Elisabethenheim
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Das Elisabethenheim, bei Würzburgern auch als Lisele bekannt, ist eine soziale Einrichtung in der Inneren Pleich.
Trägerschaft
Träger ist der Verein Elisabethenheim Würzburg e. V., ein gemeinnütziger katholischer Verein von engagierten Menschen, die mit dem Elisabethenheim ein Angebot für verschiedenste Lebenslagen bieten und sich für andere Menschen engagieren.
Baubeschreibung
Das Heimgebäude ist ein dreigeschossiger Dreiflügelbau mit Walmdächern, älterer Teil mit barockisierender Fassade und Eingangsportal in Form eines barocken Torbaus mit Tympanonrelief 'Christus väterlicher Fürsorger', Putzmauerwerk mit Stuck- und Sandsteingliederungen über Rustikasockel aus dem Jahr 1913. Angeglichener Erweiterungsbau in schlichtem Putzmauerwerk mit erhöhtem Treppenhaus und Hauskapelle im Stil der konservativen Moderne von 1933-1935.
Geschichte
Gründung
Um armen, verwaisten und notleidenden Mädchen katholischen Glaubens eine Heimat zu geben, wurde am 10. April 1853 der Würzburger Elisabethenverein von sozial engagierten Frauen gegründet. Im 1854 gefundenen Haus übernahmen zunächst die Niederbronner Schwestern die Betreuung und Erziehung. 1859 wurde eine einklassige „Anstaltsschule“ mit 34 „Zöglingen“ eingerichtet. Der Umzug in das größere Haus Bohnesmühlgasse 16 erfolgte am 31. Oktober 1867. Da die Niederbronner Schwestern sich aber durch die Neugründung ihrer Kongregation in Würzburg hauptsächlich der Krankenpflege widmeten, wurden sie 1867 in Mutterhaus zurück geholt. Darauf hin wandte sich Domkaplan Johann Ludwig Lochner, Vorsitzender des Elisabethenheim e.V. mit einem Bittgesuch nach Augsburg an die Kongregation der Franziskanerinnen von Maria Stern, um wieder Schwestern für das Elisabethenheim zu bekommen. Der Augsburger Bischof Pankratius von Dinkel bewilligte diese Bitte und ab Januar 1868 begannen die ersten drei Schwestern mit der Erziehung und Bildung der Mädchen.
Kinderbewahranstalt und Nähschule
Im Jahre 1880 kamen eine Kinderbewahranstalt und eine Nähschule dazu. 1883 wurden im Auftrag von Regierungspräsident Friedrich Graf von Luxburg Handarbeitslehrerinnen im Haus ausgebildet. Die Franziskanerinnen von Maria Stern erhielten für diese Aufgabe eine gesonderte Ausbildung, so dass von 1894 bis 1921 diese Kurse unter der Leitung der „Sternschwestern“ stattfanden. Seit 1896 gab es im Elisabethenheim auch Musikunterricht durch eine eigens ausgebildete Musiklehrerin.
1903 konnte das 50jährige Bestehen des Elisabethenheim e.V. gefeiert werden. Zu dieser Zeit waren 65 Kinder und über 20 Schwestern in der Einrichtung.
Neubau und Anbau
In den Jahren von 1933 bis 1935 erfolgte der Neubau und Anbau in der Bohnesmühlgasse, womit das heutige Aussehen der Gebäude im typischen Baustil der frühen 1930er Jahre geprägt wurde. Am 10. Juli 1935 weihte Bischof Matthias Ehrenfried das Haus ein. Gleichzeitig erhielt das größere Gebäude den neuen Namen Elisabethenheim, da zum einen der Name „Rettungsanstalt“ als nicht mehr passend erschien und zum anderen das Wort „Heim“ auf das Wort „Heimat“ hinweisen sollte, eine Heimat für die betreuenden Frauen und Mädchen.
Kriegs- und Nachkriegszeit
1941 kam eine neue Herausforderung auf die Schwestern zu, da zwei Klassen mit ca. 60 Schülerinnen und Lehrkräften aus dem Ruhrgebiet im Rahmen der Kinderlandverschickung [1] aufgenommen werden mussten. In diesem Zusammenhang mussten laut dem Reichsleistungsgesetz Räume und Nahrung gestellt werden. Nachdem im Juli [[1944] die ersten Bomben auf Würzburg gefallen waren, forderten die Behörden alle Personen, die irgendwie in der Stadt abkömmlich waren, auf, die Stadt zu verlassen. Im Januar 1945 nahmen die Gemeinden Bütthard, Büchold und Aschfeld durch Vermittlung der Ortsgeistlichen die Kinder und Schwestern auf. Den Schwestern, die nicht evakuiert waren, ist es zu verdanken, dass das Haus als solches nicht ausbrannte. Sie waren mutig genug, die Brandbomben aus dem Dach zu werfen und verhinderten die Zerstörung des Gebäudes beim Bombenangriff auf Würzburg am 16. März 1945.
Vom März 1945 bis Oktober 1945 wurden über 40.000 hilfesuchende Menschen durch die Schwestern des Elisabethenheimes versorgt und zahlreiche Flüchtlinge wurden in das nicht abgebrannte Haus einquartiert. Da auch die Pfarrkirche St. Gertraud und das Pfarrheim den Flammen zum Opfer gefallen waren, wurde die Hauskapelle für einige Zeit zur Pfarrkirche erklärt. Der damalige Pfarrer, der spätere Weihbischof Alfons Kempf, bewohnte bis 1950 ein kleines Zimmer im Elisabethenheim.
Aufnahme von externen Kindern und koedukative Ausweitung
In den folgenden Jahren des Wiederaufbaus bestand eine große Nachfrage für Schule und Tagesbetreuung. Ebenso zeigten Mädchen aus Stadt und Land großes Interesse an der Nähschule. Um diesen Aufgaben gerecht zu werden, mussten wieder neue Räume geschaffen und Schwestern qualifiziert werden. 1957 wurden erstmals sogenannte externe Mädchen in die nun „Heimvolksschule“ genannte Einrichtung aufgenommen. Auf Anordnung der Regierung wurde die private Volksschule ausgebaut und weltliche Lehrkräfte eingestellt. 1967 besuchten bereits 143 Schülerinnen die Volksschule, davon ⅓ Externe. Bis 1972 blieb die private Schule eine reine Mädchenschule, danach wurden auch Jungen aufgenommen. Diese koedukative Ausweitung, d.h. die gemeinsame Bildung von Jungen und Mädchen, bereicherte von nun an das gesamte Schulleben. 1978 erfolgte die Auflösung der Lehrwerkstätten im Wäsche- und Damenschneiderinnen-Handwerk.
Historische Abbildungen
- Elisabethenheim am 30. Januar 1992
Fotos: © Roland Pleier
Ab 2001
Seit 2001 wird der Eigenname „ElisabethenHeim“ geführt, um bewusst das Logo des Vereins ein „E“ und ein „H“ auch im Schriftzug zu betonen. In den Jahren von 2005 bis 2007 wurde das Alten- und Pflegeheim erweitert und saniert. 2007 wurde die erste Kinderkrippengruppe eröffnet. 2009 folgte die Erweiterung um eine Vorschulgruppe und eine weitere Kinderkrippengruppe.
Ende des Alten- und Pflegeheims 2021
Das Elisabethenheim bot bis August 2021 rund 300 Kindern und 40 Senioren eine Begegnungsstätte für Alt und Jung. Generationsübergreifendes Miteinander war im Elisabethenheim Alltag: Jüngere halfen Älteren und umgekehrt. Alt und Jung begegneten sich in alltäglichen Situationen, konnten sich austauschen und gegenseitig unterstützen. Durch feste Kooperationen der Bereiche im Haus (Kinderkrippe, Kindergarten, Vorschule, Hort, Schule, Internat, Alten- und Pflegeheim) war es möglich, regelmäßig Angebote, Aktionen und Feste generationenübergreifend durchzuführen. Auf diesem Weg wurde das christliche Grundverständnis vermittelt, Menschen anzunehmen, egal welcher Herkunft, Nationalität oder Generation.
Aufgrund von baulichen Mängeln – der Betrieb eines modernen Alten- und Pflegeheimes ist an dieser Stelle nicht mehr dauerhaft möglich – musste das Alten- und Pflegeheim geschlossen werden. Die Bewohner zogen Mitte August in das von der Caritas neugebaute Bischof-Scheele-Haus um. [2]
Abschied von den „Liesele“
Ende 2021 endete ihr Wirken in Würzburg. Die dreiköpfige Schwesterngemeinschaft verließ aus Altergründen das Bistum Würzburg und kehrte nach Augsburg ins Mutterhaus zurück. Was bleibt sind die Grund- und Teilhauptschule und die Gruppen in Kindergarten, Hort und Krippe. [3]
Namensgeber
Die Heilige Elisabeth von Thüringen ist Patronin der Caritas, der Witwer und Bettler. Obgleich sie vor über 800 Jahren lebte, ist sie als Vorbild immer noch aktuell. Ihre Lebensgeschichte von der Königstochter und Landgräfin hin zur radikalen Abkehr von Prunk und Glanz bis zur völligen Selbstaufgabe im Sinne der christlichen Nächstenliebe ist vorbildlich.
Angebot
- Hort
- Vorschule
- Schule
- Kindergarten
- Kinderkrippe
Hort
Der Hort ist eine eigenständige Bildungs-, Erziehungs-, und Betreuungseinrichtung. Er versteht sich als familienergänzende und -unterstützende Institution außerhalb der Schulzeiten und erleichtert Eltern die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Der Hort hat ganzjährig von 06.30-18.00 Uhr geöffnet. Neben eine qualifizierten Hausaufgabenbetreuung werden zahlreich Freizeitaktivitäten angeboten. In allen Schulferien findet eine Ferienbetreuung statt.
Grund- und Hauptschule
Die private katholische Volksschule Elisabethenheim für Knaben und Mädchen ist als Grund- und Teilhauptschule staatlich anerkannt, d.h. es wird von der 1. bis zur 6. Klasse nach dem amtlichen bayerischen Lehrplan unterrichtet. Die private Schule steht in der Trägerschaft der Diözese Würzburg. Schwerpunkte des Angebotsprofils der Schule sind der Musikpädagogische Zweig in Zusammenarbeit mit der Würzburger Dommusik und Werte und Sozialerziehung im Schulpastoral.
Trägerschaften im Landkreis Würzburg
Ehrungen und Auszeichnung
1953 wurde das Heim mit der Goldenen Stadtplakette der Stadt Würzburg geehrt.
Kontakt
- Elisabethenheim
- Bohnesmühlgasse 16
- 97070 Würzburg
- Telefon: 0931 - 230094-0
ÖPNV
Nächste Straßenbahnhaltestelle: | Ulmer Hof |
Siehe auch
- Baudenkmäler in Würzburg
- Goldene Stadtplakette
- Hauskapelle Elisabethenheim
- Kongregation der Franziskanerinnen von Maria Stern
- Schulen in Würzburg
Quellen und Literatur
- Satzung des Elisabeth-Vereins Würzburg (Digitalisat der Bay. Staatsbibliothek)
- Simon C. Kuttenkeuler: Geschichte der Hauskapelle Elisabethenheim. Würzburg 2010, ISBN: 978-3-00-032678-3
- Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege, Baudenkmäler in Würzburg, Nr. D-6-63-000-285
Weblinks
- Internetseiten des Elisabethenheims
- Main-Post: „165 Jahre Elisabethenverein: Die Liseli gehören zu Würzburg“ (27. Dezember 2018)
- Elisabeth von Thüringen in Heiligenlexikon.de
Einzelnachweise und Hinweise
- ↑ Nähere Informationen zur Kinderlandverschickung bei Wikipedia [1].
- ↑ Main-Post: „Eisabethenheim: Alten- und Pflegeheim schließt“ (10. August 2021)
- ↑ Karen A. Braun: „Abschied von den Lieseli“ in: Würzburger katholisches Sonntagsblatt Nr. 45, 7. November 2021, S. 11 f.