Siechenhäuser
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Siechenhäuser (auch: Leprosenhäuser) wurden im Mittelalter errichtet, um der zeitweise sehr starken Ausbreitung von Infektionskrankheiten zu begegnen. Gegen das „große Sterben“, das wohl ebenso durch die Verbereitung von Krankheitserregern (z.B. Lepra) als auch durch Nahrungsmangel und ungenügende Hygiene ausgelöst wurde, gab es noch keine medizinischen Mittel. So wurden die Betroffenen in Einrichtungen isoliert, die sich außerhalb der Ansiedlungen befanden.
Geschichte
Lepra ist eine bakterielle Infektionskrankheit mit langer Inkubationszeit und langer Krankheitsdauer. Da Lepra bis in die 1980er Jahren nicht heilbar war, wurden Erkrankte seit alttestamtarischen Zeiten einer strikten Quarantäne unterworfen (daher auch die Bezeichnung Aussatz). Angesichts zunehmender Erkrankungen seit dem 11. Jahrhundert schrieb das Dritte Laterankonzil 1179 die lebenslange Versorgung der Kranken in eigenen Spitälern vor. In Würzburg ist das erste Leprosenhaus im heutigen Bayern auf das Jahr 1088 bezeugt. Stark ausgebreitet hat sich die Lepra-Krankheit durch Rückkehrer von den Kreuzzügen ab Ende des 11. Jahrhunderts bis ins 14. Jahrhundert. Ab dem 15. Jahrhundert ging die Zahl der Neuerkrankungen stark zurück und die Leprosenhäuser wurden entweder aufgelöst, zweckentfremdet oder konzentrierten sich ab 1348 auf Pestpatienten.
Würzburger Siechenhäuser (Auszug)
Im damaligen Stadtgebiet Würzburg standen nach Nürnberg mit fünf Leprosenhäuser die zweitmeisten im heutigen Bayern.
- Das Hospiz für Kranke und Aussätzige beim Benediktinerkloster St. Stephan auf dem Gelände des späteren Spitalhofes am Peterplatz wird mit der Aufhebung der Stiftung 1151 durch Bischof Siegfried von Truhendingen geschlossen. Möglicher Grund ist die zeitgleiche Gründung des St.-Johannis-Hospital im Sande.
- Das Leprosenhaus am Wöllrieder Hof ist urkundlich belegt ab 1245, Es wurde 1340 der Aufsicht des Bürgerspitals unterstellt. 1364 verstirbt der letze Leprakranke und das Haus wird als Gutshof landwirtschaftlichen Zwecken zugeführt.
- Das Siechenhaus vor dem Sander Tor ist urkundlich belegt ab ca. 1320 am Standort des späteren Ehehaltenhauses. Ab 1542 dient es als Pestkrankenhaus. 1560 erfolgt die Umwandlung in ein Haus für erkrankte Dienstboten (Ehehalten). Um 1600 wird das alte Hüttlein niedergerissen.
- Siechenhaus St. Nikolaus (Sondersiechenhaus für Leprakranke bzw. Armen-Siechenhaus) vor dem Zeller Tor ist urkundlich belegt ab 1349. Ab 1663 werden die Gebäude für die erweiterte Befestigung der Festung „eingeschanzt“ und abgebrochen. 1664 wird das Haus an den Fuß des Steinberges verlegt. 1852 geht das Siechenhaus mit Kapelle und einem kleinen Weinberg an das Königreich Bayern, das es wegen des Neubaus der Ludwigs-West-Bahn abreißen lässt.
Siechenhäuser im Landkreis
Da diese Art von Spital in der Regel städtische Einrichtungen waren, existierten diese auch nur in Städten.
Heidingsfeld
Ein Siechenhaus in Heidingsfeld ist 1321 und 1325 urkundlich belegt.
Neubrunn
Das Siechenspital (Neubrunn) geht auf eine Stiftung von Elisabeth von Wertheim, Witwe des Gottfried von Hohenlohe zurück und wurde 1315 gegründet. Es ist damit die älteste in Franken bezeugte adelige Spitalstiftung. Das Spital übergab sie an die in Neubrunn seit 1290 ansässige Kommende Neubrunn des Deutschen Ordens. Das Spital wurde 1319 nach Stadtprozelten verlegt.
Ochsenfurt
Bereits vor dem Jahr 1400 befand sich außerhalb der Ochsenfurter Stadtmauer ein „Sondersiechenhaus“ für Leprakranke, das Ehemalige Siechenhaus in der Uffenheimer Straße.
Siehe auch
Literatur und Quellen
- Peter Kolb: Das Spital- und Gesundheitswesen. Mit Kapitel: Die Siechenhäuser. In: Geschichte der Stadt Würzburg. Band I. Hrsg.: Ulrich Wagner S. 396 ff.
- Leprosenhäuser auf historisches-Lexikon-bayerns.de
- Leprosorien auf lepramuseum.de