Deutschordenskomturei

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Deutschordenskomturei
Deutschordenskomturei mit dem Turm der Deutschhauskirche
Deutschordenskomturei mit dem Turm der Deutschhauskirche um 1919

Die Deutschordenskomturei im Mainviertel in der Zeller Straße 38 ist ein nach den Entwürfen von Antonio Petrini 1694 errichteter zweigeschossiger Langflügel-Frühbarockbau.

Vorgeschichte

Wann sich der Deutsche Orden in Würzburg niederließ und ein Ordenshaus (= Kommende oder Komturei) errichtete, lässt sich nicht genau angeben. Am 16. November 1219 schenkte der Würzburger Bischof Otto I. von Lobdeburg mit Zustimmung des Domkapitels dem Deutschen Orden das Areal auf dem Giersberg [1], auf dem der Königshof („curia regia”) beim Schottenkloster im Mainviertel lag. Hier hatte der Stauferkönig Friedrich Barbarossa (1152-1190) seine Hochzeit mit Prinzessin Beatrix von Burgund gefeiert. Nach seinem Tod ging der Hof in den Besitz des Bistums Würzburg über, welches den Hof seinerseits dem Deutschen Orden schenkte. Die Bestätigung der Schenkung erfolgte am 11. Juli 1220 durch Papst Honorius III. Im Jahre 1224 stimmte auch Kaiser Friedrich II. (1212-1250), der offenkundig noch ein Verfügungsrecht über den Königshof hatte, ebenfalls zu, vermutlich unter der Voraussetzung, dass der Königshof das kaiserliche Gefolge verpflegte, wenn es in Würzburg Station machte. [2]

Kirchenbau und Anfänge der Komturei

1226 erfolgte die Einweihung der Kapelle der heiligen Jungfrau (Würzburg), die identisch ist mit einer heute im ersten Turmgeschoss der Deutschhauskirche nachweisbaren Kapelle. Um 1270 begannen die Brüder mit ihrem Kirchenbau auf dem Grundstück neben ihrer Kommende. Ein 1286 erworbenes Haus am Fischmarkt diente zunächst als Residenz der Komturei. 1287 kaufte der Deutsche Orden den an die Kirche angrenzenden Hof der Brüder Schweigerer, gleichfalls auf der Hopferstatt gelegen. Im selben Jahr verbot der Rat der Bürgerschaft den Weiterbau, da dem Kirchenbau ein öffentlicher Weg, der zum Schottenkloster führte, zum Opfer fallen würde. 1296 wurde ein Kompromiss gefunden: Die Deutschherren mussten den Weg zum Schottenkloster durch einen sogenannten Schwibbogen überbauen. Zu Beginn des 14. Jahrhunderts wurde die Deutschhauskirche nach mehreren Bauetappen fertiggestellt.

Die Deutschordenskomturei, wie sie heute zu sehen ist, wurde gegen Ende des 17. Jahrhunderts unter den Landkomtur Maximilian von Ow nach den Entwürfen von Antonio Petrini erbaut.

Ende der Komturei

Als mit der Säkularisation 1803 das Fürstbistum an das von Napoleon geschaffene Königreich Bayern kam und 1809 der Deutsche Orden auf Befehl Napoleons aufgelöst wurde, waren die Gebäude, insbesondere die Kirche, dem Verfall preisgegeben. Das Komtureigebäude wurde von der Militärverwaltung lange Zeit teilweise als Magazin benutzt. 1911 wurde das Kasino des Offizierskorps der 2. Trainverwaltung nach verschiedenen Umbauten im Innern eingerichtet, das dort bis 1919 untergebracht war. Nach dem Ersten Weltkrieg wurden das Heeresbauamt und das Vermögensamt in den Räumen untergebracht.

Heutige Gebäudenutzung

Nach dem Zweiten Weltkrieg gehörten die drei Häuser Zeller Straße 38, 40 und 42 zu den wenigen nutzbaren öffentlichen Gebäuden. Im Haus Zeller Straße 38, das durch nahe Bombenexplosionen sehr gelitten hatte, wurde das Flurbereinigungsamt untergebracht.

Als man in den 1950er Jahren an die Lösung der Probleme im ländlichen Bereich ging und mit durchgreifenden Maßnahmen zur Verbesserung der Agrarstruktur die Voraussetzungen für die Besserung der Lebensbedingungen auf dem Lande schuf, war die Vergrößerung des Flurbereinigungsamtes das Gebot der Stunde. In der Modernisierung der alten Gebäude und deren Verbindung mit Neubauten sah man schließlich die einzige realisierbare Möglichkeit. Im September 1963 begannen die Abbrucharbeiten der Gebäude Zeller Straße 42 und 42a. Die zwei Neubauflügel konnten nach dreijähriger Bauzeit 1968 bezogen werden. Die danach freigemachten Gebäude Zeller Straße 38 und 40 ermöglichten nun auch deren Umbau. Seit 1992 heißt die hier beheimatete Landesbehörde Amt für Ländliche Entwicklung Unterfranken.

Baubeschreibung

„Ehem. Deutschordenskomturei, zweigeschossiger Walmdachbau über hohem Kellersockel, Putzmauerwerk mit Sandsteinkanten und -rahmungen sowie Wappenportal, barock, wohl von Antonio Petrini, 1694.“

Architektur

Wie bei anderen Petrini-Bauten, ist auch das Gebäude der Deutschordenskomturei ein gradliniger, großflächiger und klar gegliederter zweigeschossiger Langflügelbau mit Walmdach. Elf Fensterachsen gliedern den Bau, dessen beide Geschosse durch ein kräftiges Gesims getrennt sind. Über den Doppelfenstern des ersten Geschosses finden sich Segmentgiebel. Die Ecken des ersten Geschosses bestehen aus Bossenmauerwerk.

Der einfach, aber stattlich wirkende Neubau Petrinis hatte an der Nordseite zum Hof hin eine offene Arkade, deren Rundbogen bis zur letzten Instandsetzung unter dem schadhaften Putz sichtbar waren. Die Arkade ist zugleich auch die Erklärung für die ebenerdigen, langen, schmalen Räume an der Hofseite, die nach der Vermauerung der Arkade dort entstanden sind. Ursprünglich hatte das Gebäude nur einen Zugang vom Hof. Der Eingang an der Längsseite, ein Rundbogenportal mit Segmentbogenrahmung und dem Prunkwappen des Komturs Maximilian von Ow, das erst nachträglich eingebaut worden war, wurde bei den Umbauarbeiten auf die westliche Stirnseite verlegt.

Bei den Räumen der Deutschordenskomturei handelt es sich neben der Residenz um das einzige Barockpalais, in dem die stuckierten Räume original erhalten sind. Die fünf Räume befinden sich im ersten Stock zur Zeller Straße hin. „Der prächtig stuckierte Mittelraum diente als elegantes Speise- und Festzimmer, in dem der Gastgeber mit seinen Gästen an einem übrigen Zimmer bildeten je ein Gastappartement und eines für den Repräsentanten des Ordens, bestehend aus Vorzimmer und Aufenthalts- oder Schlafraum. Damit folgte der Deutschordenssitz der konventionellen Raumfolge der französischen Palaisarchitektur. Die Deckenverzierung deutet unbedingt auf Künstler aus dem Umkreis des italienischen Meister Pietro Magno hin, unter dessen Leitung innerhalb weniger Jahre das gewaltige Innere des Doms St. Kilian sein barockes Gewand erhielt.“ [3]

Siehe auch

Einzelnachweise und Hinweise

  1. Giersberg nennt sich die Erhebung über dem Maintal, auf dem sich der Schottenanger befindet.
  2. In der Schenkungsurkunde ist festgehalten: „... dass wir (Bischof Otto) in Anbetracht der Stellung unserer Ritter Christi vom Ordenshaus des Spitals der Deutschen jenseits des Meeres in Jerusalem Kampf für die Jungfrau Maria und unseren Herrn Jesus Christus, deren Standfestigkeit im Kampf gegen die Feinde des Glaubens und Freigebigkeit gegen die Armen hinreichend bekannt sind, ihnen und ihrem Orden mit Zustimmung des Domkapitels unser Haus jenseits des Mains beim Kloster der Schotten gelegen, das einst „Königshof” genannt wurde, zu vollem Eigentum geschenkt zu haben.”
    (Quelle: Hauptstaatsarchiv München, Würzburger Urkunden 337/1 + 2,7739)
  3. Dr. Hans Steidle: „Petrini im Alten Mainviertel“ im Meeviertel-Anzeiger Ausgabe Dezember 2008

Quellen und Literatur

  • Lucia Longo: Antonio Petrini - Ein Barockarchitekt in Franken, Verlag Schnell & Steiner München-Zürich 1985
  • Hanswernfried Muth: Antonio Petrini - Ein Baumeister des Barock - Ein Liebhaberdruck aus dem Echterhaus 1968
  • Thomas Memminger: Würzburgs Straßen und Bauten, Gebrüder Memminger Verlagsbuchhandlung, Würzburg 1921, S. 398
  • Werner Stahr: Unser Arbeitsplatz am Schottenanger - Vom Staufischen Königshof über die Deutschherren-Komturei und das Fürstbischöfliche Jagdzeughaus zum technischen Dienstleistungszentrum (1970) in 75 Jahre Verwaltung für Ländliche Entwicklung in Unterfranken, Hrsg.: Amt für Ländliche Entwicklung Unterfranken Würzburg, Würzburg 1998
  • Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege, Baudenkmäler in Würzburg, Nr. D-6-63-000-635

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