Hof Conti
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Der Hof Conti (auch: Kolbonis [1], Reinach'scher Hof [2], Bischöfliches Palais [3]) war ein Domherrnhof und ist der Amtssitz des Bischofs von Würzburg.
Lage
Die Kurie Conti lag an der Nordseite der Platzerweiterung zwischen Herrngasse und der Kurie Maßbach (heute: Kardinal-Döpfner-Platz). Im Norden wurde er begrenzt vom Hof Speier bzw. Lobenhausen, einem Kanonikatshof des Stiftes Neumünster, am Platz gegenüber lag die Kurie Rannenberg.
Die alte Bezeichnung der Kurie war Distrikt II, Nr. 575 [4], heute Kardinal-Döpfner-Platz 4.
Namensgeber
Namensgeber ist der Domherr Friedrich Contus (auch Colbo), der in den Urkunden zwischen 1180 und 1189 als Domherr genannt wird. [5]
Geschichte
Bereits im Jahre 1257 war Arnold von Spießheim (Custos, Domdechant, Archidiakon) [6] Besitzer der Kurien Conti und Maßbach. Amrhein stellt dazu fest, beide Höfe hätten „ein Claustrum“ gebildet. [7]Das bestehende Gebäude wurde als zweiflügeliger Renaissancebau mit reichverziertem Erker an der Südwestseite, in seiner heutigen Form 1588 bis 1609 durch den Domherrn Julius Ludwig Echter von Mespelbrunn erbaut. Als letzter Domherr bewohnte Josef Franz Heso Freiherr von Reinach die Kurie; er kaufte sie nach der Säkularisation auch zurück und behielt sie. Nach Artikel IV des Bayerischen Konkordats von 1817 [8] war das Königreich Bayern unter anderem verpflichtet, für den Bischof eine „anständige“ Wohnung zu stellen. In Würzburg wurde dafür 1821 die Kurie Conti auserwählt und entsprechend um- und ausgebaut. Bischofspalais blieb die Kurie bis zum Bombenangriff auf Würzburg am 16. März 1945, bei dem sie schwer zerstört wurde.
Der Wiederaufbau des Palais war bis 1958 fraglich. 1957 sollte die Ruine bis zur Höhe des Erkersockels abgetragen werden, ohne jedoch konkrete Pläne für einen Aufbau entwickelt zu haben. Im letzten Moment ist des dem Würzburger Kunsthistoriker Heiner Reitberger nach langem und zähem Ringen um die Erhaltung der alten Domherrnkurie doch noch gelungen, den Abriss zu verhindern. Der Ausbau der Ruine begann 1959. Der Zwerchgiebel musste gänzlich rekonstruiert werden; der Erker wurde in wichtigen Teilen gegänzt. Dieser den ehemaligen Herrenplatz beherrschende Bau, mit Kurie Maßbach, dem Hof Guttenberg, dem Torhaus der Kurie Weinsberg und der Harmonie ein fast intaktes städtebauliches Ensemble bildend, wurde 1961 fertiggestellt.
Historische Abbildungen
Baubeschreibung
Die Uraufnahme der Kurie Conti [4] zeigt einen U-förmigen Gebäudekomplex, der an der offenen Seite mit einer geradlinigen Mauer an den Gartenteil des Grundstücks grenzt. Im Inneneck des Süd- und Westtraktes ist ein Treppenturm angeordnet. Ein schmaleres, östliches Nebengebäude liegt auf der Grenze zur benachbarten Kurie Maßbach. Der in seiner Größe ungefähr der Hoffläche entsprechende Gartenteil der Kurie schließt nördlich an den Gebäudekomplex an.
Das Hauptgebäude ist dreigeschossig mit steilem Satteldach, das in den beiden Stirnseiten auf einem Treppengiebel endet. Aus der südlichen Dachfläche ragt ein gegliederter, volutengeschmückter Zwerchgiebel in der Achse des Haupteingangs. An der Südwestecke der Obergeschosse des Hauptgebäudes befindet sich ein polygonaler, reich verzierter Erker aus der Zeit um 1590 mit Kuppeldach und aufgesetzter Laterne. Der zweigeschossige Erker ist reich an Bauplastik: den Fensterpfeilern sind jeweils Hermen vorgesetzt, die Brüstungen schmücken Reliefbüsten römischer Kaiser. Auf beiden Seiten der Tordurchfahrt im Westflügel rahmen kräftige Rustikaportale die Toröffnung mit einem Echter-Wappen als Schlussstein.
Die Kapelle St. Mauritius liegt auch heute noch in der südwestlichen Gebäudeecke des Hofes Conti; ein rundbogiges, säulengerahmtes Renaissanceportal mit dem Echter-Wappen in Schlussstein des Eingangs in der Südfassade betont den Zugang zur Kapelle vom Platz aus.
Als jüngster Bauteil ist der Haupteingang mit dem Wappen der Familie Sickingen erkennbar und kann damit in die Zeit um 1700 datiert werden. Es ist eine barocke Schöpfung mit zwei korinthischen Pilastern.
- ► Eine detaillierte Baubeschreibung der Kurie Conti ist dem Buch von Jörg Lusin (siehe Abschnitt „Quellen und Literatur“) zu entnehmen.
Bildergalerie
Siehe auch
Quellen und Literatur
- August Amrhein: Reihenfolge der Mitglieder des adeligen Domstiftes zu Würzburg, St. Kilians-Brüder genannt, von seiner Gründung bis zur Säkularisation 742 - 1803. Archiv des historischen Vereins von Unterfranken und Aschaffenburg, Würzburg 1889/1890, Nr. 1278, Band I, S. 98
- Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege, Baudenkmäler in Würzburg, D-6-63-000-244
- Jörg Lusin: Die Baugeschichte der Würzburger Domherrnhöfe. Freunde Mainfränkischer Kunst und Geschichte e.V. Würzburg / Würzburger Diözesangeschichtsverein 1984 (Stadtbücherei Würzburg Drk 1 Lus)
- Felix Mader (Bearb.): Die Kunstdenkmäler von Unterfranken und Aschaffenburg, XII: Stadt Würzburg. München 1915, ND München / Wien 1981, S. 571 f.
- Jörg Paczkowski: Der Wiederaufbau der Stadt Würzburg (Peller-Liste). Mainfränkische Studien Band 30, Hrsg.: Freunde Mainfränkischer Kunst und Geschichte e.V., Würzburg 1982
- Thomas Wehner (Bearb.), Realschematismus der Diözese Würzburg, Dekanat Würzburg-Stadt, 1992, S. 30
Einzelnachweise, Hinweise und Erläuterungen
- ↑ Abgeleitet von Colbo, Kolben, Keule, als deutsche Übersetzung des Familiennamens Contus.
- ↑ Nach dem letzten Domherrn Josef Franz Heso Freiherr von Reinach zum Hirzbach (1763), der den Hof zur Zeit der Säkularisation besaß und ihn danach behalten hatte.
- ↑ Nach der Zweckbestimmung des Hofes als Wohnung des Würzburger Bischofs, von 1821 bis heute, mit kurzer Unterbrechung nach der Zerstörung der Gebäude 1945.
- ↑ 4,0 4,1 Uraufnahme im geoportal.bayern.de/bayernatlas
- ↑ August Amrhein: Reihenfolge der Mitglieder des adeligen Domstiftes zu Würzburg, St. Kilians-Brüder genannt, von seiner Gründung bis zur Säkularisation, 742-1803. In: Archiv des Historischen Vereins von Unterfranken und Aschaffenburg 32, W. 1889 (I. Abteilung), S. 98
- ↑ August Amrhein (I. Abteilung) a.a.O., S. 91
- ↑ August Amrhein (I. Abteilung) a.a.O., S. 32
- ↑ Siehe hierzu den Artikel bei Wikipedia [1].