Zum Lochfischer

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Wein- und Fischhaus Lochfischer
Ausschnitt aus einer Grußkarte „Zum Lochfischer“
Papierserviette aus der Weinwirtschaft zum Lochfischer aus der Zeit des Lochfischerwirtes Josef Endrich (1890-1916)

Das Wein- und Fischhaus Zum Lochfischer war ein bis 1945 bestehendes Gasthaus in der Ersten Felsengasse 1-2 im Würzburger Mainviertel.

Geschichte

Das Haus Nr. 2 in der Ersten Felsengasse (alte Bezeichnung: V. Distrikt Nr. 192 [1]), in dessem erstem Stockwerk das Wein- und Fischhaus „Zum Lochfischer“ betrieben wurde, war um die Wende des 18. zum 19. Jahrhundert Eigentum der Fischerfamilie Wedler. Erasmus Wedler [2] hatte es 1786 von dem Fourier Johann Georg Hofmann gekauft und vererbte es, als er am 4. Dezember 1816 starb, seinem Sohn Franz. Vater und Sohn werden in den archivalischen Quellen als Lochfischer bezeichnet [3], sie müssen also im Besitz dieses Rechtes gewesen sein.

Am 22. Mai 1820 heiratete Fischermeister Franz Wedler ein Nachbarskind aus dem Eckhaus zur Burkarderstraße schräg gegenüber, Josepha Eger, die Tochter des Schmiedemeisters Nikolaus Eger. Schon wenige Monate später, im September 1820 [4] erbat er mit Erfolg beim Stadtmagistrat die Genehmigung, in seinem Haus Wein ausschenken zu dürfen. Nach einiger Zeit genügte ihm aber diese Weinwirtschaftskonzession, die zwar auch das „Ausspeisen von Fischen“, sonst aber nur die Abgabe von Brot erlaubte, offenbar nicht mehr. Im Februar 1825 jedenfalls bewarb er sich um die Zulassung einer Garküche oder wenigstens um die Erlaubnis, seinen Gästen warme Speisen verabreichen zu dürfen. [5] Dieser Antrag wurde mit der Begründung abgelehnt, dass er sich hinreichend von der „Heckenwirtschaft und durch Ausspeisen von Fischen ernähren“ könne und dass außerdem kein Bedürfnis bestehe, die Zahl der ohnehin schon vielen kleinen Wirtschaften im Mainviertel noch zu vermehren. Bei der Ablehnung eines neuen Gesuches im Mai 1825 heisst es sogar, Wedler betreibe eine „äußerst gute Weinwirtschaft“. [6]

Nach dem Tod von Franz Wedler am 30. Juni 1829 führte seine Witwe Josepha die Weinwirtschaft weiter. Auch ihr wurde die Abgabe warmer Speisen an ihre Gäste nicht gestattet. [7] Am 8. März 1830 heiratete Josepha Wedler den aus Eibelstadt stammenden Schiffer Christian Lutz, der sich schon 1828 als „Schifferknecht“ in Würzburg ansässig gemacht und seit dem Frühjahr 1829 den Übertritt in das Fischergewerbe betrieben hatte. [8] Man hielt ihn aber mit immer neuen Forderungen hin und erkannte selbst den im Februar 1830 vorgelegten Nachweis seiner in Ochsenfurt bestandenen Meisterprüfung nicht an, weil „er sich um ein Meisterrecht in einer Stadt I. Classe bewerbe und für diesen Fall ein Zeugnis von einem Magistrat I. Classe beizubringen habe. [9] Somit blieb im die Aufnahme in die Fischerzunft Würzburg verwehrt und erführte auch in den folgenden Jahren die Bezeichnung „Schiffer“ weiter.

Mit dem Haus in der Felsengasse ging auch die Weinschankkonzession auf ihn als den „Ehenachfolger“ Franz Wedlers über, nicht jedoch auf den „Nicht-Fischer“ die Genehmigung zum Ausspeisen von Fischen, die ihm jedoch der Magistrat nach einem Antrag im September 1838 einräumte.

Als seine erste Frau Josepha, die Witwe des Lochfischers Franz Wedler, am 11. April 1840 verstarb, verlor er mit ihr auch die Verbindung zum Fischergewerbe. Am 9. März 1841 heiratete er in zweiter Ehe die aus Thüngersheim stammende Sabine Rösch und konzentrierte sich nun offenbar ganz auf den Betrieb der Weinwirtschaft, denn von dieser Zeit an wird er nicht mehr wie vorher als „Schiffer“, sondern nur mehr als „Weinwirt“ bezeichnet. [10] Unermüdlich beantragt er jedes Jahr zwei- oder auch dreimal beim Magistrat das Garküchenrecht. Stets werden seine Anträge aber mit der Begründung abgelehnt, dass schon zu viele Wirtschaften bestünden oder weil sein Haus dafür zu unzulänglich sei. [11]

Endlich gab der Magistrat im Februar 1845 dem Drängen des Weinwirtes Lutz nach [12], wobei er ausdrücklich darauf hinwies, dass „der Bittsteller einer Verbesserung seines Nahrungsstandes bedürftig“ sei. Als Christian Lutz am 13. November 1861 starb, führte seine Witwe Sabine die Weinwirtschaft weiter, bis sie im Jahre 1864 starb. Wahrscheinlich hatte ihr dabei dr aus ihrem Heimatort Thüngersheim stammende Metzger Georg Kleinschnitz zur Seite gestanden, denn schon kurz nach ihrem Tod erhielt er im Dezember 1864 die Genehmigung die Wirtschaft zu führen. Nachdem er um die Jahreswende 1864/65 das Haus erworben hatte und auf diesem Eigentum als Bürger der Stadt Würzburg angenommen worden war [13], wurde ihm im September 1865 auch eine eigene Garküchengerechtigkeit erteilt.

Im Jahre 1868 kaufte er von der Witwe des Maurergesellen Michael Blaß das benachbarte Haus Nr. 1 in der Ersten Felsengasse dazu. Im Erdgeschoss wurden die sanitären Anlagen eingebaut; eine schmale und steile Holztreppe führte in den ersten Stock. Der bis zur Decke ragende Kachelofen teilte den Raum mit seinen vier Tischen zu je zehn Personen in zwei Hälften.

Im Sommer 1888 gab Kleinschnitz nach 23 Jahren die Wirtschaft auf. Sein Nachfolger war Adalbert Brändler, bisher Bierkutscher bei der Köhlerschen Brauerei. Als er am 14. Dezember 1889 starb, kaufte Josef Endrich, Büttner und Bierschenker in der Brauerei Gabler, von der Witwe Brändler die Häuser in der Ersten Felsengasse und führte die Weinwirtschaft 26 Jahre lang bis zum Herbst 1916. Er übergab haus und Wirtschaft an Anna Göß, die Witwe des Fischermeisters Georg Göß, welche am 26. September 1916 vom Magistrat die „Wirtschafts-Konzession zum Lochfischer“ erhalten hatte. [14] Im Erdgeschoss betrieb sie eine Fischhandlung, während sie das Lokal im ersten Stock den bisherigen Kaufmann Josef Zemmerich als ihrem Geschäftsführer überließ.

Am 5. Juni 1920 heiratete Josef Zemmerich die Witwe Göß und nannte sich nun, nachdem auch die Wirtschafts-Konzession am 18. Januar 1921 auf ihn übergegangen war [15], „Fischhändler und Weinwirt zum Lochfischer“. Da die sich mit der Zeit ausweitende „Fluß- und Seefischhandlung“ ihn voll in Anspruch nahm, verpachtete er von 1926 an die Wirtschaft zunächst an Hans Feuerstein, dann von 1927 bis 1929 an Ludwig Hutzler und ab 1930 an Benedikt Fuchs.

Beim Bombenangriff auf Würzburg am 16. März 1945 wurde die Weinwirtschaft „Zum Lochfischer“ zerstört und als solche nicht wieder aufgebaut.

Siehe auch

Quellen und Literatur

Einzelnachweise und Hinweise

  1. Uraufnahme im geoportal.bayern.de/bayernatlas
  2. * 7. September 1749 in Würzburg; † 4. Dezember 1816 ebenda; verm. am 7. Januar 1778 mit Katharina Hügel (Matrikel der Pfarrei St. Burkard)
  3. Stadtarchiv Würzburg, Melderegisterbogen „Wedler“; Fischerzunft Würzburg, Protokollbuch S. 126 und 127; Würzburger Adressbücher 1806 und 1829.
  4. Stadtarchiv Würzburg, Ratsprotokoll Nr. 161, S. 803
  5. Stadtarchiv Würzburg, Ratsprotokoll Nr. 169, S. 207
  6. Stadtarchiv Würzburg, Ratsprotokoll Nr. 169, S. 401
  7. Stadtarchiv Würzburg, Ratsprotokoll Nr. 178, S. 17
  8. Stadtarchiv Würzburg, Ratsprotokoll Nr. 176, S. 379
  9. Stadtarchiv Würzburg, Ratsprotokoll Nr. 177, S. 405. Durch das Bayerische Gemeindeedikt vom 17. Mai 1818 waren die Städte nach ihrer Größe in drei Klassen eingeteilt worden. Würzburg wurde eine Stadt „I. Classe“ (mehr als 2000 Familien), Ochsenfurt eine solche „III. Classe“ (weniger als 500 Familien).
  10. erstmals im Ratsprotokoll vom 21. Juli 1840, Nr. 196, S. 406
  11. Stadtarchiv Würzburg, Ratsprotokoll Nr. 192 bis Nr. 204
  12. Stadtarchiv Würzburg, Ratsprotokoll Nr. 206, S. 194
  13. Stadtarchiv Würzburg, Bürgermatrikel, Ratsbuch 222, S. 800; Melderegister „Kleinschnitz“
  14. Stadtarchiv Würzburg, Ratsprotokoll nr. 360, S. 91
  15. Stadtarchiv Würzburg, Ratsprotokoll Nr. 371, S. 45; Melderegister „Zemmerich“

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