Ehehaltenhaus

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Ehehaltenhaus mit Hauskapelle St. Nikolaus und Seniorenheim St. Nikolaus
Hauptgebäude des Ehehaltenhauses
Hauskapelle St. Nikolaus des Ehehaltenhauses
Ehehaltenhaus (1927)
Ehehaltenhaus (Ansicht von Nordosten, um 1850)

Das Ehehaltenhaus eine Senioreneinrichtung des Würzburger Bürgerspitals in der Virchowstraße im Würzburger Stadtbezirk Sanderau.

Geschichte

Das Ehehaltenhaus wurde im 13. Jahrhundert als „Siechenhaus St. Nikolaus“ mit Kapelle für Lepra-Kranke außerhalb der Stadtmauer in einiger Entfernung zum Sander Tor errichtet. Die „Aussätzigen” lebten dadurch isoliert von der übrigen Stadt, um ein weiteres Ausbreiten der Krankheit zu verhindern. Die gleiche Funktion hatte das Siechenhaus später auch für Pestkranke. Die Kapelle St. Nikolaus diente dabei als „Schleuse“ - dort wurden die Speisen und die Getränke für die Pestkranken niedergelegt.

Zwischen 1601 und 1603 wurde der seit 1599 baufällige lang gestreckte Pfründnerbau unter Julius Echter durch den weiter unten beschriebenen Neubau ersetzt. [1] Die Kapelle blieb erhalten. In der Folgezeit diente das Pfründnerhaus als Aufnahmeort für Kranke und Ort der Pflege. [2] [3]

Seit 1673 wurde der nördliche Teil des Hauses bis 1751 als Lazarett für kranke Soldaten verwendet und wurde „Soldatenpflege“ genannt. 1679 wurde sie durch Errichtung einer Trennmauer vom übrigen Bereich separiert. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts diente das Ehehaltenhaus nur noch für die Unterbringung von obdachlosen Armen. Die kranken Dienstboten wurden nunmehr im Dienstboten-Institut im Juliusspital untergebracht.

Namensgeber

Den Namen „Ehehaltenhaus“ erhielt das ehemalige Quarantänehaus erst Mitte des 16. Jahrhunderts. [4] Namensgebend waren die sogenannten Ehehalten (Dienstboten, die als vertragsmäßig dienende Hausgenossen nach der Würzburger Verordnung vom 20. Dezember 1654 dieses Dienstverhältnis einhalten mussten [5][6]), die im Alter dort untergebracht wurden.

Baubeschreibung

Das Ehehaltenhaus ist ein langgestreckter, zweigeschossiger Bau mit einfachen Renaissancegiebeln an den Schmalseiten. Die nördliche Schmalseite stößt an die Kapelle. An der Ost- und Westseite befindet sich je ein Renaissanceportal, über denen türsturzartig zwei kleine Reliefs angebracht wurden. Sie zeigen den seine Brut mit dem eigenen Blut nährenden Pelikan als Symbol christlicher Nächstenliebe sowie die Taube des Heiligen Geistes. An der Ostseite ist in der Mitte des Gebäudes ein Steinrelief von Michael Junker aus dem Jahr 1601 angebracht, die Leiblichen Werke der Barmherzigkeit darstellend, im Aufsatz die heilige Dreifaltigkeit.

Bildergalerie

Senioreneinrichtung

St.-Nikolaus-Heim in der Virchowstraße

Heute ist das Ehehaltenhaus eine Senioreneinrichtung des Würzburger Bürgerspitals im Herzen des Stadtbezirks Sanderau. Am 1. Juni 1970 wurde das neu hinzugebaute und mit 213 Betten ausgestattete St.-Nikolaus-Heim bezogen und am 8. Dezember eingeweiht. [7] Im Jahr 2007 wurde die Senioreneinrichtung um das Haus Margret Krick baulich erweitert.

Markantes Wahrzeichen der Einrichtung ist die bekannte St. Nikolaus-Kapelle.

Die Straßenbahnhaltestelle „Ehehaltenhaus“ ermöglicht den Senioren das Erreichen des Stadtzentrums von Würzburg in kürzester Zeit.

Das Naherholungsgebiet Mainwiesen, sowie eine hervorragend ausgestattete Infrastruktur befinden sich durch die zentrale Lage des Hauses in unmittelbarer Nähe.

Die sehr schöne, ruhige und großzügig angelegte Gartenanlage mit Brunnen und vielen Sitzmöglichkeiten verbreitet ein mediterranes Flair.

Zahlreiche hauseigene Parkplätze stehen den Gästen der Bewohner kostenfrei zur Verfügung.

Das einstmals größte Seniorenheim der Stiftung Bürgerspital verfügt über mehr als 200 Plätze in Einzel- und Doppelappartements bzw. Einzel- und Doppelzimmern, überwiegend mit eigenen Sanitäreinrichtungen, teilweise mit Balkon.

ÖPNV

Straßenbahn.png Nächste Straßenbahnhaltestelle: Ehehaltenhaus


Siehe auch

Quellen und Literatur

  • Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege, Baudenkmäler in Würzburg, Nr. D-6-63-000-607
  • Philipp Joseph Horsch: Versuch einer Topographie der Stadt Würzburg in Beziehung auf den allgemeinen Gesundheitszustand und die dahin zielenden Anstalten, Arnstadt 1805, S. 293-295 (§ 210); Digitalisat: http://franconica.uni-wuerzburg.de/ub/horsch/index.html
  • Carl Dittmayer: Bericht über die während des Krieges 1870-71 im Filial-Militair-Lazarethe Ehehaltenhaus-Münzgebäude behandelten kranken und verwundeten Soldaten, Richter, Würzburg 1871, 7 Seiten
  • Die Ehehaltenhauspflege in Würzburg ; Untersuchungen über deren rechtliche Natur, Boegler, Würzburg 1908, 27 Seiten
  • Gottfried Schindler: Die Ehehaltenhaus-Stiftung, Stürtz, Würzburg 1969, 18 Seiten. Auch abgedruckt in: Adreßbuch Stadt Würzburg und Umgebung ; 69. 1970 (1969), S. 1 - 8, Stürtz, Würzburg 1969
  • Peter Kolb: Das Spital- und Gesundheitswesen. in: Geschichte der Stadt Würzburg. Band II. Vom Bauernkrieg 1525 bis zum Übergang an Bayern 1814. Hrsg.: Ulrich Wagner. Verlag Theiss, Stuttgart 2004, S. 540 ff.
  • Martina Götz-Lurati: Das Ehehaltenhaus, in: Der Würzburger Stadtarzt Philipp Joseph Horsch (1772 - 1820) und seine medizinische "Topographie der Stadt Würzburg" (1805), Königshausen & Neumann, Würzburg 2006, ISBN: 3-8260-3546-3, S. 137
  • Wolfgang Bühling: Das Ehehaltenhaus zu Würzburg als Militärspital, Mainfränkisches Jahrbuch für Geschichte und Kunst 61 (2009), S. 128 - 137
  • Katharina Bauer u. a.: Bürgerspital Würzburg, Seniorenheim Ehehaltenhaus / St. Nikolaus ; ... gepflegt leben, Stiftung Bürgerspital zum Hl. Geist, Seniorenheim Ehehaltenhaus / St. Nikolaus, Würzburg 2014, 15 Seiten
  • Gerwin Zohlen: Die Gebäude und Architektur ; Würzburger Bürgerspital, in: Bürgerspital Würzburg, Hrsg. von Ralf Frenzel, Tre Torri, Wiesbaden 2015, ISBN: 3-944628-87-X, S. 64-98
  • Julius Echter, Patron der Künste. Katalog zur Ausstellung im Martin von Wagner Museum, Würzburg, vom 25. Juni bis 24. September 2017. Deutscher Kunstverlag, Berlin 2017. ISBN: 978-3-422-07408-8, S. 79 f.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Main-Post: „Tag des Denkmals: Für Leprakranke einst errichtet“ (31. August 2003)
  2. Main-Post: „Wandelndes Lexikon - Willi Dürrnagel“ (29. Mai 2012)
  3. Thomas Memminger: Würzburgs Straßen und Bauten. 2. Auflage, Gebrüder Memminger Verlagsbuchhandlung, Würzburg 1921, S. 380 ff.
  4. Die Bezeichnung „Ehehaltenhaus“ ist für Würzburg erstmals 1558 urkundlich nachweisbar. (Quelle: Geschichte der Stadt Würzburg. Band II. Vom Bauernkrieg 1525 bis zum Übergang an Bayern 1814. Hrsg.: Ulrich Wagner. Verlag Theiss, Stuttgart 2004, S. 554
  5. Mittelalter-Lexikon: Ehalten
  6. Dr. Johann Baptist Sartorius: Die Mundart der Stadt Würzburg. Stahel'sche Buch- und Kunsthandlung, Würzburg 1862., S. 36
  7. Bruno Rottenbach: Es ist ein hartes Handwerk, eine schöne Frau zu sein. Das Bild des heutigen Würzburg nach dem Wiederaufbau - Die Europastadt öffnet sich zum Main. In: 15 Jahrhunderte Würzburg. Hrsg. von Heinz Otremba, Echter Verlag, Würzburg 1979, S. 263-280; S. 273 f.

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