Jesuitenkolleg
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Das Jesuitenkolleg war eine Bildungseinrichtung des Jesuitenordens in Würzburg.
Geschichte
Fürstbischof Friedrich von Wirsberg holte die Jesuiten nach Würzburg. Am 29. Oktober 1567 zogen die ersten Jesuiten in das Kolleg im ehemaligen Agnetenkloster ein und eröffneten am 15. November die neue Schule. Während der Schwedenzeit, als sich die Jesuiten geflüchtet hatten, wurde am Pädagogium von dem Franziskanerpater Joh. Wendel Unterricht in Philosophie erteilt. Die Jesuiten kehrten 1634 zurück und erteilten wieder Unterricht bis zur Auflösung ihres Ordens.
Aufnahmevoraussetzungen
Die Söhne unbemittelter Eltern wurden im Kollegium unentgeltlich verpflegt und unterrichtet; Söhne bemittelter Eltern hatten geringes Kostgeld zu zahlen und wurden ebenfalls als Konviktoren aufgenommen. Auch die Ritterschaft schickte zum Teil ihre Söhne in das neue Kollegium. Beim Eintritt wurden Kenntnisse der deutschen und lateinischen Sprache vorausgesetzt.
Bildungsangebot
Ziel war die Ausbildung junger Geistlicher gemäß den Beschlüssen des Konzils von Trient und im Sinne der Gegenreformation sicherzustellen. Das Lehr-und Erziehungssystem sollte eine Verbindung von kirchlich-pädagogischen und humanistischen Motiven darstellen. Im ersten Jahr gab es 200 Anmeldungen für das Seminar. Den Lehrkörper bildeten zunächst sieben Professoren. Neben den drei Klassleitern der Unterstufe waren Fachlehrer für Dialektik (P. Georg Halenius), für Rhetorik (P. Petrus Peraxylus), für Poetik (P. Paulus Saurius) und der griechischen Sprache (P. Gerhard Pesch) vertreten. Gemeinsam mit der am 2. Januar 1582 gegründeten Julius-Maximilians-Universität Würzburg konnte die Priesterausbildung neu ausgerichtet werden.
Knabenkonvikt
Ein zugehöriges Knabenseminar zur Vorbereitung auf das Kolleg mit zunächst 24 Plätzen, später für 40 Jungs war im nahe gelegenen Hof Zum großen Fresser in der Domerschulgasse untergebracht. Von Julius Echter von Mespelbrunn wurde das Konvikt zum Seminarium puerorum erweitert, wo auch nicht begüterte Seminaristen kostenlos ausgebildet wurden. Diese Stiftung ging im Dreißigjährigen Krieg unter.
Rektoren des Kollegs (Auszug)
- 1611 - 1614: Petrus Erb
- 1625 - 1630: Maximilian Sand
- 1631 - 1638: Petrus Facies
- 1659 - 1662: Melchior Cornäus
- 1723 - 1727: Philipp Gersenius
Ende des Kollegs
Bis zum 21. Juli 1773, als durch Dekret von Papst Clemens XIV. die Gesellschaft Jesu als aufgelöst erklärt worden war [1], unterhielten die Jesuiten das durch eine Studienordnung aus dem Jahr 1599 geregelte [2] Kolleg im heutigen Priesterseminar.
Siehe auch
Quellen und Literatur
- Das Jesuitenkolleg zu Würzburg 1564-1773. In: Georg Link: Klosterbuch der Diöcese Würzburg. Band II., Würzburg, 1876. (Virtuelle Bibliothek Würzburg)
Einzelnachweise
- ↑ Gemäß Theodor Berchem wurde durch die „Verbannung der Jesuiten von der Universität“ eine seit 1734 zunehmende Öffnung der Hochschule für Nichtkatholiken gefördert - insbesondere infolge der nun notwendigen und möglichen Neubesetzungen nicht nur der theologischen, sondern auch der philosphischen Lehrstühle (Theodor Berchem: Würzburgs Universität rüstet zur 400-Jahr-Feier. In: 15 Jahrhunderte Würzburg. Hrsg. von Heinz Otremba, Echter Verlag, Würzburg 1979, S. 281-296; S. 282)
- ↑ Martin Endlein: Die Würzburger Regeln vom Schreiben, Reden und Versemachen (1772-1800). Studien zu einer Grammatik des ausgehenden 18. Jahrhunderts. Philosophische Dissertation, Würzburg 2005, S. 2