Hof Heilsbrunn
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Der Hof Heilsbrunn (auch „Halsbrunn”) war ein Anwesen in der Altstadt.
Lage
Das Anwesen in der Domstraße 14 (später Beim Grafeneckart 14 und 15) bildete mit dem Haus Wohlfahrtsgasse 1 den Hof Heilsbrunn. [1]
Geschichte
Der Hof war im 12. und 13. Jahrhundert im Besitz des Zisterzienserklosters Heilsbronn. Vor dem Bombenangriff auf Würzburg am 16. März 1945 hatte die „Deutsche Hochseefischerei Nordsee“ ihren Verkaufsladen im Gebäude Domstraße 14 (heutige Adresse des Gebäudes: Beim Grafeneckart 14 und 15 [2]).
Baubeschreibung
Ein zweiachsiger Mittelrisalit [3] gliederte die dreigeschossige Fassade, deren Fenster in Fensterrisalite vertikal zusammengefasst waren. Die Fenster des Mittelrisalits besaßen im ersten Obergeschoss eine Fensterbekrönung. Während das Erdgeschoss rustiziert [4] war, wurden die Obergeschosse von Eckpilastern [5] gerahmt, die auf einem Sockel standen und ein Gebälkstück trugen. Die Fassade stand in enger Beziehung zum Haus Nr. 13. Obwohl dessen Fassade völlig anders behandelt war, lief das Gesims zwischen Erdgeschoss und dem ersten Obergeschoss auf derselben Höhe durch und der Pilaster zwischen den beiden Gebäuden waren ambivalent.
Das Gebäude brannte beim Bombenangriff auf Würzburg am 16. März 1945 zwar aus, die Fassade war aber erhalten geblieben. Mit der Niederlegung der Fassade Beim Grafeneckart 13 und der Beseitigung des Ehemannhauses, dem Eckhaus Augustinerstraße ½ [6], war eine Vorentscheidung über das Schicksal des Anwesens Nr. 14 gefallen, obwohl hier die Baulinie nicht verändert werden sollte. In einer Baubeschreibung im Mai 1947 sah man die Rekonstruktion unter Fortlassung späterer Zutaten vor. Doch bereits 1951 plante das Landesamt für Denkmalpflege den Abbruch der Fassade. Die Stadtverwaltung lehnte jedoch einen Abbruchsantrag ab. Die Fassade wurde wohl endgültig mit der Errichtung des Hauses Domstraße 8 (Severin) aufgegeben, weil beide Grundstücke durch eine Passage verbunden werden sollten. In der Main-Post vom 16. Februar 1955 hieß es, dass der Passageneingang Augustinerstraße „noch ungeklärt“ wäre.
1956 wurde ein Entwurf vorgelegt [7], der ungefähr die heutige Fassade angab. Eine Art zweiachsiger Mittelrisalit, der durch grüne Natursteinverkleidung abgesetzt ist, bezieht sich auf den Passageneingang und erinnert an das Gliederungsmotiv der alten Fassade. Die Fassade wurde 1956 niedergelegt. Damit wurde das einmalige Ensemble am Vierröhrenbrunnen gänzlich zerstört. Die Pläne für den Neubau schuf der Würzburger Architekt Hermann Schönewolf.
Heutige Nutzung
Heute ist unter dem Mittelrisalit der Eingang Augustinerstraße zur Dompassage. Links und rechts davon befinden sich Ladengeschäfte.
Siehe auch
Quellen und Literatur
- Willi Dürrnagel: Führungsmanuskripte Beim Grafeneckart 13 und 14, Domstraße 10
- Thomas Memminger: Würzburgs Straßen und Bauten. 3. Auflage, Gebrüder Memminger Verlagsbuchhandlung, Würzburg 1923, S. 107
- Jörg Paczkowski: Der Wiederaufbau der Stadt Würzburg nach 1945. Mainfränkische Studien Band 30, Freunde Mainfränkischer Kunst und Geschichte e.V. (Hrsg.), Würzburg 1982, S. 252
Einzelnachweise und Erläuterungen
- ↑ Alte Adresse: III. Distrikt Nr. 187 und 188 (Uraufnahme im geoportal.bayern.de/bayernatlas)
- ↑ Würzburger Wohnungsbuch 1937. Universitätsdruckerei H. Stürtz A.G., Würzburg 1936, S. 212
- ↑ Risalit (von ital. risalire, wieder hervorspringen), ein aus dem gesamten Bauwerk hervortretender Baukörper oder Architekturteil, der aus der Linie des Gesamten hervortritt. In der Barockzeit gerne zur Fassadengliederung von Palästen und in der einfachsten Form auch zur Gliederung von einfachen Häusern verwendet.
- ↑ Die Oberfläche eines Bauglieds heißt rustiziert, wenn die einzelnen Steinlagen durch starke Fugen getrennt sind. Die Rustizierung ist eine Variante der Bänderung, die Rustika speziell des Bossenwerks (Sichtsteinmauerwerk).
- ↑ Pilaster (lat. pila, Pfeiler), ein in den Mauerverbund eingearbeiteter Teilpfeiler, der auch als Wandpfeiler bezeichnet wird. Er kann tragende statische Funktion haben, muss diese aber nicht besitzen.
- ↑ Das „Ehemannhaus“ wurde dem Straßenbau geopfert. Sein Abbruch war auf fast allen Plänen nach dem Zweiten Weltkrieg vorgesehen, entweder um die Wolfhartsgasse bis zur Ursulinergasse platzartig zu gestalten oder die Straße einfach zu verbreitern.
- ↑ Main-Post vom 10. November 1956