Karl Raps
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Dr. Karl Raps (* 6. April 1880 in Oberwittighausen; † 1963 in Würzburg) war Jurist, Rechtsanwalt, Kommunalpolitiker und 1. hauptamtlicher Bürgermeister der Stadt Ochsenfurt ab 1924.
Leben und Wirken
Karl Eugen Raps wurde als Sohn der Landwirtseheleute Martin Raps und Kunigunde, geb. Söllner in Oberwittighausen geboren. Nachdem Raps an einem Würzburger Gymnasium sein Abitur erworben hatte, trat er am 21. Oktober 1905 als Einjährig-Freiwilliger ins 9. Infanterie-Regiment, das Würzburger Hausregiment, ein. Am 21. April 1906 beförderte man ihn zum Gefreiten. Raps blieb vorerst in der Armee, wurde nach Kaiserslautern versetzt und erreichte bis Sommer 1908 den Dienstgrad eines Vizefeldwebels beim 23. Infanterieregiment im Standort Kaiserslautern in der damals noch bayerischen Pfalz. Er trat nun aus der Armee aus und studierte Rechtswissenschaften an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg. Noch während seines Studiums ließ er sich am 10. Oktober 1910 in Ochsenfurt nieder und eröffnete nach Abschluss seiner Promotion und kurz vor Kriegsbeginn 1914 seine eigene Kanzlei in Ochsenfurt. Er hatte augenscheinlich ein Leben als Rechtsanwalt gewählt, da er sich im Mai 1913 von der Liste der Offiziersaspiranten hatte streichen lassen. [1]
Mit Kriegsbeginn wurde er als Offiziersstellvertreter in die 9. Kompanie des in Würzburg aufgestellten Landwehr-Infanterieregiments Nr. 4 eingezogen. Das Leutnantspatent erhielt er im Oktober 1914. Nach mehrmonatigem Fronteinsatz in Lothringen und in den Nordvogesen besuchte Raps einen Kurs an der Gasschule in Berlin und hielt anschließend mehrfach die Stelle des vertretenden Kompanieführers inne. Es folgten Einsätze in Lothringen bei Leintrey, bevor auch hier die Front endgültig im Stellungskrieg erstarrte. Während dieser Einsätze erwarb sich Karl Raps das Eiserne Kreuz. Ab Sommer 1915 wurde Raps als Gerichtsoffizier beim Regimentsstab verwendet und bekleidete ab 12. Oktober 1916 die Stelle des Kompanieführers der 9. Kompanie. Am 7. November 1916 kommandierte man den Leutnant der Landwehr Raps zu einem Sturmabteilungs-Lehrgang nach Beuville - dort wurden Offiziere und Soldaten mit der neuen Taktik der „Sturmtruppen“ vertraut gemacht. Bis 17. Februar 1917 war er Teil der 3. Lehr-Sturmabteilung in Duß, um danach als Führer der Sturmabteilung ein Unternehmen gegen die Kanalenge einen Kilometer westlich von Parroy zu führen. Die französische Stellung wurde genommen und Raps mit dem Eisernen Kreuz I. Klasse ausgezeichnet. Es folgte eine bis Frühjahr 1918 dauernde Kommandierung zur „Gruppe Bensdorf“. Hierbei scheint es zu einem Vorfall gekommen zu sein, da Raps zum 1. Januar 1918 seines Kommandos als Kompanieführer enthoben und als Zugführer in die 10. Kompanie des 4. Landwehr-Infanterieregiments versetzt wurde. Bereits am 25. März 1918 erfolgte die Versetzung zum 6. Bayerischen Infanterieregiment wo Raps ab dem 30. März 1918 wiederum als Kompanieführer eingeteilt wurde und die großen Schlachten im Frühjahr 1918 in Flandern und bei Ypern mitmachte. Als Führer der 7. Kompanie folgte am 15. April 1918 die Beförderung zum Oberleutnant. Mit diesem Dienstgrad setzte man Karl Raps ab Juli 1918 sogar als stellvertretenden Kommandeur des II. Bataillons/ 6. bayerisches Infanterieregiment in der Siegfriedlinie ein. Die schweren Kämpfe und der erhoffte, jedoch nicht eingetretene Durchbruch schienen auch an seinen Nerven gezerrt zu haben. Zum 1. September 1918 wurde Raps mit der Diagnose Nervenzerrüttung in ein Krankenrevier eingeliefert. Es folgte eine kurze Ruhrerkrankung. Anschließend wurde Raps zu einem Ausbildungskurs bei der Flieger-Abteilung 203 kommandiert. Aufgrund seiner Nervenüberreizung folgte ab dem 13. Oktober 1918 ein dreiwöchiger Erholungsurlaub in der Heimat. Nach dem Waffenstillstand am 11. November 1918 folgte der Rückmarsch nach Bayern. Oberleutnant Karl Raps wurde am 7. Januar 1919 aus dem Militärdienst entlassen. [1]
Er kehre nach Ochsenfurt zurück und war weiterhin als Rechtsanwalt tätig. Raps lebte in einem eigenen Haus an der Hohestadter Steige. 1927 verehelichte sich Karl Eugen Raps mit Anna Margaretha Schwab aus Marktbreit. Die Ehe blieb kinderlos. [2]
Politische Laufbahn
Am 10. Januar 1924 trat der amtierende ehrenamtliche Bürgermeister Martin Jungkunz aus Altersgründen zurück. Nun begann die Suche nach einem geeigneten Kandidaten. Ein Teil des Stadtrats, vor allem die Bayerische Volkspartei und der christliche Bauernbund, wollten einen hauptamtlichen Bürgermeister, am besten mit juristischer Ausbildung. Die Kapitalisten, Sozialisten, Kommunisten und Sozialdemokraten präferierten als „vereinigte Bürgerparteien“ einen Handwerker oder Kaufmann aus dem Ort, der wieder ehrenamtlich angestellt werden sollte.
Ein Bündnis aus BVP und Bauernbund nominierte im Februar 1924 Rechtsanwalt Raps als Kandidaten für den hauptamtlichen Bürgermeister. Nach sechs Wochen hartem Wahlkampf fand am 9. März 1924 die Wahl im Rathaus Ochsenfurt statt. Frauen und Männer wählten in getrennten Sälen. Mit hauchdünner Mehrheit konnte sich Raps gegen seinen Gegenkandidaten, Bürstenbinder und Friseur Kaspar Weippert durchsetzen. Den Ausschlag gaben die Frauen - wie ein anonymer Kommentar im Ochsenfurter Stadt- und Landboten bemerkte und zugleich mehr Mitspracherecht für Frauen in der Kommunalpolitik einforderte. [3]
Bürgermeister in Ochsenfurt
Als hauptamtlicher Bürgermeister bezog Raps Beamtengehalt der Gruppe XI, was sich übers Jahr auf ca. 6.000 Mark belief. Dies stellte für den Haushalt der Stadt Ochsenfurt keine kleine Summe dar. Weiterhin bestand nach Ablauf der Amtszeit ein Anrecht auf die Auszahlung einer Beamtenpension. Deshalb wurde zur beiderseitigen Wahrung der Rechte eine Dienstvereinbarung aufgesetzt. Darin war die Höhe der Besoldungsgruppe enthalten, die Pflichten eines Bürgermeisters sowie die Dauer der Amtszeit, welche für 10 Jahre festgeschrieben wurde.
- „Herr Rechtsanwalt Raps hat seine ganze Arbeitskraft in den Dienst der Stadt zu stellen und deren Interessen gewissenhaft wahrzunehmen“. [4]
Bürgermeister Raps musste das Ruder in einer schwierigen Zeit übernehmen. Hohe Arbeitslosigkeit, steigende Armut und Wohnungsnot bestimmten den Alltag in Ochsenfurt. Als erste Maßnahme wurde die Schaffung von Wohnraum erkannt. Noch 1924 trieb der Stadtrat darum den Wohnungsbau an der Marktbreiter Straße heran. Auch die Erweiterung der Elektrizitätsversorgung und eine Modernisierung der Wasserversorgung standen auf dem Plan. 1925-1926 kam es zur Errichtung des Kriegerdenkmals durch die Steinmetze Sieber und Grünsfelder nach einem Entwurf des Bildhauers Fried Heuler. Außerdem wurde unter der Ägide von Bürgermeister Raps eine neue Turnhalle für den TVO errichtet. Die weiter akute Wohnungsnot zwang die Stadt 1930 an ihrer Peripherie zum Barackenbau für Taglöhner. Im Winter 1930/1931 war die Armut und der Wohnungsmangel besonders schlimm, sodass in Ochsenfurt ein Hilfsausschuss für die Armen gegründet wurde. Seinen Vorsitz übernahm Bürgermeister Raps. Der Verein sollte durch das generieren von monetären und gegenständlichen Spenden, wie etwa Brennholz, die Not der armen Bevölkerung im strengen Winter lindern. [5]
Ruhestand
Ab April 1931 nahm Bürgermeister Raps wegen einem Leiden nicht mehr an den Sitzungen des Stadtrates teil. Bis August war er entschuldigt, dann fasste der Stadtrat unter Leitung des 2. Bürgermeisters den Beschluss, ihn krankheitsbedingt in den Ruhestand zu versetzen. Die Sitzungen wurden seit April durch den 3. Bürgermeister Kilian Lorenz geleitet, der in Vertretung die Geschicke der Stadt bestimmte. Der 2. Bürgermeister Ludwig Weidhöfer lag bereits im Sterben, sodass Kilian Lorenz als geeignetster Kandidat ins Rennen um die Stelle des 1. Bürgermeisters ging und am 23. November die Wahl gewann. Er wurde allerdings wieder ehrenamtlich angestellt, da die nun fällig werdende Pension des bisherigen Bürgermeisters Raps, der nach nur sieben Jahren bereits in den Ruhestand versetzt werden musste, in der ganzen Stadt für Unmut sorgte. [6]
Ob die plötzlich auftretende Krankheit des Bürgermeister Raps mit seinem Nervenleiden während des Krieges zusammenhängt, muss Spekulation bleiben. Er verzog mit seiner Frau am 30. März 1936 nach Würzburg, wo er 1963 hochbetagt mit 83 Jahren starb.
Letzte Ruhestätte
Karl Raps wurde auf dem Würzburger Hauptfriedhof beigesetzt.
Siehe auch
Quellen
- Stadtarchiv Ochsenfurt, Archivar Georg Menig M.A.
- Main-Post: „Als der Lorenz Bürgermeister war“ (25. Februar 2008)
Einzelnachweise
- ↑ 1,0 1,1 Bayerisches Hauptstaatsarchiv. Ancestry.com. Kriegsranglisten und -stammrollen des Königreichs Bayern, 1. Weltkrieg 1914-1918 (Datenbank online). Lehi, UT, USA: Ancestry.com Operations, Inc., 2010.
- ↑ Stadtarchiv Ochsenfurt, Karteikarte Raps.
- ↑ Ochsenfurter Stadt- und Landbote v. 12. März 1924.
- ↑ Verpflichtungsformel der Dienstvereinbarung.
- ↑ Stadtarchiv Ochsenfurt, Protokollbücher des Stadtrats 1924-1931.
- ↑ Ochsenfurter Stadt- und Landbote v. 27. September 1931.