Mainschleifenbahn

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Bahnstrecke der Mainschleifenbahn
Schienenbus der Mainschleifenbahn
Schienenbus der Mainschleifenbahn

Die Mainschleifenbahn, richtiger die ehemalige Kursbuchstrecke KBS 418a (heute KBS 12818) Seligenstadt-Volkach ist eine 10,6 km lange Stichbahn der Ludwigs-West-Bahn zwischen Würzburg und Schweinfurt am Bahnhof Seligenstadt rechts abzweigend bis zur Mainschleife nach Volkach (Landkreis Kitzingen).

Geschichte

Diesellok 360 920 passiert gleich die Weiche des Bahnhofs Seligenstadt (9. März 1990) (© Frank Larsen)
  • Einweihung der Strecke am 14. Februar 1909
  • Einstellung des Personenverkehrs am 28. September 1968
  • Letzte Fahrt eines Güterzugs am 30. September 1991 [1]
  • Einstellung des kompletten Verkehrs am 28. Mai 1994
  • Bereits 1995 sollte der Rückbau der Gleise erfolgen. Dies wurde jedoch durch die Interessengemeinschaft Mainschleifenbahn erfolgreich verhindert.
  • Wiedereröffnung als Touristenbahn am 13. September 2003
  • Erwerb der Trasse durch den Förderverein von der DB AG im Jahre 2011
  • Potentialanalyse zur Reaktivierung durch Dr. Konrad Schliephake im Jahre 2013

Bahnhöfe und Haltepunkte

Bahntechnische Besonderheiten

Behelfsbrücke Volkach

Bahn- und Straßenbrücke Volkach 1959

Nach dem Kriege 1949 wurde die im Zweiten Weltkrieg zerstörte Mainbrücke durch eine Stahlkonstruktion ersetzt. Diese war eine kombinierte Bahn- und Straßenbrücke. Aus Richtung Vogelsburg kommend mündete die Bahnstrecke von links kommend auf die Brücke hinein und verlief in deren Mitte. Auf Volkacher Seite verließen die Gleise die Brücke wieder in einer Rechtskurve. Um den Verkehr zu regeln befand sich auf Astheimer Seite ein Bahnwärterhaus auf der Brücke. Sobald sich ein Zug angkündigte wurden die Schranken für den Autoverkehr geschlossen und nach dem Passieren des Zuges wieder geöffnet. Durch eine Hauptuntersuchung der Stahlbrücke Anfang der 90er Jahre wurde festgestellt, dass diese die Gewichtsbelastung der noch wenigen verkehrenden Güterzüge (Übergabezüge mit Kesselwagen für das Tanklager Volkach) für die Brücke zu hoch und der Bahnbetrieb einzustellen sei. Die Brücke wurde 2011 abgerissen, nachdem parallel ein Neubau als reine Straßenbrücke errichtet wurde. Endpunkt der Schienenstrecke ist seitdem der Haltepunkt Volkach-Astheim unmittelbar vor der neuen Brücke auf rechtsmainischer Seite.

Steilstrecke Astheim-Escherndorf/Vogelsburg

Zwischen den Haltepunkten Astheim und Escherndorf/Vogelsburg verfügt das Netz der Deutschen Bahn über eine der steilsten Gleisabschnitte im gesamten Streckennetz: auf knapp 4 km Länge wird ein Höhenunterschied von etwa 70 m überwunden, das entspricht einer durchschnittlichen Steigung von 23 Promille. Dabei verläuft die Strecke aus dem Maintal entlang der Flanke des Vogelsbergs bis auf das Hochplateau. Um diesem Umstand Rechnung zu tragen, waren im Bahnbetriebswerk Würzburg für den Einsatz auf dieser Strecke spezielle Diesellokomotiven der Baureihe 213 im Einsatz. Diese umgebauten Loks der ursprünglichen Baureihe 211 verfügten über ein geändertes Übersetzungsgetriebe und stärkere Druckluftbremsen.

Weichenausbau 1998

Die Deutsche Bahn entschied sich am 17. Oktober 1998 die Weiche, die die Verbindung zwischen der Hauptstrecke und der Mainschleifenbahn am Bahnhof Seligenstadt darstellte, auszubauen. Damit wurde sowohl eine mögliche Mitnutzung des Bahnhofs Seligenstadt als Umsteigepunkt, wie auch eine Direktverbindung der Züge nach Würzburg oder Schweinfurt definitiv unmöglich. Die Mainschleifenbahn fristet seit dem ein „Inseldasein“. Das heißt beispielsweise, bei größeren Reparaturen des rollenden Materials muss jeweils ein Schwertransporter für den Straßentransport organisiert und finanziert werden.

Heutiger Betrieb

Unbeschrankter Bahnübergang zwischen Seligenstadt und Prosselsheim

Der Förderverein Mainschleifenbahn befährt die Strecke zur Personenbeförderung mit einer zweiteiligen Schienenbusgarnitur (Steuerwagen + Motorwagen) der Bauart Uerdingen (Baujahr 1960) im roten Original-Anstrich. Fahrbetrieb besteht vom 1. Mai bis 15. Oktober an Sonntagen und gesetzlichen Feiertagen mit vier Verbindungen in jede Richtung. Sonderfahrten im Advent oder zum Weinfest in Volkach werden ebenfalls angeboten. Fahrplan und Fahrpreise finden sich auf der Homepage des Vereins. Der Fahrplan wird auch im Bayernkursbuch veröffentlicht. Eine Umsteigemöglichkeit zur Regionalbahn RB 53 besteht am Haltepunkt Seligenstadt (ca. 300 m von Haltepunkt Seligenstadt Mainschleifenbahn entfernt). Fahrkarten sind an den Betriebstagen im Zug erhältlich. Fahrkarten der Verkehrsverbünde DB/VVM/VGN werden nicht anerkannt. Eine kostenfreie Fahrradbeförderung ist möglich.

Bildergalerie

Fahrt mit dem VT 95 auf der Trasse der Mainschleifenbahn am 14. September 1991
Motorwagen VT 796 702 am 11. Oktober 2020

Planung

Es laufen Planungen zur Reaktivierung als Verbindung im ÖPNV mit Anschluss an das öffentliche Streckennetz in Seligenstadt. Eine Potenzial-Analyse im Jahr 2019 ergab eine mögliche Nutzerzahl von 1400 Personen täglich. [2] Technische Voraussetzung wäre der Wiedereinbau der Abzweigweiche im Bahnhof Seligenstadt. Zum Fahrplanwechsel am 15. Dezember 2019 erfolgte die Wiederaufahme der Strecke unter neuer KBS-Nummer in das Kursbuch der Deutschen Bahn AG.

Im Sommer 2020 wurde bekanntgegeben, dass eine Reaktivierung etwa 14 Millionen Euro kostet und diese bis 2026 erfolgen soll. Die erforderlichen Maßnahmen (Gleissanierung, Ausbau der Haltepunkte, Einbau einer Weiche etc.) wird mit einer Förderquote von 90% sehr hoch bezuschusst. Für die Umsetzung der Reaktivierung wurde mit der Gründung der Mainschleifenbahn Infrastruktur GmbH (MIG) am 17. Mai 2021 in Prosselsheim ein Meilenstein gesetzt.

Ziel ist es, die Voraussetzungen für einen schnellstmöglichen Betriebsstart der Mainschleifenbahn zu schaffen. Der ursprünglich geplante Start Anfang 2026 wird allerdings nicht eingehalten werden können. Eine Reaktivierung der Mainschleifenbahn ist derzeit mit dem Fahrplanwechsel im Dezember 2027 geplant. [3] [4] [5]

Am 1. Juli 2024 teilte das Landratsamt Würzburg mit, dass sich die MIG in der finalen Phase der Nutzen-Kosten-Untersuchung befindet. Das Ergebnis dieser Untersuchung wird entscheidend für die Finanzierung des Reaktivierungsvorhabens sein. Denn, ohne eine Förderung des Projektes durch den Bund und den Freistaat Bayern werden die beiden Landkreise Würzburg und Kitzingen die Kosten der Strecken-Reaktivierung nicht stemmen können. Mit einem Ergebnis der Auswertung wurde im Laufe des Jahres 2024 gerechnet. [6]

In enger Abstimmung zwischen dem federführenden Gutachterbüro der Mainschleifenbahn-Infrastruktur-Gesellschaft (MIG), dem Bayerischen Staatsministerium für Wohnen, Bau und Verkehr und den Verantwortlichen der MIG wurde im Laufe des Jahres 2024 die Standardisierte Bewertung von Verkehrswegeinvestitionen im öffentlichen Personennahverkehr Version 2016+, kurz die Nutzen-Kosten-Untersuchung, durchgeführt. Ziel dieser Untersuchung war es, einen volkswirtschaftlichen Nutzen der geplanten Reaktivierung der Mainschleifenbahn von Volkach über Seligenstadt bis Würzburg Hauptbahnhof zu ermitteln. Als erstes Ergebnis ließ sich festhalten, dass ein hoher volkswirtschaftlicher Nutzen des Reaktivierungsprojekts gutachterlich nachgewiesen werden konnte und die Ergebnisse des Gutachtens sowohl von Freistaat Bayern als auch Bund so vorläufig anerkannt werden. Somit ist eine grundsätzliche Förderfähigkeit mit einem Fördersatz von 90% der förderfähigen Kosten durch das Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz (GVFG) gegeben. Die werden aktuell auf 20 bis 26 Millionen Euro geschätzt. Inbegriffen wären auch mehrere barrierefreie Haltepunkkte und Bahnübergänge.

Ein weiterer wichtiger Nachweis der erbracht werden konnte: Das Erreichen des sog. 1.000er Kriterium des Freistaats Bayerns bestätigt erneut gutachterlich die Nutzerzahlen. Hinter diesem Kriterium verbirgt sich, wie viele Reisenden pro Werktag pro Kilometer auf der dann betriebenen Strecke erwartet werden (1.000 Reisenden-Kilometer pro Kilometer betriebener Strecke). Eine Untersuchung der Bayerischen Eisenbahngesellschaft aus dem Jahr 2019 hatte bereits den Nachweis erbracht, dass dieses Kriterium auf der zu reaktivierenden Strecke erfüllt wird. Es galt nun, dies im Rahmen der NKU erneut zu bestätigen. Damit hat das Reaktivierungsvorhaben Mainschleifenbahn eine weitere wichtige Hürde hin zu einer möglichen Projektrealisierung genommen. [7]

Die Mainschleifenbahn kommt

„Die Mainschleifenbahn kommt“ - Bauzaunbanner am Haltepunkt Volkach

„Die Mainschleifenbahn kommt!“ So steht es auf einem Bauzaunbanner, das Landrätin Tamara Bischof und Landrat Thomas Eberth Ende Oktober 2024 am Bahnhaltepunkt Volkach enthüllen durften. Vorausgegangen war eine gemeinsame Sitzung der beiden Kreistage der Landkreise Kitzingen und Würzburg in der Mainschleifenhalle in Volkach. Hier wurden mit einstimmigen Beschlüssen beider Kreistage die Weichen für den weiteren Fortgang der Reaktivierung der Mainschleifenbahn gestellt. Noch im August 2024 hatten Vertreter des Bundes und des Freistaates Bayern in einer Videokonferenz mit Vertretern der beiden Landkreise sowie den beiden Geschäftsführern der Mainschleifenbahn-Infrastruktur-GmbH (MIG) Frank Albert und Thomas Götz eine grundsätzliche Förderfähigkeit des Vorhabens in Aussicht gestellt. Basis für die positiven Signale aus München und Berlin waren die Ergebnisse der Nutzen-Kosten-Analyse gewesen. Gutachter hatten das Reaktivierungsvorhaben als volkswirtschaftlich sinnvoll bestätigt. Nun waren umfangreiche Beschlüsse notwendig, um der MIG die nötigen finanziellen Mittel für die Beauftragung der weiteren Planungsleistungen zur Verfügung zu stellen.

Der weitere Fahrplan für das Projekt ist ambitioniert: Ab Dezember 2028 sollen auf der Mainschleifenbahn mit modernen batterieelektrisch betriebenen Zügen im Stundentakt Fahrgäste innerhalb von 25 Minuten ohne Umstieg zwischen Volkach und Würzburg befördert werden. Bis dahin muss die Strecke allerdings noch ertüchtigt werden: Gesicherte Bahnübergänge sollen die Sicherheit an allen bisher unbeschrankten Querungen, u.a. an der Staatsstraße 2260 erhöhen. Die Gleisgeometrie soll zudem für Geschwindigkeiten von bis zu 80 km/h ertüchtigt werden. Haltepunkte mit Park-and-Ride- sowie Bike-and-Ride-Plätzen sollen in Prosselsheim, Eisenheim und Volkach errichtet werden und die Bus-Verbindungen im ÖPNV an die Haltezeiten der Bahn angepasst, um die Strecke besonders für Pendler attraktiv machen. Für die bauliche Umsetzung und den späteren Betrieb der Strecke strebt die MIG eine Kooperation mit einem Eisenbahninfrastrukturunternehmen an. [8]

Trivia

Ihren Beinamen „Säuferbähnle“ erhielt die Bahn, weil sie häufig auch von Ausflüglern genutzt wurde, die an der Mainschleife zechten.

Siehe auch

Quellen und Literatur

  • Förderverein Mainschleifenbahn (Hrsg.): Rund um die Mainschleifenbahn. Fotos - Fakten - Fahrzeuge. Verlag Karl Hart, Volkach 2008 (Stadtbücherei Würzburg Dhl Run)
  • Georg Wolfgang Schramm: Die Mainschleife und ihre Eisenbahn. Bilder, Geschichte und Geschichten. Verlag Karl Hart, Volkach 2009 (Stadtbücherei Würzburg Dhl Schra)

Pressespiegel

Weblinks

Einzelnachweise

Kartenausschnitt

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