St. Andreas (Erlabrunn)
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St. Andreas | |
Pfarrort | Erlabrunn |
Pastoraler Raum | Würzburg Nord-West |
Diözese | Würzburg |
Regierungsbezirk | Unterfranken |
Anschrift | Obere Kirchgasse 7, 97250 Erlabrunn |
Telefon | 09364 - 13 24 |
Telefax | 09364 - 81 10 79 |
Seelsorger | Pfarrer Andreas Kneitz |
Die katholische Pfarrkirche St. Andreas im Bistum Würzburg ist die einzige Kirche in Erlabrunn und wurde 1657 erbaut.
Geschichte
Schon 1372 wird in einer Urkunde ein Anwohner „Fritz hinder der Kirchen“ erwähnt. Es ist daher davon auszugehen, dass schon zu dieser Zeit eine Kirche im Ort existierte. Gemäß Stiftungsbrief vom 22. Februar 1591 erhob Fürstbischof Julius Echter von Mespelbrunn Erlabrunn zur selbständigen Pfarrei mit dem Filialort Margetshöchheim, nachdem sie bis dahin zur Pfarrei Hettstadt gehört hatte. Und um sicher zu gehen, dass „in dem Dorfe nicht die katholische mit einer häretischen Religion vertauscht würde“, behielt er sich das Patronatsrecht selbst vor, d.h. nur er bestimmte, wer in Erlabrunn als Pfarrer eingesetzt wurde. In Erlabrunn ließ er 1590 die bestehende Kirche verlängern.
Am 17. Juni 1655 wurde die letzte Messe in der alten Erlabrunner Kirche gehalten; am 24. Mai 1655 begann man wegen Einsturzgefahr mit deren Abriss. Die neue Kirche wurde im Stile der Kirchenbauten aus seiner Zeit errichtet, einer Verbindung von Renaissancestil mit gotischen Elementen. Um die Kirche herum befand sich ein Friedhof. Einige Grabsteine an der nördlichen Gadenmauer und das Friedhofskreuz sind heute noch zu sehen. Ebenso um die Kirche herum befanden sich Gaden - einräumige Häuser - von denen sich zwei Keller noch unterhalb des Kirchvorplatzes befinden. [1]
Während der Regentschaft des Fürstbischofs Johann Philipp von Schönborn wurde unter Ortspfarrer Johann Eckard Eckardi von 1655 bis 1657 die neue Kirche an gleicher Stelle errichtet. Die Grundsteinlegung erfolgte am 19. Juli 1655. Planung und Bauausführung lagen beim Baumeister Heinrich Eberhard aus Würzburg. Am 16. September 1657 konnte die neue Pfarrkirche durch den Würzburger Weihbischof Johann Melchior Söllner eingeweiht werden. [2] 1887 wurde die Kirche renoviert und dabei entbarockisiert. Viele dekorativen Elemente wurden entfernt und verkauft, darunter auch die drei überlebensgroßen barocken Heiligenfiguren, die sich heute an der Fassade des Meisnerhofs befinden.
1966/67 erhielt die Kirche im Rahmen einer Außen- und Innenrenovierung eine neue Heizung, der Chorraum wurde unter Leitung von Herbert Zugelder aus Würzburg neu gestaltet. Die Turmrenovierung wurde 1980/81 durchgeführt, eine einfache Innenrenovierung 1983 unter der Leitung von Suibert Vautrin (Karlstadt). Eine erneute Innenrenovierung mit Umgestaltung des Chores sowie Erneuerung der Heizungsanlage wurde unter der Leitung von Architekt Werner Kressirer (* 14. Juni 1930; † 24. November 2016) aus Höchberg in den Jahren 1995/96 durchgeführt.
Baubeschreibung
Der Kirchenbau bietet ca. 300 Gottesdienstbesuchern Platz. Er besitzt einen eingezogenen Chor mit stuckiertem Rippengewölbe. Das rechteckige Langhaus ist flachgedeckt und hat drei Fensterachsen. Die hohen rundbogigen Fenster sind mit Maßwerk verziert. Der Turm befindet sich an der Chornordseite (im Untergeschoss ursprünglich Sakristei mit Kreuzgewölbe; seit 1967 Beichtkapelle). Die Sakristei wurde an der Chorsüdseite neu gebaut.
Die Portale zeigen den im 17. Jahrhundert modernen barocken Baustil und geben Auskunft über die Bischöfe der Erbauungszeit:
- Über dem Westportal befindet sich die Inschrift: ANNO 1655 den 17. JVNI IST die Alte S. ANDREAS Kirchen abgebrochen und den 19. JVLII an der Newen der Erste Eckstein Ober dem Grundt zur Rechten Seite des Chors von Ihro Hochwürd. Und Gnad. Herrn Joanne Melchiore Bischoffen zu Domitiopel und Weihbischoffen zu Wirtzburg Wie auch Dechanten und Senioren des Stifts New Münster solemniter benedicirt worden.
- Im Giebelfeld des Südportals kombiniertes Wappen des Hochstifts Würzburg und des Erzstifts Mainz, sowie die Inschrift: ANNO 1655 EST TEMPLVM HOC AEDIFICATVM SVB REGIMINE R(EFERENDI)SSIMI ET EMINENTISSIMI PRINC(IPIS) DOMINI D(OMINI) IOANN(IS) PHILIPPI ARCHIEPISCOPI MOGVNTINENSIS SAC(RI) ROM(ANI) IMPERII ARCHICANCELARII ET ELECT(I) EPISCOPI HERBIPOLENSIS ET FRANCIAE ORIENTALIS DUCIS.
- Über dem Nordportal die Inschrift: EX LEGATO PIO D(OMI)NI F.T. MEISSNER. Franz Thomas Meisner war der jüngste Sohn von Barbara und Andreas Meisner, den Erbauern des Meisnerhofs. Er hat laut Inschrift der Kirche „eine fromme Stiftung“ vermacht. Im Pfarrarchiv findet sich die Bemerkung, dass daraufhin Umbauten an der Kirche vorgenommen werden konnten.
Ausstattung
Beschreibung
57 geflügelte Engelsköpfe an der Kassettendecke im Kirchenschiff weisen auf das Jahr der Kirchweihe (1657) hin. Ursprünglich war die Rückwand zwei emporig und mit einer Orgel von Johann Philipp Seuffert aus dem Jahre 1761 ausgestattet. Die Orgel spielte über 200 Jahre in der Kirche bis sie im Zuge der Renovierungsarbeiten an das Überlinger Münster verkauft wurde.
Seit der Renovierung 1966/67 befindet sich links vorne im Kirchenschiff ein Marienaltar. Die Muttergottes im Brokatmantel mit dem Zepter in der Hand steht auf einer Mondsichel und hält den Jesusknaben im Arm, der den Erdball trägt. Sie erinnert in ihrer Haltung stark an die Marienfiguren aus der Riemenschneiderzeit (um 1500), stammt jedoch aus der Bauzeit der Kirche. Vor 1966 stand sie im Eingangsbereich des Pfarrhauses.
Aus der Vorgängerkirche hat sich das Sakramentshäuschen erhalten (im Chor links), aus der Entstehungszeit der jetzigen Kirche stammen Christus mit den vier Evangelisten (von der ehemaligen Kanzel auf dem Hochaltar übertragen), der Taufstein und die 14 Nothelfer. Hierzu kommen eine Pietà im Gehäuse (um 1773) aus der Werkstatt Johann Peter Wagners und einige Rokokofiguren.
Bildergalerie
Geläut
Die große Kirchturmglocke wiegt 14 Zentner und 37 Pfund und wurde am 21. April 1659 gekauft. Sie trägt die Inschrift: „zu Ehren der Allerheiligsten Dreifaltigkeit und des heiligen Apostels Andreas, des Patrons der Kirche Erlabrunn“. Die Glocke wurde während des Zweiten Weltkriegs abtransportiert, vermutlich um sie einzuschmelzen. Sie tauchte allerdings in Hamburg wieder auf und wurde nach Erlabrunn zurückgebracht. Die ebenfalls abtransportierte mittlere Glocke wurde nicht wieder gefunden und 1949 durch eine neue ersetzt.
Die Glocken sind wie folgt gestimmt:
- Andreasglocke (Schlagton gis)
- Ave-Maria-Glocke (Schlagton h)
- Marienglocke (Schlagton cis)
Pfarreiengemeinschaft
Die Pfarrei gehört zur Pfarreiengemeinschaft „Hl. Franziskus im Maintal“.
Seelsorger
- ► Siehe Seelsorger Erlabrunn
Siehe auch
- 14 Nothelfer
- Baudenkmäler in Erlabrunn
- Erlabrunn
- Friedhof Erlabrunn
- Kirchengebäude im Landkreis Würzburg
- Pastoraler Raum Würzburg Nord-West
Quellen und Literatur
- Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege, Baudenkmäler in Erlabrunn, Nr. D-6-79-128-6
- Engelhard Eisentraut (Hrsg.), Die Erbauung der Pfarrkirche zu Erlabrunn (1655-1657) und die Aufzeichnungen des Pfarrers Johann Eckard Eckardi (1654-1665) in: Würzburger Diözesangeschichtsblätter, 4.1, 1936, S. 1-24.
- Karl Lott: Erlabrunn. Aufzeichnungen zur Geschichte des Dorfes und seiner Pfarrei. Erlabrunn 1984, S. 218 ff.
- Eingehüllt in ... 800 Jahre Erlabrunn - Geschichte und Geschichten. Hrsg.: Gemeinde Erlabrunn 2009, S. 32 ff.
- Thomas Wehner (Bearb.): Realschematismus der Diözese Würzburg. Dekanat Würzburg l.d. Mains. Vinzenz-Werkstätten GmbH, Würzburg 2000, S. 30 ff.
Weblinks
- Kirchengemeinden und Pfarrämter in Erlabrunn
- Katholische Kirchen und Pfarrgemeinden von Zell a. Main bis Leinach
- Kath. Pfarrkirche St. Andreas im DenkmalAtlas 2.0
Einzelnachweise
- ↑ Infotafel an der Kirche
- ↑ Karl Lott, Dr. Friedrich Petermann: Erlabrunn - Lebensart im Einklang mit der Natur. 1994, S. 6