Kilian Lorenz
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Kilian Lorenz (* 23. November 1881 in Tückelhausen, † 7. Oktober 1957 in Ochsenfurt) war Bäckermeister, CSU-Kommunalpolitiker und 1. Bürgermeister der Stadt Ochsenfurt nach dem Zweiten Weltkrieg.
Familiärer Zusammenhang
Kilian Lorenz wurde als Sohn des Tünchermeisters Kilian Lorenz und dessen Ehefrau Katharina, geb. Wolkenmuth in Tückelhausen geboren. Er hatte noch zwei Brüder namens Michael Lorenz (Hausmetzger, geboren am 21. November 1877 in Tückelhausen. Als Infanterist einem Fieber erlegen am 20. August 1916.) und Johann Gregor Lorenz (Tüncher, 1888-1950).
Leben und Wirken
Nach dem Besuch der Volksschule in Tückelhausen erlernte Kilian Lorenz das Bäckerhandwerk in Würzburg. Nach seiner Lehre verehelichte er sich am 3. Februar 1904 mit Katharina Söllner aus Ochsenfurt. Das Paar bekam mindestens einen Sohn namens Robert, der während des Zweiten Weltkriegs als Kapitän bei der Donauflottille der Kriegsmarine eingesetzt war und sich nach dem Zweiten Weltkrieg in Regensburg niederlies. [1]
Bereits vor dem Ersten Weltkrieg legte Lorenz seine Bäckermeisterprüfung ab. 1915 eröffnete er einen eigenen Bäckereibetrieb in der Ochsenfurter Altstadt. In den ersten Jahren des Ersten Weltkriegs war Lorenz als Bäcker in Ochsenfurt tätig und UK-gestellt. [2] Am 14. März 1916 wurde er zum 17. Infanterieregiment eingezogen jedoch kurz darauf zum Armierungsbataillon 8 versetzt. Nach erfolgter Grundausbildung wurde er zur Train-Ersatzabteilung 2 nach Würzburg kommandiert und ging von dort am 22. November 1916 ins Feld zur Feldbäckereikolonne 12. Dort ging er als Militärbäcker seinem erlernten Beruf nach. Da die Not an ausgebildeten Bäckern in der Heimat jedoch immer größer wurde und die Ernährung der Bevölkerung immer schwieriger war, wurde auch Lorenz kurz vor Kriegsende mit einer Verordnung des II. Armeekorps vom 22. Oktober 1918 zur Arbeitsleistung in seinem Bäckereibetrieb in Ochsenfurt vom Militärdienst entlassen. [3]
Bürgermeister von Ochsenfurt
Zeit der NS-Diktatur
Kilian Lorenz wurde bei der Kommunalwahl 1929 zum 3. Bürgermeister der Stadt Ochsenfurt gewählt. Bereits nach zwei Jahren verstarb der 2. Bürgermeister Ludwig Weidhöfer und der bisherige 1. Bürgermeister Dr. Karl Raps legte altersbedingt sein Amt nieder. An seinem 50. Geburtstag, dem 23. November 1931 wurde Kilian Lorenz somit einstimmig zum 1. Bürgermeister gewählt. Obwohl Lorenz bei der nächsten Wahl im Jahr 1933 wieder die meisten Stimmen auf sich vereinigen konnte, wurde ihm aufgrund seiner bekannten „schwarzen“ Gesinnung vom Regierungsrat beim Bezirksamt Ochsenfurt, Leonhard Hofmann, der freiwillige Rücktritt nahegelegt. Lorenz weigerte sich jedoch und verlangte seine Ablehnung schriftlich. Der Beauftragte der NSDAP beim Bezirksamt Ochsenfurt, enthob ihn daraufhin seines Postens mit der Begründung, dass er politisch untragbar sei. Als Nachfolger wurde der Ochsenfurter Lehrer und systemkonforme Josef Pappenberger berufen. Im August 1944 wurde Kilian Lorenz im Zuge der nach dem 20. Juli 1944 bei den Nationalsozialisten um sich greifenden Verschwörungsangst 10 Tage inhaftiert. Nach der Entlassung sollte er zum Schanzen an den Westwall zwangsverpflichtet werden, was er jedoch als für die „Volksernährung“ in Ochsenfurt wichtiger Bäckermeister verhindern konnte. Er wurde anschließend jedoch für die Hobelfabrik Ott dienstverpflichtet. [4]
Nach dem Zweiten Weltkrieg
Nach der Befreiung durch die Amerikaner wurde er schnell wieder gebeten, das Bürgermeisteramt zu übernehmen. [5] Er lehnte dies 8-mal ab und übernahm erst nach einer sieben Wöchigen Tätigkeit von Direktor Gerstberger das Bürgermeisteramt. Es galt nun die Verwaltung aufzubauen und Ordnung zu schaffen. Am 27. Januar 1946 wurde die Wahl durchgeführt und Kilian Lorenz erneut als Bürgermeister vom Volk bestätigt. 1947 wurden die Mitglieder der Verwaltung, welche bereits unter den Nationalsozialisten dort tätig waren, ihres Dienstes enthoben.
Lorenz wehrte sich vehement dagegen, weil er der Meinung war, dass es sich bei den meisten um „Verführte“ handle, die zudem Verwaltungserfahrung hatten und für das Aufrechterhalten des Betriebes benötigt wurden. Bis Jahresende 1947 wurden die ehemaligen Parteigenossen der NSDAP, wie etwa Stadtoberinspektor Jakob Gumrum, wieder eingestellt. Im April 1948 wurde Bürgermeister Kilian Lorenz wieder im Amt bestätigt. Bei der Amtsübergabe an den neuen 1. Bürgermeister Jakob Gumrum am 29. April 1952 überreichte Lorenz diesem die Amtskette mit den Worten:
- „Die Amtskette, das Wahrzeichen unserer Stadt mögen Sie tragen bei Festlichkeiten und zu Ehren unserer Stadt. Es ist das Wahrzeichen eines Steuers zum Stadtschiff und spreche ich Ihnen nun den Wunsch aus, dass Sie das Stadtschiff steuern über alle Klippen. Dazu möge unser Herrgott Ihnen Kraft und Segen geben. Das walte Gott.“
Getätigte Maßnahmen
In seinem am 29. April 1952 vor dem Stadtrat gehaltenen Rückblick zählt er die in seiner Amtszeit getätigten Maßnahmen auf:
- Behebung der Kriegsschäden, Errichtung der Pumpstation im Bärental, Bau Abschlussleitung an den Hochbehälter, Erweiterung des Wasserleitungsrohrnetzes in der Klinge, Heimgartenstraße und im Wohngebiet rechts des Mains, Kanalbau in der Fabrikstraße, Teilgebiet der Uffenheimer Straße und Teilkanalisierung im Wohngebiet rechts des Mains. [6]
- Ferner laufende Erweiterungsarbeiten am Hauptsammler Thierbach, Errichtung einer Pumpstation, Verlegung Kläranlage.
- Straßenneupflasterung wurde in der Badgasse / Sterngasse / Zwinger / Mangstraße und Uffenheimer Straße vorgenommen.
- Ausbesserungsarbeiten wurden in der Floßhafenstraße, Heimgartenstraße, Hohestadter Straße und Lindhardstraße vorgenommen sowie die Heimgartenstraße verlängert.
- An öffentlichen Gebäuden wurde das Amerikahaus errichtet, der Friedhof Ochsenfurt wurde erweitert und Kleingärten Am Dümmersberg, Thierbach und auf der Maininsel angelegt. Die Anlegung eines Sportplatzes dort wurde geplant.
- Im Zentralschulhaus wurden 4 Schulsäle eingebaut, für die Mittelschule wurden zwei Schulsäle zur Verfügung gestellt.
- Die Industrieansiedlung wurde besonders gefördert und so konnten folgende Unternehmen mit der Produktion in Ochsenfurt beginnen: Seifenfabrik, Molkerei A. Vogt, Sackfabrik Scheuring und Sicher, Betonwerke Hess & Keckstein, sowie Betonwerk Opas, Zuckerfabrik Franken, die Baywa, Kleiderfabrik Neckermann, Kindermann und Ci., Rhenania-Schifffahrtsgesellschaft.
- Das dringend notwenige Baugelände wurde erschlossen und ein Bebauungsplan für das Gelände rechts des Mains festgelegt. Durch die Stadt selbst wurden die Stangenbrunnensiedlung, der Klingenturm, der Taubenturm, der Centturm weiter ausgebaut bzw. instandgesetzt. Neu errichtet wurde ein Haus in der Klinge und in der Pfarrgasse. Die während des Krieges als Düsseldorfer Siedlung errichteten Häuser wurden käuflich erworben.
- Ein besonderes Verdienst stellte nach Bürgermeister Lorenz die Umnummerierung der Gebäude dar, wofür er sich bei Stadtoberinspektor Jakob Gumrum bedankte. Hierdurch wurde ersichtlich, dass zwischen 1946 und 1956 176 neue Wohnungen geschaffen worden waren.
Kreistagsabgeordneter
Von 1946 bis 1956 saß Kilian Lorenz außerdem für die CSU im Kreistag des Landkreises Ochsenfurt.
Lebensabend
Nach seinem Rückzug ins Privatleben verbrachte Lorenz seinen Lebensabend in der Uffenheimer Straße 7 und starb 76-jährig am 7. Oktober 1957 in Ochsenfurt.
Ehrungen und Auszeichnungen
Siehe auch
Quellen und Literatur
Weblinks
Einzelnachweise, Erläuterungen und Hinweise
- ↑ STAOch A III 113. Vgl. auch BArch: Kriegstagebuch-Auszug Motor-Tanker „Bayreuth“ 24. - 25. Nov. 1943 (Kapitän: Handelsschiffskapitän Lorenz; Raum: Schwarzes Meer).
- ↑ Die Unabkömmlichstellung (UK) ist die Freistellung von der Ableistung des Wehrdienstes, die Zurückstellung dessen Verschiebung. Beide erfolgen nur bei Wehrpflicht. Weitere Informationen bei Wikipedia [1].
- ↑ Vgl. www.ancestry.de/ Kriegsstammrolle Kilian Lorenz.
- ↑ STAOch Stadtratsprotokolle. 1951-1952. Sitzung v. 29.4.1952
- ↑ Die folgenden Auszüge stammen aus der Rückschau von Kilian Lorenz bei seiner letzten Stadtratssitzung am 20. April 1952.
- ↑ STAOch Stadtratsprotokolle. 1951-1952. Sitzung v. 29.4.1952
- ↑ Main-Post: „Ehrenbürgerrecht der Dank Ochsenfurts“ (3. Mai 1952)