847 mit Äther als Narkosemittel (Kurz zuvor, am 16. Oktober 1846 erfolgte in Boston die erste moderne Äthernarkose, welche in Deutschland zuerst am 24. Januar 1847 in Leipzig erfolgreich angewandt wurde). Mit seinem Ätherinhalator, den er von dem Würzburger Drehermeister Franz Sebastian Gerster (* 1789; † 1871) anfertigen ließ, wurde am 3. Februar 1847 im Juliusspital durch den Chirurgen Cajetan von Textor unter Mitwirkung des Ritter von Welz die erste größere Operation unter Äthernarkose Würzburgs durchgeführt. [14] [15] Am 22. Juli 1847 ließ er dem bayerischen König einen seiner Schwefelätherapparate zukommen und fügte seine Abhandlung über „Die Einathmung der Ätherdämfe“ [16] bei (Würzburgs erste wissenschaftliche Publikation zur modernen Inhalationsnarkose). Hierzu liegen schriftliche Zeugnisse von Hofrat Cajetan von Textor, Privatdozent Karl Textor, Welz' Doktorvater von Marcus und Rinecker bei. Im beiliegenden Brief an den König berichtete Welz auch, dass er mit Hilfe des nicht nur betäubend, sondern auch schmerzdämpfend wirkenden Schwefeläthers eine wirkungsvolle Linderung der Schmerzen bei einem Sterbenden erreichen konnte.

Weniger spektakulär, wenn auch nicht ohne praktischen Nutzen, dürften seine, am 20. Januar 1866 bei der Physikalisch-Medizinischen Gesellschaft zu Würzburg vorgetragenen Vorschläge zum Abkochen von Schweinefleisch in Dampfkochtöpfen als Vorbeugung vor Trichinenvergiftung und die Abtrittreinigung mit Hilfe eines eisenchlorurhaltigen Desinfektionsmittels sein.

Mitgliedschaften

Letzte Ruhestätte

Robert von Welz blieb unverheiratet und starb in der Nacht vom 11. auf den 12. November 1878 an einer Hirnblutung infolge seines bereits länger bestehenden Diabetes mellitus. Robert Ritter von Welz wurde am 14. November als erster Professor im Ehrengrab der Universität Würzburg beigesetzt. Am darauf folgenden Tag fand der Trauergottesdienst in St. Johannes in Stift Haug statt.

Posthume Würdigung

  • Nach Robert von Welz wurde die Welzstraße im Stadtteil Äußere Pleich benannt.
  • Porträt des Robert Ritter von Welz über dem Eingangsportal der ehemaligen Augenklinik am Röntgenring.

Siehe auch

Literatur

  • Friedrich Helfreich: Robert Ritter von Welz, in: Lebensläufe aus Franken, hrsg. von Anton Chroust, Band III, Würzurg 1927, S. 506-514

Quellen

  • Julius Leopold Pagel: Welz, Robert von, in: Allgemeine Deutsche Biographie (1896) [1]
  • J. Mildenberger und N. Roewer: Würzburg in der Geschichte der Anästhesie, Anästhesiologie - Intensivmedizin - Notfallmedizin - Schmerztherapie 34 (1999), Supplement 4, S. S223-S250, S. S230-S232
  • Thomas Sauer und Ralf Vollmuth: Briefe von Mitgliedern der Würzburger Medizinischen Fakultät im Nachlaß Anton Rulands. Quellen zur Geschichte der Medizin im 19. Jahrhundert mit Kurzbiographien, Würzburger medizinhistorische Mitteilungen 9 (1991), S. 135-206, S. 144-147 und 201 f.
  • Rita Stauber: Robert Ritter von Welz, medizinische Dissertation, Würzburg 1983 (162 Seiten; Hauptquelle dieses Artikels)
  • Christoph Weißer: Erste Würzburger Äther-Narkosen im Jahre 1847 durch Robert Ritter von Welz (1814-1878). Würzburger medizinhistorische Mitteilungen 17 (1998), S. 7-20
  • Jutta Franke: Welz, Robert. In: Karl Bosl (Hrsg.): Bosls bayerische Biographie. Pustet, Regensburg 1983, ISBN: 3-7917-0792-2, S. 835

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Familienarchiv der Familie von Welz, Akte I, Staatsarchiv Nürnberg, Nr. 7
  2. Philippe Ricord: Praktische Abhandlung über die venerischen Krankheiten, Leipzig 1838
  3. Robert von Welz: Deux résponses á deux lettres de M. le docteur Ricord sur la syphilis, Paris 1850
  4. „De pulmonum collapsu, qui fit thorace aperto“
  5. Robert von Welz: Die Einimpfung der Syphilis auf Thiere nach eigenen Versuchen bearbeitet, Würzburg 1851
  6. R. Greff: Briefe von Albrecht von Graefe an seinen Jugendfreund Waldau, Wiesbaden 1907, S. 56-58, 104 und 114
  7. Thomas Sauer und Ralf Vollmuth: Briefe von Mitgliedern der Würzburger Medizinischen Fakultät im Nachlaß Anton Rulands. Quellen zur Geschichte der Medizin im 19. Jahrhundert mit Kurzbiographien, Würzburger medizinhistorische Mitteilungen 9 (1991), S. 135-206, S. 144-147
  8. Thomas Sauer und Ralf Vollmuth, a.a.O., S. 144
  9. Elke Riedel: Der Würzburger Ophthalmologe und Medizinhistoriker Professor Dr. Friedrich Christian Helfreich (1842-1927) und sein Werk. (Medizinische Dissertation) Würzburg 1998 (= Würzburger medizinhistorische Forschungen, 62)
  10. Bestimmungen für die Erteilung des von Prof. Dr. v. Welz gestifteten „von Graefeschen Preises“. In: Bericht über die sechsundvierzigste Zusammenkunft der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft in Heidelberg 1927. Redigiert durch A. Wagenmann, Verlag von J. F. Bergmann, München 1927, S. 507 f.
  11. Frank Krogmann: Streifzug durch die Geschichte der Augenheilkunde in Würzburg. Würzburger medizinhistorische Mitteilungen 20 (2001), S. 87-95; S. 92
  12. Telephon-Anlage Würzburg: Verzeichniss der Sprechstellen, Nr. 1 - abgeschlossen am 30. September 1887, Königl. Universitätsdruckerei von H. Stürtz, Würzburg 1887, S. 37
  13. Michael Quick: Sticker versus Herrlinger. Zur Benennungsmotivation des Würzburger medizinhistorischen Instituts, Würzburger medizinhistorische Mitteilungen 5 (1987), S. 13-40, S. 20 f. mit Anm. 35
  14. Die Stiftung Juliusspital im Wandel der Zeit. Jahre der Erneuerung 1991-2011. Hrsg.: Stiftung Juliusspital Würzburg, 2011. ISBN: 978-3-933964-06-9. S. 159
  15. Christoph Weißer: Erste Würzburger Äther-Narkosen im Jahre 1847 durch Robert Ritter von Welz (1814-1878), Würzburger medizinhistorische Mitteilungen 17 (1998), S. 7-20
  16. Robert von Welz: Die Einathmung der Aetherdämpfe in ihrer verschiedenen Wirkungsweise mit praktischer Anleitung für jene, welche dieses Mittel in Gebrauch ziehen, Würzburg 1847
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