Josef Fröhlich
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Josef Fröhlich (* 22. Oktober 1881 in Wiesenfeld; † 12. März 1974 ebenda) war Geistlicher und Ortspfarrer von Waldbrunn.
Geistliche Laufbahn
Josef Fröhlich erhielt am 29. Dezember 1903 seine Tonsur. [1] Am 18. März 1905 empfing er seine Weihe zum Subdiakon, am 20. März 1905 zum Diakon. Am 29. Juli 1906 wurde er zum Priester geweiht.
Ab 16. August 1906 war er als Kaplan in Frammersbach bevor er am 19. Oktober 1910 zum Kaplan und Pfarrverweser in Ebenhausen bestellt wurde. Vom 13. November 1911 bis 1917 war er als Lokalkaplan in Hausen/Rhön tätig.
Ortspfarrer in Waldbrunn
Weimarer Republik
Nach dem Ersten Weltkrieg änderten sich die Verhältnisse in der neuen Weimarer Republik. Zu denen, die sich nicht mit diesen geänderten Verhältnissen abfinden sollten, gehörte der seit dem 18. November 1917 in Waldbrunn als Seelsorger tätige streitbare Pfarrer Josef Fröhlich. Einen Akt der Revolution nicht des Rechts sah er in der überfälligen Beseitigung der geistlichen Schulaufsicht, hier durch einen Erlass des Kultusministeriums der bayerischen Räterepublik vom Dezember 1918. Der Pfarrer weigerte sich, der Anweisung des Bezirksamtes Würzburg zu folgen und die Akten der früheren Lokalschulinspektion abzugeben. Erst nach der ernsten Ermahnung des Bischöflichen Ordinariats vom April 1919, nicht Anlaß zur Anwendung von Gewaltmaßregeln zu geben, stellte er die Schulakten dem Gemeindediener unter Protest zur Verfügung.
Die Zwischenphase ökonomischer Erholung und politischer Stabilisierung in der weiterhin labilen Weimarer Demokratie machte sich ab 1924 auch in der Gemeinde Waldbrunn positiv bemerkbar. Das öffentliche Leben blühte auf, wenn auch die angespannte finanzielle Lage des Ortes zu Bedenken Anlass gab. Im Mai 1924 hatte Pfarrer Fröhlich erneut die Erhebung der Pfarrkuratie zur Pfarrei beantragt, was vom Gemeinderat ausdrücklich begrüßt wurde.
Die letzte demokratische Gemeindewahl der Weimarer Republik im Dezember 1929 stand schon im Zeichen der katastrophalen Weltwirtschaftskrise, die am „Schwarzen Freitag“ (25. Oktober) nach dem Zusammenbruch der New Yorker Börse einsetzte. 1931 erfolgte ein bedeutsamer Wechsel an der Dorfschule. Gregor Keil übernahm die I. Schulstelle und organisierte den Unterricht gründlich um; vor allem verlegte er die Volksfortbildungsschule, die Berufsschule für die Schulabgänger, von den Sonntagen auf Werktage. Vielleicht hatte das schon den Unmut des Pfarrers geweckt - wenige Monate später war dieser mit dem Lehrer in einen heftigen Streit verwickelt. Im Frühjahr 1932 wollte er es nicht hinnehmen, dass er seine Religionsnoten nicht selbst in die Schülerbögen eintragen durfte. Das Bischöfliche Ordinariat wirkte bremsend ein mit dem Hinweis, dass der Lehrer formal korrekt handle; es riet dem Pfarrer, bei der Kontrolle des Schulunterrichts doch diplomatischer vorzugehen. Ein Jahr später sollte sich der Streit der beiden Honoratioren auf der politischen Ebene fortsetzen.
NS-Diktatur
Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten im Januar 1933 setzte die NSDAP, wenn auch nach anfänglichem Widerstand, auch in Waldbrunn ihre Belange durch. Aus Frust über die anhaltende Distanz katholisch engagierter Bevölkerungsteile soll auf Parteiversammlungen der NSDAP in Waldbrunn und Eisingen 1933/34 gesagt worden sein, die Schwarzen gehören mit Benzin begossen und angezündet. Im Zentrum des konfessionell geprägten Widerstands befand sich Dorfpfarrer Josef Fröhlich. Er war kein Einzelfall - wie Fröhlich standen in der NS-Zeit über 200 der rund 600 Priester in der Diözese Würzburg vor Gericht; insgesamt kamen 56% der Geistlichen mit dem System in Konflikt. Im Juni 1934 eskalierten die Ereignisse. Zum „Deutschen Tag“ hisste Fröhlich statt der Hakenkreuzfahne die weißblaue bayerischen Fahne am Pfarrhaus, wohl auch als Protest gegen die Ausschaltung der Bayerischen Volkspartei. Mehrere Parteifunktionäre, darunter der Ortsgruppenführer Popp aus Kist und der Propagandaleiter, bedrängten ihn mehrmals im Pfarrhaus, ehe die Fahne von auswärtigen SS-Leuten heruntergeholt wurde. Wenige Tage später protestierte der Pfarrer von der Kanzel wegen der Ermordung auch katholischer Funktionäre bei der „Röhm-Aktion“ am 20. Juni. [2] Einer von drei ihm vorgeworfenen Fällen des Kanzelmissbrauchs führte dann zur dreimonatigen Gefängnisstrafe.
Nach der Verurteilung des Pfarrers hatte der Lehrer Gregor Keil anscheinend einen schweren Stand im Dorf. Er wurde wohl von allen kirchennahen Einwohnern „geschnitten“ und ließ sich Anfang 1937 als Berufsschullehrer nach München versetzen. Keil war nicht unbedingt der „Scharfmacher“ im Ort; beim Vorgehen gegen den Pfarrer schien er sich sogar um einen gewissen Ausgleich bemüht zu haben. Fröhlich auf der anderen Seite hatte auch Ecken und Kanten, die gelegentlich treue Kirchgänger vor den Kopf stoßen konnten. Manche Waldbrunner Paare heirateten in Würzburg, weil der Pfarrer die langsam üblich werdende Trauung am Samstag verweigerte. Andere Dorfbewohner mussten sich bei der Wahl des Taufnamens ihres Kindes anhören, dass dieser Name für Hunde, nicht aber für Christen tauge.
In die örtliche Parteispitze rückte der neue Leiter des Forstamtes Waldbrunn, Oskar Sell, nach. Zeitzeugen zufolge war er ein scharfer Nazi, der etwa gegen die bis 1937 immer noch möglichen Handelskontakte zwischen den Juden aus den Nachbardörfern sofort einschritt. Ende 1937 spitzte sich der Kirchenkampf in Waldbrunn erneut zu, als die um Pfarrer Fröhlich gescharten katholischen Eltern der vom Regime propagierten Gemeinschaftsschule eine blamable Abfuhr erteilten. Unter den 35 Erziehungsberechtigten fanden sich nur sechs bis sieben Befürworter, dagegen über 40 Gegenstimmen.
Mit dem Verbot katholischer Jugendorganisationen kam es Ende Januar 1938 in Abwesenheit von Pfarrer und Präses Fröhlich zu einer Hausdurchsuchung durch drei Männer der Gestapo Würzburg. Beschlagnahmt wurden die Mitgliederlisten des Katholischen Jungmännervereins und der Marianischen Jungfrauenkongregation. Die ständige Beobachtung und Drangsalierung des Dorfpfarrers zeigte anscheinend Wirkung. Der Protest gegen die Schulkreuzentfernungen im Sommer 1941 hatte in Waldbrunn nicht die massiven Ausmaße wie in vielen katholischen Landorten, auch weil das Kreuz in der Dorfschule nach dem „Kruzifix-Erlass“ des bayerischen Kultusministers nicht entfernt, sondern nur umgehängt wurde. Auch die Anklage wegen Kanzelmissbrauchs gegen Pfarrer Fröhlich ließ man fallen. In der Kirche hatte er protestiert: Das Bild des Gekreuzigten ist in der Schule an die Seite gedrängt worden und an dessen Stelle ist das Bild eines Menschen getreten (ein Hitler-Bild). Die von der Volksmeinung erzwungene Rücknahme der Schulkreuzentfernung war für das Regime eine deutliche Niederlage. Die konfessionell gebundenen „Schwarzen“ hatten noch einmal ihre oppositionelle Kraft bewiesen.
Kriegsende und Nachkriegszeit
In der Mangelsituation des Zweiten Weltkrieges bricht die Überlieferung der Ortsgeschichte fast ab. Dabei wurde wohl in keinen vergleichbaren kurzen Zeitraum Waldbrunn so umgekrempelt wie in den wenigen Kriegsjahren. Am Ende war die Einwohnerzahl durch den Zustrom der Flüchtlinge und Vertriebenen auf das Eineinhalbfache angewachsen und hatte erstmals in seiner Geschichte einen großen auswärtigen Bevölkerungsschub erfahren.
Nach der kriegsbedingten Abnahme der drei größeren Kirchenglocken musste Waldbrunn über Jahre mit der kleinsten verbliebenen auskommen. Eine von Pfarrer Fröhlich angeregte Sammlung durch den Gemeinderat erbrachte einen stattlichen Betrag zur Anschaffung eines kompletten neuen Geläutes für die Pfarrkirche. Am 11. Juni 1950 konnte Domkapitular Dr. Theodor Kramer die feierliche Weihe vornehmen.
Ruhestand
Seinen Ruhestand verbrachte er als Kommorant [3] ab 1. Oktober 1959 in seiner Heimatgemeinde Wiesenfeld. Dort wurde er nach seinem Tod auf dem Ortsfriedhof beigesetzt.
Ehrungen und Auszeichnungen
Letzte Ruhestätte
Erinnerung an Pfarrer Josef Fröhlich auf dem Grabstein des Priestergrabs im Alten Friedhof in Waldbrunn links neben dem Friedhofskreuz.
Posthume Würdigung
Nach ihm wurde in Waldbrunn die Pfarrer-Fröhlich-Straße benannt.
Siehe auch
Quellen und Literatur
- Reiner Strätz: Waldbrunn - Geschichte einer Gemeinde in Unterfranken. Hrsg.: Gemeinde Waldbrunn, 2018
- Die Fundstellen zu den biografischen Angaben entstammen der Klerikerdatenbank des Diözesanarchivs Würzburg.
Erläuterungen und Hinweise
- ↑ Die Tonsur (lat. tonsura „Scheren“, von tondere „scheren“) ist die vollständige oder teilweise Entfernung des Kopfhaares aus religiösen Gründen oder die daraus entstandene Frisur. Sie ist aus verschiedenen Religionen wie Christentum, Buddhismus oder Hinduismus bekannt. Weitere Informationen bei Wikipedia [1].
- ↑ Als Röhm-Putsch werden die Ereignisse Ende Juni/Anfang Juli 1934 bezeichnet, bei denen die Führung der Nationalsozialisten unter Adolf Hitler die Führungskräfte der SA einschließlich des Stabschefs Ernst Röhm ermorden ließ. Weitere Informationen bei Wikipedia [2].
- ↑ Als Kommorant bezeichnet man in der katholischen Kirche einen Geistlichen, der an einem Ort ansässig ist, ohne seelsorgerisch tätig zu sein.