Studienkolleg St. Benedikt
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Das Studienkolleg St. Benedikt in Würzburg bestand von 1918 bis 31. Dezember 2010.
Geschichte
Bald nach der Gründung der Abtei Münsterschwarzach spürte der erste Abt Plazidus Vogel die Notwendigkeit eines Studienkollegs in Würzburg. Von hier aus sollten die Gymnasiasten und Theologiestudenten der Abtei nahe gelegene höhere Lehranstalten besuchen. Zu diesem Zweck erwarb der Abt am 15. Oktober 1918 die Villa Noell mit Nebengebäuden, die von einem ausgedehnten Park umgeben waren. Vom neu eingerichteten Kolleg St. Josef konnten studierende Brüder nun bequem die Universität Würzburg besuchen. Zugleich war das Haus auch Internat für die Schüler des Egbert-Gymnasiums in Münsterschwarzach, die die Oberstufe an den Würzburger Gymnasien absolvieren konnten. Da die Gemeinschaft rasch wuchs, reichte der Platz bald nicht mehr aus und auch das Aufstellen von Militär-Notbaracken im Hof 1920 brachte keine Entlastung der engen räumlichen Verhältnisse. Deshalb machte man sich 1927 an die Planung eines Neubaus mit Seminar und Kirche entlang der Alleestraße mit dem Architekten Albert Boßlet. Die Grundsteinlegung war am 25. Oktober 1927, am 18. November 1928 wurde die von Adalbert Modler erbaute Kirche von Bischof Matthias Ehrenfried konsekriert und gleichzeitig das Haus in „St. Benedikt“ umbenannt. Die Umbenennung war nötig geworden wegen der möglichen Verwechslung mit der bestehenden kath. Pfarrkirche St. Josef in Grombühl. Zahllose Münsterschwarzacher Mönche, aber auch Angehörige verschiedener Klöster anderer Benediktinerkongregationen sollten in den folgenden Jahren vom Haus St. Benedikt aus ihren Studien nachgehen.
Von der aufbrechenden Bewegung des Nationalsozialismus wurde die Entwicklung des Kollegs kaum berührt. Die Studenten des Gymnasiums taten, was pflichtgemäß vorgeschrieben war, die Theologen an der Universität Würzburg wurden immer wieder moniert, eine ordentlich funktionierende theologische Fachschaft innerhalb des NS-Studentenbundes auf die Beine zu bringen. An der Universität wurde der politische Druck wesentlich stärker spürbar. Das zeigte sich deutlich bei längerer Sedisvakanz einiger Professuren nach er Emeritierung der Professoren Josef Zahn, Franz Gillmann und Sebastian Merkle 1935. Aber die Gesamtentwicklujng wurde in keiner Weise gehemmt.
Sehr spürbar musste das Kolleg den Druck des 3. Reiches unmittelbar im eigenen Haus erfahren, als im Jahre 1938 das Schulwesen neu geordnet wurde. Alle klösterlichen Lehranstalten wurden aufgehoben. Wohl konnte mit Kriegsbeginn das Gemeinschaftsleben im Kloster und Seminar ohne größere Störungen vorerst weitergeführt werden. Ab Mitte 1941 waren aber alle Kleriker und ein großer Teil der Schüler der oberen Klassen des Seminars eingezogen. Am 10. Mai 1941 erfolgte die Aufhebung und Beschlagnahme des Kollegs durch die Geheime Staatspolizei. Bis zum 31. Juli mussten Seminar und Kloster von allen bisherigen Bewohnern geräumt werden und eine Lehrerfortbildungsanstalt wurde in dem Haus untergebracht. Die Schüler fanden, verstreut in der Stadt, bei Freunden und Wohltätern des Hauses Wohnung.
Beim Bombenangriff auf Würzburg am 16. März 1945 brannte auch St. Benedikt völlig aus. Die Kirche im Studienkolleg St. Benedikt wurde bereits 1948 wieder aufgebaut und am 13. November 1949 durch Bischof Julius Döpfner eingeweiht. Das Studienhaus wurde in modernisierter Form in der St.-Benedikt-Straße bis 1959 neu errichtet. Am 27. Juli 1955 erwarb die Abteil Münsterschwarzach den Platz'schen Garten. Endlich war in St. Benedikt genügend Terrain für einen Park und einen Sportplatz vorhanden.
Als zu Beginn der achtziger Jahre die Abtei das Münsterschwarzacher Egbert-Gymnasium zu einem Vollgymnasium ausbaute, zog das Internat von Würzburg nach Münsterschwarzach. Die freiwerdenden Räume im Haus St. Benedikt wurden zu einem Meditationszentrum mit einem Schwerpunkt auf Zen-Meditation und Kontemplation umgestaltet, das bis ins Jahr 2000 von Pater Willigis Jäger geleitet wurde. Daneben bestand das Studienhaus St. Benedikt, auch wenn der Anteil Münsterschwarzacher Mönche gegenüber auswärtigen Studenten stark zurückgegangen war, noch bis Ende 2010.
Bildergalerie
Heutige Nutzung
Die Abtei Münsterschwarzach hat ihre Gebäude mit dem dazugehörigen Areal an die Fa. Riedel-Bau verkauft. Diese hat die Errichtung von rund 100 Neubau-Eigentumswohnungen entlang der Rottendorfer Straße und der Dürerstraße und eines Studentenwohnheims in den ehemaligen Kollegiatsgebäuden realisiert. Ein Bürgerentscheid im Frühjahr 2013, der die Bautätigkeiten zu Gunsten des Baumbestandes und des Parks stoppen sollte, scheiterte an mangelnder Wahlbeteiligung.
Siehe auch
- Platz'scher Garten
- Ordensgemeinschaften
- Villa Noell
- Willigis Jäger
- Kirche im Studienkolleg St. Benedikt
Quellen und Literatur
- Bebauung des Areals Platz'scher Garten in SHP 2011-6 auf wuerzburg.de
- „LAETA DIES“ - 50 Jahre Studienkolleg St. Benedikt. Hrsg.: P. Dr. Stephan Amon und P. Ulrich Märzhäuser, Vier-Türme-Verlag, Münsterschwarzach 1968