Beim Fürstenbild (Oesfeld)

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Waldkapelle „Beim Fürstenbild“ in der Gemarkung Oesfeld

Die Waldkapelle Beim Fürstenbild ist eine über achtzig Jahre alte Gedenkstätte im Südwesten des Landkreises Würzburg auf Gemarkung des Ortsteils Oesfeld der Marktgemeinde Bütthard.

Lage

Das kleine Gotteshaus liegt im Wald zwischen Oesfeld und Harthausen (Ortsteil der Gemeinde Igersheim in Baden-Württemberg) am Höttinger Hub auf unterfränkischem Gebiet. Darstellung des Kreuzweges und der Waldkapelle in der Ortskarte 1:10.000 auf BayernAtlas: https://v.bayern.de/bxFsT. Die Entfernung (Luftlinie) vom Ortskern Oesfeld (Kirche) bis zur Waldkapelle beträgt genau 1,180 Kilometer in Richtung S-S-O.

Geschichte

Waldkapelle „Beim Fürstenbild“ mit Bildstock

Die Kapelle wurde dort errichtet, wo angeblich der Würzburger Fürstbischof Johann Philipp Franz von Schönborn am 18. August 1724 verstarb. Tags zuvor war der Fürstbischof in Mergentheim zu Gast beim Großmeister des Deutschen Ordens und nahm an einer großen Jagd und an einer abendlichen Tafel teil. In der Nacht überfiel den Fürsten Übelkeit, sodass er bereits früh am nächsten Tag die Heimreise antrat. Als der Tross das Waldstück bei Oesfeld erreicht hatte, fühlte sich der Fürst so elend, dass die Kutsche anhalten musste. Der mitgereiste Leibarzt ließ seinen Patienten an beiden Armen zur Ader, doch Johann Philipp Franz von Schönborn starb noch an Ort und Stelle. Der Leichnam wurde zum Amtssitz Bütthard gebracht und dort in der Marienkapelle aufgebahrt. [1]

Die Heerstraße zwischen diesen beiden Zentren weltlicher und geistlicher Macht führte damals über Löffelstelzen, wo die Ortsdurchfahrt heute noch „Alte Würzburger Straße“ heißt, sowie über Oesfeld und Bütthard. Dort wurde zum Gedenken an den Todesfall des Fürstbischofs bereits einige Jahre später ein bis heute erhaltener Bildstock aufgestellt, der vom Mergentheimer Bildhauer Carl Michael Bleitzhöfer geschaffen wurde.

1932 ließ der damalige katholische Pfarrer von Oesfeld, Andreas Huttner, die Kapelle „Beim Fürstenbild“ errichten. Die Kapelle wurde am 9. Oktober 1932 von Dekan Gerschütz, Sächsenheim, unter Assistenz des Benefiziaten Reichert von Bütthard und Lokalkaplan Karl Zeilinger, Giebelstadt, welcher die Weihezeremonie hielt, bei strömenden Regen eingeweiht. Zugegen waren natürlich auch der Ortspfarrer und der Pfarrer von Harthausen, Josef Hitzfelder. 1933 erhielt das Türmchen der Kapelle ein kleines Glöcklein [2], geliefert von der Firma Ullrich in Apolda/Kempten. Es war vorher in der Pfarrkirche St. Erhard in Oesfeld vom Ortspfarrer geweiht worden.

1933 wurde durch die Anlage eines Kreuzwegs ein Bezug zwischen der Kapelle und Oesfeld hergestellt, das auf diese Weise zu einem Ensemble von Kreuzweg und „Käppele“ kam, wie es in vielen mainfränkischen Dörfern üblich ist.

Um den Erhalt der Waldkapelle kümmert sich heute vor allem die Freiwillige Feuerwehr Oesfeld, die im Jahr 2003 das Innere der Kapelle renovierte. Eine Außenrenovierung erfolgte vor wenigen Jahren, da das Kirchlein abzusacken drohte und deutliche Mauerrisse, sowie ein durchlässiges Dach aufwies.

Baubeschreibung

Der schlichte verputzte kleine Saalbau mit Satteldach hat seitlich je ein Rundbogenfenster und auf dem gedeckten Dach einen quadratischen Dachreiter mit einer Glocke. Der erwähnte Bildstock befindet sich rechts neben dem Eingang, eine Inschrift, die auf den Grund der Kapellenerrichtung verweist, auf der linken Seite auf der Kapellenmauer hinter den Steinsitzbänken.

Innenausstattung

Zentrales Element ist ein Wand-Fresko über dem Altar, auf dem die Muttergottes mit dem toten Jesus dargestellt ist mit rechts und links je einem trauernden Engel. Die Ausführung erfolgte durch die Kunstmaler Willy Jakob und Josef Wolf aus Würzburg.

Das anrührende, in warmen Pastellfarben gemalte Bild wird leider förmlich erschlagen durch ein daneben hängendes, überdimensionales Holz-Kruzifix vom Bildhauer Gieselhard aus Ellwangen, das sich bis 1980 in der katholischen Pfarrkirche St. Erhard in Oesfeld befand. Der Kreuzweg hing bis 1958 in St. Erhard.

Auf der linken Seite, gleich nach dem Eingang hängt ein in neugotischer Manier aus Holz gestaltetes Ehrenmal für die Gefallenen des Ersten Weltkrieges, das sich ehemals ebenfalls in der katholischen Pfarrkirche von Oesfeld befand. Der obere Bereich schließt mit einem mit Fialen [3] bekrönten Gehäuse, in dem sich eine vollplastische Pietà befindet, ab. Darunter steht zu lesen:

Zur Erinnerung an die im Weltkrieg 1914-18 gefallenen Söhne der Gemeinde Oesfeld.

Im blauen Mittelfeld mit goldenen Sternen zeichnet sich ein Kreis ab, in dem nach einem noch vorhandenen Foto ein mit einem Silberkranz gefasstes Medaillon die Auferstehung Christi mit einem am offenen Grab stehenden Engel angebracht war. Unterhalb sind in reliefartig geschnitzten, mit Lorbeerkränzen umrankten Medaillons die Bilder, Namen und Sterbedaten der Gefallenen gefasst (Andreas Michel, 22. Juni 1915; Georg Kemmer, 5. Dezember 1916; Peter Neckermann, 8. Mai 1917; Georg Wolz, 5. Oktober 1917; Georg Merkert, 8. September 1918).
Nach unten schließen zwei Schriftzeilen die Gedenktafel ab:

Geboten hat das Vaterland: Es sei die Heimat treu zu schützen. Das Leben liegt in Gotteshand. Soll Trauer für uns weiter nützen?

Und in der zweiten Zeile ist zu lesen:

Vorbei ist alles Leid und Weh, Haß, Neid und Zank drückt nicht mehr nieder. Wir finden in der lichten Höh die Lieben einst doch alle wieder. Ehre ihrem Andenken.

Heutige Bedeutung

Das Kirchlein dient immer wieder als Ausflugsziel mit Maiandachten oder Feldgottesdiensten der umliegenden Gemeinden beiderseits der Landesgrenze.

Veranstaltungen

Jedes Jahr findet an Christi Himmelfahrt (Vatertag) das „Käpellesfest“ durch die Freiwillige Feuerwehr Oesfeld und Frauengemeinschaft statt.

Siehe auch

Quellen und Literatur

Weblinks

Einzelnachweise, Erläuterungen und Hinweise

  1. „Holz-Oesfeld“ - Letzte Station für Bischof Johann Philipp von Schönborn auf spessartprojekt.de
  2. Als in der Zeit des Zweiten Weltkrieges (1942) die Glocken der Oesfelder Kirche abgeliefert werden mussten, so berichtet ein Altbauer aus Oesfeld, kam das kleine Glöcklein auf den Kirchturm der Oesfelder Kirche.
  3. Fialen (von italienisch foglia, Blatt oder Nadel in der Pflanzenwelt) oder Pinakel sind aus Stein gemeißelte, schlanke, spitz auslaufende, flankierende Türmchen, die in der gotischen Architektur der Überhöhung von Wimpergen und Strebepfeilern dienten. Weitere Informationen bei Wikipedia [1].

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