Bismarckturm

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Bismarckturm
Bismarckturm

Der Bismarckturm (bzw. Bismarck-Turm) wurde in dem um 1900 angelegten Bismarckwäldchen errichtet. Der Ideengeber war der Würzburger Anatomie-Professor Oskar Schultze [1]. Alternative Bezeichnungen sind Bismarcksäule oder auch Bismarck-Feuersäule. Der Turm ist Eigentum der Stadt Würzburg und steht unter Denkmalschutz.

Lage des Turmes

Der Turm liegt oberhalb der Weinlage Würzburger Stein im Naturdenkmal „Steinbergsanlagen am Bismarckturm“ (Bismarckwäldchen). Dieses Gebiet zwischen Reußenweg und Mittleren Schalksbergweg zählt zum Naherholungsgebiet von Grombühl. Zu Fuß kann man den Turm über die Rotkreuzsteige oder auch über den Stein-Wein-Pfad erreichen. Mit dem Auto gelangt man über den Oberen Schalksbergweg oder auch über die Oberdürrbacher Straße zum Bismarckwäldchen.

Geschichte des Turmes

Professor Oskar Schultze, der von 1912 bis 1920 das Anatomische Institut der Universität Würzburg leitete, gründete einen Verein bzw. ein Komitee zur Errichtung einer Bismarck-Feuersäule. Auch die Studentenschaft gründete einen Ausschuss, der jedoch mangels Interesse wieder aufgelöst wurde. Allgemein ging es mit den Spendensammlungen für die Feuersäule schleppend voran, da in Würzburg die Finanzierung anderer Denkmäler (z.B. Prinzregentendenkmal) bis dahin eine höhere Priorität hatte. Nichtsdestotrotz kam bis Ende 1904 eine beachtliche Summe zusammen - die Stadt selbst steuerte die damals für solche Projekte üblichen 500 Mark bei.

Letztendlich riefen Stadt Würzburg und Bismarckturm-Komitee einen Wettbewerb aus und es kam der preisgekrönte Entwurf „Götterdämmerung“ des Architekten Wilhelm Kreis (*17. März 1873 in Eltville; † 13. August 1955 in Bad Honnef), zur Ausführung. Dieser Entwurf wurde 47 Mal in Deutschland ausgeführt und war der Sieger des von der Deutschen Burschenschaft/Studentenschaft ausgelobten Wettbewerbs im April 1899. Insgesamt wurden zu dieser Zeit 240 Bismarcktürme in verschiedenen Ausführungen gebaut, geplant waren um die 400 Bismarcktürme. [2] Selbst in Übersee (z.B. Chile) wurden Feuersäulen errichtet.

Im Komitee für den Bau des Turmes entschieden sich 134 Mitglieder für den Bau, davon waren 84 Mitglieder im Verschönerungsverein Würzburg e.V.. Das Bismarckturm-Komitee war Bauherr des Turmes. Zunächst einmal wurde im November 1904 ein Holzmodell der Bismarcksäule aufgestellt, um die Dimensionen sichtbar zu machen. In dieser Zeit war die Bergkuppe noch nicht so dicht bewaldet, wie es heute der Fall ist und bot einen beachtlichen Ausblick. Insbesondere verschiedene Sichtachsen von der Stadt zum Turm hoch sollten überprüft werden. Im März 1905 erhielt das Komitee die Baugenehmigung. Die Ausführung des eigentlichen Baues, dessen Grundstein am 1. April 1905 gelegt wurde lag in den Händen des Architekten Franz Ostberg (1849-1931). Die etwa 19.000 Mark teuren Bauarbeiten führte die Firma des Kommerzienrates und Baumeisters J.E. Weber aus. In die Grundmauer wurde eine Schatulle aus Kupfer mit Urkunde eingearbeitet. Sowohl die Grundsteinlegung, als auch die Einweihung am 2. Juli 1905 waren mit pompösen Festen verbunden - schließlich handelte es sich um die erste Bismarck-Feuersäule in Franken. Die Festrede zur Einweihung hielt Oskar Schultze, außerdem nahmen Bürgermeister Philipp Michel und Königlicher Hofrat Philipp Ritter von Michel an den Feierlichkeiten teil.

In der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg wurde der Turm zeitweise auch von den Nationalsozialisten für Feierlichkeiten missbraucht. Diese Tatsache hat dazu geführt, dass der Bismarckturm gelegentlich auch als „Nazi-Denkmal“ bezeichnet wird, was jedoch historisch nicht korrekt ist. Das Grundstück wie auch das gesamte Bismarckwäldchen gingen in den 1930er Jahren im Zuge von Enteignungen des Verschönerungsvereins in das Eigentum der Stadt Würzburg über.

Historische Abbildungen

Baubeschreibung

Zeichnerische Darstellung eines Bismarckturmes mit Feuer

Das Turmbauwerk aus Kalksteinbossenquadern in Form eines Donjons [3] besitzt runde Ecktürme und vorkragendes Gesims, darauf ein hoher Sockel mit Feuerschale nach einem Entwurf von Wilhelm Kreis aus dem Jahr 1905.

Der Bau wurde in Muschelkalkstein aus den Steinbrüchen Eibelstadt, Randersacker und Sommerhausen errichtet.

Über den Eingang des 15 Meter hohen Turmes ist ein vom Bildhauer Arthur Schleglmünig gearbeitetes Relief eingelassen, das den Reichsadler mit der Schlange der Zwietracht zeigt. Entgegen mancher Behauptung befand sich an dem Relief zu keiner Zeit ein Hakenkreuz. Der Eingang selbst befindet sich auf der Südseite des Turmes und ist von mächtigen Muschelkalk-Blöcken umrahmt.

Zu der Plattform des Turmes - diese diente unter anderem auch als Aussichtsplattform - führt im Inneren zunächst eine steinerne, an den Mauern fixierte Treppe, die im Obergeschoss zu einer weiterführenden, eisernen Wendeltreppe führt. Auf dem Turm befindet sich aufgesetzt eine gusseiserne, runde Feuerschale mit achteckigem Schutzkorb - angefertigt von der Eisenacher Firma Wiek - mit einen Durchmesser von 2,50 Meter. Die Feuerschale brannte regelmäßig, z.B. an Bismarcks Geburtstagen.

Auf der Aufschüttung, auf der der Bismarckturm steht, befindet sich außerdem nach Süden ausgerichtet ein Feueraltar (kein Rednerpult!), der U-förmig von einer Mauer umgeben ist. Hier legten die Studenten- bzw. Burschenschaften nach Fackelmärschen zum Bismarckturm ihre Fackeln ab.

Situation heute

Der Turm ist wegen seines maroden Zustandes gesperrt und nicht mehr begehbar. Die Treppen im Inneren des Turmes sind zwar noch vorhanden, können aber aufgrund ihres baulichen Zustandes nicht mehr betreten werden. Zuletzt begehbar war die Plattform in den 1960er Jahren, seitdem ist der Eingangsbereich versperrt. Zuletzt wurde der Eingang mit einer mächtigen Stahltüre verschlossen, da sich Personen immer wieder unerlaubten Zutritt zum Bismarckturm verschafft hatten. Die achteckige Feuerschale auf dem Turmkopf ist zwar nach wie vor vorhanden, zeigt jedoch eine starke Rostbildung. An einigen Stellen ist die Schale bereits komplett durchgerostet.

Die Stadt Würzburg beschränkt sich nur auf die notwendigsten Maßnahmen: Jährlich entfernt das Gartenamt mit einem Teleskopfahrzeug Pflanzen, die auf dem Turm wachsen. Nachdem auch kleine Teile herabgefallen sind, wurden an einigen Stellen Ausbesserungen vorgenommen. Gefährdet ist der Turm jedoch vor allem durch von oben ungehindert eindringendes Regenwasser. Erschwerend kommt hinzu, dass der Turm von innen nicht bestiegen werden kann.

Eine Sanierung des Turmes ist bisher nicht geplant. Im Rahmen des Tag des offenen Denkmals 2013 wurde die Türe erstmals seit langem wieder geöffnet und ein Blick von unten in das Bauwerk gewährt. Unter dem Motto „Unbequeme Denkmale“ zeigte sich bei der Führung, wie schwer man sich auch heute noch mit diesem Denkmal und der Verbindung zu Bismarck (Ideologie) tut. Hinzu kommt, dass es diesen Typ von Bismarckturm in Deutschland noch sehr oft gibt und darüber hinaus die genaue Zuständigkeit für den Würzburger Bismarckturm nicht vollständig geklärt ist. Informationstafeln würden aufgrund der abgeschiedenen Lage Vandalismus zum Opfer fallen - der Turm wurde bereits öfters mit Graffiti besprüht.

Bildergalerie

Trivia

  • Von der Straße Kürschnerhof in der Altstadt kann man heute noch eine der ursprünglichen Sichtachsen zum Turm ausmachen: Direkter Blickkontakt ist möglich.

Unterwegs in Würzburg (Video)

„Unterwegs in Würzburg zwischen Steinburg und Bismarckturm“ von wuerzburg-fotos.de (4. Februar 2018)

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Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Wilhelm Lubosch: Oskar Schultze († 28. Juni 1920), Anatomischer Anzeiger 54 (1921), S. 411-428
  2. Main-Post: „Für den Stein nicht die beste Lösung“ (16. August 2012)
  3. Wohnturm und Wehrturm einer mittelalterlichen Burg des französischen Kulturkreises (Donjon bei wikipedia.org)

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