Ruine Ravensburg

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Ravensburg (auch Rabensburg)
Abmessungen oder Fläche 40 x 40 m
Entstehungszeit 12. Jahrhundert (um 1170)
Erhaltungszustand Ruine
Typologie Zungenburg
Höhe 240 Meter ü. NN
Breitengrad 49/51/5.33/N
Längengrad 9/51/54.75/E
Gemeinde Thüngersheim
Burgruine Ravensburg auf dem Felsvorsprung
Burgruine Ravensburg im Herbst
Überreste von Bergfried und Verlies

Die Ruine Ravensburg (in den ältesten Aufzeichnungen auch Rabensburg genannt) bei Thüngersheim im Landkreis Würzburg ist eine Burgruine aus der Stauferzeit.

Lage

Am rechten Mainufer, etwa acht Kilometer nördlich von Würzburg, streckt sich ein Felsrücken aus dem anstehenden Muschelkalk ins Flusstal hinein. Er bildet den Vorsprung eines waldbedeckten Hügels und gewährt eine weite Sicht in das hier fast geradlinig in Nord-Süd-Richtung verlaufende Tal des Maines. Die Burgruine liegt zwischen Veitshöchheim und Thüngersheim auf Thüngersheimer Gemarkung.

Geschichte

Um 1170 errichten die Herren von Würzburg, Dienstmannen des Würzburger Bischofs und des Reiches, eine Burg auf dem Ravensberg zwischen Veitshöchheim und Thüngersheim. Sie nannten sich nach dem Sitz Herren von Ravensburg. 1178 wird ein Heinrich von Ravensburg erstmals urkundlich mit diesem Namen bezeugt. Gemeinsam mit den Lehensleuten von Burg Falkenberg, hoch über Erlabrunn auf der gegenüberliegenden Mainseite gelegen, beherrschten die Ravensburger das Maintal nördlich von Würzburg. Sie hatten eine mächtige Stellung im Hochstift Würzburg inne, bis sich am 3. Dezember 1202 Bodo II. von Ravensburg und Heinrich von Falkenberg des Mordes am Würzburger Bischof Konrad von Querfurt schuldig machten. Als Strafmaßnahme wurden die Burgen Ravensburg und Falkenberg 1203 geschleift, und die Burgherren sowie ihre Helfer von Papst Innozenz III. mit dem Bannfluch belegt. Zwar konnten sich die Ravensburger und Falkenberger unter strengen Auflagen wieder vom Bann lösen und teilweise ihre alten Besitzrechte zurückerlangen, ein Wiederaufbau der Burgen gelang jedoch nicht mehr. [1] 1241 taucht die Burg in Urkunden nur noch als Flurname bzw. Orientierungspunkt auf.

1989 wurde die Ruine unter Denkmalschutz gestellt (Denkmalnummer D-6-79-194-74). [2]

Beschreibung

Die Ravensburg nahm in einer trapezförmigen Ausdehnung ursprünglich den gesamten Felssporn ein. Die Länge der Umfassungsmauern an der Nord-, West- und Ostseite betrug etwa 40 Meter, an der Südseite etwa 30 Meter. Ein tiefer Halsgraben sicherte den Zugang zur Burg, der nur über eine Zugbrücke möglich war. Jenseits dieses Grabens lag die Vorburg, bestehend aus Wirtschaftsgebäuden, die zur Versorgung der Burginsassen dienten.

Die gesamte Anlage wurde überragt von dem mächtigen, runden Bergfried mit einem Durchmesser von etwa 11 Meter, der Ausblick und letzter Zufluchtsort zugleich war und das Burgverlies barg. Daneben befand sich der Palas, das Wohngebäude der Burgherren. Die Wirtschaftsgebäude waren durch eine Innenmauer vom Wohnbereich getrennt und teilweise unterkellert. Als Baumaterial diente der anstehende Muschelkalk. Fenster und Türgewände waren aus Buntsandstein.

Von der Ravensburg war noch im 19. Jahrhundert wesentlich mehr erhalten. Im Jahr 1838 wurde im Bereich der südwärtsgelegenen Wirtschaftsgebäude ein Weinberg angelegt. Dabei wurde ein Gewölbekeller von etwa 20 Metern Länge und sieben Metern Breite freigelegt. Auch die Trennmauern der einzelnen Wirtschaftsteile waren damals noch klar zu erkennen. Beim Umgraben kamen zahlreiche Ziegelbrocken, verkohlte Balken und die Reste runder Fensterleibungen aus rotem Sandstein zum Vorschein – deutliche Anzeichen dafür, dass die Burg nicht nur durch Einreißen, sondern auch durch Brand zerstört worden war. Bei einer archäologischen Untersuchung des Turminneren konnten später ebenfalls Brandspuren nachgewiesen werden.

Heutige Zeugnisse

Heute sind nurmehr wenige Überreste der einst bedeutenden Burg sichtbar. Die Ringmauer der Ravensburg, in einer Stärke von bis zu drei Meter auf den anstehenden Fels gemörtelt, ist teilweise noch bis zu etwa einem Meter Höhe erhalten. Die Reste des runden Bergfrieds mit Verlies ragen in einem Durchmesser von elf Metern fast drei Meter über den Boden. Im einstigen Burggraben stehen Rebstöcke. 1997 wurde durch die Gemeinde Thüngersheim und das Amt für Ländliche Entwicklung Unterfranken Würzburg die Überreste des Bergfrieds teilweise wieder freigelegt und eine Gedenktafel errichtet.

Bildergalerie

Besucherinformation

Informationstafel des Veitshöchheimer Weinlehrpfades

Zur Burg gelangt man, indem man zunächst etwa 700 Meter nach Veitshöchheim rechts von der B 27 in Richtung Weinlage Veitshöchheimer Sonnenschein abbiegt. Hier befindet sich ein kleiner Parkplatz. Zu Fuß geht es in nördliche Richtung weiter den Weinberg hinauf auf einem befestigten Weg. Sieht man linksseitig eine Weinbergshütte, so sind es nur noch wenige Meter zur Ruine: Vom Weg zweigt dann an einem verrosteten Tor - ebenfalls linksseitig - ein Trampelpfad zur Ruine ab. Dieser führt zur Gedenktafel.

Alternativ gelangt man auch vom im Veitshöchheimer Birkental beginnenden Talbergweg zur Ruine.

Vom Felsvorsprung besteht ein weiter Ausblick über das Maintal und die angrenzende Weinlage.

Die Ruine Ravensburg liegt inmitten eines Naturschutzgebietes. Bei der Erkundung ist deshalb eine besondere Rücksichtnahme auf die Natur erforderlich. Besucher werden deshalb vor Ort dazu aufgefordert, auf den Wegen zu bleiben.

Sonstiges

  • In dem Freilichtstück „Gebrochene Schwingen“, das von 1995 bis 2005 in Erlabrunn aufgeführt wurde, wurde die Geschichte der Ravensburg und der Burg Falkenberg dargestellt. Die Aufführung wurde anlässlich der 800 Jahr-Feier des Ortes Erlabrunn 2009 wieder aufgenommen.

Quellen und Literatur

  • Peter Rückert: Ravensburg und Falkenberg. Die Geschichte zweier Burgen in der Stauferzeit. Würzburg, Selbstverlag der Flurbereinigungsdirektion, 74 Seiten. Die Deutsche Bibliothek – CIP-Einheitsaufnahme, 1992. ISBN: 3-929411-00-8
  • Joachim Dittrich: Burgruinen in Unterfranken – rund um Würzburg. Verlag Michaela Neumann, Nidderau 2006, S. 60-87. ISBN: 3-936622-74-4
  • Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege, Baudenkmäler in Thüngersheim, Nr. D-6-79-194-74

Siehe auch

Weblinks

Hinweise

  1. Siehe hierzu auch Deutscher Orden, Kapitel „Geschichte der Würzburger Kommende”
  2. Franz Dülk: Thüngersheim - Das Dorf, die Winzer, der Wein. Thüngersheim, 1996, S. 119

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