St. Georg (Mühlhausen)
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Die katholische Kuratie St. Georg ist für die katholischen Einwohner von Mühlhausen, einem Ortsteil der Gemeinde Estenfeld, zuständig.
Lage
Das Kirchengebäude liegt erhöht an der Ringstraße in der Ortsmitte.
Patrozinium
St. Georg der Märtyrer (* im 3. Jahrhundert in Kappadokien, † 23. April 303 in Palästina) war Märtyrer und ist einer der 14 Nothelfer, zuständig für kranke Haustiere. Patrozinium ist am 23. April.
Geschichte
Bereits im Jahre 1407, spätestens zur Wende des 14. Jahrhunderts, stand an der gleichen Stelle wie heute eine Kirche. An der rechten Außenseite des Langhauses der Kirche ist ein inzwischen nahezu vollständig verwitterter Gedenkstein angebracht, der die Jahreszahl 1606 und folgende Inschrift getragen hat:
- IN HONORE RDOR NOBILIU RELIGIOSOQ DNOR DNI CONRADI FRIDERICI A THUNGEN CONONICORU CATHEDREIS ECCLESIAE HERBN AC DNI HIERONIMI HOELEIN ABBATIS EBERACEN SCRIBI FECERUNT CHRISTOPHORUS KATHAN DICTAE ECCLIAE VICARI PAROCHUS IN KURNACH AC IOANNES LIECHLEIN SCHULTHEIS IN MULHUSE ANNO 1606.
- (Zur Ehren des Hochwürdigen, edlen und geistlichen Herren, des Herrn Konrad Friedrich von Thüngen, des Kanonikus an der Kathedralkirche von Würzburg und des Herrn Hieronymus Hölein, des Abtes von Ebrach ließen [dies] aufschreiben Christophorus Kathan Domvikar in Würzburg und Pfarrer von Kürnach und Johann Liechtlein Schultheis von Mühlhausen im Jahre 1606.)
Da die Inschrift keine Ursache zur Errichtung der Tafel enthält, kann man annehmen, dass auf Anweisung des damals regierenden Fürstbischofs Julius Echter von Mespelbrunn, der in dieser Zeit viele Neu- und Umbauten von Kirchen im Bistum Würzburg vornehmen hat lassen, die gemeinsamen Dorfbesitzer, der Erbobleiherren Thüngen vom Domkapitel und Abt Hoelein vom Kloster Ebrach, einen Neubau bzw. eine Renovierung der Kirche durchführten.
Nach über dreihundert Jahren war die Kirche baufällig geworden, weshalb sich Schultheis, Bürgermeister und Gericht (Gemeinderat) 1719 nach langwierigen Verhandlungen für einen Neubau ihrer Dorfkirche entschieden. [1] Erbaut wurde die Kirche in den Jahren 1719 bis 1721/22 unter dem Kürnacher Pfarrer Johannes Gößwein. Die Bauausführung erfolgte durch den Maurer- und Steinhauermeister Jakob Bauer.
Erst fünfzehn Jahre nach Fertigstellung des Gotteshauses kam Weihbischof Johann Bernhard Mayer aus Würzburg nach Mühlhausen, um am 10. Oktober 1734 die Reliquien des Hl. Georg in die Altäre einzusenken und Gottes Segen auf die Kirche des Hl. Georg herabzurufen.
1926 wurde eine grundlegende Innenrenovierung durchgeführt. 1969/70 erfolgte einen Innen- und Außenrenovierung mit Erweiterung der Sakristei unter Leitung des bischöflichen Bauamtes. Die letzte Außenrenovierung fand 1990/91, die letzte Innenrenovierung 1992 unter Leitung von Werner Kressirer (Höchberg) statt.
Baubeschreibung
Bei der katholischen Kuratiekirche St. Georg handelt es sich um einen Saalbau mit eingezogenem, dreiseitig geschlossenem Chor mit gratigem Kreuzjoch und Kappenabschluss. Das Landhaus ist flachgedeckt und besitzt zwei Fensterachsen. An der Chornordseite befindet sich die Sakristei, auf dem Satteldach ein Dachreiter.
Inneneinrichtung
Die Inneneinrichtung wurde neben großherzigen Spenden der hochstiftischen und ebrachischen Dorfherren von den kleinen Gaben der Gläubigen erspart und in Auftrag gegeben.
Hochaltar
Die Türen des Tabernakels schmücken Ähren- und Weingerank, umgeben von betenden Engeln und bekrönt mit dem auf dem Buch der Geheimen Offenbarung ruhenden, siegreich triumphierenden Osterlamm. Die Mitte des Hochaltars beherrscht ein Bild des Hl. Georg von Andreas Leimgrub aus dem Jahre 1856. Zwischen gewundenen Säulen stehen die Figuren des Hl. Johannes des Täufers (links) und des Hl. Josefs mit dem Jesusknaben (rechts). Die vier mit Weingerank verzierten, gewundenen Säulen führen in die Anschauung des dreifaltigen Gottes als Bekrönung des Hochaltars. Der Altar wurde 1721/22 vermutlich von Matthias Sporer aus Sommerach am Main gefertigt. 1909 nahm Schreinermeister Kaspar Schrauth aus Würzburg einen Umbau des Tabernakelaufbaus vor.
Seitenaltäre
1721/1722 erhielt der Bildhauer Balthasar Esterbauer für nicht näher bezeichnete Arbeiten an den Seitenaltären 24 Gulden.
- Der linke Seitenaltar war mit größter Wahrscheinlichkeit als Leidensaltar gedacht, da die Bildumrahmung mit dem Schweißtuch der Veronika abschließt. In der Bekrönung zeigen Engel die Leidenswerkzeuge, mit denen Christus ans Kreuz geschlagen wurde. 1926 schuf Josef Wagenbrenner das Altarbild, welches Christi des Königs auf den Wolken des Himmels thronend darstellt.
- Der rechte Seitenaltar ist der Himmelskönigin Maria geweiht. Engel spielen mit der Portativ-Orgel, mit Bratsche und Zimbel und andere weisen auf das Herz Mariens, das den krönenden Abschluss des Altars bildet. 1929 wurde der Altar mit einem typisch fränkisch-heimatlichen Marienbildnis von Josef Wagenbrenner ausgeschmückt.
Bevor die Altarbilder von Josef Wagenbrenner ihren Platz in den Seitenaltären fanden, stand im linken Seitenaltar das Bild der Schmerzhaften Gottesmutter (Pietà) und im rechten Seitenaltar war die Tragfigur Maria Königin.
Kanzel
Die barocke Kanzel aus den Jahren 1718/19 fertigte der Schreinermeister Andreas Öffner aus Mühlhausen, die Bildhauerarbeiten stammen von Gabriel Schmitt. Die Kanzel ist mit Akanthusranken verziert, der Kanzelkorb zeigt die vier Evangelisten mit ihren Symbolen [2], der Schalldeckel wird bekrönt von einer Figur des Hl. Josef.
Taufstein
Der Taufstein besteht aus einem Halbkugelbecken, das auf einer kleinen Säule ruht. Er ist der einzige sakrale Gegenstand, der aus der alten in die 1719 errichtete neue Kirche übernommen wurde.
Orgel
Die Orgel ist ein Werk des Hoforgelbauers Johann Philipp Seuffert aus dem Jahre 1746. Die Restaurierung der Orgel nahm 1984 die Fa. Otto Hoffmann aus Ostheim vor der Rhön vor.
Weiterer figürlicher Schmuck
Geläut
- Andreasglocke; Schlagton und Gewicht unbekannt; Durchmesser 84,5 cm; Schmuck: Relief des Hl. Andreas; Umschrift: HL. ANDREAS; 1952 von Fa. Otto, Bremen-Hemelingen gegossen.
- Georgsglocke mit Schlagton cis; Durchmesser 73 cm; Gewicht 260 kg; Schmuck: Relief des Hl. Georg im Kampf mit dem Drachen; Umschrift: GEGOSSEN VON CHR. KLAUS, HEIDINGSFELD + UNBEFLECKTE JUNGFRAU MARIA + HEILIGER KIRCHENPATRON ST. GEORG + HELFT UNS CHRISTLICH LEBEN UND SELIG STERBEN AMEN + 1882.
- Magdalenenglocke; Schlagton und Gewicht unbekannt; Durchmesser 63 cm; Schmuck: Relief der Hl. Magdalena; Umschriften: HL. MARIA MAGDALENA; Gestiftet von Andreas und Barbara Nuss Hs. Nr. 11; 1952 von Fa. Otto, Bremen-Hemelingen, gegossen.
Ölbergkapelle
Die Ölbergkapelle befindet sich nahe dem Eingang an der nördlichen Mauer des Friedhofs. Sie stammt wohl aus dem Ende des 16. Jahrhunderts, die Figurengruppe aus Stein um 1700. Eingemauertes, stark verwittertes Sandsteinepitaph für Dorothea Heplin (?) († 1626), darunter Inschriftenstein für Hans Lichtlein, Schultheiss zu Mühlhausen, und dessen Ehefrau Barbara († 1603), daneben Sandsteinepitaph für Wolf Lichtlein († 1627).
Seelsorger (Auszug)
- Dietrich Rappoldt (1574-1576), Kuratieverweser
- Karl Wenzel (1974-2003)
- Johannes Hofmann (2003-2004)
- Joachim Bayer (seit 2004)
Pfarreiengemeinschaft
Die Filialkirche St. Georg gehört zur Pfarreiengemeinschaft St. Mauritius - St. Michael - St. Georg.
Siehe auch
- Baudenkmäler in Estenfeld
- Kirchengebäude im Landkreis Würzburg
- Ölbergkapelle (Mühlhausen)
- Pastoraler Raum Würzburg Nord-Ost
Quellen und Literatur
- Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege, Baudenkmäler in Estenfeld, Nr. D-6-79-130-45
- Thomas Wehner (Bearb.): Realschematismus der Diözese Würzburg. Dekanat Würzburg r.d. Mains. Echter Verlag, Würzburg 1999, S. 80 ff.
- Christian Will: Estenfeld - Das Dorf im Kürnachtal und sein Ortsteil Mühlhausen. Gemeinde Estenfeld im Eigenverlag 1982, S. 204 ff.
Weblinks
Einzelnachweise und Erläuterungen
- ↑ Gemeinderechnung 1719 und Urkunde vom 5. August 1719 in der Kugel unterhalb des Turmkreuzes
- ↑ Symbole der Evangelisten
- Auf vielen Bildern werden die vier Evangelisten mit ihren jeweiligen Symbolen dargestellt: Matthäus mit einem Menschen oder Engel, Markus mit einem Löwen, Lukas mit einem Stier, Johannes mit einem Adler. Diese vier Bilder sind der Offenbarung des Johannes (4, 6) entnommen, wo es in einer Vision des Gottesthrones heißt: „Das erste Lebewesen glich einem Löwen, das zweite einem Stier, das dritte sah aus wie ein Mensch, das vierte glich einem fliegenden Adler.“ Auch die Darstellung der vier Wesen mit Flügeln ist dieser Bibelstelle entnommen. Der Kirchenlehrer Hieronymus (347 bis 419) ordnete die vier Lebewesen den einzelnen Evangelisten zu, indem er auf die Anfänge ihrer Evangelien verwies: Matthäus beginnt mit dem Stammbaum und der Menschwerdung Jesu, daher der Mensch. Markus stellt an den Anfang seines Textes die Bußpredigt des Johannes, der wie ein Löwe seine Stimme in der Wüste erschallen lässt. Lukas berichtet zuerst vom Opferdienst des Priesters Zacharias, so dass der Stier als Opfertier zu seinem Attribut wurde. Und Johannes schließlich beginnt mit dem Prolog über das Wort Gottes und schwingt sich in einer Art „geistigem Höhenflug“ wie der Adler in Höhen, die die anderen nicht erreichen.
- Außer dieser Zuordnung zu den Evangelisten symbolisieren alle vier Wesen in der gemeinsamen Darstellung Jesus Christus selbst, dessen vier wichtigste Heilstaten in den Evangelientexten bezeugt werden: Der Mensch ist Abbild der Menschwerdung, der Stier bedeutet seinen Opfertod, der Löwe die Auferstehung und der Adler seine Himmelfahrt.
- (Quelle: Würzburger katholisches Sonntagsblatt)
- Auf vielen Bildern werden die vier Evangelisten mit ihren jeweiligen Symbolen dargestellt: Matthäus mit einem Menschen oder Engel, Markus mit einem Löwen, Lukas mit einem Stier, Johannes mit einem Adler. Diese vier Bilder sind der Offenbarung des Johannes (4, 6) entnommen, wo es in einer Vision des Gottesthrones heißt: „Das erste Lebewesen glich einem Löwen, das zweite einem Stier, das dritte sah aus wie ein Mensch, das vierte glich einem fliegenden Adler.“ Auch die Darstellung der vier Wesen mit Flügeln ist dieser Bibelstelle entnommen. Der Kirchenlehrer Hieronymus (347 bis 419) ordnete die vier Lebewesen den einzelnen Evangelisten zu, indem er auf die Anfänge ihrer Evangelien verwies: Matthäus beginnt mit dem Stammbaum und der Menschwerdung Jesu, daher der Mensch. Markus stellt an den Anfang seines Textes die Bußpredigt des Johannes, der wie ein Löwe seine Stimme in der Wüste erschallen lässt. Lukas berichtet zuerst vom Opferdienst des Priesters Zacharias, so dass der Stier als Opfertier zu seinem Attribut wurde. Und Johannes schließlich beginnt mit dem Prolog über das Wort Gottes und schwingt sich in einer Art „geistigem Höhenflug“ wie der Adler in Höhen, die die anderen nicht erreichen.