Kastenhof (Ochsenfurt)
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(Ochsenfurt)
Stadtteil: Stadtmitte
Postleitzahl: 97199
Der Kastenhof war der ehemalige Zehnthof des Ritterstifts St. Burkard in Ochsenfurt.
Geschichte
Erst bestand die Benediktinerpropstei Aub, nach deren Auflösung 1464 verlegte man den Sitz nach Ochsenfurt. Zunächst nutzte man unterschiedliche Gebäude, ließ schließlich eine Zehntscheune bauen. 1592 kaufte das Adelige Säkularkanonikerstift St. Burkard in Würzburg den Schlehenriedschen Hof zur Unterbringung seiner Zehnten und Gülten in der Badgasse und ließ das Gebäude neu errichten. 1597 wurden zwei Bürgerhäuser hinzuerworben, um Dienstwohnungen für die Stiftsbeamten zu schaffen. 1602 waren die Bauarbeiten abgeschlossen.
Gebäudenutzung
Hier sollte der in den stiftseigenen Lehen erhobenen Zehnt eingesammelt und gelagert werden. Das Kastenamt in Ochsenfurt war eine der größeren Einnahmequellen des Stifts. Das Ritterstift war im Ochsenfurter Gau für die Orte Aub, Aufstetten, Baldersheim, Buch, Burgerroth, Eßfeld, Gelchsheim, Gülchsheim, Hemmersheim, Lipprichhausen, Rittershausen, Sächsenheim, Sonderhofen und Stalldorf seelsorgerisch zuständig. Als Gegenleistung bekam das Ritterstift die Einnahmen aus den entsprechenden Pfarreien. Nach Aufhebung des Stiftes wurde der Kastenhof verkauft und beherbergte eine Bierbrauerei.
Baubeschreibung
Der Bukard'sche Kastenhof ist ein zweigeschossiger, verputzter Satteldachbau mit Treppengiebeln.
Erweiterungsbau
Anlass für einen Neubau waren gute Ernten und die ständige Überfüllung des bestehenden Kornspeichers, was entweder Verkäufe zu schlechteren Preisen oder eine kostenintensive Anmietung zusätzlicher Lagerflächen erforderte. Am 18. Juli 1701 beschloß das Kapitel einen Neubau, der am 13. Oktober 1702 fertig gestellt wurde. Aber auch dieses neue Gebäude für Schüttgut war bald zu klein, um die gesamten Erträge aus dem Ochsenfurter Gau angemessen lagern zu können, so dass Grundbesitz in der Nachbarschaft erworben werden musste, was die Bebauung verzögerte. Aus dieser Zeit stammt auch das Wappenrelief.
Wappenrelief
An dem Gebäude befindet sich der Wappenstein mit der Lilie des Ritterstifts St. Burkard und der goldenen Rose der Adelsfamilie von und zu Guttenberg. Freiherr Wilhelm Ulrich von Guttenberg war von 1689 bis 1736 Dekan des säkularen Ritterstifts St. Burkard und damit Bauherr des Erweiterungsbaus.
Abweichende Nutzung
1689 waren im Kastenhof 60 Tage lang französische Soldaten einquartiert, im Winter 1759/60 waren hier kursächsische Truppen einquartiert, 1795 waren wiederum 300 französische Soldaten des Prinz-Rohanschen Regimentes einquartiert.
Nachnutzung des Zehnthofes
Nach der Säkularisierung 1803 und der Privatisierung wurde das Anwesen zusammen mit den südlichen rückwärtigen Gebäuden 1863 von Dietrich Oechsner erworben, der hier einen Getreidehandel und eine Spedition betrieb. 1905 brannten die südlichen Gebäude ab und wurden von Josef Oechsner wieder aufgebaut, wobei nicht ganz die ursprünglichen Grundrisse eingehalten wurden. Im nördlichen Teil des Anwesens, den Johann Gehring 1848 erworben hatte, führte dieser Besitzer die Brauerei fort. Heute befindet sich im Innenhof des Kastenhofs ein Parkplatz, ein Café und ein Bistro.
Bildergalerie
Siehe auch
- Baudenkmäler in Ochsenfurt
- Benediktinerpropstei Aub
- Geschichte von Ochsenfurt
- Kauzen-Bräu
- Parkhäuser und Parkplätze
Literatur
- Alfred Wendehorst: Die Benediktinerabtei und das Adelige Säkularkanonikerstift St. Burkard in Würzburg, im Auftrag des Max-Planck-Instituts für Geschichte, Berlin, New York, de Gruyter, 2001
- Johann Baptist Kestler: Beschreibung von Ochsenfurt. Verlag Ludwig Stahel, Würzburg, 1845, S. 164
Quellen
- Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege, Baudenkmäler in Ochsenfurt, Nr. D-6-79-170-8