Josef Neckermann
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Josef Carl Peter Neckermann (* 5. Juni 1912 in Würzburg; † 13. Januar 1992 in Dreieich-Götzenhain), war Versandhausgründer und wurde nach dem Zweiten Weltkrieg als Dressurreiter und langjähriger Vorsitzende der Stiftung Deutsche Sporthilfe bekannt.
Familiäre Zusammenhänge
Seine Familie kam über das Gollachtal in die Nähe von Würzburg. Sein Großvater Peter Neckermann (1842–1912) stammte aus Hemmersheim in Mittelfranken und war Pferdehändler und Metzgermeister. Josef Carl Neckermann (1868-1928), Vater von Josef Neckermann, gründete 1895 eine Kohlenhandlung. Bei den Pferdefuhrwerken machte Josef Neckermann die ersten Erfahrungen mit Pferden. [1] Josef C. Neckermann erwarb mehrere Häuser in Würzburg sowie Anteile an Zeitungen. Wohnhaus und Firmensitz befanden sich in der Sterngasse 3. Das Sommerhaus mit einem großen Garten und einer kleinen Viehwirtschaft stand in der Hindenburgstraße (nach 1945 Friedrich-Ebert-Straße) 13 am Ringpark auf dem Areal der heutigen Verwaltungsberufsgenossenschaft.
Leben und Wirken als Unternehmer
Neckermann besuchte ein Realgymnasium in Würzburg, das er 1928 nach dem frühen Tod des Vaters vorzeitig mit der mittleren Reife verließ. Er gab seinen ursprünglichen Wunsch, Kavallerieoffizier zu werden, auf und absolvierte eine dreijährige Lehre bei der Bayerischen Hypotheken- und Wechselbank in Würzburg zum Finanzkaufmann.
Josef Neckermann ließ sich seinen Erbanteil an der Kohlenhandlung auszahlen und übernahm 1935 vom jüdischen Unternehmer Siegmund Ruschkewitz (1871–1940) [2] dessen Textilkaufhaus in der Würzburger Schönbornstraße sowie das Niedrigpreisgeschäft Merkur mit insgesamt 130 Angestellten und 60 Außendienstmitarbeitern unter Übernahme der Schulden und Hypotheken. 1936 übernahm er das Unternehmen von Karl Amson Joel in Nürnberg, woraus die Wäsche- und Kleiderfabrik Josef Neckermann und der Versandhandel entstand, womit er unter anderem die Wehrmacht belieferte.
Das zeitweise Berufsverbot in der Nachkriegszeit umging er mit dem Einsatz der Ehefrau an seiner Stelle. Er gründete im Herbst 1948 die Textilgesellschaft Neckermann KG in Frankfurt, welche 1950 in die Neckermann Versand KG überging. Mitte der 1950er Jahre kamen eine Warenhauskette und Anfang der 1960er Jahre das Reiseunternehmen dazu. Aufgrund finanzieller Not verkaufte er 1976/77 mehrheitlich an die Karstadt AG. Er verließ daraufhin das Unternehmen und widmete sich verstärkt dem Dressurreiten.
Leben und Wirken als Sportler und Sportförderer
Als Dressurreiter gewann er zwischen 1956 und 1981 333 Turniere, 6 olympische Medaillen, darunter zwei Goldmedaillen im Mannschaftswettbewerb bei den Olympischen Spielen 1964 und 1968. Im Jahre 1966 wurde er Weltmeister, 1970 Vizeweltmeister. Bei den Europameisterschaften erreichte Neckermann mit der deutschen Mannschaft 1965, 1967, 1969 und 1971 den Meistertitel. Zwischen 1962 und 1974 konnte er die Deutsche Meisterschaft im Dressurreiten viermal für sich entscheiden.
Nach Gründung der Stiftung Deutsche Sporthilfe 1967 war er deren erster und langjähriger Vorsitzender. Neckermann war ein fleißiger Spendensammler. Bis zu seinem Rückzug 1988 wurden von der Stiftung insgesamt etwa 16.500 Athleten mit 230 Millionen DM gefördert; von dieser Summe stammten 90 Millionen Mark von Privatpersonen.
Ehrungen und Auszeichnungen
- 1960: Silbernes Lorbeerblatt
- 1968: Verdienstkreuz 1. Klasse der Bundesrepublik Deutschland
- 1974: Großes Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland
- 1987: Großes Verdienstkreuz mit Stern und Schulterband der Bundesrepublik Deutschland
Posthume Würdigung
Die Deutsche Bundespost brachte 1996 eine Briefmarke mit seinem Bildnis als Dressur-Reiter heraus.
Siehe auch
- Josef C. Neckermann
- Peter Neckermann
- Neckermann
- Olympiateilnehmer
- Personen, die in Würzburg geboren sind
- Siegmund Ruschkewitz
Literatur
- Josef Neckermann, Harvey T. Rowe, Karin Weingart: Erinnerungen (Autobiographie). Ullstein, 1990. ISBN: 3-550-06439-X
- Patricia Wiede: Josef Neckermann. Ullstein, 1999. ISBN: 3-548-35947-7
- Auszüge hieraus unter Bspl. Ullstein Verlag, Auszüge aus Josef Neckermann, Erstes Kapitel:
- Reiner Strätz: Biographisches Handbuch Würzburger Juden 1900-1945. Würzburg, 1989, T. 2, S. 494f
- Roland Flade: Ruschkewitz – eine Würzburger Familie. Vortrag vom 12. November 2003, Universität Würzburg
- Roland Flade: Die Würzburger Juden, 2. Aufl. Würzburg, 1996
- Hans Steidle: Neckermann & Co. - Die Ausplünderung der Würzburger Juden im Dritten Reich. Echter Verlag GmbH, Würzburg 2014, ISBN: 978-3-429-03707-9
Weblinks
- Biografie von Josef Neckermann auf den Internetseiten des Hauses der Bayerischen Geschichte
- Main-Post: „Neckermann: Umstrittener Versandhauskönig und Sportmäzen“ (30. Mai 2017)
- Josef Neckermann auf deutsche-biographie.de
- Josef Neckermann auf olympia-lexikon.de
- Artikel über Josef Neckermann auf wikipedia.org
Einzelnachweise
- ↑ Thomas Veszelits; Die Neckermanns: Licht und Schatten einer deutschen Unternehmerfamilie, Campus Verlag, 2005, ISBN: 9783593400822.
- ↑ Siegmund Ruschkewitz auf www.stolpersteine-wuerzburg.de