Aussichtsturm Frankenwarte

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Luftaufnahme der Frankenwarte 2022
Frankenwarte Hinweisschild

Der Aussichtsturm Frankenwarte ist Würzburgs höchstgelegener Aussichtspunkt auf dem Nikolausberg.

Geschichte

Planung

Bevor der Aussichtsturm und die Parkanlage auf der Höhe des Nikolausberges errichtet wurden war dort eine Ödfläche. Nahe des heutigen Turmstandorts befand sich um die Mitte des 19. Jahrhunderts eine große hölzerne Pyramide [1] (im Volksmund Telegraph genannt), die der trigonometrischen Landesvermessung diente. [2] [3]

Der Aussichtsturm entstand durch eine Bürgeraktion. Als weithin sichtbares Symbol der Arbeit des Verschönerungsverein Würzburg e.V.s und zugleich als attaktives Ausflugsziel sollte ein Aussichtsturm auf dem höchsten Punkt des Nikolausbergs errichtet werden. Der Plan fand bei der Bekanntgabe auf der Generalversammlung des Verschönerungsvereins am 29. Mai 1890 begeisterte Aufnahme. Das erforderliche Grundstück war vor Jahren von dem Ausschussmitglied und Buchhändler Veit Joseph Stahel erworben worden, der es dem Verschönerungsverein testamentarisch hinterlassen hatte.

Mit der Planung des Aussichtsturmes wurde das Ausschussmitglied Franz Ostberg beauftragt. Die Gesamthöhe des Turmes sollte 42 Meter betragen, eine Wendeltreppe mit 209 Stufen sollte zur verglasten Plattform führen. Noch war die Finanzierung des kostspieligen Unternehmens ungesichert. Von der Ausstellung eines Modells versprach man sich reichliche Spenden. Diese Erwartungen wurden nicht enttäuscht. Die Spenden aus allen Schichten der Bevölkerung gingen in unerwarteter Höhe ein.

Bau und Eröffnung

Am 19. April 1893 wurde mit dem Bau des Turmes begonnen. Die Leitung hatte der Architekt Franz Ostberg. Die Bauausführung selbst hatte der Würzburger Baumeister Jakob Eberlein übernommen. Im Frühjahr 1894 war der Bau vollendet. Die ihn umgebende Grünanlage wurde von Landschaftsgärtner Carl Oschmann geschaffen. Die Geldmittel reichten aus, um noch im Jahre 1894 das zwischen der Frankenwarte und den städtischen Anlagen am Nordhang liegende Gebiet, der sogenannten „Zürnsruhe“, anzukaufen.

Die feierliche Eröffnung des Aussichtsturm fand unter großer Beteiligung am 30. Mai 1894 statt. Justizrat und erster Vorstand des Verschönerungsvereins Johann Michael Seuffert begrüßte die anwesenden Gäste.

Thurmordnung für die Frankenwarke von 1895 [4]

1. Der von dem Verschönerungsverein erbaute und demselben zugehörige Aussichtsthurm „die Frankenwarte“ ist für Jedermann zugänglich.
2. Der Thurm ist geöffnet:
April und Mai von früh 7 bis Abends 7 Uhr
Juni, Juli, August von früh 6 bis Abends 9 Uhr
September und Oktober von früh 8 bis Abends 6 Uhr
Während der Monate November bis März bleibt der Thurm in der Regel geschlossen. Ausnahmen hievon finden bei besonderen Veranlassungen und bei günstiger Witterung an Sonn-und Feiertagen statt, und werden an später noch zu bestimmenden Plätzen durch Plakate bekannt gegeben.|
3. Der Eintritt ist nur gegen Lösung einer Karte von 10 Pfennig à Person gestattet. Kinder unter 14 Jahren in Begleitung Erwachsener haben freien Eintritt, ebenso ganze Schulklassen in Begleitung der Lehrer resp. Lehrerinnen.
4. Besucher, welche von koutrolirenden Mitgliedern des Ausschusses ohne gültige Karten betroffen werden, haben. nachzuzahlen; es ist deshalb die Karte bis zum Verlassen des Thurmes aufzubewahren.
5. Mehr als 30 Personen dürfen den Thurm nicht gleichzeitig betreten.
6. Der Auf- und Abstieg hat in ruhiger Weise zu geschehen und ist ein Ueberholen und Drängen der Vorausgehenden nicht statthaft.
7. Um größtmögliche Reinhaltung des Thurmes wird dringend gebeten; das Bespucken der Treppe und Bekritzeln der Wände ist streng untersagt und werden Zuwiderhandelnde zur Rechenschaft gezogen, außerdem haben solche für Reinigung resp. Wiederherstellung der Beschädigung aufzukommen.
8. Die Besucher der Frankenwarte haben den Anordnungen des Thurmwartes Folge zu leisten; etwaige Wünsche und Beschwerden, mit voller Unterschrift versehen, sind in dem aufliegenden Buche niederzulegen.
9. Das Mitnehmen von Hunden ist nicht gestattet.
10. Das verehrliche Publikum wird freundlichst gebeten, dem Verschönerungsverein zur Aufrechthaltung dieser Thurm Ordnung und zur Reinhaltung desselben in jeder Weise behilflich zu sein.

Noch im Jahre 1894 wurde das an den Turm angebaute Unterkunftshaus im Rohbau vollendet. In den folgenden Jahren wurden die erworbenen Grundstücke vollständig bepflanzt, die den Grundstein für den Park auf dem Nikolausberg bildeten. Am Turm und an den Gebäuden nahm man verschiedene Verbesserungsarbeiten vor und begann im Frühjahr 1899 einen Erweiterungsbau, der am 8. Oktober eingeweiht wurde. Er enthielt auch eine Wohnung für den Turmwart Josef Kuhn.

Wasserversorgung

Wasserreservoir oberer Abschluss

Eine kontinuierliche Wasserversorgung von Gebäuden auf Bergen erfordert Pumpen, die meist durch Hochbehälter ergänzt werden. Beim Bau des Pumpwerks Maasweg im Jahre 1913 wurde Leitung zur Frankenwarte gelegt und ein Wasserbehälter mit 1,5 m³ Fassungsvermögen und einem Wasserspiegel zirka 30 m über Grund eingebaut. Der Hochbehälter wurde 1924 auf 7 m³ vergrößert, um die Akademiegebäude und angrenzende Gebäude in der Gemarkung Höchberg zu versorgen. 1935 wurde am Hochbehälter Nikolausberg ein Pumpwerk in Betrieb genommen, das den nun 13,5 m³ fassenden Hochbehälter im Turm der Frankenwarte befüllte. Der Wasserturm und das Pumpwerk Nikolausberg wurde 1997 außer Betrieb genommen und die Gebäude der Akademie wurden an die Wasserversorgung der Marktgemeinde Höchberg angeschlossen. Das ehemalige Wasserreservoir ist ein etwa 20 m hoher Zylinder mit etwa 1 m Durchmesser im Zentrum der Wendeltreppe.

Militärische Nutzung

Seit Kriegsbeginn im Jahre 1939 war der Turm der Frankenwarte für militärische Zwecke, insbesondere für die Luftaufklärung benutzt worden und dem Zutritt der Bevölkerung entzogen gewesen. Der Wirtschaftsbetrieb war dagegen bis zum Kriegsende bzw. bis zur Besetzung durch die amerikanische Armee in seiner ursprünglichen Bestimmung weitergeführt worden. Bei der Neubelebung des Verschönerungsvereins im September 1952 war die Frankenwarte noch immer von amerikanischen Truppen besetzt und diente einen US-Offiziersklub als Unterkunft.

Bildungseinrichtung

Im Mai 1954 wurde die Frankenwarte von der amerikanischen Armee dem Besatzungskostenamt, dem späteren Amt für Verteidigungslasten, zurückgegeben und konnte am 28. Mai 1955 nach über 15jähriger Pause für die Bevölkerung freigegeben werden. Die Landpolizei unterhielt in einem Raum des Turmes zunächst noch einen Funkbetrieb. Im Jahre 1957 pachtete der Bayerische Landessportverband (BLSV) die Frankenwarte für eine halbes Jahr, anschließend für 10 Jahre um dort Lehrgänge durchzuführen. Bis Oktober 2020 beherbergte die Frankenwarte die Gesellschaft für politische Bildung der Friedrich-Ebert-Stiftung[5]

Sonderheft der Geschichtswerkstatt Würzburg zum 125. Jahrestag der Fertigstellung des Aussichtsturms Frankenwarte

Am 30. Mai 2019 feierte der Verschönerungsverein, dem der Turm und die dazugehörigen Gebäude gehören, den 125. Jahrestag seiner Fertigstellung. [6] Anlässlich dieses Jubiläums erschien bei der Geschichtswerkstatt Würzburg ein Sonderheft Die Liegenschaften des Verschönerungsvereins Würzburg e.V. - „Jubiläumsausgabe - 125 Jahre Frankenwarte“[7]

Historische Abbildungen

Baudenkmal

Der Aussichtsturm ist ein Baudenkmal an der Adresse Leutfresserweg 83 mit der Aktennummer D-6-63-000-19 und folgender Beschreibung:

„Aussichtturm, schlanker überhöhter Rundturm mit weit vorkragender überdachter Aussichtsplattform und aufgesetztem Rundtürmchen mit Zeltdach sowie hoher Wetterfahne, an der Burgenromantik orientierte zwei, bzw. eingeschossige vielgestaltige Anbauten mit unterschiedlichen Dachformen, Giebeln und Türmchen, unverputztes Kalksteinmauerwerk, Franz Ostberg, neugotisch, bez. 1893/94.“

Technische Daten

Gesamthöhe: 44,5 m
Schafthöhe: 37,5 m

Öffnungszeiten

Der Turm ist geöffnet:

  • April bis September 8-19 Uhr
  • Oktober bis März 9-16 Uhr

Als Eintritt benötigt man eine 1-Euro-Münze für das Drehkreuz.

Bildergalerie

ÖPNV

Bus.png Nächste Bushaltestelle: Frankenwarte


Siehe auch

Quellen

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Standort der Pyramide in der Uraufnahme
  2. Carl Heffner: „Würzburg und seine Umgebungen“, Bonitas-Bauer 1852, S. 433
  3. S. Göbl: Würzburg. Ein kulturhistorisches Städtebild. Kgl. Univ.-Druckerei Stürtz, 7. Auflage, Würzburg 1904, S. 159
    Vergl: Artikel über die Optische Telegrafie bei Wikipedia - also kein echter Telegraf
  4. Würzburger Stadt- und Landbote: „Thurmordnung für die Frankenwarte“ (18. April 1895)
  5. Pressemitteilung von Willi Dürrnagel, 1. Vorsitzender des Verschönerungsvereins Würzburg e.V. vom 7. Juni 2013 zur Wiedereröffnung des Aussichtsturms Frankenwarte
  6. Main-Post: „Die Frankenwarte: Noch immer so beliebt wie vor 125 Jahren“ (24. Mai 2019)
  7. Das Sonderheft ist erhältlich im „Lädele“ der Geschichtswerkstatt Würzburg, Pleicherpfarrgasse 16, montags von 14.00 - 18.00 Uhr.

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