Portal mit Madonnenfigur Theaterstraße 4

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Portal Theaterstraße 4
Portal Theaterstraße 4 (um 1920)

Das Portal mit Madonnenfigur ist ein Baudenkmal in der Würzburger Altstadt.

Standort

Das Rokokoportal befindet sich am Anwesen in der Theaterstraße 4, dem sogenannten Wüstefeldhaus.

Geschichte

Nach dem Tode von Johann Georg Wolfgang van der Auwera im Jahre 1756 führte Lukas Anton van der Auwera zunächst die Werkstatt seines Bruders weiter, bis zur Heirat seiner Schwägerin mit Johann Peter Wagner im Jahre 1759. In diesem Jahr machte er sich selbständig, und von diesem Zeitpunkt bis zu seinem Tod im Jahre 1766 ist seine Hauptschaffensperiode anzusetzen. In der Portalanlage des Wüstefeldhauses zeigt sich die enge Verwandtschaft zu den Werken seines Bruders. Die gesamte Portalanlage hat starke Verwandtschaft zu derjenigen der Hofkirche. So finden wir z.B. die gleichen Motive des „Auge Gottes“, die schräggestellten, flankierenden Pilaster, die Voluten und das Blatt- und Knorpelwerk an ihrem oberen Abschluss. Weiterhin bestehen gewisse Ähnlichkeiten in der Behandlung der Wolken und der Putten. In dem Bazar befand sich einige Jahre die Gewerbehalle des Polytechnischen Zentralvereins. Sie musste, genauso wie die früher bestandenen Gewerbehalle (siehe Herzogenstraße 8), wegen der Interesselosigkeit der Gewerbetreibenden aufgelöst werden.

Beschreibung

Bei der Madonnenfigur, die Lukas Anton van der Auwera um 1760 fertigte, handelt es sich um eine Schlangentöter-Madonna vom Typ „Auvera“. [1] Fest, mit Sandalen an den Füßen, steht die Madonna mit dem linken Fuß fast symmetrisch genau in der Mitte der Weltkugel, der rechte Fuß ist mehr symbolisch auf die sich wild bäumende und ringelnde Schlange gesetzt. Auf dem linken Arm trägt sie das belebte Jesuskind. Das Haupt der Madonna ist nach rechts hinabgeneigt und scheint sich ganz unbeteiligt am Kampf des Knaben mit der Schlange zu fühlen, aber mit ihrem rechten Arm hält sie den Knaben straff in sitzender Stellung. Wild bewegt ist das Spiel der Gewänder. Wie unter einem kräftigen Windstoß wirbelt und quirlt der Mantel. Gleichsam zur Schutzwehr vor dem Drachenmaul der Schlange schäumen und kräuseln sich die oft bizzar sich kantenden, überschneidenden Säume des Mantels über dem Oberschenkel und dem Schoß der Madonna, und der äußerste Mantelzipfel spritzt wie die letzte hochgischende Kuppe einer Wasserwelle in die Höhe.

Gleich den schäumenden Stufenkaskaden von Wasserspielen stürzt auch der Mantel von den Schultern der Madonna, bald einen Hohlraum bildend, bald im kapriziösen Spiel des Gefältels sich überschneidend, überschlagend und überstürzend, um schließlich, gleichsam wie ein ruhiges Wasser, in das Mantelteil einzufließen, das den Oberarm der Madonna verdeckt. Vollkommen ist aber auch hier die Ruhe nicht; bis in den Saum des Mantels verebbt die quirlende Bewegung, wo sie noch, wie Wasserwellchen am Rande eines Basins auf- und abwogt. Doch gleich nach dieser etwas ruhigeren Fläche geht es im kühnen Schwung hinab zum wildbewegten Mantelteil, dem nur das Durchdringen des kräftigen, leicht abgebogenen Ober- und Unterschenkels eine gewisse Beruhigung zu geben vermag. Vom linken Arm fällt der Mantel verhältnismäßig ruhig und fast stetig wie eine Treppenkaskade. Bis in das Unterkleid der Madonna wogt die Bewegung. Aus vielfach gekantetem, ebenfalls wild bewegten Saum wächst der tadellose Halsansatz und der feine Hals der Madonna. Nervös kräuseln sich die Fältchen am wuchtig vorgreifenden rechten Arm, besonders gesteigert am leicht durchgedrückten Ellbogen, der aber selbst unter den Fältchen verschwindet.

Fast in Paralle gebracht zur Kopfhaltung und Blickrichtung der Madonna ist der Kopf des Knaben. Auch er schaut nicht unmittelbar auf den wütenden, zurückgebogenen Schlangenkopf, in den zähnefletschenden Rachen, in den er den Kreuzstab bohrt. Das Kind gleicht in den Zügen im wesentlichen den Putten auf den Pilastern.

Die Madonnenfigur gehört in ihrer harmonischen Ausgeglichenheit der Bewegungen, der belebten Dynamik der Kontur, der Festigkeit und gleichzeitigen Grazilität der gesamten Gestalt zu den besten Werken der Würzburger Madonnenplastik des Rokoko.

Bildergalerie

Siehe auch

Quellen und Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Karl Kolb: Das Madonnenland. S. 87

Kartenausschnitt

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