Wilhelm Wien
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Prof. Dr. Wilhelm Wien (* 13. Januar 1864 in Gaffken bei Fischbach, heute Primorsk; † 30. August 1928 in München) war Professor und Physik-Nobelpreisträger im Jahre 1911.
Leben und Wirken
Wien wurde 1886 in Berlin promoviert und erhielt 1890 eine Assistentenstelle bei Hermann von Helmholtz, dem damaligen Präsidenten der Physikalisch-Technischen-Reichsanstalt (PTR) in Berlin. Zwischen 1890 und 1896 entstanden an der PTR auch Wiens Arbeiten zur Theorie der Wärmestrahlung. [1]
Professor in Würzburg und München
Wilhelm Wien wurde als Nachfolger von Wilhelm Conrad Röntgen am 15. Februar 1900 an die Universität Würzburg berufen. Hier forschte und lehrte er vom 1. April 1900 bis 1919 als Ordinarius für Physik. Bereits zu Beginn seiner Tätigkeit in Würzburg sorgte er unter anderem für den Anschluss des Physikalischen Instituts an die zentrale, städtische Stromversorgung und die Beschaffung einer Hochspannungsanlage sowie weitere Modernisierungsmaßnahmen. Sein wohl wichtigster Mitarbeiter wurde ab 1. November 1900 Dr. Friedrich Harms. 1911 wurde Wilhelm Wien mit dem Nobelpreis für Physik ausgezeichnet. Als besonderes Verdienst Wiens gilt die im Jahr seines Amtsantritts erwirkte, seinem Vorgänger Röntgen abgelehnte, Schaffung eines Extraordinariats für Theoretische Physik. Somit wurde eine bereits durch Fürstbischof Adam Friedrich von Seinsheim 1773 ins Leben gerufene, jedoch 1798 wieder „eingeschlafene“ Professur für Theoretische Physik weitergeführt (Extraordinarius wurde zunächst Professor Theodor des Coudres, dann Matthias Cantor, gefolgt am 1. November 1916 von dem inzwischen habilitierten Friedrich Harms). 1913/14 war er Rektor der Universität.
Während des ersten Weltkriegs widmete sich Wien der Entwicklung von Elektronenröhren und etablierte auf Anregung seines Cousins Max Wien in den Räumen des Physikalischen und Chemischen Instituts eine Röhrenproduktion unter der Leitung von Max Seddig. Auch Max von Laue war an der Forschung zu Elektronenröhren in Würzburg beteiligt.
Nachdem im Januar 1919 in München eine Räterepublik ausgerufen worden war und Wilhelm Wien die Niederschlagung der Kommunisten in Würzburg im April 1919 mit Genugtuung verfolgt hatte, beteiligte er sich an der Aufstellung eines Würzburger Freikorps zur Bekämpfung der „Bolschewisten“ in München. In der Stadt Würzburg, die seiner Meinung nach durch kommunistisches „Gesindel“ gefährdet war, stand er selbst bewaffnet Posten. Im Herbst 1920 siedelte er nach München über und übernahm dort das Ordinariat für Physik. Wiens Nachfolger wurde zum 1. Oktober 1920 der Greifswalder Professor Johannes Stark. [2]
Forschungsobjekte
Forschungsschwerpunkt des Physikers war die Wärmestrahlung. [3] Das nach ihm benannte Wien'sche Verschiebungsgesetz [4] stellt die Temperatur eines Strahlers in einen spezifischen Zusammenhang mit der Wellenlänge seiner größten Strahlungsintensität. Verwendung findet dies z.B. in Bereichen der Beleuchtung oder der Meteorologie. Die für das Bohrsche Atommodell und die Quantenmechanik grundlegenden Theorien von Max Planck vom Planckschen Strahlengesetz bis zur Quantentheorie beruhen insbesondere auf den, die Gesetze der Wärmestrahlung betreffenden Entdeckungen Wilhelm Wiens, wofür er den Nobelpreis erhielt.
Familiäre Zusammenhänge
Wien lebte in Würzburg mit seiner Frau und vier Kindern im Obergeschoss des Institutsgebäudes am Röntgenring 8, darunter der Bergsteiger Karl Wien. Neben der physikalischen Forschung und Lehre widmete sich Wien der Geschichte und der Kunst. Auch unternahm er zahlreiche Reisen in verschiedene europäische Länder. Wilhelm Wiens Cousin Max Wien arbeitete von 1892 bis 1898 als Assistent bei Wilhelm Conrad Röntgen. Die Cousins blieben lebenslang in engem Kontakt.
Ehrungen und Auszeichnungen
- 1906: Verleihung des Titels und Ranges eines Königlichen Hofrates
- 1909: Verdienstorden vom Heiligen Michael IV. Klasse
- 1911: Nobelpreis für Physik
- 1914: Verdienstorden vom Heiligen Michael III. Klasse
- 1925: Bayerischer Maximiliansorden für Wissenschaft und Kunst
Posthume Würdigung
Die Stadt Würzburg hat nach ihm die Wilhelm-Wien-Straße im Stadtteil Dürrbachau benannt.
Siehe auch
Quellen und Literatur
- Jost Lemmerich und Armin Stock: Nobelpreisträger in Würzburg. Wissenschaftsmeile Röntgenring. Hrsg.: Universität Würzburg. Verlag Bonitas-Bauer, Würzburg. ISBN: 3-9811408-0-X. S. 75 ff.
- Horst Teichmann: Die Entwicklung der „Physik“ im 4. Saeculum der Universität Würzburg, erläutert an der Geschichte eines Institutsgebäudes. in: Vierhundert Jahre Universität Würzburg. Eine Festschrift. hrsg. von Peter Baumgart, Verlag Degener & Co., Neustadt an der Aisch 1982, S. 787-807, S. 796-802
- Wilhelm Wien: Aus dem Leben und Wirken eines Physikers, Leipzig 1930
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Horst Teichmann: Die Entwicklung der „Physik“ im 4. Saeculum der Universität Würzburg, erläutert an der Geschichte eines Institutsgebäudes. in: Vierhundert Jahre Universität Würzburg. Eine Festschrift. hrsg. von Peter Baumgart, Verlag Degener & Co., Neustadt an der Aisch 1982, S. 787-807, S. 799
- ↑ Horst Teichmann, a.a.O., S. 801-803
- ↑ Wilhelm Wien: Temperatur und Entropie der Strahlung, Annalen der Physik und Chemie, Neue Folge, 52 (1894), S. 132-165
- ↑ Wilhelm Wien: Eine neue Beziehung der Strahlung schwarzer Körper zum zweiten Hauptsatz der Wärmetheorie, Annalen der Physik und Chemie, Neue Folge, 49 (1893), S. 633-641