Jakob Gumrum

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Jakob Gumrum im Stadtrat von Ochsenfurt (1956)

Jakob Gumrum (* 18. Mai 1901 in Bad Staffelstein; † 27. September 1960 in Ochsenfurt) war Verwaltungsbeamter, Kommunalpolitiker und von 1952 bis 1956 1. Bürgermeister der Stadt Ochsenfurt.

Leben und Wirken

Jakob Gumrum war Sohn des Johann Gumrum und der Rosa geb. Dinkel. Er besuchte die Volksschule in Bad Staffelstein. Am 17. Juni 1918 zog er als Jugendlicher nach Ochsenfurt und begann am 25. Juni 1918 eine Lehre als Verwaltungsassistent auf der Stadt. Später lebte er in Ochsenfurt in der Marktbreiter Straße 42. Am 21. September 1929 heiratete er Anna Margaretha Krämer, eine Tochter des Steinwerkbesitzers Krämer in Ochsenfurt. 1934 wurde den Paar eine Tochter geboren.

Politischer Werdegang

Zeit der NS-Dikatatur

Jakob Gumrum war mindestens seit 1933 Mitglied der NSDAP und wurde am 15. September 1934 als neuer Stadtrat in Ochsenfurt vereidigt. Am 25. September 1935 genehmigte der Kreisleiter und Beauftragte der NSDAP Johann Rübig eine Ausnahme vom § 51 Abs. 1 S. 2 DGO. [1] Gumrum durfte nun als Beamter der Stadtverwaltung auch Ratsherr in Ochsenfurt sein. In der Stadtratssitzung vom 28. September 1935 wurde für Gumrum der Bereich Finanzen festgelegt.

Am 30. September 1938 wurde Gumrum zum Beauftragten des Bezirksamts Ochsenfurt für die Wahrnehmung aller gemeindlichen Aufgaben bestimmt, da der 1. Bürgermeister Josef Pappenberger und der 2. Beigeordnete zum Heer einberufen wurden und der 1. Beigeordnete gesundheitlich angeschlagen war. Im Winter 1938 kehrte Pappenberger von der Kurzausbildung zurück und übernahm wieder die Geschäfte.

Am 26. August 1939 setzte Bezirksamtsmann Dr. Niedermeyer Jakob Gumrum als „mit der Führung der Geschäfte des Bürgermeisters beauftragt“ wieder im Rathaus ein. Krämer und Pappenberger waren für den „Polenfeldzug“ bei der Wehrmacht eingerückt. Der Reserveoffizier Pappenberger sollte sein Amt als Bürgermeister niemals wieder ausführen, da er nun ununterbrochen im Kriegseinsatz war. Krämer wurde nach dem Überfall auf Polen wieder von der Wehrmacht entlassen. Da seine Baufirma jedoch im Winter 1939/1940 als kriegswichtiger Wirtschaftsbetrieb anerkannt wurde, musste er sich vermehrt seinem Geschäft widmen, in welchem unter anderem Steinquader für den reichsweiten Autobahnbau und Figuren für das KdF-Bad [2] auf Rügen gefertigt wurden, sodass die eigentliche Arbeit im Rathaus von Stadtinspektor Gumrum durchgeführt wurde.

Gumrum wurde am 26. August 1940 in Würzburg als tauglich für g.v.h.[3] gemustert und der Landwehr II zugeteilt. Am 5. Dezember 1940 wurde Stadtinspektor Jakob Gumrum aus „zwingenden Gründen der Reichsverteidigung“ zur Erfüllung kriegswichtiger Aufgaben der allgemeinen und inneren Verwaltung entgegen seinen persönlichen Wünschen vom Heeresdienst freigestellt. [4]

Der bisher die Stadtgeschäfte führende Krämer trat am 7. Februar 1944 vom Amt als 1. Beigeordneter und ehrenamtlicher 1. Bürgermeister zurück, da er, infolge der kriegsbedingten Verhältnisse die volle Arbeitskraft in sein Geschäft investieren musste.

Am 15. Februar 1944 wurde deshalb Stadtinspektor Jakob Gumrum vom Regierungspräsidenten von Unterfranken Otto Hellmuth mit der Wahrnehmung aller Aufgaben der Stadt Ochsenfurt betraut. Gumrum war neben seiner Tätigkeit als Geschäftsleiter und ehrenamtlicher Bürgermeisterstellverteter auch örtlicher Luftschutzleiter in Ochsenfurt.

1941 setzte sich Gumrum für die UK-Stellung [5] der eingezogenen Ochsenfurter Bäcker ein, um die Ernährung sicherzustellen. Im Herbst 1941 hatten bereits sechs der 10 Bäckereien wegen Einberufung beschlossen. [6]

Nachdem die Wehrmacht infolge der Verschärfung der Heranziehungsbedingungen am 23. August 1944 eine Nachmusterung bei Gumrum durchführen wollte, intervenierte der Landrat und Stadtinspektor Gumrum wurde infolge seiner Tätigkeit als staatsbeauftragter Bürgermeister, wiederum freigestellt.

Als im März 1945 die Front immer näher rückte, war auch in Ochsenfurt das baldige Ende des Krieges abzusehen. Am 31. März 1945 befahl der Stadtkommandant von Würzburg, Generalmajor Karl Bornemann den Ausbau Ochsenfurts als befestigte Stellung zur Deckung des Mainübergangs. Hierfür musste das Volkssturmbataillon Ochsenfurt Panzersperren errichten.

Nachdem die Zivilbevölkerung allen voran die Frauen der Stadt lautstark vor dem Rathaus protestierten und dazu übergegangen waren, selbstständig die Straßensperren zu beseitigen, einigten sich Kreisleiter Stoll und Bürgermeisterstellvertreter Gumrum darauf, die Stadt zu übergeben, da auch der örtliche Volkssturm wenig Kampfbereitschaft ausstrahlte. Als am 1. April die Amerikaner anrückten übergab Gumrum die Stadt kampflos. [7]

Nach dem Zweiten Weltkrieg

Im Mai 1945 wurde Gumrum als politischer Leiter mit anderen NSDAP-Chargen aus Ochsenfurt in ein Internierungslager gebracht. Anschließend erfolgte die Verlegung in ein Arbeitslager für NSDAP-Führer nach Frankreich. Dort verbüßte er zwei Jahre in Haft und kehrte im Sommer 1947 körperlich angeschlagen und nervenkrank nach Ochsenfurt zurück. Im August 1947 kam es zur Verhandlung vor der Spruchkammer Ochsenfurt. Gumrum wurde in die Gruppe II der Schuldigen eingereiht, er hatte 1.000 Mark Sühneleistung zu zahlen und wurde mit Berufsverbot belegt. [8]

Vermutlich auf Intervention des Bürgermeisters Kilian Lorenz wurde im Frühjahr 1948 Nachverhandlung geführt, die eine Einreihung in die Gruppe III mit sich brachte, hierfür wurde ihm seine Haft in Frankreich angerechnet. Im Sommer 1948 nahm Gumrum seine Tätigkeit als geschäftsleitender Beamter in Ochsenfurt wieder auf.

Bürgermeister von Ochsenfurt

Am 1. Mai 1952 wurde er zum 1. Bürgermeister der Stadt Ochsenfurt gewählt und trat die Nachfolge von Kilian Lorenz an. 1955 erkrankte er schwer und wurde von da an bei den meisten Stadtratssitzungen durch den 2. Bürgermeister Fritz Dehner vertreten. Im März 1956 legte Gumrum ein Attest des Arztes Martin Oechsner vor, dass er sein Amt nicht länger ausüben könne. In der darauffolgenden Bürgermeisterwahl vom 18. März 1956 gewann Martin Oechsner und wurde am 1. Mai 1956 als Bürgermeister vereidigt. Über Gumrum schreibt der letzte Stadtkommandant der Polizei Peter Neidel in einem Brief vom 8. Mai 1955:

„Besonderer Dank gebührt auch Herrn Bürgermeister Gumrum ... Es verdient auch erwähnt zu werden, dass es ihm in erster Linie zu verdanken ist, dass unsere liebe Heimatstadt vor Kriegseinwirkung verschont geblieben ist und ich bin stolz darauf, dass ich ihm in den damals schweren Stunden zur Seite stehen durfte“. [9]

Jakob Gumrum starb am 27. September 1960 59-jährig an einer Krankheit. Am 1. Oktober erschien in der Ochsenfurter Zeitung ein Nachruf „Dank und Anerkennung für Jakob Gumrum“[10]

Getätigte Maßnahmen

Zu seinen Verdiensten werden im Zeitungsartikel folgende Tätigkeiten gezählt: Schaffung des Sportplatzes auf der Maininsel. Erhaltung der Alten Mainbrücke, Industrieansiedlung, Wohnungsbau.

Mitgliedschaften

Jakob Gumrum war 40 Jahre Mitglied im Liederkranz Ochsenfurt 1845 e.V., Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr Ochsenfurt und Mitglied des Turnvereins Ochsenfurt 1862 e.V..

Gumrum war außerdem Mitglied im Hauptausschuss und Finanzausschuss des Bayerischen Städteverbands und 2. Vorsitzender im Berufsverband der Gemeindebeamten.

Siehe auch

Quellen

Erläuterungen und Hinweise

  1. Die Deutsche Gemeindeordnung (DGO) vom 30. Januar 1935 vereinheitlichte das bisher zersplitterte Kommunalrecht in Deutschland weitgehend. Mit Einführung dieser zentralistischen Regelung wurden über 30 landesrechtliche Gemeindeverfassungen, wie die Bayerische Gemeindeordnung, Hessische Gemeindeordnung oder das Preußische Gemeindeverfassungsgesetz, aufgelöst. Die kommunale Selbstverwaltung blieb zwar als Konstrukt de jure erhalten, faktisch jedoch wurde sie abgeschafft. Die Festlegung der Befugnisse und Stellung des Gemeindeleiters erfolgte im Sinne des Führerprinzips. Die Leiter der Gemeinden führten fortan im gesamten Deutschen Reich die Bezeichnung „Bürgermeister“ oder in Kreisstädten „Oberbürgermeister“. Diese Leiter wurden nicht gewählt, sondern berufen. Weitere Informationen bei Wikipedia [1].
  2. Die nationalsozialistische Gemeinschaft Kraft durch Freude (KdF) wurde am 27. November 1933 als Unterorganisation der Deutschen Arbeitsfront (DAF) gegründet, mit dem Ziel, den „Totalitätsanspruch“ des NS-Regimes mit der „Bildung einer wirklichen Volks- und Leistungsgemeinschaft aller Deutschen“ zu erfüllen. Weitere Informationen bei Wikipedia [2].
  3. Garnisonsverwendungsfähig in der Heimat
  4. Stadtarchiv Ochsenfurt A III 026 Gemeindeverwaltung
  5. UK = Unabkömmlichkeit
  6. Stadtarchiv Ochsenfurt A III 083 Musterung und Erfassung
  7. Hierzu existieren mehrere sich widersprechende Zeugenaussagen. Vgl. Stadtarchiv Ochsenfurt Sammlung 3. Reich von Hans Hohe.
  8. Vgl. Amtsblatt Ochsenfurt 1947. S. 112.
  9. Vgl. Stadtarchiv Ochsenfurt 023 Stadtratsprotokolle. Eintrag vom 8. Mai 1955
  10. Vgl. Ochsenfurter Zeitung vom 1. Oktober 1960.
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