Hofgut Heil-Fenner (Gelchsheim)
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Das Hofgut Heil-Fenner ist ein Gutshof mit Wohn- und Ökonomiegebäude in der Marktgemeinde Gelchsheim.
Lage
Das landwirtschaftliche Gut befindet sich in der Schloßgasse 13 und 13b.
Geschichte
Die Geschichte des Gutshofes ist eng verknüpft mit der Geschichte des Schloss Gelchsheim, denn nach Auflösung des Deutschen Ordens im Jahre 1809 gingen Schloss und die landwirtschaftlichen Güter in Privatbesitz über. Der erste Besitzer war ein Georg Scheckenbach. [1] Im Jahre 1817 kaufte Michael Liebenstein das Schloss samt den dazugehörigen Gütern. [2] Aus dem Gemeindearchiv geht hervor, dass das Besitztum durch die Händler Adam Hein aus Ochsenfurt, Anton Krüger aus Oellingen und Faust Hirsch aus Würzburg am 18. Juni 1823 an Bernhard Scheckenbach verkauft wurde. Der Ökonom Bernhard Scheckenbach veräußerte 1833 das Gut und übersiedelte nach Sächsenheim. [2] Am 4. März 1836 erteilte die königlich-bayerische Regierung für Unterfranken und Aschaffenburg in Würzburg an die „Gebrüder Gätschenberger und vom Rath, Wbg.“ die Erlaubnis zum Betrieb einer Runkelrüben-Zuckerfabrik in Gelchsheim, Hs.-Nr. 54. In dieser Zeit bestand die Zuckerfabrik Gelchsheim. Nach Auflösung des Unternehmens der Gebr. Rath/Gätschenberger ging 1844 der gesamte Besitz an Christian Levin Lemmé in Antwerpen/Belgien über, und nach dessen Tod an die Christian Lemmé's Erben in Frankfurt am Main. Pächter und Generalbevollmächtigter war der Gutsbesitzer Adolph Andreae (verheiratet mit einer Tochter des Chr. L. Lemmé). Er bewirtschaftete den Gutshof, denn er wird in der Gewerbesteuerliste der Gemeinde als Brennereibesitzer aufgeführt. Unter Andreae wurde der Gutshof erweitert und am heutigen Standort baulich erneuert: 1869 wurde die alte Scheune abgerissen und an deren Stelle Kuh- und Ochsenstallungen gebaut. Der Bau des Gutshauses wird um 1830 gemutmaßt. Über die Erben des Ehepaares Andreae/Lemmé finden sich kaum Aufzeichnungen. Laut Eintragung des Königlichen Rentamtes Röttingen vom 11. April 1900 wurde der Besitzanteil von Maria Metzler, geb. Lemmé an deren Kinder vererbt.
Seit etwa 1870 war das Ökonomiegut von den Gutsbesitzern Horsch und Landes gemeinsam gepachtet. Horsch betrieb in der vorderen Anlage (damals zwischen Gaisgasse und Gemeine Gasse, heute Hofstraße) eine bedeutende Branntweinbrennerei und Käsezubereitung; Landes bewohnte mit seiner Familie die alte Schlossanlage und führte die Landwirtschaft.
Im Jahre 1910 erwarb Ökonomierat Georg Heil, damals noch Pächter des Staff-Reitzenstein'schen Besitzes in Tückelhausen, den Gutsbesitz. Georg Heil baute nach dem Ersten Weltkrieg (1921 fertiggestellt) auf dem Fundament der Burg ein herrschaftliches Landhaus, das Schloss. Nach seinem frühen Tod 1921 wohnten seine Witwe Susanne Heil mit Tochter und Kindern noch bis 1931 im Schloss, zogen dann in den Gutshof in der Hofstraße, wo seit 1921 der ehemalige aktive Seeoffizier Carl Fenner (verheiratet mit Tochter Emma Heil) als angestellter Betriebsleiter die Landwirtschaft führte. Zur gleichen Zeit betrieb Ökonomierat Hermann Knauer (als Schwiegersohn verheiratet mit Ilse Heil) die Saatzucht. Die Schlossanlage stand dann leer, bis sie 1938 von der ehemaligen NSDAP erworben wurde.
Nach 1910 wurde der Gutshof in allen Bereichen modernisiert und umgebaut, das Wohnhaus, sämtliche Stallungen und Nebengebäude, die Felder wurden drainiert. Der enorme finanzielle Aufwand war dringend erforderlich, sollte das Gut in Zukunft produktiv und lohnend arbeiten. Weltweit bekannt wurde die Saatzucht. Nach den für die Landwirtschaft schlechten Zeiten in den 1920er Jahren ging es jedoch mit dem Betrieb wieder aufwärts. Anteil daran hatten auch die ersten Verwalter Heil (nicht verwandt) und seit 1933 Gottlob Schlegel. Das Jahr 1935 brachte dem Gut einen Aderlass. Zwischen den Orten Gelchsheim und Oellingen wurde ein Fliegerhorst der Luftwaffe gebaut. Diesem Flugplatz fielen Teile der besten Äcker des Gutes zum Opfer: 50 Hektar mussten verkauft und zusätzlich 10 Hektar verpachtet werden. Nach dem Zweiten Weltkrieg erließ die amerikanische Militärregierung 1945/46 für Bayern das sogenannte Bodenreformgesetz, wonach alle Betriebe über 100 Hektar bei entsprechendem Einheitswert abgabepflichtig waren, ausgenommen waren Saatzuchtbetriebe. Obwohl das Gut als spezialisierter Saatvermehrungs-, Rinderzucht- und Schweinezuchtbetrieb gelten musste, war eine Landabgabe nicht zu vermeiden. Die vom Flugplatz nach seiner Auflösung zurückerhaltenen verpachteten 10 Hektar Feld wurden freiwillig für den vertriebenen Landwirt Schimana zur Verfügung gestellt. Darüber hinaus wurden 50 Hektar Land an Kleinlandwirte zur Aufstockung abgetreten. Die Betriebsfläche des Gutes schrumpfte so von 225 Hektar auf 165 Hektar.
Die zunehmende Technisierung und Spezialisierung zwang in der Folgezeit zu verschiedenen Umstellungen, insbesondere zur Aufgabe der Mastschweinhaltung, der Zuchtsauen, der Milchvieh-/Kuhhaltung und zur Einstellung der Kartoffelbrennerei. Im Jahre 1980 gelang es dem Gutsbetrieb Müller in Giebelstadt rund 52 Hektar dazuzupachten und erreichte somit eine bessere Auslastung der Maschinenkapazität. Der Schwerpunkt der Landwirtschaft liegt nun eindeutig im Ackerbau.
Baubeschreibung
„Ehemaliges Wohngebäude des Gutshofes, eingeschossiger, verputzter Fachwerkbau mit Halbwalmdach, 18. Jahrhundert. Ehemaliges Ökonomiegebäude des Gutshofes, dreigeschossiger Massivbau mit Halbwalmdach und Eckquaderung, wohl um 1800, mit älterem Kern.“
Bildergalerie
Bewirtschaftung des Gutshofes
- 1910 - 1921: Ökonomierat Georg Heil, Besitzer
- 1921 - 1941: Carl Fenner, Betriebsleiter
- 1941 - 1946: Gottlob Schlegel, Verwalter
- 1946 - 1950: Hans Hugo Holtz, Verwalter
- 1950 - 1960: Gerd Fenner, Betriebsleiter
- 1960 - 1965: Gerd Fenner, Gutspächter
- 1965 - 1971: Gerd Fenner, Mitbesitzer mit der Mutter Emma Fenner, geb. Heil (nach dem Tod von Susanne Heil, 1964)
- seit 1971: Gerd Fenner (nach Erbregelung Eigentümer). Seit 1. Juli 1983 ist mit Sohn Dr. Jochen Fenner die Familie in dritter Generation auf dem Gutshof tätig, der den Gutshof 1990 übernahm. [3] Im Frühjahr 2007 stieg Sohn Sebastian in den Betrieb bei seinem Vater ein. [4]
Siehe auch
- Fliegerhorst Gelchsheim
- Georg Heil
- Schloss Gelchsheim
- Zuckerfabrik Gelchsheim
- Baudenkmäler in Gelchsheim
Quellen und Literatur
- Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege, Baudenkmäler in Gelchsheim, Nr. D-6-79-135-11
- Gerd Fenner: Das Hofgut Heil-Fenner. In: Fred Helmerich: Gelchsheim im Ochsenfurter Gau mit seinen Ortsteilen Oellingen und Osthausen. Hrsg.: Marktgemeinde Gelchsheim im Ochsenfurter Gau, 1985, S. 141 f.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Eine Kopie vom 17. September 1811 aus den Akten Aubs regelt den Gutsabtrennungsvertrag zwischen Georg Scheckenbach und seinen Angehörigen.
- ↑ 2,0 2,1 Fred Helmerisch: Gelchsheim im Ochsenfurt Gau - Ein Gang durch den Ort und seine Geschichte. 1949 (Abschrift aus dem Hausbuch des Gg. Scheckenbach)
- ↑ Main-Post: „Jochen Fenner feiert 65. Geburtstag“ (13. Januar 2017)
- ↑ Main-Post: „Sebastian Fenner bester seines Fachs“ (4. Januar 2009)