Kurie Schrotzberg
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Die Kurie Schrotzberg (auch: Zobelhof) war bis zum Bombenangriff auf Würzburg am 16. März 1945 ein ehemaliger Domherrnhof in Würzburg.
Lage
Die Kurie Schrotzberg lag in der Bibrastraße (früher: Pfaffengasse), nördlich der Abzweigung der Moritzgasse (früher: Schüttgasse). Das Grundstück reichte im Norden bis zur Hofstraße und grenzte im Nordwesten an das Domvikarienhaus Kugelberg, die Kurie Neulobdeburg sowie das Vikariehaus St. Leonhard und Magdalena; nach Osten schloss sich der Bechtolsheimer Hof an. In der Bibrastraße gegenüber lagen die Kurie Waldhausen und Kurie Sternberg.
Die alte Bezeichnung war Distrikt III, Nr. 46 [1], heute Bibrastraße 3 und 5.
Namensgeber
Der Hof „Schrotsberg“ wird anlässlich einer Lagebeschreibung in einer Urkunde von 1320 erstmals erwähnt. [2] Seinen Namen hat der Hof von einem ritterbürtigen und turnierfähigem Geschlecht, dessen ursprünglicher Name „Schrecksberg“ später in „Schrotzberg“ umgewandelt wurde. Nur einer dieses längst ausgestorbenen Geschlechts, ein Friedrich Schrot von Schrotzberg wird 1319 genannt. [3] Er war unter Fürstbischof Gottfried III. von Hohenlohe Mitglied des Würzburger Domkapitels.
Geschichte
Von den „Schrotzbergern“ ging der Hof in den Besitz des Domkapitels über und mehrere den Hof bewohnende Domkapitulare wurden zu Bischöfen gewählt. Darunter war 1533 auch der Domherr Friedrich von Wirsberg, der nach der Ermordung des Bischofs Melchior Zobel von Giebelstadt am 27. April 1558 zum Bischof von Würzburg und Herzog von Franken erwählt wurde. Ebenfalls aus dem Hof Schrotzberg hervor ging Fürstbischof Philipp Adolf von Ehrenberg, unter dem die Hexenverfolgung ihre schauerlichste Höhe erreichte. Er hatte die Kurie von 1609 bis 1622 bewohnt, bevor er sie gegen die Kurie Grindlach und zur Weide tauschte. Auch mehrere Zobel von Giebelstadt bewohnten den Hof Schrotzberg während seiner Geschichte.
Nach der Säkularisation
Domherr Friedrich Carl Zobel von Giebelstadt bewohnte ab 1796 zur Zeit der Säkularisation als viertes Mitglied seiner Familie den Hof Schrotzberg. Nach langwierigen Verhandlungen und mehrfachem Meinungswechsel verkaufte er seine Kurie 1803 an den jüdischen Bankier und Unternehmer Jakob von Hirsch. Er behielt sich aber das Wohnrecht auf Lebenszeit vor und starb 1845 in seinem Hof.
Im Jahre 1863 erwarb den Hof die Brauerei Martin Gäbhard, der darin sein Geschäft ausübte und dessen schöner schattiger Wirtschaftsgarten bei den Würzburgern im Sommer sehr beliebt war. Hierauf ging der Hof in den Besitz des Privatiers Adolf Schwabacher über, der ihn parzellierte. Im Haus Nr. 3 befand sich anschließend ab 1886 die Verlagsdruckerei G.m.b.H. von Carl Köhl, wo bis 1915 das Würzburger Tagblatt erstellt wurde. 1898 wurde an der Stelle des an der Bibrastraße gelegenen Flügels des alten Hofes ein Neubau errichtet, in welchem die Beylsche Höhere Töchterschule von Georg Beyl einzog.
Baubeschreibung
Das Grundstück der Kurie Schrotzberg ist sehr unregelmäßig zugeschnitten und lässt vor allem an seiner Nordwestgrenze Besitzveränderungen in Verbindung mit den Grundstücksumlegungen für den Bau der Kurie Neulobdeburg zu Beginn des 18. Jahrhunderts vermuten. Die Abgrenzung zur früheren Pfaffengasse und Schüttgasse hin bildeten die Hofgebäude. Dem trapezartigen Grundriss des Ostflügels ist seine Verwendung als Stallgebäude zu entnehmen.
- ► Eine detaillierte Baubeschreibung der Kurie Schrotzberg ist dem Buch von Jörg Lusin (siehe Abschnitt „Quellen und Literatur“) zu entnehmen.
Siehe auch
Quellen und Literatur
- Karl Köhl: Würzburger Domherrnhöfe. Altfränkische Geschichten III, Verlagsdruckerei Würzburg G.m.b.H. 1913
- Jörg Lusin: Die Baugeschichte der Würzburger Domherrnhöfe. Freunde Mainfränkischer Kunst und Geschichte e.V. Würzburg / Würzburger Diözesangeschichtsverein 1984 (Stadtbücherei Würzburg Drk 1 Lus)
- Thomas Memminger: Würzburger Straßen und Bauten. 2. Auflage, Gebrüder Memminger Verlagsbuchhandlung, Würzburg 1921, S. 49 f.
Einzelnachweise
- ↑ Uraufnahme im geoportal.bayern.de/bayernatlas
- ↑ Urkunde von 1320, Monumenta Boica 42 Nr. 113 [1]
- ↑ August Amrhein: Reihenfolge der Mitglieder des adeligen Domstiftes zu Würzburg, St. Kilians-Brüder genannt, von seiner Gründung bis zur Säkularisation, 742-1803. In: Archiv des Historischen Vereins von Unterfranken und Aschaffenburg 32, W. 1889 (I. Abteilung), S. 183
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